Alles kostet immer mehr

Wahnsinn! Alles kostet Geld. Nachsendeantrag bei der Post für ein Jahr kostet, na, schätz mal … fette 115 Euronen. „Ganz früher” war das mal kostenlos.

Edit: Man kann es drehen und wenden, wie man will, schönreden oder peinlich verschleiern, aber ich bin hereingefallen. Und zwar auf eine Art des Pishings. Denn es war ein eigenständiges Unternehmen, mit dem ich einen Dienstleistervertrag über den Nachsendeauftrag geschlossen habe, nicht die Post, wie ich fälschlicherweise annahm. Das Unternehmen hat die Post-Webseite täuschend echt nachgebaut. Aber keine Entschuldigung und kein Herausreden meinerseits: ich habe nicht aufgepasst und bin doof-dumm hereingefallen.

Den Stromanbieter kann ich nicht mehr frei wählen. Bisher war es (aber nicht unter meinem Namen) „Klever Strom”, ein regionales Unternehmen. Das darf nun keine Neukunden mehr von außerhalb annehmen (ich wohnte und wohne in der Nachbargemeinde). Energiewende und -krise sei Dank. Ich solle mich doch bitte in wenigen Monaten nochmal melden, vielleicht sei dann die politische Lage eine andere, so der Mitarbeiter. Nun muss ich mich allerdings für ein Jahr an den Grundversorger „eon” vertraglich binden. Dabei wurden ab den 90er Jahren die lokalen Anbieter gerade deshalb gefördert, damit sie dem Stromkartell etwas entgegensetzen konnten und somit der Markt sich frei durchsetzen konnte. Das ist heute also ein Zurück zum Kartell – oder der reinste Sozialismus, je nach Betrachtungsweise. Man, man, man, „Wind und Sonne stellen keine Rechnung” – für wie blöd halten die Grünen eigentlich die Bürger?

Inneres Ich: „Für saublöd. Denn die haben diese Spezialisten in ihre Ämter gewählt.“

Filmtipp: „Interstellar”

Heute habe ich packmäßig fast gar nichts getan. Termine außer Haus waren nötig. Dann sah ich mir vorhin den zweieinhalbstündigen Spielfilm „Interstellar” endlich wieder einmal an. Ein sehr kompliziert zu folgender, echter Science-Fiction-Film. Weniger über Abenteuer im Weltraum geht es darin als vielmehr um die Physik und die Quantenmechanik. Und um eine 5. Dimension.

Eine Menge wurde über den Film schon geschrieben, je rätselhafter er jemandem erscheint, desto aufgeladener wird sein Inhalt verstanden. Auch war der Film 2014 in der deutschsprachigen Kritik eher gefloppt, weil ihn kaum jemand verstanden hatte, daran erinnere ich mich noch sehr gut, doch trotzdem erwies er sich schlussendlich weltweit als ein kommerzieller Erfolg, was seine Einspielergebnisse betrifft. Das Groß der Menschen scheint klüger zu sein als die Kritiker. Auch ich selber war nicht schlauer als jemand, der den Film zum ersten Mal sah, habe ebenfalls lange und mehrere Male das Anschauen benötigt, um alles so einigermaßen zu verstehen. Wenn ich jetzt sage, die 5. uns unbekannte Dimension sei die der Liebe, und dass uns diese Erkenntnis von den Brüdern Christopher und Jonathan Nolan mitgeteilt wird, dann weigert sich natürlich mindestens die Hälfte der Fangemeinde von „Interstellar” so etwas anzunehmen, denn nach ihrer Ansicht handelt der Film über alles mögliche, von Poltergeistern, Außerirdischen bis hin zur trockenen Physik, keinesfalls aber über die in ihren Augen profane Kraft der Liebe.

