The West Side of Schneppenbaum

Der Schlaf-Wach-Rhythmus normalisiert sich derzeit wieder auf nachts wach sein und Tagesschlafenszeit. Endlich. Da ich ja jetzt an der „West Side of Schneppenbaum” wohne (Schneppenbaum ist ein eingemeindeter Ort von Bedburg-Hau), also ähnlich wie in New York: auf der einen Seite am Central Park gelegen und dennoch mitten in der City, ist der Fußweg zu allen Geschäften des täglichen Bedarfs binnen Sekunden erledigt. Demnach habe ich mir in der Postfiliale ein Schließfach für die Briefpost zugelegt, was erstaunlicherweise nur 22 Euro pro Jahr (!) kostet und dessen Schlüssel ich heute abgeholt habe. Das bedeutet: keine Klingelei mehr vom Postboten. Fußweg zum Postfach: 400 Meter. Oder in Minuten ausgedrückt: 3 Minuten. Parterre, flach, ebenerdig. Der Weg vom 3. Stock einer Düsseldorfer Altbauwohnung zum Briefkasten im Eingangsbereich und wieder zurück ist anstrengender und zeitaufwendiger.

Dann hatte ich heute Lust auf Käse und mir nur einen Gouda-Käse am Stück gekauft. Mehr nicht. Normalerweise ein hoher Aufwand bis zu Aldi oder Edeka. Wenn man den schon auf sich nimmt, ob nun mit dem Auto oder dem Fahrrad, dann kauft man direkt mehr für die kommenden Tage ein. Aldi liegt 150 Meter, Edeka 250 Meter von mir entfernt. Dafür ziehe ich selbst bei dem Winterwetter nicht mal einen Parka über und könnte sogar die Pantoffeln anbehalten. Der Fußweg ist in übersichtlichen Sekunden messbar. Bedenkt man dann noch die Öffnungszeiten von 7:30 Uhr bis 21 Uhr durchgehend, so steht dort in gewisser Weise nun mein Kühlschrank, aus dem ich mich zum Strom-Nulltarif bedienen kann.

Dasselbe gilt für die Paketstation von DHL und einige andere Geschäfte, Dienstleister (Post und gleich zwei Banken), Pizzeria mit vielen Stühlen draußen für den Sommer, Arzt, Apotheke oder die öffentliche Verwaltung. Alles in Pantoffeln binnen Sekunden erreichbar. Und trotzdem sehe ich aus den Erkerfenstern die Enten, die von ihrem kleinen Teich im Dorfpark gemütlich bis direkt vor meine Fenster watscheln, weil viele Nachbarn Vogelhäuser besitzen. Auch für die Vögel ist diese Gegend ein Schlaraffenland, was mich sehr freut – eben „The West Side of Schneppenbaum” für Mensch und Tier gleichermaßen.

Frühstück hatte ich schon, jetzt gibt’s nach zwei Episoden der 6. Staffel von „The Crown” erst mal Lunch. Eine leckere Pizza Funghi mit großzügig geschnittenen Gouda-Streifen zusätzlich belegt. Ab morgen muss ich wieder ein paar Nächte arbeiten, danach versuche ich mich dann endlich (vielleicht) als Filmemacher.

Bis morgen in alter Frische.

Fortschritt, Glück

Aha, jetzt ist die Geschwindigkeit sogar zu schnell fürs Internet, denn die Übertragung (siehe gestern) wurde nicht durch die Software gedrosselt, sondern durch etliche Server, von denen die Daten abgerufen wurden. Tatsächlich schwankt deren Bandbreite zwischen 30.000 und 120.000 Mbit/s. Schnelleres habe ich bisher nicht angetroffen. Und genau das hatte auch der Techniker gestern auf meine Frage, weshalb es diesen großen Unterschied zwischen Download- und Uploadgeschwindigkeit gibt, geantwortet: Weil die meisten Server eine solch hohe Geschwindigkeit nicht schaffen. Sinn macht diese rasante Datenübertragungsrate also vielmehr für parallel laufende Prozesse und Anwendungen. Also beispielsweise für Familien ist das perfekt, wenn gleichzeitig alle die unterschiedlichsten Dinge im Netz tun. Oder falls einer alleine irgendetwas streamt und gleichzeitig mit mehreren Leuten verbunden ist, etwa bei Live-Spiele-HangOuts oder dergleichen.

