Satire darf alles. Es gibt keine Grenzen für sie – oder es gibt 84 Millionen Grenzen, je nach Sichtweise, denn es ist jedem Bürger dieses Landes freigestellt, wie weit er etwas mitmacht oder wo die persönlichen Grenzen des Ertragbaren liegen. Ob Mohammed-Karikaturen oder Böhmermanns Keulen von Nazis, gute Satire tut immer weh. Oder wie Boris Reitschuster sagt: „Was trifft, trifft zu.” Geschmackliche Wertungen jenseits des Strafrechts haben in der Satire gar nichts verloren. Limericks zum Beispiel sind meistens geschmacklos. Ein Schmähgedicht ist richtig, richtig böse.
Wenn meine eigene Grenze überschritten wird, schaue, lese oder höre ich mir so etwas einfach nicht an. Deshalb würde ich aber doch nicht auf die Idee kommen, anderen Menschen etwas verbieten zu wollen. Wer sollte hier denn als Richter fungieren? In der Bundesrepublik gibt es gottlob keine Reichsschriftumskammer mehr und auch keine Entscheidungsgewalt von irgendwelchen Räten.
In den aktuellen Fällen von „Sylt & Co.” sind es keine Satiriker, die sich etwas ausgedacht hatten, sondern es hat sich im Volk etwas Bahn gebrochen, das gärte. Und was gärt, das sucht sich ein Ventil.
Ich erinnere mich an ein Suff-Lied, das noch bis in die 1960er Jahre gegrölt worden war und dessen Refrain in etwa so lautet: „Wir wollen unsern alten Kaiser Wilhelm wieder ha’m …”. Natürlich aus heutiger Sicht vollkommen harmlos, doch das Lied stammt aus der Weimarer Republik und war zu seiner Zeit auch ein Gröl-Ventil, und zwar gegen die Abschaffung der Monarchie, was die Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt hatte. 1918 gab es keine Volksbefragung, sondern die damaligen Eliten mussten völlig überhastet durch Scheidemann die Republik ausrufen lassen, aus Angst, die Kommunisten würden ihnen zuvorkommen und wie in Russland ein Sowjet-Deutschland einführen. Der Wille des Volkes war ihnen wie heute egal. Hitler konnte diese Sehnsucht nach „der guten alten Zeit” der Monarchie dann relativ einfach ausnutzen, indem er den Führerkult gewissermaßen als König-Ersatz etablierte. Aus dieser Wendezeit stammt das alte Suff-Gröl-Lied. Es war eine Antwort auf das Übergehen des Wunsches der Bevölkerung während der Weimarer Republik, was dann letztendlich durch die Wahl der NSDAP und der rechts-konservativen, monarchistischen Parteien ihren politischen Ausdruck fand. Seinerzeit war es also ein viel mächtigeres Lied als in den 1960er Jahren oder der Gegenwart.
Durch die offenen Grenzen einer bedingungslosen Einwanderung aus kulturfremden Ländern, die wie damals auch heute der Bevölkerung ungefragt übergestülpt wird, bei einem gleichzeitigen Kritikverbot bzw. der Drohung medialer und politischer Ächtung von Kritik, entsteht eine ähnliche Gemengelage im Volk. Wer Politik gegen die eigenen Bürger betreibt, kann sich doch nicht ernsthaft wundern, dass ein Druck entsteht, der sich Ventile schafft. Dass Firmen und Unternehmungen jene Sylter Gröler nun kündigen, hat mehr mit Opportunismus, mit einem Mitläufertum zu tun als mit Zivilcourage, da der Zeitgeist der Mächtigen heute eben links-grün angelegt ist. Die Firmen befürchten negative Auswirkungen (Geld, Renommee) oder haben Angst vor Schäden, die ihnen von linken Aktivisten zugefügt werden, wenn sie solche geächteten Leute weiterhin beschäftigen. Eigentlich ein recht schäbiges, wenn auch verständliches Verhalten.
Wer trägt nun die Verantwortung an der aktuellen Hysterie?
Es ist die links-grüne Politik selber mit ihrer Mediengewalt, die durch ihre inflationäre und großflächige Verteilung des Nazi-Begriffs an alle, die nicht ihrer Meinung sind, diesen Druck erst entstehen lässt. Die Mehrheit der Bevölkerung will eine andere, repressivere Immigrationspolitik. Natürlich gibt das keiner mehr offen zu. Wem ein Mikrofon unter die Nase gehalten wird und wem dabei eine Kamera beobachtet, der wird aus Angst, persönliche Nachteile zu erfahren, nicht mehr seine wahre Meinung sagen. Es entsteht also schon wieder innerhalb der Bevölkerung ein Druck, der sich durch Schmähäußerungen im vermeintlichen Schutz einer Gruppe seinen Weg bahnt und für Entlastung sorgt. Wenn selbst das verfolgt wird, dann schlägt der Druck irgendwann in pure Gewalt um. Wie die Explosion eines Vulkanausbruchs. Das ist nur eine Frage der Zeit.
Dass dies von der dümmsten Regierung, die wir je hatten, nicht verstanden wird, ist folgerichtig, und das Resultat ist in gewisser Weise eigentlich sogar freudig zu erwarten, wenngleich dabei ein Risiko besteht, da heute keiner sagen kann, welchen Weg sich die Lava bahnt und wohin sie letztendlich fließen wird, aber nicht der Gesellschaft droht durch mehr Sylt-Verfolgung Ungemach, sondern die Regierung ist durch ihr Verhalten gerade dabei, ihr eigenes Grab zu schaufeln.