Inneres Ich: „Wie? Du hast schon wieder arbeitsfrei? So’n Leben möchte ich ja auch mal haben.”
Aber Hallo! Wenn du zwei oder drei Nächte hintereinander komplett draußen derzeit im Frost verbringst, brauchst du Erholung. Und da ich mir die Arbeit mit einem gleichaltrigen, ebenfalls alleinlebenden Kollegen teile (er ca. 2/3, ich 1/3), wissen wir längst, was wichtiger ist als ein starrer an den Wochenenden ausgerichteter Arbeitsrhythmus. Nach zwei bzw. drei freien Nächten ist man dann innerlich wieder so weit aufgetaut, dass dem Väterchen Frost, der Gesellin Nass und Meister Ekelwind die lange Nase gezeigt werden kann. So geht das jetzt im Prinzip schon 30 Jahre lang.
Deswegen schaue ich mir nun die ersten beiden Episoden von „Picard” an. Die Serie ist zwar Schrott, doch als ein Trekkie der ersten Stunde und als ein „Captain-Picard-Fan” will ich sie wenigstens ein Mal gesehen haben. Die ersten zwei Staffeln haben wirklich weh getan. Es hatte Durchhaltevermögen gekostet, sie nicht vorzeitig abzubrechen, obwohl jede Faser meines Gehirns genau das von mir verlangt hatte.
Capt. Picard („Star Trek Next Generation”) ist ein Kind der 1980er Jahre, ein Diplomat statt ein Raufbold. Bis ca. 2001 (“9/11”) gab es bei Star Trek keine ausweglosen Situationen. Alternativloses, wie seit Merkel, war unbekannt. So oft konnte Picard als Diplomat selbst die schlimmsten Situationen durch eben doch Alternativen, die erst im Laufe von Verhandlungen entstanden, friedlich bereinigen, ohne dass dafür im Weltraum rumgeballert wurde. Nun, die Drehbuchautoren der 80er Jahre schreiben längst nicht mehr für Star Trek. Was da heute für ein Müll entsteht, ist schon beachtlich. Also ich verstehe jeden Nicht-Star-Trek-Fan, wenn er sich „Picard” nicht antut – meine treue Seele muss es aber.
__________
Nachtrag, 3:30 Uhr und schon wieder Montag:
Oh, diese beiden Folgen machen ein weiteres Anschauen wirklich extrem schwer. Sogar nur einmal 45 Minuten pro Woche werden zur Herausforderung. Selten habe ich fast zwei Stunden so etwas Schlechtes gesehen. Aneinandergereihte Versatzstücke aus erfolgreichen Szenen vergangener Star-Trek-Episoden in neuen Gewändern eines Provinztheaters, eine Handvoll gealterter Darsteller bei einem lustlosen spielunfreudigen Stelldichein und eine an Dämlichkeit kaum zu überbietende Rahmenhandlung. Das findet dann in einer computeranimierten Billig-Umgebung aus den 80er Jahren statt, umgeben von alten Pappkulissen aus dem Fundus – für wie blöd halten diese Produzenten eigentlich ihr Publikum? Mit Werbung zwischendrin, wie es eigentlich fürs TV beabsichtigt ist, kenne ich keinen normalen Menschen, der das auch nur 10 Minuten lang freiwillig anschauen würde, doch auch ohne Werbung kann selbst ich meinem inneren Trekkie-Ich nicht versprechen, bei diesem Theater diesmal bis zu Ende durchzuhalten.