Neulich erst traf ich einen Menschen, der mir sagte, wir müssen, um zu überleben, etwas gegen die Umweltgifte unternehmen, insbesondere gegen das CO2. Ziemlich konsterniert wusste ich zuerst gar nicht, was oder wie ich diesem Menschen antworten sollte.
Also versuchte ich es ruhig und erst mal mit einem Vergleich. Er würde doch niemals auf die Idee kommen, den Sauerstoff als Umweltgift zu bezeichnen. Genauso verhält es sich mit dem CO2: ohne gibt es kein Pflanzenwachstum, die Erde sähe aus wie der Mars. Ohne Pflanzen keine Tiere und keine Menschen. CO2 ist ein gesundheitlich unbedenkliches Gas, das wir zum Überleben sogar dringend brauchen.
„Ja aber”, begann er und erzählte etwas über das Treibhausgas CO2 und wie ein Zuviel davon die Erde verbrennen würde.
Auch hier war es schwierig, ihm wieder zu antworten. Zuerst skizzierte ich ganz kurz die natürlichen Prozesse, die dafür sorgen, dass stets genug CO2 von der Natur gebunden werde, so dass dieses Gas nicht in einem solchen schädlichen Übermaß auftreten würde. Zudem ist eine CO2-Erhöhung nicht die Ursache eines Temperaturanstiegs, sondern dessen Folge. Ozeane etc. geben bei erhöhten Temperaturen mehr gebundenes CO2 wieder als Gas ab.
Damit war er aber nicht einverstanden und beharrte darauf, dass der Treibhauseffekt, der eben verursacht wird durch zu viel CO2 in der Atmosphäre, Ursache und Wirkung der Temperaturerwärmung zugleich sei. Nun, da war ich argumentativ schon wieder ziemlich platt, mein Gegenüber sprach nämlich von einer Art eines negativen Perpetuum Mobiles.
Schwamm drüber. Ich versuchte einen neuen Ansatz: Um die CO2-Erzeugung zu verringern, sagte ich mit Bestimmtheit, genüge es ja wohl nicht, einfach deren Produktion zu besteuern. Denn dadurch generiere man zwar einen Haufen Geld aber verringere schließlich kein CO2. Weshalb, so fragte ich ihn, würden wir nicht einfach der Natur nacheifern und künstlich CO2 aus seinem gasförmigen Zustand in einen unschädlichen festen Zustand umwandeln, der in dieser Form keinerlei Auswirkung mehr auf den Treibhauseffekt habe? Deutschland ist (war bis vor kurzem) eine der führenden Nationen der Technologie der CO2-Abscheidung. Wenn wir also aus ideologischen Gründen schon keine CO2-freien Kernkraftwerke bauen wollen und stattdessen schmutzige Kohlekraftwerke wieder vermehrt benutzen, weshalb dürfen wir die dann nicht sauber betreiben, nämlich mit der Spitzentechnologie der CO2-Abscheidung? Weshalb verbietet der Staat die Anwendung eben dieser Technologie? Das gebundene CO2 würde wie vormals die Kohle ins Gestein gepresst und könne so Millionen Jahre gelagert werden. Im Übrigen ließe sich CO2 in viele andere Baustoffe binden. Diese führend von Deutschland entwickelte Technologie wäre noch dazu der Exportschlager schlechthin und könne unser Land wieder reich machen.
„Du mit deinem Kapitalismus”, antwortete mein Gesprächspartner und fügte hinzu, dass diese Technologie viel zu unsicher sei. Unsere Welt müsse sich zurück in eine Agrar-Gesellschaft verwandeln und überhaupt: bei einem Erdbeben könne sich das gebundene Gas sowieso wieder freisetzen. Erneut war ich argumentativ einen Moment lang perplex. „Wie bei einem deutschland-typischen Vulkanausbruch?”, fragte ich noch, aber das hörte er schon nicht mehr, denn da hatte er sich bereits von mir und unserer kurzen Unterhaltung abgewandt.
Das Gespräch fand vor wenigen Monaten statt, verweilt aber bis heute in meinem Hinterkopf. Immerhin erkannte ich daran, wie sinnlos es geworden ist, mit Argumenten der rückständigen grünen Ideologie zu begegnen. Diese Leute träumen von Windmühlen und Handwerksmärkten im Mittelalter. Nicht wenige von ihnen glauben, die Welt wie mit einer Smartphone-App steuern zu können. Sie wünschen sich ein Zurück-Zur-Natur. Das taten auch die Sekten der 1920er Jahre, die damals in Deutschland wie Pilze aus dem Boden schossen. Dass genau ein solches (Nicht-) Denken sie anfällig macht für autoritäre Regierungen mit einfachen Rezepten für eine vermeintliche heile Welt der Vergangenheit, das können sie schon nicht mehr erkennen.
Was tut man da? Wie begegnet man diesen Menschen? Wenn ihnen die heutige Welt zu kompliziert und modern geworden ist, dann kann man auch mit Bildung nichts mehr erreichen. Und wenn sie die Mehrheit im demokratischen Land werden, dann bekommen sie die Macht, die zivilisatorischen Errungenschaften kaputt zu machen. Sie erscheinen resistent auf allen Ebenen zu sein. Für meinen Teil weiß ich echt nicht mehr weiter, bleibe also stumm und schaue in gewisser Weise von außen zu. Ich meine bzw. frage: Was machst du? Wie gehst du damit um? Was antwortest du diesen Leuten?
Glücklicherweise musste ich mich dazu noch nie äußern, mein Wissensstand ist dürftig.
Toll, wie du das hier so gut und verständlich erklärst, danke dafür! Ist Deutschland nicht nur für etwas über 1% Ausstoß verantwortlich?
Ich glaube, ich erwähnte es bereits. Eine Freundin aus Kindertagen ist begeisterte Grünenwählerin im Gegensatz zu mir, und das war zweimal der Grund für ihren Kontaktabbruch. Nun hatte sie es wieder versucht, und ich wollte Politik nicht mehr diskutieren. Sie hat aber nicht locker gelassen, und da war ich es endgültig leid. Es ist ähnlich wie bei Scientology, zu hirngewaschenen Menschen findest du einfach keinen Zugang mehr.
Daher würde ich raten, deine Energien für wichtigere Dinge aufzusparen.
Was rotgrün in unserer Stadt umtreibt ist nur noch zum Kopfschütteln. Die neuesten Pläne sind: Pumuckel Ampeln sollen herkömmliche Ampeln ersetzen. Auf dem historischen Platz vor der Oper sollen hohe Gräser und Wildpflanzen angepflanzt werden. Zum Glück hat der oberste Denkmalschützer bereit den Daumen gesenkt.
Oscar Niemeyer sagte schon: „Ein Platz muss ein Platz bleiben“.
Ein off topic noch: „The Clovehitch Killer“ ist sehr sehenswert, falls du was brauchst.
Danke für den Gedankenanstoß mit Scientology, das finde ich erhellend und ist überdies interessant, denn während wir sogar sogenannte Sektenbeauftragte der Bundesregierung und diverser Landesregierungen haben und dieser Begriff in den Sozialwissenschaften seit mehr als 20 Jahren verwendet wird, findet er sich nicht mehr bei Wikipedia. Dort wird sogar gelogen und behauptet, dieser Begriff sei eben kein Begriff der Sozialwissenschaften und werde deshalb nicht benutzt – während in der Rezeption und den Referenzen des betreffenden Eintrags gleichzeitig etliche Verweise mit eben diesem Begriff aufgelistet werden. Das zeigt, wie erfolgreich Scientology bereits in die „Linke Bubble” vorgedrungen ist. Und das sieht so aus, als ob es exakt dasselbe wie mit der grünen Ideologie ist.
Sie hat etwas mit Glaube zu tun. Da ist man mit Argumenten machtlos.
Ich höre den Einwand: Was ist mit der Aufklärung, die uns aus dem finsteren Mittelalter holte?
Tjaaa, Argumente waren nicht der Kern der Aufklärung. Wer nur Argumente vorbrachte, wurde verbrannt. Die Aufklärung ist vielmehr gekennzeichnet durch das Erkennen des eigenen Irrtums in der Bevölkerung. Als den Menschen das Wasser bis zum Hals stand, es keine Entwicklungen und keinen Fortschritt mehr gab, als sie europaweit aufgrund von Missernten wegen einer Phase der Klimaabkühlung verhungerten – und gleichzeitig der Handel in/mit fernen Ländern florierte, eine erste Welle der Globalisierung zur Blüte der Hanse führte (man erfuhr quasi nebenher, dass die Welt anderswo anders funktionierte, Reisen bildet) – als beides also parallel geschah, waren es neben persönlicher Notzeiten die veränderten Umstände, die die Aufklärung vorantrieb, nicht allein Argumente oder logisches Denken, die waren weniger Ursache als Folge der Aufklärung.
Und infolgedessen konnte dann erst die Antike neu entdeckt werden und die Renaissance letztendlich Europa aus der finsteren Zeit befreien.
Also wäre es mit diesem deinem wunderbar treffenden Beispiel (wie ich es verstanden habe) so, dass man (wir alle) heute zuerst ans Ende der Sackgasse gelangen müssen, eh die eigenen Fehler erkannt werden und eine Umkehr, ein Umdenken stattfindet. Oder anders ausgedrückt: zuerst muss alles kaputt gemacht worden sein, bevor es (bevor eine Gesellschaft) wieder neu errichtet werden kann. Das sind allerdings trübe Aussichten, Barbara, wenngleich sie wohl wahr sind. Es könnte genau so sein.
Eine andere Frage stellt sich im Anschluss an diese Überlegungen, über die ich die letzte Nacht lange nachgedacht habe: Warum ist das so? Warum entwickeln sich manche Kulturen zu Hochkulturen, halten eine gewisse Zeit aber verschwinden irgendwann und dann sogar erstaunlich schnell wieder von der Bildfläche? Und das ohne dass sie von außen angegriffen oder erobert oder unterwandert worden wären. Wie ein faulender Baumstamm gärt es von innen heraus, zuerst lange Zeit unbemerkt, danach bedarf es nur noch eines mittleren Herbststurms, und der Baum kracht an seinem eigenen Gewicht in sich zusammen. Im anschließenden Winter bedeckt ihn der Schnee und keiner weiß mehr, wo er ehemals in seiner Pracht gestanden hat.
Sind Gesellschaften, Zivilisationen, Kulturen vielleicht nichts anderes als die Ökologie, und verläuft ihr Werden, Gedeihen und Vergehen nach denselben oder ähnlichen Regeln? Nur in einem anderen zeitlichen Maßstab? Und wir selber erkennen es natürlich nicht (so wie ein Blatt, könnte es denken, auch nicht an die Fäule im Inneren seiner Mutter, seines Vaters Baum denken würde)?
Fragen über Fragen 🙂