Abgesehen von der Übertragungsrate des Telekom-Tarifs zeigt der neue Router offline in meinem eigenen Netzwerk auch erstaunliche Fähigkeiten, denn die vom Linux-Rechner gesteuerte Kommunikation mit den vielen Wechseldatenträgern ist nicht mehr auf 10 Mbit/s begrenzt, sondern rödelt bei den neuen Samsung-Datenträgern mit um die 300 Mbit/s und schafft sogar mit der uralten (fast 20 Jahre alten) Toshiba-Platte eine 5-mal schnellere Datenübertragung als bisher mit der 8 Jahre alten Fritzbox. Wir alle befinden uns demnach mitten in einem Prozess der Beschleunigung. Das ist schon faszinierend, finde ich. Der einzige Nachteil, den ich daran erkenne, ist der: hat man sich an das unglaubliche Tempo erst einmal gewöhnt, wirkt ein Zurück zur alten Geschwindigkeit, die man vor wenigen Jahren noch als berauschend schnell empfunden hatte, wie das Schleichen einer Schnecke.

Nun gut, das alles mag dich vielleicht gar nicht interessieren (ich könnte dich ja mit aufregenden Themen rund ums Wickeln von E-Dampfen in diesem Tagebuch fesseln *kleinerScherz*), doch heute finde ich diese noch relativ neue Technik einfach nur faszinierend. Da musst du halt jetzt durch 😉

Auch könnte ich berichten von der neuen wunderbaren Aussicht der Küchenerkerfenster – wenn, ja, wenn das Wetter besonders vorgestern nicht dermaßen unansehnlich wäre, dass ich auf seine Ausblendung in meiner neuen Höhle verzichten würde: Wie? Ja, denn beim Anblick von 24 Stunden Regenprasseln hatte ich die Rollos schlichtweg zugezogen. Das muss man nicht unbedingt sehen. Erst recht nicht nach einer Nacht im selbigen draußen im Gelände. Damit ist aber sowieso in wenigen Wochen Schuss. Was dann kommt, ist nach wie vor unsicher. Sich über Unsicheres den Kopf zu zerbrechen, führt aber zu nichts, was schließlich die ganze schicksalhafte Wohnungs-Umzugsgeschichte hätte deutlicher kaum unter Beweis stellen können. Heute ist heute und jetzt ist jetzt – so wohl wie in der wunderbaren neuen Wohnung habe ich mich selten in meinem Leben gefühlt.

Fürwahr habe ich wirklich schon überlegt, ob jemand mir wohlgesinntes, von dem ich lange nichts mehr gehört und gesehen habe, eventuell gestorben sein könnte (Bekannte und Freunde sterben sukzessive einfach weg) und mir nun aus dem Himmelreich der unbegrenzten Möglichkeiten Schutzengel gleich das schicksalhafte Glück gewissermaßen zugeschanzt hat. Allerdings fällt mir keiner ein – also sollte ich mich vielleicht endlich mal bei uralten Freunden spontan wieder melden, dann würde ich ja sehen, wer noch da ist und wer wann schon gegangen ist.

Naja, in diesem Sinne bestaunen wir die Geheimnisse hinter unserem Dasein. Sollte ich selber das Zeitliche segnen, so werde ich alles daran setzen, dir nur das Allerbeste zukommen zu lassen. Übrigens finde ich nach wie vor sensationell, dass in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 als unveräußerliche Rechte jenes auf Leben, Freiheit und gleichrangig auch das Streben nach Glück ihren Platz fanden. Nur mal so nebenbei erwähnt, falls jemand glaubt, allein die Gegenwart sei fortschrittlich.

Wieder online

Tada (Tusch, Fanfare)! Seit wenigen Minuten bin ich wieder online. Der Techniker hat 10 Minuten benötigt, wovon 5 Minuten nur das Warten auf die Anzeige seiner Geräte für die Überprüfung der eigenen Arbeit in Anspruch nahm. Also für eine effektive Tätigkeit von 5 Minuten musste ich 15 Tage warten, unendlich viele Telefonate mit Bots und Menschen führen und mich sehr in Geduld üben. Dabei hatte ich freundliche Service-Mitarbeiter angetroffen und unverschämte, wurde zuletzt von einer besonders geschulten Mitarbeiterin „für schwierige (Charakter-) Fälle” betreut. Wer sich also heutzutage über etwas ärgert oder sich aufregt (wohlgemerkt stets in einem sachlichen und nicht beleidigenden Ton meinerseits), wird in eine solche Schublade gesteckt und darf andererseits dann von Seiten einer Service-Mitarbeiterin, die auch noch für die Terminvergabe zuständig war, pampig und ihrerseits beleidigend behandelt werden. Mit dem Service der Telekom bin ich definitiv durch, wie es so schön heißt.

