Soll ich mal der fiesen Unke in mir heute Gehör verschaffen? Nein? Lieber nett und freundlich bleiben, damit man gerne hier liest? Das ist aber kein Tagebuch der Unterhaltung, sondern eines der Kraftvergeudung, und heute fühle ich mich so stark, dass ordentlich was an Kraft zu verschwenden ist.
Für die TV-Unterhaltung würde es stimmen, sie muss neutral bleiben, dann hat sie Erfolg. Wenn sie benutzt wird oder sich benutzen lässt, um politische Ansichten zu transportieren, wird sie zur Propaganda. Die will kein Mensch freiwillig sehen. Die einen, gegen die sie sich wendet, werden sauer und schalten ab, und die anderen, denen sie nach dem Mund redet, sagen: „Kenn ich schon, meine Rede, aber das brauche ich nicht auch noch in meiner Freizeit”. Am Ende werden Propagandisten von keinem geliebt und stehen von allen verlassen alleine auf der Bühne.
So erging es der „Lindenstraße”, deren Produzenten, Autoren und Darsteller ab 2015 herum förmlich ausrasteten und ein Bild der Gesellschaft zeichneten, das es nie gab. Moralisch überhöht, politisch einseitig und dabei so dummdreist inszeniert, dass beinahe die ganze Nation sich in ihrer Intelligenz beleidigt fühlte. Der Niedergang war leicht abzusehen. Jetzt wird die nächste Erfolgsserie auf die Schlachtbank der Propaganda gelegt, das „Traumschiff”. Damit wird man heute vom Stichtag sprechen können, ab dem die Sehbeteiligung rapide in den Keller rauscht, was dann zwangsläufig in wenigen Jahren zur Einstellung dieses Formats führen wird. Soll’n wir wetten? Apropos „Wetten dass?”: Thomas Gottschalk hatte Glück (im Unglück) und rechtzeitig aufgehört, denn dadurch wurde seine wirklich gute Unterhaltungssendung zur Legende und er zu einem Beinahe-Gott des Entertainments. Aufhören auf dem Höhepunkt des Erfolgs – eine alte Weisheit zwar, doch eben wahr.
Dasselbe gilt übrigens m.E. für den Sport. Wenn biologische Männer bei Schwimm- oder Leichtathletik-Events als Frauen die Medaillen und Pokale abgreifen, werden die Zuschauer ausbleiben. Das ist ähnlich wie bei der Tour de France. Dieser Apothekenrundfahrt will keiner mehr mitfiebern. Nach Katar geht es für den Fußball in Deutschland gleichfalls bergab. Sogar in meinem persönlichen Umfeld habe ich noch nie zuvor so viele Leute gesehen, die sich anderen Sportarten zuwenden, die sogar begeistert nachts vor Live-Übertragungen des US-Sports sitzen oder sich ganz neuen Sportarten widmen, die nicht mehr wie der klassische körperliche Wettkampf ausgefochten werden, sondern in einer Mischform mit ehemals Computer-Spielen stattfinden. Etwas bisher Unbekanntes wächst dort heran. In Asien füllen diese Protagonisten der neuen Unterhaltung ganze Stadien. Ihre Live-Übertragungen werden weltweit im Internet oder über Spartenprogramme der Satellitensender von Millionen, wenn nicht gar von Milliarden Menschen verfolgt. Das klassische analoge TV hat ausgedient und wird meist nur noch zur Einschlafhilfe als Hintergrundbedudelung wahrgenommen. Dafür wollen die Öffentlich-Rechtlichen nun noch mehr Geld von uns allen erpressen, bis zu 25 Euro im Monat verlangen sie. Wer den Bogen überspannt, darf sich aber nicht wundern, wenn die Sehne plötzlich reißt.