Naja, jedenfalls war „Interstellar” heute ein abermaliges Filmfest, das mich fast drei Stunden lang fasziniert und gebannt eine Pause von der Realität einlegen ließ. Man kann dergestalt prima runterkommen, auf welchen Gipfeln man sich auch gerade befindet. Morgen geht es weiter mit Terminen außer Haus, bevor mindestens eine neuerliche 12-stündige Pack- und Räumorgie stattfinden wird. Es dauert nicht mehr lange, dann wird auch meine Welt generalüberholt im neuen Glanze erstrahlen. Der Weg ist kurz aber anstrengend, doch er lohnt sich ungemein. Bis dahin (dann erzähle ich auch endlich mehr darüber) wünsche ich dir einen möglichst trockenen Herbsttag in der gerade an eine Regenzeit erinnernden Witterung im Lande der medialen Dürre.

Viel Arbeit gerade

Regen ohne Ende, dann das absolut frustrierende Erlebnis, wie Mata Hari um 2:59 Uhr wieder auf 2:00 Uhr zurücksprang, kräftiger Wind dazu, alles feucht und klamm trotz Regenmantel – nö, wirklich schön war die letzte Nacht nicht. Zu Hause angekommen, arbeitete ich ohne die geringste nachlassende Konzentration noch sechs weitere Stunden und pausenlos an dringend abzuarbeitende Dinge für die Firma am Computer, bevor dies eventuell in den nächsten zwei Wochen nicht mehr möglich ist. Denn das Ummelden des Telefonanschlusses in die neue Wohnung dauert entgegen der ersten Versprechen der Servicemitarbeiter („Ach, das ist heute innerhalb von zwei Tagen erledigt”) nun doch zwei Wochen. Warum? Weil vorher vor Ort kein Techniker verfügbar ist. Theorie und Praxis halt.

Guck mal, davon habe ich mir drei gekauft á 2,40 x 2,54 Meter, sollte gut aussehen. Extra keine schwarzen oder dunklen Vorhänge, die könnten vielleicht zu depressiv wirken und einen optisch erschlagen, dennoch am Fenster von der Außenseite schwarz, also auch bei Innenbeleuchtung nachts blickdichte doppelte Vorhänge, aber eben von der Innenseite neutral, beige, freundlich und hell. Wegen der Südseite in heißen Sommern und wegen meiner nächtlichen Höhlenaktivität als Neandertaler.

Ansonsten weiter beim Räumen und Packen …

Kampf ums Vergessen

Regelrechte Kämpfe fechte ich momentan mit meinem Inneren Ich aus. Was wird verpackt, was nicht? Dekokram, der gleichzeitig Erinnerungen enthält: „Das bleibt hier für den Müll”, sagt das Innere Ich bestimmt. Also versuche ich die emotionale Taktik: „Ich bin kein treuloser Hund!”, so meine Antwort mit künstlich aufgebauschter Empörung in der Stimme, „vor 40 Jahren hatte ich versprochen, es bis ans Ende meiner Tage in wertschätzender Verwahrung zu nehmen.” „Wem versprochen?”, höre ich schnippisch die Replik, die ich aber gar nicht hören möchte. „XY sind längst über den Jordan, du hast es lange genug in Ehre gehalten, schau dir mal den Staub an!” So geht es munter weiter von Karton zu Karton.

Oder: ich besitze noch original verpackte Spindeln wiederbeschreibbarer Rohlinge DVDs, sogar eine Menge beidseitig beschreibbarer, die gibt es längst nicht mehr. „Wozu?”, mahnt das Innere Ich. Meine Versuche, möglichst rational zu erklären, wie praktisch sie doch eventuell sein können, verpuffen ins Leere, wenn es heißt: „Kaum jemand besitzt heute noch Abspielgeräte dafür. Das ist Müll, nimm sie wieder aus den Karton!”

