Meine innere Uhr wird gerade neu justiert. Es könnte sein, dass dies mit dem Herbstanfang zu tun hat. Es braucht dafür rund 3 Tage, um wieder in den richtigen Nacht-Rhythmus zu gelangen. Also werde ich heute die meiste Zeit das Internet ausgeschaltet haben und mir endlich einen Wunsch erfüllen, nämlich so richtig lange zu bingen. Das kann man nicht so nebenher machen, da ich quasi in die erzählte Geschichte mit Haut und Haaren hineingesogen werden möchte.
Inneres Ich: „Ist das nicht wie eine Droge? Spielsucht zum Beispiel?”
Eine Frage der Definition: Für mich ist es vergleichbar mit dem Lesen eines Romans. Auch dort falle ich in die erzählte Geschichte hinein. Da ich keine Computerspiele spiele, kann ich nicht sagen, ob es damit ähnlich ist – wahrscheinlich ja, wenn es um Abenteuerspiele geht und nicht um Jump ’n‘ Run Spiele oder um reine Ballerei. Den negativen Begriff „Droge” kann man letztlich für jeden Zeitvertreib benutzen; das war auch früher nicht anders. In Zeiten vor dem elektronischen Entertainment galt ich als Leseratte (wieso Ratte?) und meistens ebenfalls als ein Sonderling. Mir und ebensolchen anderen wurde vorgehalten, Romane als Fluchten aus der Realität zu benutzten. Es ging aber auch anderen Leuten ähnlich. Sogar Marathonläufern, die stundenlanges tägliches Training benötigten, wurde von „ganz spitzfindigen Zeitgenossen” unterstellt, sie nutzten den Sport lediglich dafür, um körpereigene Endorphine zu erzeugen, die sie „glücklich machten”.
Man kann sagen, dass eigentlich alles, das von der Normalität des schnöden Alltags ablenkt, immer schon als Droge bezeichnet wurde. Nichts Neues unter der Sonne. Menschen sind halt ziemlich einfach gestrickt, wenn es um die Zuordnung anderer in irgendwelche Schubladen geht. Alles, was nicht ist wie sie selber, wird verdächtigt, negativ zu sein. Diese Leute begreifen natürlich alleine sich als normal, also als positiv. Wie ermüdend einfallslos sind doch solche schlichten Gemüter, nicht wahr?
Inneres Ich: „Und was schaust du dir heute an?”
Jaahhh, darauf freue ich mich jetzt schon riesig! Weil ich es mir seit fast einem Jahr schon mehrfach vorgenommen hatte, die lange Zeit dafür aber nicht zur Verfügung stand. Man kann so etwas schließlich nicht übermüdet angehen, bestimmte Romane sollte man besser ausgeschlafen und hellwach erleben. Es ist die 10-stündige Taylor-Sheridan-Westernserie „1883”, von der ich letztes Jahr schon so sehr geschwärmt hatte. Kurze Pausen hinzugerechnet, so bedeutet das ein rund um die Uhr Binge-Watching in meiner abgedunkelten Höhle ohne irgendwelche Ablenkungen (Klingel, Internet, Menschen, Mata Hari usw.) 🙂
Gehab dich derweil wohl, genieße auch du was auch immer und egal, wer was dazu sagt.