In der Medizin gibt es so ungeheure Fortschritte, die einen den Mund vor lauter Staunen offenstehen lässt. Seit ein paar Jahren arbeitet sie sich in den Nano-Bereich vor, der Fantasie sind hier keine Grenzen mehr gesetzt. Auch aus der genetischen Forschung sind bereits allerhand praktische Anwendungen hervor gegangen, die noch vor kurzer Zeit als Science Fiction bezeichnet worden wären. Die Menschheit kann mittlerweile an Viren basteln, sogar künstliche Viren bauen, obwohl sie kein Mensch je zu Gesicht bekommt.
Da all dies (und noch viel mehr jetzt ungenanntes) heute bereits möglich ist, frage ich mich, was uns als Menschheit eigentlich davon abhält, die Pigmente unserer Haut, der Augen und Haare gleichfalls zu verändern? Und zwar in alle gewünschten Farben.
Dies sei nicht möglich, so wird einem sofort geantwortet. Ja, klar, jetzt im Augenblick ist das nicht möglich. Es besteht schließlich kaum ein Interesse daran, auf diesem Gebiet großartig und teuer zu forschen. Graue Haare lassen sich mit geringem Aufwand färben, niemand würde daher eine Milliardenforschung auf diesem Gebiet finanzieren.
Wie viel gewönne aber eine globale Gesellschaft, wenn es keine Rassenprobleme aufgrund des Aussehens von Haut, Augen und Haaren mehr gäbe? Wenn jeder Mensch seine Farben individuell aussuchen könnte? Noch dazu wechseln könnte? Wie viel materieller Wohlstand würde dadurch geschaffen werden? Wenn sämtliche Destruktivität aufgrund von angeborenen Unterschieden nicht mehr vorhanden wäre und alle Kraft dem gemeinsamen Ziel einer prosperierenden Gesellschaft in individuellen Farben zur Verfügung stünde? Dann wäre sogar der wirtschaftliche materielle Gewinn kaum in Zahlen zu messen, so groß wäre er. Auf allen denkbaren Ebenen wäre diese neue bunte Welt der heutigen haushoch überlegen.
Genau das war mein Traum letzte Nacht. Zuerst schafften es die Mediziner, dunkle und helle Haut durch Gentechnik zu erzeugen, was im Traum bereits in der Vergangenheit lag und als medizinische Sensation gefeiert worden war. Danach setzten die logischen Schritte der Weiterentwicklungen ein und durch genetische Eingriffe ließen sich die Farben von Augen und Haut von dunkel nach hell und umgekehrt innerhalb eines Jahrzehnts verändern. Am Ende dieser Entwicklung war es dann möglich geworden, binnen Jahresfrist alle für uns sichtbaren Farben zu erzeugen.
Unter diesen Voraussetzungen kamen im Traum plötzlich ein Autor sowie ein Regisseur daher und fragten mich, ob ich vielleicht einen finanzkräftigen Produzenten kennen würde, denn sie hatten die Idee eines Films über Utopia, über die positive bunte Welt der Zukunft.
Während meiner Überlegungen, mangels finanzstarker Kontakte eventuell ein Darlehen aufzunehmen und selber zu einem solchen Produzenten zu werden, erwachte ich aus dem Traum. Der neue Tag begann – aber nicht wie üblich im Einheitsgrau, sondern überall entdeckte ich die Buntheit des Daseins. Ich sah aus dem Fenster den Buntspecht an der Fütterungsstation und im Garten auf der Wiese den Hund „Bo”, einen schwarzen Berner-Sennen-Mix mit vierfarbigen Beinen und bunten Streifen auf dem Rücken. Ich schaute hinüber zu den wild wuchernden Sträuchern, wie sie in allen bunten Farben im Wind wehten, sah gelbe und blaue Baustämme, deren grünes Laub wie prächtige Gewänder wirkten und nahm bunte Insekten wahr, die mich faszinierten. Auf dem Weg zum Haus fuhr gerade der Postbote mit seinem gelben Auto vor, ich winkte ihm zum Gruß und es stieg ein blauer Mann aus dem Wagen, der meiner Großnichte ein Päckchen überreichte, das ihr Gesicht in glitzernden „Klein-Mädchen-Prinzessinnenfarben” erstrahlen ließ. Die Welt war plötzlich bunt. Auch ohne LSD. Real.
Und nochmals erwachte ich aus dem Traum. Es war ein Traum im Traum. Da begriff ich, dass der beabsichtigte Film bereits im Archiv meines Kopfes vorhanden ist. Ich selber war dessen Autor, Regisseur und Produzent in einer Person. Man sieht, was man sehen will. So einfach ist das Leben in einer bunten Welt.
Na? Als kleine Anregung deiner Fantasie für heute okay? Bitteschön und immer wieder gerne.