„65” ist ein Spielfilm, der mal wieder eine Menge negative Kritiken bekommen hat. Begonnen damit, dass man den Verantwortlichen vorwirft, es fehle dem Werk jede auch noch so dünne Erklärung für seine Handlung, über Beschwerden wegen der stringenten Wortkargheit der Protagonisten bis hin zu Vorwürfen von vertanen Chancen für das ökologische Bewusstsein der Zuschauer. Diese Kritiker sind einfach nur dermaßen beschränkt, dass sie nicht verstehen, was wohl der Grund dafür sein mag, wenn in einem 2-Personen-Stück beide Darsteller in einer Sprache reden, die der jeweils andere nicht versteht, ich meine, es ist wirklich nicht viel Geistesschmalz nötig, um zu begreifen: hey, die Wortkargheit könnte vielleicht sogar beabsichtigt sein.
Worum geht’s in „65”? Tja, darum, nicht von Dinosauriern aufgefressen zu werden. Okay, langsam und von Anfang an:
In einer Zivilisation lange vor unserer Zeit muss ein Vater Überstunden machen, um Geld zu verdienen, damit seine kranke Tochter, so um die 9 Jahre alt, im teuren Krankenhaus behandelt werden kann. Dafür begibt er sich gewissermaßen auf Montage. Er fliegt in einem Raumschiff davon und soll erst in 2 Jahren wieder zurück nach Hause gelangen. Unterwegs gibt es eine Kollision mit einem nicht kartographierten Komentenschwarm und das Raumschiff muss notlanden – zufällig auf der Erde – der Erde vor 65 Millionen Jahren. Alle Passagiere bis auf den Helden und ein kleines 9-jähriges Mädchen kommen bei dem Absturz ums Leben. Kurz vor dem Zerschellen des Schiffs kann noch gerade eben ein Notsignal gesendet werden. Was war das für ein Komet? Ausgerechnet jener, der seinerzeit die Dinos ausgelöscht hatte und damit die Grundlage schuf, dass sich die neue Erde entwickeln konnte, in der sich die Menschheit endlich munter „evolotionieren” durfte. Dieser Einschlag beginnt nun also unmittelbar.
Dumme Situation: nu’ stehste da mit einem zerstörten Raumschiff in der Landschaft der Kreidezeit mit einer Göre am Hals, die, wie gesagt, kein Wort versteht, da sie eine andere Sprache spricht, und rundherum tummeln sich nur fiese fleischfressende Monsterkreaturen. Eine Rettungskapsel des Schiffs soll noch intakt sein, das sagt ein mobiler Computer, bei dessen Anblick selbst die derzeit teuerste Smartphone-Entwicklung vor lauter Neid erblassen würde. Beide Überlebenden begeben sich auf den Weg zur nur wenige Kilometer entfernten Absturzstelle dieser Kapsel.
Was sie auf diesem kurzen Stück erleben, das ist eigentlich schon der ganze Film. Ich möchte nicht im Einzelnen etwas verraten, nur so viel: es ist herrlich! In einer Mischung aus einem Horrorfilm und den Spielbergschen Dino-Shows wird allerhand von dem gefräßigen Getier prächtig in Szene gesetzt. Und all das kommt ohne irgendwelche tiefere Öko-Sinnhaftigkeit und ohne die Spur eines betreuten Sehens aus. Wie bei „Godzilla”, nur eben auch ohne den Mantel einer albernen Rahmenhandlung.
Falls du jetzt denkst, dies könne ja nur ein B-Movie sein, weit gefehlt! Erst mal bewegt sich allein schon das Schauspiel von Adam Driver absolut in den oberen Rängen seiner Zunft und zweitens ist die Computeranimation klasse. Drittens weiß sogar die Filmmusik zu gefallen und untermalt unaufdringlich aber stimmig die gruselig-splashige Handlung. Und gerade weil das gesamte Filmtheater eigentlich nur ein Riesenspaß ist (aber keine Comedy), würde ich diesen Film als Unterhaltungsfilm weit vor den üblichen Moral-Epen seines Genres verorten: er ist vollkommen ehrlich, erzählt nichts Verlogenes drumherum, sondern hat einfach nur Freude an den fleischfressenden Gelüsten unserer Uhrzeitbewohner.
Natürlich fehlt jeder weiterreichende „Anspruch”. Wozu muss Unterhaltung immer irgendwelchen Ansprüchen genügen? „65” ist ein perfekter Unterhaltungsfilm, nicht mehr aber auch nicht weniger. Gerne gesehen, archiviert und 8 Georg-Punkte verliehen.