Heute bleibt die Küche kalt. Ich fühle mich nämlich ein ganz klein wenig erpresst. Wie kaltes Olivenöl. Oder auch mehr. Arg erpresst, trifft’s schon genauer. Stocksauer könnte man auch dazu sagen.
Worum geht’s? Ich benötige ein neues Konto bei einer Bank, ein zusätzliches Konto zu meinem normalen Girokonto bei der Sparkasse. Nein, ich habe nicht viel Geld, ganz im Gegenteil. Aber es ist ja egal, wozu ich es brauche, das ist sowieso zu privat fürs öffentliche Tagebuch. Mein Leben lang war ich schuldenfrei (bis auf BAföG-Schulden, die nun aber auch schon seit über 10 Jahren beglichen sind) und bin es nach wie vor. Damit das auch so bleibt, suchte ich mir eine Bank, die Onlinebanking ohne Gebühren für die Kontoführung anbot (wozu auch, wenn ich das selber erledige). Gefunden, online Identität verifiziert, Konto eröffnet, alles prima – da stellt sich heraus, dass das mit dem Onlinebanking von Seiten der Bank anders gemeint war, als ich es mir vorgestellt hatte und als es die Sparkasse macht. Die Kontoverwaltung funktioniert nicht über den Browser an einem Windows- oder Linux-Rechner, sondern nur mit der bankeigenen App auf einem Android oder Apple Smartphone bzw. Tablet.
Seit Jahren verweigere ich mich erfolgreich dem Smartphone-Wahn. Keiner kann heute mehr sagen, wer welche Daten damit von mir bekommt und vor allen Dingen, wo sie, also in welchem Land unter welchen Datenschutzbestimmungen wofür benutzt werden. Mit einem Smartphone hast du keine Kontrolle. Das ist einfach so, auch wenn viele Leute vom Gegenteil überzeugt sind, weil die Hersteller ihnen ein paar lustige bunte Regler zum Einstellen des Geräts unter die Nase halten.
Jetzt muss ich mich entscheiden: Das neue Konto wieder kündigen oder zum ersten Mal und eventuell ausschließlich fürs Onlinebanking ein Smartphone kaufen? Neben dem Hardwarepreis fallen dann ja noch Vertragskosten an. Und da ich sowieso über diesen verwirrenden Markt absolut null Überblick habe, ist mein Unmut, meine Unlust um so größer im Moment.
Wie ich diese Art der Erpressung hasse! Dazu finde ich nicht mal die passenden Worte. Noch habe ich mich nicht entschieden, was ich tun werde. Erstmal nächste Woche nach anderen Banken Ausschau halten und vielleicht geringe Kontoführungsgebühren akzeptieren, dafür aber ein Banking per Browser und mit TANs nutzen können. Falls die anderen Banken nicht ebenso beabsichtigen, demnächst ihr Onlinebanking auf eigene Apps zu verlagern – ich hatte da neulich schon etwas in der Art irgendwo gelesen, find’s aber gerade nicht mehr.
Ach, es ist ein Dilemma.
Auch falls du mich jetzt für total meschugge halten solltest, so wünsche ich dir heute dennoch einen angenehmen Herbsttag. Du weißt ja, nur weil du denkst, „der Georg spinnt doch mit seiner Smartphone-Phobie”, hast du jetzt wettertechnisch den Salat mit Herbst, kalt und viel Regen. Kleine Sünden bestraft der liebe Gott nämlich sofort. Jaja, so ist das.