Naja, Schwamm drüber, jetzt, da alles läuft, bleibt die Freude, in der neuen Neandertal-Höhle ein funktionierendes Kabel in die virtuelle Welt vorzufinden. Übrigens hatte die Telekom ihren Fehler später ja durch Geschenke aller Art indirekt eingestanden und wiedergutzumachen versucht, wobei auch die Dezember-Rechnung Berücksichtigung fand: statt rund 55 Euro Forderung bekam ich eine Gutschrift von 15 Euro. Das finde ich korrekt – im Sinne von selbstverständlich, keinesfalls aber kulant, wie solche Dinge von einigen Zeitgenossen immer häufiger genannt werden. Wobei ich allerdings glaube, dass diese Leute eher unabsichtlich von Kulanz sprechen, da immer weniger Menschen heute wissen, was dieser Begriff eigentlich bedeutet.

Wie dem auch sei. 250 Mbit/s Download (laut Fritzbox sogar aktuell 264) und momentan 44,8 Mbit/s Upload-Geschwindigkeit. Das ist natürlich für eine Person phänomenal! Real gewordene Science Fiction in der virtuellen Welt. Bisher war ich ja mit den 56 Mbit vollends zufrieden. Jetzt werde ich gleich mal ausprobieren, wie lange der Download eines Spielfilms in heutiger Standardgröße von 4 bis 6 k dauert. Gleich werde ich’s in einem Nachtrag hier anfügen.

So, bei aller Aufregung (positive Aufregung) muss ich dennoch ins Bettchen. Guck mal, diesen schwarzen Klingelschalter unten rechts habe ich noch gestern erst installiert (klick aufs Bild = größer). Die Vormieterin war eine Kettenraucherin, was man dem Türöffner prima ansieht. Mal schauen, ob ich das Teil bei Gelegenheit neu lackieren werde – oder vielleicht die Plastikabdeckung eine Nacht in eine Chlor-Lösung lege. Könnte aber auch sein, dass mir das egal ist und ich den Türöffner als abschreckendes visuelles Beispiel dafür belasse, wie Raucher innerlich komplett aussehen. Faulheit findet immer seine moralische Rechtfertigung. Da bin ich Spezialist. Bei Gelegenheit muss ich die kleine Diele auch noch streichen, obwohl man wegen der Bilder und dem gelblichen Licht real eigentlich kaum etwas sieht – auf dem Foto aber schon 🙂 Der Rest der Wohnung wurde bereits vom Sohn der Vormieterin gestrichen.

Also bis später, gehab dich wohl.

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Nachtrag, 11 Uhr: Das ist interessant, denn die benutzte (ältere) Download-Software kann nicht über ca. 120 Mbit/s laden. Die neuere Software gar nur 56 Mbit/s. Die alte ist damit doppelt so schnell wie vorher aber nur halb so schnell wie technisch möglich. Darum werde ich mich die Tage mal kümmern. Vielleicht ist es nur eine Einstellungssache. Könnte aber auch an den Servern liegen. Egal, denn selbst 120 Mbit/s bedeutet 1 Gigabyte in unter einer Minute Download-Zeit. Das ist satt und genug Geschwindigkeit.

Klo23

Guck mal, das ist mein neuer Klodeckel. Ab jetzt gibt’s Strandsitzungen 🙂

Seit 25 Jahren benutze ich eine Toilettenbrille aus Holz. Eigendlich ziemlich unhygienisch. Deshalb wählte ich nun Plastik. Dabei hatte ich nicht mitbekommen, dass Klodeckel längst nicht mehr zuknallen, sondern dass alle mit einer Soft-Schließmechanik ausgestattet sind. Als ich das heute zum ersten Mal erlebt hatte, musste ich vor lauter Vergnügen locker ein Dutzend Mal hintereinander den Deckel aufmachrn und wieder zugleiten lassen. Ein Neandertaler, der per Zeitreise die Zivilisation entdeckt 🙂

Vorläufiger Endstand

Die Bilder hängen. Jetzt fehlt nur noch das Schlafzimmer. Dafür lasse ich mir aber etwas Zeit, das war auch bisher eher eine Rumpel- und Abstellkammer. Das was fertig ist, ist wichtiger. Über die neue Wohnzimmerlampe, eine schlichte unauffällige Schale mit LED-Licht, schreibe ich nochmal separat etwas, denn es ist ein Lichtwunder sondergleichen. Überhaupt das Licht: auf den 10 Fotos täuscht es oft. Erstens ist nicht zu erkennen, wie heimelig die Abend- und Nachtbeleuchtung mit den vielen schönen Lampen ist, und zweitens erscheinen die gestern erst angebrachten Rollos im Küchen-Erker weiß, obwohl sie flachsfarben und ebenso bemustert sind. In etwa ist es dieselbe Farbe des großen Vorhangs, der auf den Fotos dunkler erscheint. Die Sonne schien gerade. Im Osten durchs linke Erkerfenster steht sie morgens, im mittleren fast Panoramafenster mittags und abends schaut sie im rechten Westfenster herein. Ohne Rollos blendet es also den ganzen Tag und im Sommer würde ich rollolos bestimmt arm dran sein.

