Sintflut

„Nach einem Wolkenstreif in Sinnen, die beiden wie zwei Pfeiler sehn. Der Fremde spricht: ‚Was braut da drinnen?‘ ‚Der Teufel‘, brummt der Kapitän” (aus „Die Vergeltung” von Annette von Droste-Hülshoff).

Welch ein schäbbiges Wetter! Ein schmaler Regenstreifen zog die Nacht über mich hinweg. Ein paar Kilometer zu den Seiten, und es war trocken (klick aufs Bild = groß). Nur ich oller Seebär verbrachte die gesamte Nacht im Dauerregen.

Man ist ja biologisch so konstruiert, dass man alles, die Welt, Mensch und Tier, von sich als Zentrum aus als Beobachter wahrnimmt. Egozentrik ist eben keine psychische Krankheit, sondern der Normalzustand für jedes Individuum auf der Erde. Also war ich doch versucht, meinem Inneren Ich existentielle Fragen zu stellen, als da wären: was ich denn Böses getan haben könnte, dass Petrus die Himmelsschleusen über mir partout nicht schließen wollte? Oder galt gar das Gegenteil und ich war es, der als Gottes Liebling zum neuen Noah auserkoren wurde, den Gott vor der Sintflut, in der er die sündige Welt der Grünen schickt, zu bewahren gewillt war?

Nun denn, die grünen Sünder sind noch da, nasse Strümpfe und Schuhe trocknen auf der Heizung im Bad, und doch, ich bin gerettet – zumindest vor der Sintflut. Falls jemand immer noch das Wort „Dürre” in den Mund nimmt, dann kette ich ihn eine Nacht lang vor der Haustür an. Kleben Klimakinder sich eigentlich auch bei einem fiesen windigen Regenwetter auf die Straßen? Würde mich mal interessieren.