Es fällt mir kinderleicht, mich von Küchenkram zu trennen, auch von nie mehr getragener Kleidung, doch alte Technik, die einmal richtig viel Geld gekostet hat, sie jetzt zu entsorgen, das bringe ich kaum übers Herz. Bluray-Player, alte Kassettenrekorder, Plattenspieler, Verstärker, Boxen, Kabel und Stecker ohne Ende, mehrere externe und interne ZIP-Laufwerke inklusive etlicher 100-MB und 200-MB ZIP-Disketten (die ultimative Speicherlösung so 1996 herum), alles voll funktionsfähig sogar an modernen Computern, Laptop aus den 90ern, noch einen aus den nuller Jahren, ehemalige HighTech-Innovationen – das soll nun technischer Abfall sein? Schwer einzusehen. DVDs, CDs, Filme und Musik wurden in der Rubrik „zu verschenken” eingestellt – nicht ein Mensch hat sich gemeldet.

Was bleibt, ist eine nervige Dauer-Auseinandersetzung mit dem inneren Bewohner meiner Selbst. Nein, Packen macht trotz der Freude über die Verjüngungskur keinen wirklichen Spaß, es ist seelisch grausam und anstrengend.

Jetzt um 8 Uhr gehe ich erst mal eine Runde schlafen. Bin’s wahrlich leid für heute. Ihr Träume des Vergnügens, seid willkommen in der folgenden Tagesnacht …

Multitasking

Auch bei nur einem Viertel des Umzugguts gilt: Oh, wie anstrengend ist das Karton-Packen und anschließend die Treppe runtertragen! Da merke ich meinen körperlichen Verfall an jedem Muskel und in allen Knochen.

Heute muss ich noch im Home-Office ein paar Stündchen etwas Dringendes für die Firma arbeiten. Um mich drumherum mittlerweile nur noch Rumpelkammer. Danach kurz Bettchen, bevor der Dienst erneut ruft. Das geht dann noch eine Zeit lang weiter so. Ankreuz im Kalender: nicht vergessen, Samstag bei Edeka stabile, dicke, große, graue Mülltüten kaufen als Kleidersackersatz! Ist billiger, sollte aber genauso gut funktionieren, oder? Ja, ich denke mal schon.

Etwas über die eigene Befreiung

Ist es nicht seltsam, wie sich alles hin- und herbewegt im Leben: als junge Menschen wohnten wir in einer Studenten-WG, jeder besaß ein eigenes Reich, das eigene Zimmer, der Rest der Wohnung gehörte allen. Großartig und aufregend empfanden wir das gemeinsame Leben auf dem beengten Raum. Nach ein paar Jahren begannen alle Bewohner sich dennoch nach mehr Platz zu sehnen. Die Flugtation der Bewohner fing an. Irgendwann waren sämtliche Gesichter ausgetauscht, auch das meinige verschwand und ein neuer junger Mann genoss das Reich seines Zimmers. Mit meiner Liebsten wurde eine eigene Wohnung bezogen. Wir besaßen kaum etwas an Möbeln, so dass nach dem Einzug die große Wohnung dennoch leer dastand. In der Folgezeit fing der Konsum an auszuufern, regelrechte Wallfahrten nach Ikea fanden statt, bis dass die Wohnung am Ende wieder genauso vollgestopft mit Möbeln und Kram war, wie seinerzeit das beengte Studentenzimmer. Irgendwann danach begannen die Gespräche über Familie und Haus mit unendlich viel Platz. Auch das wurde später realisiert. Das selbe Spiel begann von Neuem.

Nur leider funktionierte es nicht dauerhaft. Scheidung und Trennung rissen die Lebens-WG entzwei wie zuvor die Enge die Studenten-WG. Bis auf kurze Jahre der Unterbrechung blieb ich alleine für mich. Platznot war im Haus aber kein Thema. In den letzten 30 Jahren sammelte sich dermaßen viel Kram an, dass ich den Überblick verlor. Er störte zwar nicht, da er sich gut verteilte, doch immer öfter nahm ich ihn auch als eine Art Belastung wahr. Was will man zum Beispiel im Internetzeitalter mit Tausenden billigen Taschenbüchern, die, wenn du eines aus dem Regal nimmst, bereits zerbröseln (vor allen Dingen bei Rowohlt-Bücher aus den 70er und 80er Jahren aber auch bei anderen der Billigverlage verwest das Papier schon nach 20, 30 Jahren)? Es ist dasselbe wie bei Schallplatten, CDs oder DVDs. Über ein, zwei Dekaden waren sie das Nonplusultra, bevor die fortschreitende Technik sie ersetzte. Für meinen E-Reader besitze ich eine Bibliothek von derzeit 60.000 E-Books, die den winzigen unsichtbaren Platz benötigen, auf dem Einzeller riesige Veranstaltungen und Feiern organisieren.

