„The Independent” ist ein Journalisten-Thriller ohne Thrill aber mit einer außergewöhnlich hervorragenden Hauptdarstellerin, Jodie Turner-Smith, ohne die der Film als unteres Mittelmaß im Glas des Vergessen versinken und am Boden verkrusten würde. Allein ihrem Schauspiel ist zu verdanken, dass der Film in (meiner) Erinnerung haften bleibt.
Der Inhalt ist simpel, heute geradezu banal: illegale Wahlkampfspenden, deren Aufdeckung eine Woche vor der US-Präsidentschaftswahl 2024 zum Skandal führt. Wahrscheinlich, denn davon bekommt man im Film schon nichts mehr mit; da ist er nämlich bereits zu Ende.
Ist es nicht interessant, wie jemand auf die Idee kommt, einen Polit-Thriller mit einem solch harmlosen Inhalt zu drehen in einer Zeit, in der vielleicht der korrupteste Präsident seit Jahrzehnten gerade das Amt innehält? Der noch dazu in mehr und zehnmal größere Skandale verstrickt ist, als die im Film ausgedachten? Über weite Strecken kamen mir die bewegten Bilder wie ein TV-Film vor, der so auch im ZDF oder in der ARD hätte gesendet werden können. Noch ist mir nicht ganz klar, ob „The Independent” absichtlich zur Verblödung der Leute geschaffen worden ist oder ob er von braven naiven Menschen gedreht wurde. Im zweiten Fall würde seine Finanzierung doch meine Neugier wecken, denn diese naiven Leute könnten tatsächlich auch zur Verblödung der Zuschauer schlicht benutzt worden sein, ohne es selber zu bemerken. Jedenfalls habe ich von der Regisseurin Amy Rice und dem Autor Evan Parter noch nie etwas gehört und die Produktionsfima „Relativity Media”, die 2015 vor der Insolvenz stand, scheint durch ihre Rettung auch nur ein Steuerprojekt für Investoren zu sein. Böse, böse, ich weiß.
Nunja, heute möchte ich diesen Verriss aber dennoch positiv beenden, denn ohne den Film hätte ich nichts von der großartigen Schauspielerin Jodie Turner-Smith erfahren. Mit 37 Jahren ist sie zwar keine Newcomerin mehr, von der man zukünftig noch einiges zu erwarten hätte, und die Filme ihrer Laufbahn sind auch nicht gerade jene meines Interesses, doch ihren Namen sollte man sich trotzdem merken und deswegen kommende Filme, in denen sie mitwirkt, auch anschauen. Ich werde es zumindest so handhaben.
Also wie du siehst, meinereiner ist gar nicht nur ein böser Kritiker. Es gibt meist überall auch einen Sonnenstrahl zu würdigen. Jawohl, so ist das. Bis morgen dann in alter Frische.