Jane-Austen-Filme

Schaue schon den ganzen Tag lang Jane-Austen-Filme. Für die kommende Nacht sind noch ein paar vorhanden. Grundgütiger, warum tu ich so etwas?
Diese Frage hatte ich mir gestellt. Man könnte glauben, es entspräche einer Flucht aus der gegenwärtigen irren und geschwätzigen Realität – dem hat allerdings mein forschendes inneres Ich energisch widersprochen, denn in einem solchen Fall wären es die Western, die ich mir als großer Western-Fan auch immer wieder gerne ansehe. Nicht viel Gerede, lass die blauen Bohnen sprechen oder so. Jene Atmosphäre, in der ich mich beim Eintauchen sofort zu Hause fühle, wenn beispielsweise Robert Duvall an einem Flussufer sitzt und in knappen Worten philosophierend den Sinn des Daseins entschlüsselt (“wir alle sind Reisende zwischen den Welten” usw.). So etwas schaue ich mir an, um von den Quassel-Medien Abstand zu nehmen. Jane Austen allerdings ist das genaue Gegenteil dieser wortkargen Helden.

Mich fasziniert gerade die intelligente Sprache, der kultivierte Disput, der trotz größter Aufregung die Beherrschung aller Beteiligter wahrt und niemals das Gegenüber derb beleidigt. Die formvollendete Unterhaltung, die Klugheit und eben die Wortgewandtheit, selbst den banalsten Dinge ein bedeutsames Antlitz zu verleihen. Das alles hat eigentlich weniger mit einer Flucht aus dem Alltag zu tun als vielmehr mit einer Sehnsucht nach wahrhaftiger Sprache, die dem Twitter-Grunzen, den Wortabkürzungen, Hashtags und Emoticons ein umfangreiches Vokabular in makelloser Grammatik entgegensetzt. Und all das künstlerisch in überaus humorvoller Weise vorgetragen. Es ist also weniger eine Flucht vor irgendetwas als die Sehnsucht nach dem Fehlenden.

Naja, das zu erklären, ist mir jetzt zu kompliziert, da muss ich erst noch zwei weitere Filme anschauen, um von ihnen wenigsten kurzzeitig sprachlich mitgerissen zu werden. Also denn, einen angenehmen Abend wünsche ich dir, bis morgen in alter Frische.