Zu den überflüssig gewordenen Büchern kommt die Kleidung hinzu, die ich nicht wegwerfen mochte, unnütze Möbel, nie gebrauchte Küchengerätschaften und ein schieres Sammelsurium von Krimskrams der letzten 50 Jahre. 95 Prozent von all den Dingen blieben Staubfänger und wurden nie mehr benutzt.

Das nur mal grob und ziemlich gerafft erzählt der Vorstellung halber.

Jetzt stehe ich vor all dem Zeug und werde mich locker von ¾ verabschieden. Es ist eine bis jetzt unvorstellbar große Aufgabe, die ich angehe, doch du wirst es vielleicht kaum glauben, ich freue mich riesig auf diese Art einer Entschlackung. Durchweg erlebe ich beim Packen der Kartons aber dem Zurücklassen der meisten Dinge Gefühle einer neugewonnenen Unabhängigkeit. Losgelöst vom Ballast der vergangenen Jahrzehnte wieder aufs Wesentliche reduziert zu sein, das ist ein überwältigendes Gefühl von Freiheit. Die materielle Verkleinerung führt zu einer geistigen Erweiterung ungeahnten Ausmaßes.

Vielleicht fällt mir diese Verjüngungskur auch deshalb so leicht, weil ich schon über 30 Jahre hauptsächlich in der digitalen Welt zu Hause bin. Ein Sammelsurium virtueller Dinge ist nach wie vor vorhanden, doch es nimmt vergleichsweise wenig Raum in Anspruch. Denke an die Film- und Serienarchive. Tausende Stunden Unterhaltung, für die in der analogen Welt ganze Regalwände von CDs und DVDs nötig wären; all das befindet sich auf Datenträgern, die einen Raum von der Größe einer Zigarrenkiste einnehmen.

Sobald der Umzug vollbracht sein wird, bin ich zwar wieder ein, zwei Wochen ohne Internet (mir fehlt die Erfahrung, um sagen zu können, wie lange ein Umzug des Telefonanschlusses letztlich dauert), aber Mata Hari hat ja schon bewiesen, dass damit zumindest teilweise die Offline-Zeit überbrückt werden kann.

Die Zeiten als Jäger und Sammler sind also definitiv vorbei. Es ist sinnlos geworden, Dinge zu horten, wenn Amazon binnen 24 oder oft sogar 12 Stunden selbst benötigte Kleinigkeiten für 2,50 Euro bis an die Haustür liefert. Amazon hat den Versandhandel weltweit revolutioniert. Darüber kann man geteilter Meinung sein, es ist aber heute so, wie es ist. So lange Wirtschaft und Infrastruktur funktionieren, ist eine übertriebene Vorratshaltung unnütz geworden und verschwendet nur den Raum, belegt den Platz zum Ausbreiten der eigenen Flügel. Sollte die Gesellschaft und das Land einmal zusammenbrechen, die Dystopie Wirklichkeit werden, dann hilft dir auch kein Halbjahres-Vorrat mehr, denn dann lernen wahrscheinlich alle Menschen das existenzielle Leben von Grund auf neu. Der Mensch ist anpassungsfähig, und das erstaunlich schnell. „Für schlechte Zeiten”, das galt früher als durchaus berechtigte Devise, trotzdem ist das Gefühl, durch preppern oder ähnliches eine persönliche Unabhängigkeit zu bewahren, ein trügerisches und, wie ich heute glaube, ein falsches Gefühl. Sollte das Land kaputtgehen, hilft es nicht, sich in den eigenen Kaninchenbau zurückzuziehen, sondern dann müssen alle daran mitarbeiten, das Land wieder zu reparieren, es neu aufzubauen. Ein Überleben für Jahre oder Jahrzehnte in einem Atombunker ist kein erstrebenswertes Dasein. Es kann durchaus sein, dass sich deren Überlebende wünschen würden, im Blitz eines Atomschlags gegangen zu sein, als in Depression, Zucht und Ordnung die letzten Jahre verbringen zu müssen.