Alles passt wie Faust aufs Auge: vorgestern fiel die Toilettenbrille auseinander, eine neue ist bestellt, sie kommt Montag, und Dienstag habe ich dann aller Voraussicht wieder Internet. Bis aufs Schlafzimmer sind also alle wichtigen Aufgaben vorher erledigt. Pünktlich sozusagen. Dann muss ich noch ein paar Nächte arbeiten bevor ich den versprochenen Rundgang als Film mit ein paar Erklärungen versuche.

Alleine das Hochladen der heutigen 10 Bilder mit dem anschließenden richtigen Einbinden unter diesem Eintrag, dauert mit Mata Hari eine Ewigkeit und wird so verwirrend auf dem winzigen Display, dass ich mich ständig vertippe.

Also hoffentlich bis Dienstag, genieße dein Wochenende.

Klick auf ein Bild = größer.

Noch’n Zwischenstand

Es ist schon komisch, hier momentan nicht täglich schreiben zu können. Dafür hat die Zwangstrennung vom Internet den unschlagbaren Vorteil, dass ich in der Wohnung mächtig vorankomme. Morgen sind, bis auf zwei, alle restlichen Kartons ausgepackt. Die beiden kommen in den Keller. Einer ist voller Schuhe, die ich sowieso nie anziehe, der andere voller Elektronik-Kram.

Das ist ja auch noch so ein dolles Ding, nämlich der Kellerraum: ich brauche mit keinen Jacken, Mänteln, Schuhe usw. die kleine Wohnung vollzustopfen, denn meine alte große Garderobe plus ein weiterer Kleiderständer stehen im Kellerraum; von der Rückseite des Hauses kann ich mit dem Fahrrad ohne Stufe bis an die Kellertür fahren, danach schiebe ich das Rad einen kurzen Gang entlang zu meinem Raum, parke das Rad dort drin (meine beiden Räder), ziehe die Übersachen aus und kann im Haus eine Treppe zur Parterre hochsteigen, schon gelange ich zur Wohnungstür. Umgekehrt abends zur Arbeit genauso. Wirklich praktisch.

Dem alten gammeligen Sofa, das ich von der Vormieterin übernommen habe, wurde durch dicke Überwürfe, die seit Jahren arg gelangweilt im Schrank auf diesen Auftritt gewartet hatten, eine Premiere zuteil. Es ist nicht jedermanns Geschmack, schon klar, doch ich stand auf ein solches Aussehen schon immer – und gestern war ich auf der Premiere: keine Lust ins Bett zu gehen, also ruhte ich unter einer Decke auf dem Sofa und war tatsächlich sofort eingeschlafen. Beim Erwachen drückte, zwängte oder zwickte nichts, nichts tat mir weh, im Gegenteil, ich holte mir aus der Küche ein Heißgetränk und verbrachte dann noch ein weiteres halbes Stündchen mehr liegend als sitzend auf dem Ruhemöbel. Relaxen, das kann man prima auf dem Teil.

Jetzt sind wieder ein paar Nächte Arbeit angesagt, bevor ich die letzten beiden leeren Wände voller Bilder hänge. Wie gesagt, es muss erst einigermaßen fertig sein, bevor ich alles zeige. Dann werde ich mal ein Video versuchen, eine Art Roomtour. Mal gucken 😉

Ich hoffe, dir geht es weiterhin gut. Nur eine Woche noch, dann kann ich endlich mehr schreiben und auch auf Kommentare antworten, was mir mit Mata Hari viel zu lange dauert. Auch mit Stift ist die Tipperei ohne Tastatur auf den Mini-Buchstaben einfach nur horribel.

Zwischenstand

Ganz zu Beginn die ersten zwei, drei Tage in der neuen Wohnung, da habe ich keine Fotos gemacht, denn bei 50 Kartons plus Möbel wusste ich nicht mehr, wo mir der Kopf stand. So langsam lichtet sich dieses Chaos. Der Offlinestatus bis zum 28. könnte ebenfalls als schicksalhaft angesehen werden, denn nach dem Aufbau der Tische und Computer konnte ich mich wegen der leichten Überforderung eines Herangehens eben nicht in die virtuelle Welt flüchten und alles andere um mich herum wenigstens temporär vergessen, will sagen, ich musste mich ranhalten, die analoge reale Welt einigermaßen neu zu ordnen.

