Heute morgen hatte ich einen Gruselfilm gesehen.
Inneres Ich: „Georg, man sagt längst nicht mehr ‚Gruselfilm‘, sondern Horrorfilm oder Psychothriller. Du klingst sooo gestrig. Echt schlimm.”
Heute morgen ist justamente für mich aber gestern, bin nämlich eben um 17 Uhr erst aufgestanden. Also in dem Sinne passt es ja, das Gestrige 😉
Inneres Ich: „Und immer wieder das letzte Wort haben wollen, selbst wenn das eine Gestrige mit dem anderen Gestrigen nix zu tun hat. Auch das ist echt schlimm.”
Ja, passt zu meinem letzten Kommentar bei Daniel. Er erzählt, dass und wie er vor 10 Jahren mit seinem Weblog angefangen hatte, mit der „Dampfdruckpresse”. Ich kommentierte mit einem Glückwunsch zu anderthalb Jahrzehnten. Konnte also nicht mal bis 10 zählen. Editieren funktioniert nicht, also wollte ich vorhin einen Zusatz schreiben, weshalb ich von 15, statt von 10 Jahren schrieb. Dafür hatte ich mir schon so tolle Sachen ausgedacht wie etwa: „wir gehen auf die 15 zu” oder dass er mit einer Vorlaufzeit von ein paar Jahren (da Daniel ja nicht erst ab diesem Moment übers E-Dampfen schrieb, sondern in Foren bereits aktiv war) längst die 10 Jahre überschritten habe. Außerdem gerät man leicht in Versuchung, immer wieder das eigene Erlebte auf andere zu projizieren; ich selber hatte vor meinem offiziellen Tagebuch-Start eben mehrere Jahre Online-Tagebuchschreiben in anderer Form hinter mir. Also alles, all die wunderbaren Argumente hatte ich mir nur zurecht gelegt, um nicht sagen zu müssen, dass ich einfach zu blöd bin, um bis 10 zu zählen.
Weil ich aber ganz und gar nicht „immer das letzte Wort haben muss”, verzichtete ich nun auf den Zusatz. Jetzt kann man die „anderthalb Jahrzehnte” interpretieren, wie man will.
Trotzdem kann ich erklären, weshalb ich nicht bis 10 zählen konnte. Möchtest du’s wissen?
Inneres Ich: „Suggestivfrage. Du schreibst es jetzt doch sowieso, du elender Rechthaber.”
Ursprünglich hatte ich den Faktor „eine Generation” im Kopf. Daniel stammt nämlich aus der ersten Generation des E-Dampfens. Es ist jene Generation, die noch genau weiß, wie das E-Dampfen funktioniert. Diese Leute können zur Not sogar auf einer einsamen Insel mit ein wenig Metallschrott des untergegangenen Schiffs (oder des abgestürzten Flugzeugs), weshalb sie ja auf dieser Insel strandeten, eigenhändig eine E-Dampfe basteln – okay bildlich gesprochen, falls zufällig im Gepäckraum ein Kanister PG gerettet worden wäre. Das E-Dampfen besteht nämlich aus 3 Wissensbereichen: Elektrotechnik, man muss das Ohmsche Gesetz kennen und anwenden können, einem chemikalischen Grundwissen sowie handwerklichem Geschick. Mit diesen 3 Voraussetzungen kann man prinzipiell jederzeit und überall eine E-Dampfe selber bauen. Und die Leute aus der ersten Generation des E-Dampfens besitzen eben diese Kenntnisse und Fähigkeiten. Das hatte ich beim Kommentieren im Hinterkopf. Weil eine Generation mit etwa 15 Jahren berechnet wird, schrieb ich dann „anderthalb Jahrzehnte”. Das ist die tatsächliche Erklärung, weshalb ich nicht bis 10 zählen konnte.
Solltest du jetzt denken, wie ungeheuer unwichtig und uninteressant das ist und dass somit deine Zeit fürs Lesen dieses Eintrags im Grunde verschwendete Lebenszeit sei, dann mag das durchaus für den ein oder anderen zutreffen, doch ich könnte auch als „letztes Wort” sagen, dies sei eine Art therapeutischer Ansatz.
Inneres Ich: „Wie das?”
Angesichts täglicher Sensationsmeldungen in den Medien eines nimmer enden wollenden Ausnahmezustandes, der dazu führt, dass du dich morgens nach dem Aufstehen bereits fühlst, als gingst du im Laufe des Tages an einem bröckelnden Abgrund entlang – unter dir der garstige Höllenschlund und nur eine dünne Leine, an der Ricarda Lang dich hält und dich mit einem Salatblatt wie ein Kaninchen zu sich hin lockt – so könnte das Interesse auf harmlose Nichtigkeiten gerichtet, dich aus deiner Habachtstellung reißen und sehr zur Beruhigung deines Seelenlebens beitragen. So wie es auch in „Strick-Blogs” geschieht: selbst wenn die Welt zusammenbricht, zwei links, zwei rechts, die Wolle wahrlich wohlig ist.
Inneres Ich: „Ach, er hat heute einen Clown gefrühstückt. Das erklärt nun wieder vieles.”
Übrigens: „Run Rabbit Run”, so heißt der australische Gruselfilm. Six Points.