Auf dem Weg zu einem Fernsehsender? Ab heute geht „NIUS.de” täglich (MO bis FR) um 8 Uhr eine Stunde lang live auf Sendung. Ein kurzes neues Frühstücksfernsehen, quasi eine Art Testballon.
Rein juristisch betrachtet handelt es sich natürlich um keinen TV-Sender, das wäre unbezahlbar. Außerdem findet die eine Stunde einer Live-Sendung „nur” im Internet statt. „Nur” deshalb in Anführungszeichen, da es heutzutage bekanntlich verschwimmt, wie etwas von einem Sender zu einem Empfänger gerät. Die juristischen Feinheiten der Definition hinken der Realität sowieso um Jahre hinterher. Ein sogenanntes Vollprogramm braucht es auch längst nicht mehr, da der Empfänger, also wir alle, uns selber dieses Vollprogramm aus verschiedenen Einzelteilen der Sender im Internet zusammenstellen. Wie bzw. als was man diese Sender dann bezeichnen mag, ob Streamingplattformen, Internetdienstleister oder Mediendienste usw., privat oder kommerziell, das ist (für mich) in meinem Haushalt bzw. für die eigenen Sehgewohnheiten seit knapp 10 Jahren nicht mehr unterscheidbar. Jedenfalls scheinen die Vorbereitungen begonnen zu haben, dem Flaggschiff des ewig gestrigen TVs, der „Tagesschau” endlich Konkurrenz zu bieten. Vielleicht könnte dies in einem Jahr schon der Fall sein, wenn genug Erfahrung für eine technische qualitativ gleichwertige Alternative zur Verfügung steht, die zu einer Ausweitung des Sendebetriebs auf 20 Uhr führen. Inhaltlich sind die neuen Medien eh längst den öffentlich-rechtlichen Propaganda- und Fakesendern davongelaufen, was sich spätestens mit dem Aussterben meiner Generation, die heute in ihren letzten Zuckungen liegt, bestätigen wird.
Ich selber würde selbstredend gerne noch den Beginn der neuen Medienlandschaft in Form bewegter Bilder mitbekommen. Mir ist klar, dass so etwas eine unvorstellbare Menge Geld kostet. Aber neben den kapitalistischen Interessen der Rentabilität bestand das Radio (im weitesten Sinne als Live-Information) immer schon zum größten Teil aus ambitionierten Menschen, aus Journalistinnen und Journalisten, die sich der Aufklärung und Berichterstattung für die Bevölkerung verpflichtet sahen und sehen. Hier kann ich mir einen freiwilligen Obolus als Unterstützung gut vorstellen, zumal ich sowieso bereits monatlich für alternative Medien in einem bescheidenen, meinem geringen Verdienst angepassten, Verhältnis gerne bezahle. Hier meine ich nicht die Streamingdienste, sondern ich unterstütze finanziell ein paar Online-Zeitungen. Würden die Zwangsgebühren endlich abgeschafft werden, was über kurz oder lang geschehen wird, stünden den alternativen Medien theoretisch ca. 10 Milliarden Euro pro Jahr mehr Geld zur Verfügung. Darum bzw. um die Gunst des zahlenden Publikums müssen sie sich dann bemühen. Konkurrenz belebt das Geschäft und führt zu qualitativen und inhaltlichen Höchstleistungen.
Also schauen wir mal, ein neuer Player auf diesem Gebiet ist heute am Horizont erschienen. Und ich drücke ihm kräftig die Daumen, damit eine Ausweitung seines Sendebetriebs möglichst schnell geschehen kann. Toi, toi, toi!