Fehler – gute und weniger gute

Es gibt Fehler, die sind so wunderbar, wenn man sie begeht – und rechtzeitig bemerkt, lässt sich die spontane Freude darüber kaum in Worte fassen.

Inneres Ich: „Wie? Was? Bist du jetzt endgültig übergeschnappt?”

Ernsthaft. Die ganze letzte Nacht verbrachte ich im Bewusstsein der Deadline heute um 10 Uhr, der späteste Zeitpunkt, um zu Bett zu gehen, damit die folgende Dienstnacht nicht zum unerträglichen Horror im Kampf gegen die Müdigkeit wird. 10 Uhr war schon vorüber aber ich hatte so überhaupt keine Lust aufs Bettchen. Trotzdem zwang ich mich, die Monitore auszuschalten und mich so langsam schleppend bzw. schlurfend bettfertig zu machen. Wat mutt, dat mutt. Ein wenig wunderte ich mich zwar über die draußen herrschende Stille, da fiel es mir auch schon wie Schuppen von den Augen: wir haben Sonntag! Meine nächsten Schichten beginnen aber erst Montagabend. Welch eine innere Freude in mir emporstieg, eben sie ist kaum in Worte zu kleiden. So, so, schön!

Jetzt gucke ich noch in aller Ruhe und Gemütlichkeit einen Spielfilm. „Miss Viborg”, ein dänischer Film mit guten Kritiken, der mich dann mal überraschen soll. Falls er nicht gefallen sollte, trübt das die Freude kein Stück.

Apropos nicht gefallen: Letzte Nacht habe ich „Oppenheimer” angeschaut. Eine im Kino abgefilmte Version, also kein gutes Bild aber guter Ton. Ich kann die vielen enthusiastischen Filmkritiken absolut nicht nachvollziehen. Zwar beinhaltet der Film ein tolles aktuelles Thema, auch spielen in ihm erstklassige Schauspieler mit außergewöhnlich guten Leistungen, aber die grottenschlechte Regie, ein wie wahnsinnig gewordener Schnitt und eine noch schlimmere Kameraführung zerstören eigentlich alles. Darüber hinaus zerrte über die gesamte Länge die Musik kräftig an meinen Nerven. Von dem Versuch, unbedingt modern wirken zu wollen, bleibt eigentlich nur eine unerträgliche Hektik, eine Art Bild-Collage übrig. Schwarz-Weiß-Szenen (der Authentizität wegen) und Kameraperspektiven, die aber nur gekünstelt wie ein auf alt getrimmtes Möbelstück aus Sperrholz wirken, bringen aneinendergestückelt gemeinsam mit den stets an falscher Stelle eingefügten Rückblenden den Filmfluss immer wieder ins Stocken. Sämtliche Figuren, wichtige Menschen des damaligen Zeitgeschehens, erstklassige Wissenschaftler und die schreckliche Mc.Carty-Ära in den USA bleiben blass oder sogar gänzlich unerwähnt. Das Filmthema besitzt solch ein riesiges Potential – doch was bleibt, ist leider die vertane Chance, dem kriegslüsternen Zeitgeist etwas Großes entgegenzustellen. 3 von 10 Bewertungs-Punkte. Entschuldigung, falls du den Film mögen solltest, just my 2 cent.