Im letzten November schrieb ich bereits über die 1. Staffel der neuen Serie „Star Trek, Strange New Worlds”. Nach nunmehr der Hälfte der Episoden der 2. Staffel kann ich sagen, dass die Serie genauso grandios fortgeführt wird. Es ist das bisher beste Star Trek aller Zeiten, hält sich am Original und führt gleichzeitig die fantastischen Geschichten, Ideen und den Humor weiter, mit dem „Star Trek, The New Generation” zumindest begann.
Und zum zweiten Mal binnen eines Jahres staune ich hier in diesem Tagebuch mit einem freudigen Ausruf aller Omas und Opas dieser Welt: „Oh, wie isses schön! Dass ich das noch erleben darf!”
Man kann nur hoffen, dass in kommenden Episoden die gegenwärtige Kriegs- und Krisenzeit sich nicht in die erzählten Geschichten einschleicht, so wie es bisher stets bei Star Trek der Fall gewesen war. Ob „9/11” oder die deutsche Wiedervereinigung, Rassenunruhen in den USA oder das Jahrzehnt der Kriege in den arabischen Ländern – all das fand in den Star Trek Serien oder in einzelnen Episoden eine Entsprechung, wurde indirekt thematisiert und führte meines Erachtens die bis dahin beste Star Trek Serie „Enterprise” ab der 3. Staffel in den Abgrund. Captain Archer verwandelte sich charakterlich von einem neugierigen Forscher in einen hasserfüllten Hardliner. Fortan gab es wie bei Angela Merkel keine Alternativen mehr. Alternativen zum Tod Unschuldiger als Kollateralschäden und zur Folter, um jemanden zu brechen, damit ein Terroranschlag verhindert werden konnte. Staffeln 3 und 4 waren überwiegend durchdrungen von Depression, Mord und Krieg. Zusätzlich zu einer Menge Nazi-Episoden, in denen die Schauspieler der bösen Protagonisten in SS-ähnlichen Uniformen herumliefen (viele Amis stehen anscheinend auf dieses Design). Damit wurde all das mühevoll von Gene Roddenberry Erschaffene und durch die Figur des Captain Picards zur Blüte der Diplomatie Entwickelte durch „Enterprise” zerstört. Alles, was danach kam, waren nur noch Serien mit billigen Computeranimationen, war Teenager-Baller-Gedöns, Nerd-Kram oder sentimentaler Quatsch wie in „Picard”, der Ableger für die in die Jahre gekommenen Omas und Opas, die Star Trek aus ihrer Jugend kannten. Erst jetzt, erst ab 2022, hat Star Trek mit „Strage New Worlds” wieder den Anschluss an seinen Ursprung gefunden. Eine ganze Generation lang hat das gedauert, muss man sich mal vorstellen. Deshalb ist meine Sorge als ein Trekkie der ersten Stunde auch so groß, dass sich die Verwerfungen bloß nicht erneut einschleichen. Bis jetzt geschieht es jedenfalls in keiner Weise, was die Freude förmlich gigantisch werden lässt.
Jawohl, so ist das. So und nicht anders schreibt ein Trekkie. Star Trek war und ist der Realität gewordene Pazifismus, ist eine neue, bessere und gerechte Welt voller bisher kaum vorstellbarer Möglichkeiten und Ideen des Miteinanders bei aller Unterschiedlichkeit. Es gibt dort keine ausweglosen oder alternativlosen Situationen, die Gewalt oder Kriege rechtfertigen würden, es gibt immer eine Lösung im Großen wie im persönlichen Kleinen zur Beilegung selbst der verhärtesten Konflikte und sei es auch nur ein Patt, eine „neutrale Zone” als Pendant für einen Waffenstillstand. Das war Gene Roddenberrys Vision von Star Trek. Und das ist sie mit „Strange New Worlds” wieder geworden.