Winter

Oh, wie gut gewählt war meine gestrige Frischluft-Einkaufsaktion, denn kurz danach begann ein stürmischer und arktischer Wind. Dann setzte ein Schneegrisel ein (im Rheinland spricht man es mit Doppel-S), und seit dem haben wir am Niederrhein eine echte Schneedecke, unter die sich Stadt und Land zurückgezogen haben. In der Nacht hat sich der kalte Wind gelegt und das Wetter wieder beruhigt. Ungewöhnliche Stille herrscht. Der Schnee schluckt sämtliche Geräusche und niemand bewegt ein Auto, wenn es nicht unbedingt sein muss. Das sind seltene Momente hierzulande. Im Bergland üblich, am Niederrhein gibtꞌs davon eine Handvoll Tage alle paar Jubeljahre. Und natürlich ein Verkehrschaos am nächsten Morgen.
Samstag soll der Zauber auch schon wieder vorbei sein. Der Wetterbericht sagt voraus, das ich in der Nacht zum Sonntag komplett im kalten Regen verbringen werde. Schaun wir mal, ich werde berichten.
Ach, und etwas wollte ich versuchen zu beschreiben, nämlich wie voller Magie doch die Einkaufsfahrt auf dem Fahrrad war. Im Morgengrauen stand der Vollmond noch ziemlich hoch, so dass ein Zwielicht aus Tag und Nacht entstand. Leichter Nebel legte sich auf die Erde nieder und gefror dort als Morgentau. Auf dem pechschwarzen Asphalt verwandelte er sich zu Millionen winziger glitzernder Lichter, die mir den Weg voraus wie auf einer funkelnden Sternenstraße wiesen. Hätte es nur die vielen stinkenden und lauten Autos nicht gegeben, dann wäre ich unterwegs gewesen in einem Land der Fantasie, das real geworden war. Wie wunderschön im außergewöhnlichen Licht ein klarer Wintermorgen sein kann, herrlich. Wenn man denn die Augen dafür öffnet und nicht von einem Ort zum anderen hasten muss. So wurde meine Pflicht zur Kür, das Muss zum Darfst und die verhasste Fahrt zu einem Geschenk.
In diesem Sinne: genieße den Tag. Die Natur gewährt uns gegenwärtig magische Ansichten ihrer selbst.