Senf dazu: Bauernproteste

Die Bauernproteste, der sich etliche Gewerke des Handwerks anschließen, sind ja eine feine Sache, doch wenn am selben Tag die Ampel die Steuererhöhungen beschließt, zeigt es doch die schreckliche Arroganz der Mächtigen und die Wirkungslosigkeit sogar dieser Massen an aufbegehrenden Menschen. Deutschland halt. Im benachbarten Ausland gehen solche Proteste wesentlich rigoroser vonstatten, hierzulande distanzieren sich die Bauernvertreter schon von jeder als zu regierungsunfreundlich verstandenen Bauernstimme.

Überhaupt reicht ein Blick in unseren Erfahrungsschatz aus; beispielsweise ins Jahr 1525, als die ersten deutschen Aufstände der Bauern blutig von den Mächtigen niedergemetzelt wurden – Martin Luther ganz vorne in der Ablehnung Thomas Müntzers dabei und im Schulterschluss mit den damaligen weltlichen Machthabern. Seither befand sich die evangelische Kirche immer auf Seiten der Mächtigen und Regierungen, sogar der Nazis im 3. Reich. Also nichts Neues im Land der Deutschen. Die Bauern und Handwerker werden keine Regierung zu Fall bringen. Zwar stehen keine russischen Panzer parat, die man wie am 17. Juni 1953 gegen die eigene Bevölkerung rollen lassen könnte, doch im schlimmsten Fall, das haben die „Querdenker-Demos” gezeigt, als Bürger bewaffnet einzig mit dem Grundgesetz in ihren Händen von bereitwilligen jungen, ungebildeten Schläger-Polizisten unter frenetischem Applaus der Mainstreammedien halbtot geprügelt wurden, stehen diese Regierungstruppen schon in ihren Startlöchern. Zuerst die Diffamierung der Proteste als Rechts, danach reinen Gewissens Haudrauf. Sogar Sahra Wagenknechts neue Partei wird medial hofiert in der Hoffnung, sie möge genug Wähler von der AfD abziehen, damit die bei den diesjährigen Wahlen keinesfalls eine Mehrheit der Stimmen erhält. Nützlicher Idiot, so nennt man allgemein hin die Funktion, die gerade dem BSW zugewiesen wird.

Natürlich wird an den Bauernprotesten deutlich, dass es gärt in der Gesellschaft aber von einer Revolution oder auch nur von wirklichen Reformen sind wir meilenweit entfernt. Wenn es jemals gegen die EU (EU und deutsche Regierung sind wie die beiden Seiten einer Medaille) einen erfolgreichen Aufstand geben sollte, dann geht er vom europäischen Ausland aus, zuallerletzt von Deutschland. Eine friedliche Revolution wie in der DDR war eine glückliche Ausnahme – und sie ging schließlich auch anders aus als von den meisten damaligen Revolutionären erhofft  – übrigens ähnlich wie die niedergeschlagene Märzrevolution von 1848/49, in deren späteren Folge 1871 Preußen die bis dahin eigenständigen Länder schluckte und dies als Nationalstaat Deutsches Reich verkaufte. Die Vereinnahmung und Eingliederung in Westdeutschland war genauso wenig eine Revolution, sondern im Grunde genommen viel eher eine Niederlage. Deutsche machen allerhand große Sachen, gute wie schlechte, aber „revolutionieren”, das war noch nie des Deutschen Angelegenheit.