Dabei steigerte sich täglich meine Begeisterung für die neue Wohnung. Obwohl ich mit der Neueinrichtung erst zur Hälfte fertig bin, ist der Aufenthalt dort so angenehm wie bisher nicht gekannt. Das lässt sich eigentlich am Besten anhand von kleinen Beispielen erklären. Begonnen mit dem Boden: ich laufe ja gerne (eher schlendere) nachts auf und ab; in der ehemaligen Bauernkate knarzte der Boden bei jedem Schritt, es sei denn, ich stieg die Treppe hinab und lief unten auf den kalten Fliesen. Jetzt hört man keinen Schritt, und selbst trotz Nachtschaltung der Heizung bewirkt die Fußbodenheizung, dass sich der Boden zwar nicht warm, so doch ganz und gar nicht kalt anfühlt.

Die Fenster sind seltene Doppelfenster. Also normales Thermopenglas, was ja bereits eine Doppelverglasung bedeutet, dann folgt eine innere Fensterbank, an die sich wiederum ein komplett zweites Außenfenster mit demselben Glas anschließt. Will man zum Beispiel ein Fenster auf Kipp stellen, muss man es bei beiden Fenstern machen; will man es ganz öffnen, müssen zwei Fenster geöffnet werden. Mag sein, dass manche Zeitgenossen so etwas als unkomfortabel empfinden, allerdings stellen sich heute bereits ungeahnte Vorteile für mich heraus. Als Höhlenmensch genieße ich die durch diesen Fensterbau entstehende absolute Stille, wenn sie geschlossen sind. Bedburg-Hau ist zwar nur ein Dorf, aber da die Wohnung in dessen Zentrum liegt, ist die Geschäftigkeit der Leute, vor allen Dingen zu den Stoßzeiten, enorm. Zwei große Einkaufsmärkte mit riesigen Parkplätzen befinden sich genauso in Sicht- und Hörweite wie deren Zufahrtsstraßen oder das Gemeindezentrum – dennoch liegt das Mietshaus am Rand getrennt durch einen Park an einer Seite und an der anderen Seite durch großzügig angelegte Vorgärten mit hohen Sträuchern und Bäumen (die endlich nicht mehr von mir im Zaum gehalten werden müssen; das übernimmt ein Gärtner, den alle Mieter anteilsmäßig bezahlen). Dahinter kommt dann erst eine gepflasterte Tempo 30 Zone für die Anwohner. Das Haus liegt also geschützt in einer Art Kokon. Durch die Doppelfenster dringen keine Geräusche von draußen herein. Es ist erheblich ruhiger hier als in der abgelegenen Kate. Das versteht keiner, dem ich es erzähle. Kann man sich ja auch kaum vorstellen, ist aber so. Einfach nur herrlich!

Der Schnitt der Wohnung ist ebenso sagenhaft: die kleine Küchenzeile besteht aus einem Erkeranbau, in dem wiederum drei wirklich große Fenster eingelassen sind. Dort passt mein runder, weißer, alter Küchentisch, den ich Anfang der 90er Jahre in Mönchengladbach vom Sperrmüll mitgenommen hatte, perfekt hinein. Er wurde so lange aufbewahrt, da seine Beine abschraubbar sind und er somit auf dem Söller nicht zu viel Platz einnahm. Ich wollte ihn partout nie entsorgen, da ich in den wenigen Jahren der Mönchengladbacher Wohnung daran stets sehr gene gesessen hatte. Eine schöne runde Wachtischdecke, schon verwandelt er sich in einen wechselnden urgemütlichen Hingucker. Es ist so wohltund, dort nun zu sitzen, zu essen oder Kaffee zu trinken – beinahe wie in einem Wintergarten, denn die drei Fenster ermöglichen den Blick in den den kleinen Park. Wie gesagt, ich mache Fotos, wenn alles fertig ist und der Zugang zur virtuellen Welt wieder besteht. Aber selbst auf den Bildern ist dieses Erker-Highlight kaum in seiner Gemütlichkeit einzufangen Übrigens gibt es sogar eine elektrische Belüftungsanlage, die man nach Wunsch oder Bedarf einschalten oder ausgeschaltet lassen kann und die dafür sorgt, dass selbst bei geschlossenen Doppelfenstern immer ausreichend Luftzirkulation in der Wohnung besteht. Das sind alles Merkmale eines Luxusappartements, doch man glaubt es kaum, das Haus gehört zum sozialen Wohnungsbau der 90er Jahre.

Die Nachbarn sind altersmäßig durchmischt, wobei es etwas mehr alte Leute sind, die hier wohnen. Bunt ist die Nachbarschaft ebenfalls. Bunt passt gut, denn selbst die farbigen Menschen sind mit unserem Kulturkreis kompatibel, da es Christen aus Afrika sind. Das Fundament unserer gemeinsamen Werte ist dasselbe. Der Islam und deren Jungmänner sind hier im Haus und im weiteren Karree der Luxus-Eigentumswohnungen unbekannt. Entsprechend gibt es auch keinerlei Schmierereien an den Hauswänden in dieser Gegend – die woken linken Dorfbewohner bevölkern diese Ecke einfach nicht.

