3/4 für das Header-Bild, das ist eindeutig. Danke für deine Teilnahme an dieser kleinen Umfrage. Wie ich ja bereits schrieb, so bin ich immer unsicher, was Fotos von mir selber betreffen bzw. damit, mich indirekt in den Mittelpunkt des Weblogs zu stellen. Das ist bei einem persönlichen Tagebuch natürlich verrückt, ich weiß. „Bildwahrhaftige” Dinge sind halt nicht so mein Fall, sehe mich viel lieber am Rand oder im Hintergrund. Bei anderen Leuten finde ich das aber völlig in Ordnung. Da gibt es ja viele, die auch ihr Äußeres prominent voranstellen.
Außerdem geht es beim Header-Bild schließlich auch um „Eli-Elli”, einem ganz besonderen Menschen. Einem Menschen? Das ist doch ein Hund!, zweifelst du kopfschüttelnd. Nein, nein, Elli war Zeit ihres Lebens davon überzeugt, ein besonderer Mensch zu sein. Mit Hunden wurde sie selten warm und Katzen wollte sie nur jagen. Wenn du ihr aber in die Augen sahst – was auf dem Header-Bild ja ansatzweise zu erkennen ist – dann konntest du in ihnen die gesamte Weisheit empfindsamen Lebens der Welt erkennen.
Elli verhielt sich auch eher wie ein Mensch: sie fand es kein bisschen schlimm, dass sie nur auf zwei gesunden Beinen ging, denn sie war mir dadurch eben sehr ähnlich. Trotz dieses Handicaps rannte sie schnell wie ein Blitz. Nicht schnell genug, um Häschen zu fangen, ist klar. Die frechsten von ihnen erkannten Elli schon von Weitem auf unseren Spaziergängen und rannten nicht einmal mehr vor ihr davon, was sie aber mit überlegener Nichtbeachtung quittierte. Einige Male konnte ich sie dabei beobachten, wie sie scheinbar ohne den Hasen zu beachten an ihm vorüber ging, dann aber nach wenigen Metern sich ihm geschickt von einer anderen Seite langsam wieder wie rein zufällig näherte. Manchmal war sie sehr dicht dran, einen zu erwischen. Obwohl ich sicher bin, dass sie damit nichts anzufangen gewusst hätte, denn Essen bedeutete für sie auch Menschen-Essen am bzw. unterm Tisch. Wenn wir im Duett aßen war sie stolz, ein Mensch zu sein. Wir beide gingen auch zusammen zur Arbeit, lebten also echte 24 Stunden am Tag miteinander. War es im Winter im Dienst zu kalt, legte sie sich auf meinen gefütterten Mantel. Dafür konnte ich mich stets auf ihre Aufmerksamkeit verlassen, egal an welchem Einsatzort wir uns auch befanden. Sie verhielt sich wie eine mobile Radarstation, die alles im Umkreis von ein paar hundert Metern auf dem Schirm hatte und mich sofort informierte, wenn etwas Ungewöhnliches geschah.
Nach beinahe 14 gemeinsamen Jahren zeigte auch ihr Ende menschliche Züge. Sie war im letzten halben Jahr ihres Lebens krank und schwach (Krebs), doch ließ es sich nie nehmen, draußen unter einem Baum im Halbschatten stundenlang zu dösen – und über ihr Leben nachzusinnen, wie’s mir schien. Sobald ich aufgestanden war und die Tür zum Garten geöffnet hatte, legte sie sich sofort dorthin. Die Tür behielt ich in ihren letzten Wochen fast durchgehend offen. Dann fiel Elli dort im Garten einfach um. Schluss, aus, Ende. So ging sie davon. Still, plötzlich, unkompliziert. Ich baute ihr ein unterirdisches Bett, in dem sie bis heute nah bei ihrem Lieblingsbaum liegt.
Ein paar Jahre konnte ich kein Foto von ihr sehen. Hatte die Dateiordner mit den Bildern gemieden wie der Teufel das Weihwasser. Heute geht’s aber wieder. Über 30 Jahre lebte stets ein Hund an meiner Seite, „Herr Müller” war auch etwas ganz Besonderes, doch einen menschlicheren Hund als Elli habe ich kein zweites Mal gesehen.
Jajaja, etwas hundelastig hier heute, nicht wahr? Ist halt wegen des Header-Bildes. Bis denne, habe einen angenehmen Tag. Meine Wenigkeit sagt derweil gute Nacht.
Schau, so lange lese ich schon bei dir, da lebte Ellie noch.
Wir haben einen Großteil des Lebens mit Katzen verbracht, die nun alle ihre Ruheplätze im Garten haben.
Leider gibt es keine Nachfolger mehr, aus Vernunftsgründen. Ab und an werden wir mal zum Catsitting gebraucht. Aber das sind zwei seltsame Vertreter ihrer Rassen, ganz unkätzinisch.
Ja, so lange kennen und schätzen wir uns schon. Das freut mich riesig! Es gibt etwas Beständigkeit und Vertrautheit in die irre gewordene Welt, nicht wahr? Dabei dachten wir auch schon vorher, uns unter Verrückten zu bewegen, doch das war geradezu harmlos im Vergleich zu heute.
Wir „ticken” sowieso ähnlich, das weißt du ja, und so wundert es wenig, dass es bei mir absolut dieselben Vernunftgründe waren, die mich keinen weiteren Hund anschaffen ließen. Man muss für die Lebensbegleiter rund 15 Jahre einkalkulieren, und das wird im Alter halt immer unsicherer, zu gewährleisten. Das ist das eine, das andere ist, dass es nach jedem Abschied von einem geliebten Tier länger dauert, sich an ein neues zu gewöhnen. Man kann die Liebe eben nicht einfach so austauschen wie ein Unterhemd.
Und dann kommt als 3. Grund bei mir noch eine Schippe „Egoismus” hinzu, will sagen, wenn man den größten Teil seines Lebens den Tieren gewidmet hat, ist es an der Zeit, endlich mal ein wenig die Ruhe zu genießen: öfter mal ausschlafen können, ohne gleich mit einem schlechten Gewissen aufzuwachen, eventuell verschlafen zu haben und den Notwendigkeiten, der Verantwortung für die Mitbewohner nicht ausreichend nachgekommen zu sein. Keine Verpflichtung mehr im Rücken zu spüren, die einem davon abhält, etwas grenzenlos zu genießen und so weiter. Zwar fehlt einem das liebgewonnene Tier schon von Zeit zu Zeit, doch es wird einem klar, dass wenn man selber mal ins Krankenhaus muss oder krank zu Hause wird, dass dann die Sorge „was wird nun aus dem Tier” wegfällt, was wiederum eine Erleichterung des eigenen Lebens darstellt – also ganz so egoistisch ist das gar nicht.