Natürlich: das ist jetzt ein bisschen weit hergeholt, schon klar. Doch alles beginnt irgendwo im Kleinen; irgendwann kommt immer der Punkt, an dem materieller Reichtum und das Alles-Haben-Wollen ins Gegenteil umschlägt und dich zum Sklaven der Dinge und des Besitzes machen. Dummerweise bemerkt man diesen „Kipppunkt” selten, die materielle Vermüllung schleicht sich förmlich ins Leben unbemerkt ein.

In diesem Sinne der Befreiung demnächst mehr. Gehab dich wohl.

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Nachtrag: Ach, übrigens. Beim Sinnieren über die Vergangenheit flogen die Erinnerungen wieder dicht vor meinem inneren Auge vorüber. Was war eigentlich die glücklichste Zeit in meinem Leben? Eindeutig Mitte der 1990er Jahre. Ich bewohnte eine kleine Dachgeschosswohnung in der Mönchengladbacher Altstadt für 200 Mark Warmmiete. Kein Badezimmer, Außentoilette und eine eigens aufgebaute Duschkabine in der Küche. Der erste Windows-95-Rechner stand in einem mächtigen Turm unterm Schreibtisch und ein 15-Zoll-Röhrenmonitor ließ beim Rattern, Pfeifen und Zischen des Modems meinen Mund vor Faszination offen stehen, als ich die ersten Male in „Broken English” nachts mit jemandem in New York live chattete und wir uns über Star-Trek-Bildchen austauschten. Das erste Handy, ein gigantischer Hundeknochen, und das erste wegen seiner langen Akkulaufzeit wirklich zu gebrauchende Schnurlostelefon eröffneten eine bis dahin unbekannte Welt der zur Realität gewordenen Science Fiction. In der Küche mixte ich Teig und buk Omas Pfannekuchenrezept nach, ein weißer Toaster ohne Glühdrähte, den ich nach wie vor besitze und behalten werde, beeindruckte mich enorm, eine Funk-Küchenuhr, die ich nie mehr nachzustellen brauchte und die bis zum heutigen Tag an der Wand tickt, wobei sie nur alle 8 Jahre eine neue Batterie benötigt, vermittelten das Bild einer vollkommen neuen technischen Zeit. Dazu die neu gewonnene Freiheit wegen des Mauerfalls und der Wiedervereinigung, überall waren die Menschen positiv gestimmt. Frieden und Freiheit schienen plötzlich zum Greifen nah zu sein – all das zusammen ließ den Glauben, nun endlich in einer neuen gerechten Welt zu leben, zur Gewissheit werden. Eine nette hübsche Nachbarin kam bei Abwesenheit ihres Mannes und des Sohnes regelmäßig vormittags zu mir hoch und wir beide genossen das unkomplizierte Vergnügen erotischer Natur, von dem kein Mensch je etwas erfahren hat. Mein Auto war ein ausgedienter Firmenwagen, ein vergammelter VW-T3 Diesel, der mich dennoch nie im Stich ließ. Der ganze Materialismus stand auf Minimum aber trotzdem fühlte ich mich unsagbar reich als Teil einer neuen Welt. Geld besaß ich zu jener Zeit kaum, doch die Lebenshaltungskosten betrugen vielleicht ein Drittel von denen heutzutage. Was ich damit auszudrücken versuche: ich kenne auch die glückliche Welt des Minimalismus – danach schlich sich das „Erwachsenenstreben” mit immer mehr, stets das Neuste und auf Arbeit gefälligst in täglich neuer Kleidung (gesellschaftlicher Zwang) unbemerkt mehr oder weniger ebenfalls in mein Leben.

