TOP 30: Platz Nr. 6

In einer eigenwilligen Coverversion sang und performte Nina Hagen beinahe 30 Jahre lang den Song “My Way”. Es ist sehr interessant, die unterschiedlichen Live-Versionen in ihrer jeweiligen Zeit zu beobachten: ob 1978, als es noch mehr um die Performance ging oder 1985, als die Musikalität im Vordergrund stand, oder 2004, als beides nicht mehr so recht zusammenpasste, sondern sich gegeneinander auszuknocken begann, oder ob 2010, eine der größten Peinlichkeiten Nina Hagens, bei der von ihrer energiegeladenen Stimme nur ein schreckliches Krächzen übriggeblieben war, das vom Publikum im vornehmlichen Rentenalter unter Ninas Rufen “Scheiß Stadt! Scheiß Stadt!” frenetisch bejubelt wurde. Der Mathematiker könnte an diesem Cover-Song eine prima Karriere- und Leistungskurve Nina Hagens aufzeichnen.

Man erkennt aber auch sehr schön daran, wie unterschiedlich doch im Laufe der Jahrzehnte Nina Hagen interpretiert worden war. Von der einstigen Rebellin aus der DDR über eine politisch-intellektuelle Musikerin im komplizierten deutsch-deutschen Verhältnis bis hin zur skandalträchtigen individuellen Performerin, die sich mit jedem und allen angelegt hat, die unangepasst ihr Ding durchzog, das von Anfang an eigentlich in nur einem einzigen Satz zusammengefasst werden kann: All you need is love.

Heute wird Nina Hagen als Spinnerin müde belächelt, denn sie hat bestimmt sogar mehrmals den Zeitpunkt verpasst, aufzuhören: sie stünde auf dem Olymp der Verehrung. Nunmehr wird es wohl noch Jahrzehnte dauern, bis ihr Schaffen seine gebührende Würdigung erfährt.

Nichtsdestotrotz geht es hier in der persönlichen (!) “TOP 30” um die Musik. Der musikalische Höhepunkt Nina Hagens lag in den 80er Jahren. Das Lied “My Way” hatte noch nie und nie mehr wieder eine solche Kraft ausgestrahlt wie auf dem Live-Konzert in Rio de Janeiro 1985. Biddeschön: