Serie: „Extrapolation“

So, 4 Uhr nachts ist es (meine 16-Uhr-Kaffee-Zeit). Hatte noch bis gerade eben zu tun. Jetzt beginne ich mal die Serie „Extrapolation”, in der es um die Auswirkungen der Klimaerwärmung gehen soll und in der natürlich die neu-woke Meryl Streep auch nicht fehlen darf. Eigentlich würde ich mir so eine Panik-Zeitgeist-Serie erst gar nicht anschauen, doch überraschenderweise hat sie von den woken Kritikern ziemlich schlechte Bewertungen erhalten. Sie sei zu oberflächlich, nicht intensiv genug und so weiter, was sie wiederum in meinen Augen interessant erscheinen lässt. Vielleicht ist es ja kein durchgeknalltes Klimaspektakel und der pädagogische Belehrungsfinger bleibt unten. Mal gucken, eventuell schreibe ich nach ein paar Episoden schon einen Nachtrag (falls ich nicht eingeschlafen sein sollte, was bei Apple-Serien trotz ihres Aufwands leicht passieren kann).

Nachträge:

Episode 1, gegen 5:30 Uhr: Kaum zu ertragende Weltuntergangs-Propaganda voller Unsinn und alberner Plattitüden. Unsagbar schlecht von den Darstellern gespielt. Feuer, Wasser, Heulen und Schreien, böse Kapitalisten in Konzernen des Teufels, clever von kaum sichtbaren antisemitischen BDS-Fäden durchzogen.

Ich beginne mal trotzdem mit der 2. Episode, da es sich ja um eine Anthologie-Serie handelt und ich hoffe, dass es schlimmer eigentlich nicht werden kann.

Episode 2, gegen 6:50 Uhr: Es geht schlimmer! Viel schlimmer sogar, Mensch, wer hätte das gedacht? Forscherin und Mutter spricht mit einem der letzten Wale, ebenfalls eine Mutter, in der Art und Weise, in der man in Filmen der 1970er Jahre mit Eingeborenen „Wilden” redete – oder wie Robert Habeck jüngst als Häuptling mit den südamerikanischen Ureinwohner sprach. Statt Jahre hieß es damals oft „vor vielen Monden”, eine nette romantische Bildsprache und so weiter, jetzt sind es Kreise. „Vor vielen Kreisen …” Der Sohn der Menschenfrau leidet an „Sommerherz”, Mutter erklärt ihm: „Die Welt hat dich krank gemacht, weil wir sie krankt gemacht haben. Aber keine Angst, du wirst nicht aussterben.” Diese sensiblen Kreise der Weiblichkeit, abgeschottet von der verbrennenden Umwelt überall da draußen, wird kaputtgemacht von wem? Ja, von abgrundbösen Kapitalisten, die aus Gewinnstreben selbst den letzten Wal jagen. Am Ende schwimmt sie wie die Crew der Enterprise in Star Trek IV gemeinsam mit dem Wal und ihrem Sohn im Wasser und warnt den Buckelwal, da sie ja mit ihm reden kann, vor der Menschheit. Himmel! Ob ich mir die weiteren Episoden auch noch einpfeife? Vielleicht der Vollständigkeit halber 🙂

Episode 3, gegen 8:10 Uhr: Schon besser, denn es wird lustig. In gewisser Weise eine Persiflage aufs Judentum. Bei allem Humor sollte man hier aber nicht die (meiner Meinung nach böse) Absicht übersehen, die ganz zu Beginn schon überdeutlich in Szene gesetzt wird: eine Besucherin verabschiedet sich in der knöcheltief unter Wasser stehenden Synagoge vom Rabbi und die Kamera fängt dabei ihre riesige Hakennase zentral, schön unübersehbar im Profil ein. Jeder Zuschauer weiß damit: dies ist keine christliche Kirche, um die es in der Folge geht, und keine Moschee, sondern eine Synagoge. Es gibt zynische aber durchaus gelungene Scherze, wie zum Beispiel die Aussage des reichen Geschäftsmanns Mr. Glodblat, der für die Erhaltung der Synagoge ein paar Politiker schmieren musste und dafür das der Synagoge angeschlossene Obdachlosenzentrum opferte: Rabbi: „Wo sollen all diese Menschen hingehen?” Bauunternehmer: „Ich will ja nicht wie ein Arsch klingen, aber genaugenommen waren die ja schon vorher obdachlos, kann man das nicht überall sein?” In der Situation der Szene hat das wirklich was: richtig böser Humor, den ich liebe. Aber natürlich ist dieser hier auch böse gemeint. Am Ende rettet der von einer 13-jährigen Bat-Mizwa-Schülerin geläuterte Rabbi (Typ Jimmy Hendrix) während eines Hurrikans die Tora der Synagoge und arbeitet fortan als Sozialhelfer im Obdachlosenzentrum. Auf zur 4. Episode.

Episode 4, gegen 9:15 Uhr: Öko-Terrorismus, Geo-Engineering, futuristisches Design, fantasievolle Architektur – Science-Fiction wie in einem Computerspiel. Mehr aber nicht. Für 15-jährige Nerds sicher spannend. Weiter geht’s mit Episode 5.

