Heute stehen mir noch die letzten drei Episoden der achtteiligen Walt-Disney-Abenteuerserie „Renegade Nell” bevor, auf deren anderthalb Stunden Dauer ich mich riesig freue. Dieser erste Einleitungssatz verrät bereits das meiste: 1. die Serie finde ich gut, 2. sie wurde wahrscheinlich hauptsächlich für Kinder und Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene produziert, 3. sie ist ein erzähltes Abenteuer und 4. sie ist lustig. Und genau das ist sie: Humorvoll aber keine alberne Klamotte, kindgerecht schwarz-weiß gemalt und ein Erwachsener braucht nicht nachzudenken. Das Beste überhaupt: die Darsteller agieren in einer mitreißenden Spielfreude. Von Anfang bis zum Ende bleibt einem (mir) das Schmunzeln in den Mundwinkeln erhalten.
Vielleicht bilde ich mir das nur ein, doch die Hauptdarstellerin, Louisa Harland, kommt mir wie eine Reinkarnation der jungen Kate Winslet vor. Ihre Mimik, die Gestik und ihre Bewegungen lassen bei allen natürlich erkennbaren Unterschieden immerzu Kate Winslet vor meinem inneren Auge erscheinen.
Es gibt einen weiteren Aspekt, den ich möglicherweise falsch interpretiere aber um so humorvoller an dieser Serie finde. Nämlich ich sehe hier deutlich eine hintergründige Kritik an der Wokeness (besonders des Disney-Konzerns). Da es eine Fantasy-Serie ist und keine historische, spielen selbstredend ein Drittel schwarze Darsteller mit – aber – der schwarze Hauptdarsteller eines englischen Lords um 1705 ist als Gegenpart gleichzeitig der Böse mit der Schwarzen Magie. Treffender könnte man dies gar nicht bildlich zeigen. Und – hier grüßen die Diskussionen um Zwergendarsteller des Schneewittchen-Films: ein kleinwüchsiger Schauspieler erscheint in einer Nebenrolle, die ein Kind darstellen soll, als widerlicher Denunziant. Klar, diese Rollenzuweisungen, dieses sichtbare Kratzen an der Political Correctness, können reiner Zufall oder anders gemeint sein … wer’s glaubt 😉
Doch auch ohne diese „Georg-Interpretationen” ist die Serie ein wirklich gelungener Spaß für die ganze Familie. Endlich wieder ein großartiger Unterhaltungsfilm von Walt Disney (bzw. eine solche TV-Serie) ohne pädagogischen Auftrag. Man erkennt daran deutlich den Wandel (die Erkenntnis: „go woke, go broke”) und die geschehenen Umbesetzungen der Verantwortlichen innerhalb des Konzerns. Volle 9 Georg-Punkte.