Die Dummen können mich mal

Noch am Frühstückstisch wollte ich so vieles schreiben, quasi meinen Senf dazutun. Ganze Gedankenstränge schwirrten in Ketten logisch neben- und aneinandergereiht in meinem Hirn herum. Was es genau alles war, damit will ich jetzt gar nicht beginnen, denn jedes einzelne Thema wäre so umfangreich, dass ich seitenweise Tipperei vor mir hätte und du wieder einen langen Schwurbeltext vor dir.

Nun sitze ich vor der Tastatur und denke: „Wozu das alles?” Erstens interessiert es sowieso kein Schwein (zu Recht); zweitens sind die meisten Themen völlig irrelevant; ich meine, diejenigen Zeitgenossen, die sich über alles aufregen und mit ihren Fingern ständig auf andere zeigen und die beim bloßen Anflug von Freude bei anderen sofort ihre Zeigefinger mahnend heben, die also glauben, nur sie allein hätten die Wahrheit gepachtet, die würden auch damit weitermachen, ganz gleich wer ihnen was entgegnet – und erst recht, ob oder was ich hier schreibe. Und wer sagt denn, ob es überhaupt stimmt, was andere oder was ich meine oder was ich glaube zu wissen? DIE Wahrheit, DIE Wissenschaft gibt es nun mal nicht, es gibt nur den Streit, das Ringen zwischen verschiedenen Polen in der Hoffnung, eine für alle taugliche Erkenntnis möge daraus entstehen.

Was in letzter Konsequenz bedeutet: Es gibt auch ein Recht auf Dummheit.

Gefährlich oder zumindest lästig wird dieses Recht nur, wenn solche Leute an den Schalthebeln der Macht sitzen und ihre Dummheiten in Gesetze gießen können (siehe Gleichstellungsgesetz, Atomausstieg und dergleichen). Wenn also die Dummheit negative Auswirkungen auf das Leben eines jeden einzelnen hat und die Konsequenzen dann zu echten Problemen führen, dann wird Widerstand notwendig. Im Falle der „Messereinwanderung” (ich benutze extra diesen Begriff, da mit ihm klar ist, was ich meine und mir die ganze Disclaimerei sparen kann im Sinne von: Ich meine nur diese und jene Zuwanderer, die dieses und jenes tun aber nicht die anderen usw.) wird das Leben nicht bloß unangenehmer, sondern sogar lebensgefährlich. Demnach müsste man das Recht auf Dummheit doch wieder relativieren, und zwar in ein Recht auf Meinungsdummheit aber eben kein Recht, anderen die eigene Dummheit per Gesetz aufzubürden. Wo da jetzt die Grenzen zu ziehen wären, das ist halt etwas schwieriger in Worte zu fassen. Zumal viele Begriffe mittlerweile tabuisiert wurden, es demnach Umschreibungen um Umschreibungen bedarf, nur um Begriffe zu erklären, mit denen dann erst ein Sachverhalt beschrieben werden kann. Das wird am Ende eine dermaßen verworrene „Beschreibung der Beschreibung”, dass kein Mensch mehr den Inhalt versteht. Ob das nicht sogar gewollt ist? Naja, ein anderes Thema.

Jedenfalls ist die Begründung für vernünftiges Handeln heute ziemlich aussichtslos. Die Mühen eigener Rechtfertigungen kann man sich eigentlich komplett sparen, indem dummen Menschen einfach nicht gefolgt wird. Wenn ein Gesetz, zum Beispiel das Gleichstellungsgesetz, offenkundig dumm ist (einem Man wird im jährlichen Wechsel erlaubt zur Frau zu werden und dann wieder zu einem Mann – oder umgekehrt, eine Frau wechselt nach Belieben ihr Geschlecht – und beides mit allen folgenden Konsequenzen für die anderen), dann brauche ich das Gesetz nicht zu achten. Dieses neue Gleichstellungsgesetz ist das beste Beispiel, um zu erklären, was genau ich meine. Dafür bin ich der Ampelregierung sogar dankbar, denn es ist ein Augenöffner. Stelle dir nur mal vor, du bist 15 oder 16 Jahre alt und dein Vater oder deine Mutter wechseln plötzlich ihr Geschlecht. Dadurch wird in dir drin niemals dein Vater zu deiner Mutter werden oder deine Mutter zu deinem Vater. Und dann stelle dir mal weiter vor, deine Eltern würden alle paar Jahre ihre Geschlechter wechseln; eher würdest du verrückt werden als – ja, als was denn eigentlich? Was ist das Ziel dieser gigantischen Gesetzes-Dummheit?

Bei anderen, inhaltlich nicht weniger dämlichen Gesetzen ist das Erkennen der Dummheit und das daraus folgende Gebot der Nichtbeachtung bzw. Zuwiderhandlung natürlich schwieriger, doch um das Grundsätzliche zu erklären, ist das Gleichstellungsgesetz geradezu ideal.

Quintessenz: Dumme haben das Recht auf ihre Dummheit aber kein Recht, dumme Gesetze und Regeln zu erschaffen – oder andersherum: dumme Gesetze darf man (als moralisch-ethische Begründung/Rechtfertigung) kommentarlos übertreten, ja, sie fordern einen dazu sogar auf, will man das eigene Dasein nicht komplett verleugnen.

Oder frei nach den Worten des seligen Peter Strucks, der mal danach gefragt wurde, was er sagt, dass die CDU als Teil der Großen Koalition etwas ganz anders sähe als er: „Die kann mich mal.”