Wie könnte ich so etwas Gutes fotografieren? Wie die Ruhe trotz äußerer Betriebsamkeit auf ein Bild bringen? Wie den Unterschied von Fußbodenheizung zu Heizkörpern optisch zeigen?

Bei der weiteren Einrichtung arbeite ich mich von Wand zu Wand vor. Es liegt also überall noch Werkzeug herum und von den 50 Kartons sind noch 13 abzuarbeiten. Die vielen Bilder hänge ich erst ganz zum Schuss auf. Eine Herausforderung für mich waren die Löcher in Beton für die Dübel der wenigen schwereren Dinge, die Vorhänge zum Beispiel. Aber seit gestern wurden sie gemeistert. Schau an, sogar mit meinen beiden linken Händen schaffte ich noch etwas, wenn man die Dauer für dieses Löcherbohren mal außer Acht lässt und nur das Ergebnis in Betracht zieht. Aber auch hier gilt: es sieht in Natura um ein Vielfaches besser aus als auf den folgenden Fotos.

Im Schlafzimmer herrscht noch Karton-Chaos. Also bedenke bitte, das, was du hier und jetzt siehst, ist nur ein Zwischenstand nach den schwierigsten handwerklichen Arbeiten (Lampen aufhängen, hier siehst du nur eine, mit über Kopf in die Decke bohren), Vorhangstangen anbringen, tonnenschweres Holzbild aufhängen). Alles, was folgt, ist Kür.

Dass jetzt hier 10 Fotos folgen, die den Eintrag recht lang gestalten, ist wohl eher egal, weil ich bis zum 28. ja nicht mehr täglich schreiben kann, es insgesamt also denselben Platz beansprucht. Klick auf ein Bild = größer.

Achja, auch noch etwas Lustiges: Die Telekom hat scheinbar ihr Versagen und ihren absolut unmöglichen Umgang mit mir als einen Kunden endlich eingesehen: ich werde seit Tagen beschenkt mit Extra-Datenvolumen und Gutscheinen aller Art für Mata Hari und Guillaume sowie einem Rückruf einer höheren Instanz mit Entschuldigungen, die schon fast peinlich wirken. Naja, was kann ich dazu weiter sagen?

 

 

Kein Internet bis mindestens zum 28. November

Warum? Weil der Techniker nicht die richtige Anschlussdose im Haus fand. Da könne er nichts machen, ich solle den Service anrufen, sagte er und verschwand. Beim Service wurde mir gesagt, dies läge im Verantwortungsbereich des Vermieters. Sie schicken am 28.11. nochmal einen Techniker zu mir, vielleicht würde der ja den betreffenden Unterverteiler finden. Hallo? Bis vor zwei Wochen war in der Wohnung noch Telefon, ich hab selber den „1-und1-Router” dort stehen sehen. Also wenn sich bis zum 28. nicht diese mysteriöse Dose findet, habe ich auch weiterhin kein Internet.

Jeder ist heute nur für einen Mini-Abschnitt seines Tätigkeitsbereichs verantwortlich. Der Techniker klemmt nur eine Leitung an, sucht aber nicht nach einem verschollenen Verteiler. Der Service-Mitarbeiter vergibt nur Termine, kann aber zum Sachverhalt nichts sagen. Der Vermieter versteht die Welt nicht mehr und sagt, dass es doch bisher stets normal funktioniert habe. Er guckt mal in irgendwelche Unterlagen bis zum 28., ob er etwas findet.

Die Wohnung: Sie ist toll, ganz große klasse. Seit der ersten Minute fühlte ich mich dort zu Hause. Die Wohnung ist übersichtlich klein, deshalb konnte ich mich tagelang wegen der abgestellten 50 Umzugskartons (!) nicht bewegen. Seit gestern ist aber Land in Sicht. Obwohl noch sehr viel Arbeit auf mich wartet.

Wenn’s fertig ist, mache ich Fotos. Mit Mata Hari via des Mobilfunkvertrags, das ist mir jetzt zu teuer. Überhaupt sind Blogeinträge mit dem Handy zwar möglich, doch sowas von unkomfortabel – tut mir wirklich leid, die Blogpause wurde durch die Telekom verlängert. Bestimmt melde ich mich noch mal vor dem 28., aber täglich sicher nicht.

Der letzte Eintrag aus der alten Wohnung

Und schon sind wir beim letzten Eintrag aus der alten Wohnung angelangt. Eine kurze Pack-Pause gerade, danach baue ich den Rechner ab, damit er sozusagen kartoniert werden kann.