Episode 5, gegen 10:20 Uhr: Eine kleine Schmuggler-Geschichte in Indien, die vor dem Hintergrund apokalyptischer Öko-Zustände spielt und als Fortsetzung der Episode 4 fungieren soll. Geht so. Eine Mischung aus einem Hollywood-B-Movie und einem asiatischen Ganoven-Film. Als hochwertige Apple-TV-Serie dramaturgisch definitiv schwach. Jetzt verstehe ich aber die Kritik der woken Klima-Leute an der Serie, denn mit Klima hat diese Episode eigentlich nichts am Hut, sie würde mit allen möglichen Schmuggel-Dingen genauso funktionieren. Episode 6 folgt.

Episode 6, gegen 11:30 Uhr: Der Junge mit „Sommerherz” ist im Jahre 2059 erwachsen, seine Krankheit geheilt aber nun verliert er sein Gedächtnis wie bei Alzheimer. Die Cloud, in der seine Erinnerungen gespeichert sind, wird durch höhere Gewalt (ein Erdbeben) zerstört. Das ist dann auch der einzige Bezug zur Klimaerwärmung. Eine Science-Fiction-Geschichte wie die Serien „Black Mirror” und andere. Inhaltlich völlig Banane aber hervorragend gespielt von Tahar Rahim. Perlen vor die Säue, ein großartiger Darsteller verkauft sich hier vollkommen unter Wert. Da es sich aber um eine Apple-Serie handelt, kann dies auch eine Stufe seiner Karriereleiter bedeuten. Die letzte Episode startet gleich.

Episode 7, gegen 12:20 Uhr: Schwierig, nicht einzuschlafen. 5 Personen in einem Raum und dann von Anfang bis zum Ende Beziehungsgerede: Streit, Hass, Sex und unterdrückte Sachen, die auf den Tisch kommen. Kaum auszuhalten. Gewäsch, das trifft hierauf wirklich zu. Was die Klimaerwärmung damit zu tun hat? Nichts, rein gar nichts, sie ist nur Staffage.

Gesamtbewertung der Serie: 2 Georg-Punkte. Aber als Herausforderung, auch mal etwas anzuschauen, was einem so rein gar nicht gefällt, hervorragend geeignet. Ich hab’s geschafft. Nun ab in die Tonne und auf Nimmerwiedersehen damit.

Stolz, ein Deutscher zu sein?

Ihr gebührt der goldene Spaten der Totengräber-Gilde. Schon wie aus einer anderen Ära wirken auf mich die Bilder der gestrigen Ordensverleihung. Jene Zeit, in der die ausgezeichnete Frau den Weg bereitet hat für die heutigen kaputten Erneuerer der Gesellschaft.

Da all die nachfolgenden Gestalten – und das werde ich nicht müde, immer wieder anzumerken – sich nicht in die Regierung geputscht haben, sondern ausdrücklich vom Volk dorthin gewählt worden sind, komme ich nicht umhin, zu sagen: „geliefert wie bestellt” oder mit einem Hauch gehässiger Arroganz belegt: „selber Schuld!”. Es ist ja so, dass sogar heute noch keine wesentliche Änderung bei der „Sonntagsfrage” entstünde. Die FDP flöge zwar aus den Bundestag, dafür gäbe es mit der erstarkten CDU eine Neuauflage des alten Merkel-Systems. Die Grünen verlieren nicht einmal Stimmen, was für mich nur erklärbar ist, wenn ich deren Wähler auch beleidigen dürfte. Sie wollen es nicht anders, dann bitteschön.

Natürlich schreibe ich nicht von der Mehrheit der Bevölkerung, sondern von der Mehrheit der Wählerinnen und Wähler, allein wer angesichts des Geschehens im Lande nach wie vor absichtlich nicht an einer Wahl teilnimmt, ist meines Erachtens genauso verantwortlich für den Niedergang, für Krieg, Not, Elend, Hysterie, Deindustrialisierung und Umweltzerstörung wie die Irren, die man nicht als solche bezeichnen darf. Also auch die Nichtwahl ist eine Wahl und schützt nicht vor moralischer und in der Folge auch vor einer tatsächlichen Verantwortung.

Jedenfalls bin ich froh, nie gesagt zu haben, stolz ein Deutscher zu sein, und dass mir ein Nationalgefühl stets so fremd war wie die Zugehörigkeit zur Mondlandschaft, denn ich weiß zwar nicht, was oder wer meine Wenigkeit in Europa und der Welt genau ist, doch mit wem das Innere absolut nichts zu tun hat, das weiß ich genau: mit Deutschland. Gottlob ist die geliebte deutsche Sprache kein Eigentum dieses Staates. Wer jetzt sagt: „Dann geh doch nach Russland” (das sagte man in meiner Jugend in der BRD auch schon immer: „Dann geh doch nach drüben, geh doch in die DDR”), dann antworte ich heute glasklar: „Nö, du musst Leute wie mich schon aushalten, die nämlich irgendwann in der Zukunft deinen Müll aus dem Kinderspielzimmer aufräumen werden und ihn in Kartons an die Straße zum Sperrmüll stellen.” Auch wenn das biologisch von mir nicht mehr erlebt werden wird, so wäre ich dann aber wahrhaftig stolz, ein Deutscher zu sein.