Warum Windows 10 und kein zusätzliches Linux? Diese Überschrift stand zu Beginn der Einrichtung des neuen Rechners. Der absurde Grund lautet: Weil Linux einwandfrei funktioniert und, einmal eingerichtet, seit 10 Jahren keinerlei Systemeingriffe mehr erforderte.
Inneres Ich: „Aber das ist doch prima! Dann sollten sogar alle 4 Rechner mit Linux arbeiten.”
Das stimmt grundsätzlich, aber es gibt ein Aber 🙂 Gerade weil Windows immer wieder kleinere und größere Probleme mit dem Netzwerk macht, hat man dieses Betriebssystem eigentlich schon verinnerlicht. Somit ist eine Fehlersuche meistens ratzfatz erledigt, die Fehler sind leicht auszumerzen. Linux läuft seit 10 Jahren ohne Problem. Wenn nun dort plötzlich ein Fehlverhalten auftritt, hat man die Herangehensweise längst vergessen und muss sich mühsam sowie (in meinem Fall) widerwillig alles im bzw. aus dem Internet erneut aneignen. Besäßen nun also alle 4 Rechner ein Linux-Betriebssystem, hätte alles über ein Jahrzehnt lang tadellos funktioniert, träte aber tatsächlich mal ein Problem auf, wüsste ich nicht mehr, was zu tun ist.
Inneres Ich: „Gab es denn ein Problem mit Linux?”
Ja. Geschehen war folgendes:
Auf dem Weg zur Lösung des letzten Netzwerkproblems, hatte ich zu Testzwecken die Anschlüsse der Rechner an der Fritzbox munter vertauscht. Das ist natürlich egal, denn ein angeschlossener Rechner erkennt seinen Anschluss selbstständig. Es macht ihm nichts aus, ob er am Anschluss 1 oder 2 des Routers hängt. Dem Linux-Rechner war das aber nicht in Gänze egal. Zwar gibt es keine Probleme mit dem Internet oder dem Netzwerk, wenn er nach einem Neustart seinen Anschluss erkannt hat, doch nach dem Schalten in den Ruhemodus (Linux wird bei mir nie vollständig heruntergefahren), vergaß er beim Aufwachen den Ort seines Anschlusses und versuchte immer wieder vergeblich sich zu verbinden. Ich drücke es bildlich und nicht technisch aus. Erst nach einem echten Herunterfahren und Neustart des Rechners verband er sich korrekt mit dem neuen Port der Fritzbox. Und das immer wieder: Nach dem Ruhemodus = keine Netzwerkverbindung, nach dem Neustart = alles okay. Eigenartig, nicht wahr?
Da ich den Monitor aber fast immer ausgeschaltet habe, selbst wenn ich Linux für das Film- und Serienarchiv nutze (also gewissermaßen als Entertainment-Knotenpunkt des Netzwerks), hätte es auf dieser Art und Weise nicht mehr so komfortabel wie vorher funktioniert. Um jetzt den Fehler des vorübergehenden Vergessens seiner Verbindungseinstellungen zu korrigieren, hätte es lt. Linux-Foren klare neue Einträge in der „Linuxsprache” bedurft, die ich mangels Gelegenheit allerdings im letzten Jahrzehnt erstens selber vergessen habe und zweitens habe ich die damalige Hackerei wegen der Audio-Probleme noch in guter (abschreckender) Erinnerung.
Wie hatte ich das Problem dann gelöst? Indem ich den Rechner einfach wieder genau an den bisherigen Anschluss der Fritzbox steckte. Damit funktionierte auch wieder der selbstständige Verbindungsaufbau nach dem Aufwachen aus dem Ruhemodus.
Für Linux-Kenner mag der Fehler schnell behoben sein, allerdings liest man in den Fachforen von vielen Nutzern mit demselben Problem und die zum Teil erst nach Jahren hierfür eine Lösung gefunden haben. Daher wage ich mal die Behauptung, dass dieses Problem auch heute bei etlichen Linux-Nutzern so oder so ähnlich weiterhin besteht.
Netzwerkprobleme bei Windows, so sie denn am Rechner liegen und nicht an der Fritzbox (stöhn und mich selber auslache), löse ich mithilfe des Internets heute beinahe im Schlaf (weil sie so oft vorkommen, ich die Herangehensweise verinnerlicht habe und eine gewisse Basisroutine somit dauerhaft bestehen bleibt). Dieselben Probleme bei Linux, da müsste ich etliche Vorgehensweisen von Grund auf neu erlernen, eben weil sie so selten vorkommen.
Deswegen hatte ich mich, so paradox es eigentlich ist, beim neuen Rechner gegen Linux und für’s schlechtere Windows entschieden. Auch wenn dort, anders als bei Linux, die Spionageabwehr – das Ausschalten annähernd jeglicher Hintergrundkommunikation inkl. Updates, Wartung usw. (ich warte manuell und nur bei Bedarf) – einmalig einen ziemlich hohen Arbeitsaufwand bedeutet.
Das ist dann schon ziemlich verrückt, gell? Aber praktikabel – praktisch halt.
Übrigens: Für nicht versierte oder faule Nutzer gibt es die wunderbare Software „Do Not Spy” (oder „W10Privacy” = umfangreicher, dafür etwas komplizierter) mit denen man in Minutenschnelle und leicht die meiste Hintergrundkommunikation von Windows abschalten kann. |