Serienkritik “The Punisher”

13 Folgen “The Punisher” liegen im Köcher, nach der 3. Folge breche ich die Serie definitiv ab und lösche alle Folgen. Warum?

Zelebrierte Brutalität, unerträgliches Machogehabe und ein Frauenbild, wie es aus Porno-Clips bekannt ist, bestimmen diese Serie. Noch dazu verfestigt sich mein Eindruck, dass “The Punisher” hauptsächlich für arabische Einwanderer in die USA gedreht worden ist: Stereotypen, in ihrer Darstellung beinahe schon rassistisch ausgewählt, schwarz-weiß in ihren Handlungen und archaisch in den männlichen Gewaltfantasien. Sie lassen dabei keinen Raum für Kommunikation oder Konfliktlösung außerhalb der Orgien der Gewalt. All das wird cineastisch zu einem Brei für den klassischen Unterschichten-Zuschauer gerührt. Die rauschhafte Begeisterung, mit der die Serie dennoch im Netz gehypt wird, verstehe ich nicht. Es muss wohl so sein, dass eine beträchtliche Anzahl junger Männer hierzulande existiert, die sich dermaßen minderwertig, minderbemittelt, unverstanden und unfähig für den eigenen Ausdruck sieht, dass sie solch eine Art tumber Brutalität allein ihrer selbst willen feiert – und damit meine ich beide Typen gleichermaßen, Einheimische sowie jene mit Migrationshintergrund, die gemeinsam in der westlichen Kultur leben aber nichts mit ihr anzufangen wissen.

Natürlich ist klar, diese jungen Männer sind allesamt auch Marktanteile der Wirtschaft; sie werden benutzt, ohne es überhaupt zu bemerken, denn die Produzenten haben “The Punisher” nicht der Kultur wegen erschaffen oder weil sie eine gesellschaftliche Diskussion anstoßen wollen (so etwas wird oft im Nachhinein als Alibi geäußert), sondern sie wollen damit Geld verdienen. Und dass sie es mit diesem obsessiven Götzen Brutalität machen, zeigt, dass ihre Marktforschung von einem ausreichend großen Potential unzufriedener, sich von der Gesellschaft ausgestoßen fühlender und von der Gewalt faszinierter Menschen ausgeht. “The Punisher” ist also zwar einerseits Serienschrott, einer B-Serie wahrhaftig würdig, sie ist andererseits aber ein beängstigendes Spiegelbild unserer insgesamt zunehmend verrohenden Gesellschaft. Wer damit klarkommt, bitteschön, angenehme Unterhaltung wünsche ich. Meine Welt ist das jedenfalls nicht, war es nie und wird es auch niemals werden.
2 Kommentare
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Anonym
Gast
Anonym
2024 Jahre zuvor

Nachdem ich den Trailer angesehen hatte, schwante mir Fürchterliches. Wir haben gerade “Stranger Things” gesehen. Obwohl aus dem Regal Fantasy hat es uns gut gefallen. Die drei Musketiere (Dustin mit Sprachfehler, charmant) auf ihren Bonanzarädern hatten es uns angetan. Erstaunlich, wie natürlich in den US Produktionen auch die Kinder spielen können.Morgen läuft “Godless” an. Miniserie Original Netflix im Western Milieu. Der Trailer hat mir gut gefallen.Falls du noch was brauchst…

Anonym
Gast
Anonym
2024 Jahre zuvor

Aaaah, sehr schön! Vielen Dank für den Tipp “Godless”. Steht jetzt ganz oben auf meiner Liste, bin ab morgen gespannt. Als Western-Fan freue ich mich über so etwas ganz besonders. “Stranger Things” habe ich schon gesehen, hatte mir ebenfalls gut gefallen.Tipp zurück gewissermaßen: “Tin Star” (läuft, glaube ich, auf Sky. Kriegste das?). Ist zwar auch ziemlich brutal, doch trotzdem völlig anders als “The Punisher”, denn bei “Tin Star” passt es in die Dramaturgie, die mich übrigens streckenweise sehr an “Fargo” erinnert, also an den Film, nicht an die misslungene Serie. Gegen Gewalt und Brutalität ist eigentlich wenig auszusetzen, wenn sie denn zur Geschichte gehört, doch Brutalität allein um ihrer selbst willen stößt mich ungemein ab. Das ist dann doch ein riesiger Unterschied. Also “Tin Star” ist fabelhaft.Tipp 2: “The Good Fight”, ein Spin-off zu “The Good Wife”, ist auch erste Sahne. Habe ich zwei Folgen gesehen und freue mich schon auf die nächste.Tipp 3: “Rocco Schiavone”, 4 von 6 Folgen gesehen, viel geschmunzelt, die Italiener können's auch.Ich weiß aber nicht, wo die drei Serien ausgestrahlt werden, vielleicht kannst du ja wenisgtens eine sehen?