Gerade war ich dabei, die Einträge der Rubrik Musik datenkonform anzupassen – dafür musste ich 30 mal den Code manuell verändern, das geht zwar auch per Software komplett für alle Videos, aber diese Software kostet mir zu viel Geld – außerdem finde ich es spannender, selber herausgefundene Erkenntnisse auch selber händisch umzuändern – ich schweife ab – jedenfalls fiel mein Blick während der Bearbeitung des „Weihnachts-Specials 2019” irgendwann auf das Video von „Sina Drums”. Treue Leserinnen und Leser dieses Blogs erinnern sich vielleicht noch an die jugendliche Schlagzeugerin, die die Schallplatten ihres Vaters coverte und mit dieser Musik zu einer großartigen Künstlerin heranwuchs. Also besuchte ich neugierig zum zweiten Mal ihren YouTube-Kanal. Und was ich da sah bzw. hörte, das hat mir doch glatt die Schuhe ausgezogen: eine Coverversion, dargeboten von einigen jungen Leuten, des Georges-Harrison-Songs (Beatles) „Something”. Das war in meiner Jugend über Jahre mein Lieblingssong. Ihn zu covern, hätte ich mir damals auf meiner Gitarre nie getraut. Was die Jungen heute aber aus ihn gemacht haben – anders natürlich – das ist mindestens gleichwertig zum Original. Sensationell! Du musst es dir einfach anhören:
Das war nun schon etwas älter, heute hat Sina ein eigenes Studio auf einem Boot. Und da wird im Kreise Gleichgesinnter tolle Musik gemacht:
[…] Eintrag ins Tagebuch zu schreiben. Zwar geht mir eine Menge durch den Kopf, erst recht nach Rikas heutigem Kommentar – denn was für die Musik galt, war in meinem Leben ebenso in der Literatur der Fall – […]
Ich bin ja ein ausgesprochener Klassik-Fan und konnte selbst in meiner Jugend mit den Beatles nichts anfangen… da gab es nur Beethoven und allenfalls noch Mozart 😉
Aber was diese jungen Leute zaubern, ist wirklich toll.
Danke für die Inspiration!
Ja, du als Klassik-Fan, das ist herrlich in deinem Beitrag „Zurück in die Vergangenheit” zu lesen. Ich wollte schon kommentieren, mache das aber grundsätzlich eher selten, da ich nicht den Leuten mit meinen Ansichten auch noch woanders als hier auf den Geist gehen möchte („ach, der schon wieder …”). Obwohl wir beide innerlich sehr ähnlich ticken, unterscheiden uns in der Musik wahrscheinlich Welten.
Ich war in den 60er und frühen 70er Jahren aufgewachsen in einer bildungsfernen Umgebung und in einem als dörfliche Idylle getarnten Nebel eines umwobenen Dunstes allgegenwärtigen Alkohols: das gesamte Dorf war an den meisten Tagen schlichtweg besoffen; der Alkohol gehörte zu den Grundnahrungsmitteln der Bevölkerung. Kulturveranstaltungen gab es zu Karneval. Im restlichen Jahr waren es Alibis für kollektive Besäufnisse. Erst im Alter von 17 Jahren floh ich geradezu aus dieser Umgebung (und bin ihr bis heute ferngeblieben). Dass es noch andere Musik als die seinerzeit angesagten Schlager gab, ahnte ich als Jugendlicher nur sehr langsam, und zwar immer dann, wenn ich abends vorm Einschlafen den „WDR” oder den „Deutschlandfunk” aus einem alten Transistorradio gehört hatte. Sender, die damals noch keine politischen Propagandasender waren, sondern viel Klassik im Programm hatten. Erst in den 20ern führte mich ein Musikliebhaber (mit einer LP-Sammlung, die zwei komplette Räume seiner Berliner Wohnung ausfüllte) anderen musikalischen Ausdrucksformen zu u.a. auch der Klassik. Es war der Moment, an dem Musik die Saiten meiner Seele berührt hatten und mir einfach so ohne Grund und ohne Vorwarnung beim Hören eines klassischen Stücks die Tränen flossen. Das geschah übrigens auch beim Hören mancher späteren Beatles-Songs; eben auch bei „Something”.
Daher beneide ich dich um deine Jugend in klassischer musikalischer Umgebung. Ein Schatz, der wohl nicht allein deiner geistigen und seelischen Horizonterweiterung diente, sondern der dir bestimmt (so denke ich es mir) im Leben so manche Stütze verlieh.
Bildung – eben auch musikalische – ist so ungeheuer wichtig für junge Leute. Unterbewusst beeinflusst sie sogar den gesamten Lebensweg. Von daher bin ich angesichts der musizierenden jungen Leute voller Zuversicht, dass diese Generation das Land am Ende doch nicht vor die Wand fahren wird.
Es gibt wohl nichts Schlimmeres (ich weiß, damit mache ich mir keine Freunde) als den unseligen Sprechgesang aus den us-amerikanischen Ghettos. Als jugendlicher Protest mag das vielleicht noch durchgehen, junge Leute suchen sich halt immer ihre eigenen Ausdrucksformen, doch mit Musik haben „Bushido & Co.” sicher so wenig zu tun, wie Graffity an den verschmierten Hauswänden der Städte mit Malerei. Ja, es gibt auch beim Rap und auch bei Graffity Meister ihres Fachs, doch 99 % sind nichts weiter als Pöbeleien, ausgekotzte Frustration und Gewaltfantasien pubertierender Dummköpfe. Und bevor jemand schimpft, dies wäre in der Rockmusik ebenfalls der Fall: ja, auf die „Sex Pistols” und beim Punk mag das sogar zutreffen, doch der Punk ist nur ein winziges Versatzstück der Rock-Musikgeschichte. Es wird und wurden genauso in der Klassik stets die Grenzen ausgelotet. 12-Ton-Musik zum Beispiel ist auch mehr Mathematik als emotionaler Ausdruck – und ich weiß, Fans dieser klassischen Musikrichtung werden jetzt aufschreien: „der hat doch keine Ahnung!” Richtig, habe ich auch nicht, das versuche ich ja gerade zu erklären 😉