Weil ich mich vor lauter Kartons, Eimern (gesammelte 10-Liter-Meisenknödeleimer sind umzugsmäßig wirklich praktisch), Tüten, Kleinmöbel, Bilder und Kram kaum noch bewegen konnte, habe ich einige Teile bereits nach draußen gekarrt. Es ist dort zwar nass und regnet immer wieder aber der Kram steht überdacht. Ich denke (hoffe) mal, dass ihm 24 Stunden in der Feuchte nichts ausmacht. Klar würde ich keine Elektronik oder Textilien so lange nach draußen stellen, aber Besenschrank, Regale oder Kartons mit Plaste-Küchenkram, geölte Bratpfanne usw. werden höchstens endlich sauberer im automatischen Natur-Spülgang 🙂

So, nun würde ich sagen, wir lesen uns, wenn alles gut läuft, irgendwann am Montag wieder: Du wahrscheinlich wo du bist und ich in der neuen Wohnung auf dem Boden oder auf Kartons sitzend, denn die Lotto-Drehstühle müssen erst noch zusammengebaut werden. Das ist bekanntlich ein kleines Ikea-Puzzle, das bei meiner räumlichen Vorstellungskraft durchaus etwas dauern kann.

Die letzten Kartons

Oha! So knapp zwei Tage vor der Deadline wird’s ein wenig tricky, was die Umzugs-Logistik betrifft: ab wann genau wird die Nachttischlampe eingepackt? Der Wecker? Die letzte Unterhose? Das letzte Essgeschirr?

In wenigen Stunden baue ich den Rechner ab. Dann herrscht hier im Tagebuch Schweigen im Walde. Der Wiederaufbau ist eine Sache, die andere ist, dass der Internetanschluss voraussichtlich erst ab Montag funktioniert – im großzügig bemessenen Zeitfenster von „Sorgen Sie bitte dafür, dass der Techniker am 13.11.2023 zwischen 8 und 13 Uhr Zugang zum Hausanschluss hat.” Arbeiten muss ich ja auch zwischendurch, analog zu einem Tagmenschen heißt das für mich: zwischen 20 und 1 Uhr. Es wird tagebuchmäßig also alles ein bisschen eng, würde ich sagen.

Die letzten Stunden brechen an

Jetzt könnte ich ja wieder die Countdown-Uhr hier in der rechten Spalte einsetzen. Mal schau’n, vielleicht mach ich das nachher mal. Jüngst für die Unterzeichnung des Mietvertrags war das ja der entscheidende Moment, doch nun rückt der Tag des endgültigen Umzugs näher, der mindestens genauso entscheidend ist.

Noch immer suche ich meine Bohrmaschine, es gibt einen letzten Schrank, in dem sie liegen könnte. Wenn sie da nicht ist, frage ich mich allerdings, wo die denn abgeblieben sein könnte. Als allererste Maßnahme/Tätigkeit in der neuen Wohnung müssen nämlich die Halterungen für die Vorhangstangen angebracht werden. Die werden richtig fest gedübelt.

Soll ich den Wasserkocher vorher sauber machen oder nachher in der neuen Wohnung? Vorher ist besser, was? Praktisch ist, dass der nagelneue Backofen noch im Originalkarton schon auf mich und die Frikandeln wartet. Eine neue Billig-Mikrowelle kommt nächste Woche per Post, die alte lässt sich nicht mehr säubern, weil innen der Lack abgeplatzt ist und alles schon verrostet. Guck mal die neue, sie ist aus Italien unterwegs, extra ohne Grill und Schnickschnack, eine pure kleine Mikrowelle. Aber sieht die nicht klasse aus? Es scheint, als habe ich die letzte in Blau ergattert. Deswegen wohl der lange Lieferzeitraum: vor Wochen schon bestellt, nächsten Dienstag soll sie endlich da sein. Passt!

So langsam werde ich wieder nervös 🙂 Nein, aufgeregt vor Vorfreude, das trifft’s besser. Noch dreimal schlafen, heißa, dann ist Umzugstag! Dann komme ich nicht mehr zurück, nehme die Fahrräder mit und habe ab Freitag sogar einen kürzeren Arbeitsweg.

Es tut mir leid, wenn ich diese Tage keinerlei Interesse für Politik und das Weltgeschehen hege. Ist unverzeihlich, ich weiß. Ein Umzug nach einem viertel Jahrhundert und die Befreiung von ungefähr 2/3 des Ballastes der Dinge, das überlagert irgendwie alles andere.