Große Freude

So, zwar kann ich immer noch nichts Konkretes sagen, auch leider den Grund hierfür nicht nennen, obwohl ich’s doch versprochen hatte, aber das hole ich nach. Am Tag jedenfalls verlief alles perfekt! Besser sogar als erwartet. Und keine meiner Befürchtungen ist eingetroffen, also im Gegenteil. Endlich habe ich Sicherheit. Heute ist nunmehr nur das Glücklich-Sein an meiner Seite (obwohl ich manchmal denke, es angesichts des Schreckens gegenwärtig in der Welt vielleicht doch lieber zu verstecken).

Jetzt geht’s jedenfalls wieder täglich ganz normal hier weiter. Ich werde demnächst auch alles fotografieren, denn es kann sich keiner ausmalen, wie schön es ist. Okay, das erst mal dazu, zum Tag der Entscheidung.

Auflösung des gestrigen Bilderrätsels

Es sah gestern aus wie etwas lecker Fischiges auf dem Teller oder so, nicht wahr? „Georg, ich hab dich zum Fressen gern”, habe ich aber seit Jahrzehnten nicht mehr gehört, das kann’s also nicht sein. Der neue megaschafte Cutter war’s, der sich ein Filetstück aus meinem Finger schneiden wollte.

Das Foto zeigt den Zustand nach der Wundreinigung am zweiten Tag. Schön in ein Schälchen warmes Spülwasser eingeweicht (natürlich mit Palmotiv *Scherzchen*), danach mit einem winzigen Schwämmchen vorsichtig mechanisch weiter gereinigt, Desinfektion drauf (die Corona-Welle zeigt auch kleine positive Zeiterscheinungen: jeder hat neben Klopapier auch Desinfektionsflüssigkeiten wie im Großhandel zu Hause rumstehen), alles abtupfend getrocknet und anschließend mit Melkfett bestrichen. Den Finger dann wiederum ein paar Stunden der Freiluft ausgesetzt, bevor er neu verbunden wurde. Auflösung im Bild, danach wird aber endgültig geschwiegen:

Stille, anschaulich

Rate mal, was das Folgende ist.

Inneres Ich: „Und schon schwatzt er wieder. Leute, guckt aufs Datum: er schafft es nicht mal, einen einzigen Tag lang still zu sein. Und da schreibt er von tagelanger Blog-Ruhe.”

Na hör mal, du bist doch der einzige, der hier schwatzt, iehich zeige nur etwas. Gucken in rätselhafter Stille sozusagen:

Blogpause

Eine kurze Zeit lang (wenige Tage) muss ich eine Blogpause einlegen, denn es geschieht zu viel Unfassbares im Hintergrund. Negatives wie auch Positives.

Inneres Ich: „Jaja, ‚er‘ spricht wieder von Tagen des Schweigens und morgen lesen wir hier Texte, die ihres Umfangs nach zur Lektüre während einer langweiligen langen Bahnfahrt taugen würden.”

Nein, nein, nein, diesmal herrscht wirklich ein Paar Tage absolute Stille.

Das eigene phlegräische Freudenfeld

Heute nix in the Tagebuch. So langsam werde ich immer nervös-unruhiger. Klar, und freudiger. Nur noch 3 Tage zusammenreißen und die wie Magma im Vulkan brodelnde Freude unterdrücken. Mal gut (fällt mir gerade dazu ein), dass wir nicht in Neapel auf den Phlegräischen Feldern wohnen, nicht wahr? Boah, da möchte ich jetzt wirklich nicht sein, quasi 5 Minuten vor dem Ausbruch oder gerade „zwei Handbreit” über der Lava.

Nun denn, harren wir der Dinge, die da kommen.