Rentenpolitik

So, dann verabschiede ich mich mal wieder bis Dienstag irgendwann im Laufe des Tages; muss ein wenig für meine Minirente tun. Bei rund 95 Stunden im Monat liegt sie auf Bürgergeld-Niveau, so dass ich in wenigen Jahren Flaschen sammeln gehen muss oder, falls es gut läuft, in derselben Firma bis zum Umfallen „hobbymäig” weiterarbeiten kann.

Weshalb ich nicht mehr bzw. länger arbeite?

Ganz einfach. Erstens wäre die Rente dann nur unwesentlich höher und zweitens, viel wichtiger: die Freizeit wäre seit Jahr und Tag nicht vorhanden gewesen. Sie ist schließlich ebenfalls ein Wert, dem ich wahrscheinlich sogar meine geistige und seelische Gesundheit zu verdanken habe.

Inneres Ich: „Geistige Gesundheit???

Bitte mobbe diese unselige Unke durch Nichtbeachtung.

Drittens besteht ein hohes Risiko, wie bei etlichen anderen auch, die „Rente mit 67” gar nicht mehr zu erleben. In diesem Fall wäre ich zwar von den Grünen und all dem Irrsinn, der uns zweifelsohne noch bevorsteht, für immer befreit, was eine nicht zu unterschätzende Wohltat bedeuten würde, doch wäre ich dann ganz ohne positive Lebenserinnerungen nur als Arbeitssklave vorhanden gewesen, was sich als noch ärmer als mit einer zukünftigen Minirente samt Freizeit-Job darstellen würde, oder wie armselig sich die Leere beim Ausfüllen der Liste des Erlebten bzw. der Taten vor der Himmelspforte anfühlen würde.

Inneres Ich: „Wie? Du gehst nicht arbeiten der persönlichen Erfüllung wegen? Beschäftigung als sinnstiftendes Element deines Daseins? Stichwort: Beruf als Selbstverwirklichung?”

Nun gut, Mobbing liegt mir fern. Ich gehe mal darauf ein. Erfüllung bei der Arbeit? Wer sagt denn so etwas? Ein solcher Beruf müsste für mich erst mal erfunden werden. Ich arbeite, damit ein Grund besteht, die Kloschüssel regelmäßig zu spülen.

Inneres Ich: „Naja, du hast einfach versäumt, für wenige Jahre in die Politik zu gehen. Mit deinem großen Maul wärst du sicher für vielleicht 4 Jahre in irgendeinem regionalen Parlament gelandet und bekämst damit eine Altersversorgung weit, weit oberhalb einer Mini-Rente.”

Aha, Betrug lohnt sich also, möchtest du mir das sagen?

Inneres Ich: „Ach, die Moral. Nimm’s mit Bertolt Brecht. Und außerdem kann Betrug auch Spaß machen. Überhaupt: es ist nie zu spät. Darüber hinaus würde es dir Einblicke in lokale Machtstrukturen ermöglichen und du könntest dich nach Herzenslust schmieren lassen. Wäre das keine super Idee für deine Rente?”

Ein interessanter Gedanke, besser als Flaschensammeln wär’s allemal. Die Rache der Rentner oder so. Was hältst du als Leserin bzw. Leser von dieser Überlegung?