Es fehlt nur ein Stückchen geeigneter Draht

Ach, wie dumm von mir, die Wicklungen gleich zweier E-Dampfen sind seit heute verschlissen – als Nicht-Dampfer musst du wissen, dass diese Wicklungen immer nur einen gewissen Zeitraum funktionieren, sagen wir mal grob 2 Wochen lang, danach ist die in die Wicklung eingezogene Watte hinüber. Sie wird dann nicht mehr ausreichend mit Liquid gesättigt, was neben der Erzeugung des Dampfs für die Kühlung des erhitzten Drahts sorgt, und beginnt folglich langsam aufgrund der Hitze zu schmoren bzw. zu kokeln. Das schmeckt nicht nur ungenießbar, würde man rein theoretisch (praktisch wäre es gar nicht möglich) dennoch damit weiter dampfen, entstünde statt Dampf eben Rauch durch die Verbrennung.

Eine solche Wicklung ist an sich schnell erneuert. 5 Minuten. Man benötigt nur ein winziges Stück geeigneten Draht, einen (in meinem Fall) 2 Millimeter dicken Nagel, vielleicht ein viertel Gramm Watte, einen kleineren Imbus-Schraubendreher und eine kleine Schere. Bis auf den Draht könnte ich mir jetzt mit Alternativen aushelfen, aber eben der Draht ist schon arg speziell, denn es muss (wieder: in meinem Fall) zwingend Kanthaldraht in einer ganz bestimmten Stärke sein. Bei einem anderen Material, sagen wir Edelstahl, verändert sich die elektrische Leitfähigkeit. Der Widerstand steigt oder fällt, je nach Material: ist er zu gering, wird der Draht zu schnell zu heiß, was man bis zu einem gewissen Punkt zwar mit der Leistungsreglung der E-Dampfe ausgleichen könnte, ist er aber zu hoch, wird die Wicklung nicht ausreichend warm, sie wird zu träge und es dauert zu lange. Wieder ab einem bestimmten Punkt kann der Akku diese Leistung nicht mehr erzeugen. Optimal (für mich) ist alles bei einem Ohm +/- 0,5 Ohm, das ließe sich noch ausgleichen. Das eigentliche Problem an der Sache ist aber, dass du nicht irgendein Stück Draht nehmen kannst, dessen Legierung unbekannt ist, denn je nach dem können bei Erhitzung Schadstoffe freigesetzt werden oder im ungünstigsten Fall kann so etwas sogar zu einem augenblicklichen Kurzschluss und zur Zerstörung der teuren E-Dampfe führen (mit Glück würde eine integrierte Sicherung aktiviert werden und die E-Dampfe macht dann gar nichts). Außerdem wenn ich so um mich schaue, sehe ich überhaupt keinen dünnen Draht irgendwo rumliegen.

Tja, all meine E-Dampf-Drähte sind schon in Kartons verpackt und stehen nun leicht grinsend und mir eine lange Nase zeigend in der neuen Wohnung. Die Deadline für den Umzug der restlichen biologischen Substanzen meiner Person ist allerdings erst Freitag.

Jetzt könnte ich, nachts gegen 2 Uhr, dorthin fahren und wegen der noch fehlenden Raumbeleuchtung mit der Taschenlampe in ca. 35 Kartons die Wickelutensilien suchen. Die Kartons sind zwar beschriftet aber nicht so detailliert, der Draht müsste in irgendeinem der „Bastelkram-Kartons” zu finden sein, doch dazu bin ich definitiv zu faul. Ja, ist so. Glücklicherweise befindet sich im Arbeitsparka noch eine Reserve-E-Dampfe mit einem sogenannten Fertig-Coil bestückt. Das sind fabrikseitig vorgefertigte Wicklungen inklusive Watteverlegung, die mir zwar nicht so genüsslich schmecken wie die selbstgemachten im „Dvarw-Verdampfer”, die aber zur Not in einem „Cubis-Pro-Verdampfer” natürlich auch funktionieren.

Du denkst sicher, wie „aufregend” und „interessant” doch diese Neuigkeiten aus der hiesigen Welt eines umziehenden Zeitgenossen sind (nicht zu verwechseln mit „eines umherziehenden Zeitgenossen”) – jaja, für mich ist das wirklich einen Tagebucheintrag wert. Es zeigt nämlich, dass bei aller Planung irgendwo immer noch kleinere Unwägbarkeiten entstehen können, an die ich im Vorfeld hätte denken sollen. Und mir hätte es beinahe die Frage gestellt, was denn größer ist, meine abgrundtiefe Faulheit oder die Genusssucht: wäre ich bereit gewesen, 4 Tage aufs E-Dampfen zu verzichten, oder hätte ich wie ein Einbrecher nachts im Dunklen mit Taschenlampe diverse Kartons durchstöbert? Ich denke, die Faulheit wäre stärker gewesen. Doch wegen des Reserve-Gedankens, stellt sich mir diese Frage nun nicht.

Bis morgen, die nächsten paar Nächte sind weniger mit Packen als vielmehr mit dem schnöden Arbeitsalltag ausgefüllt.