Vom Erkennen eigener Grenzen oder von der Sinnhaftigkeit, sich nicht am Sinnlosen zu verzehren

Eigentlich – oh, wie liebe ich diesen Begriff, mit dem man so schön sagen kann, man wollte etwas gut oder richtig oder wie auch immer prima machen, allerdings habe man es dann doch nicht getan. Man war also guten Willens aber aus irgendwelchen Gründen konnte man etwas wider Erwarten nicht tun. Also eigentlich wollte ich über die Gründe des Niedergangs des E-Dampfens schreiben. Daniel fungierte mal wieder als Zündfunke. Triggern sagt man dazu ja heute 🙂 Auch hatte ich bereits mit dem Schreiben begonnen; dann sah ich die Ausweglosigkeit und Sinnlosigkeit dieser Mühe ein, denn es wäre ein sehr, sehr langer Text geworden, pessimistisch und anklagend, frustriert und wütend. Wozu? Am Ende hätte ich sowieso nur wieder Dieter Bohlen zitieren müssen: „Das Problem ist: Mach einem Bekloppten klar, dass er bekloppt ist.”

Nö, diese Arbeit des immer und immer Wiederholens tu ich mir nicht mehr an. Meine aufrichtige Bewunderung gilt Daniel, der sich für das E-Dampfen seit nunmehr weit über 10 Jahren einsetzt, der, so scheint es mir jedenfalls, wie Don Quijote unermüdlich gegen die Windmühlen der Dummheit reitet. Diese Kraft und Ausdauer besitze ich einfach nicht. Charakterlich, wenn man das so bildlich sagen kann, gehöre ich viel eher dem Herbstlaub an, das allein im Wind übers Land fliegt und nirgendwo dauerhaft zu Hause ist – oder musikalisch ausgedrückt entspräche mein Charakter dem in der rechten Blogspalte verlinkten Song von Mitski Miyawaki: „Glide”. Zumal ich mir sowieso mit zunehmendem Alter mehr und mehr die Frage stelle, ob meine Gedanken nicht eher einem Statler-Und-Waldorf-Genöle gleichkommen. Je älter man wird, desto mehr Fehler erkennt man bei den Jüngeren. Und doch dreht sich die Welt selbst mit katastrophalen Fehlern munter weiter. Ja, manchmal glaube ich, dass die einzige Gemeinsamkeit der Menschheit ihre Fehler sind. Man könnte es weiterspinnen, dass die Menschheit selber ein Riesenfehler ist.

Wobei ich wieder beim Begriff „eigentlich” angekommen bin: Eigentlich bräuchten die Menschen und die Welt bloß auf mich zu hören, und schon würde alles prächtig blühen und gedeihen. Na klar, wer von uns Älteren denkt nicht hin und wieder ähnlich, hmm? Es gehört aber grundsätzlich zur Weisheit dazu, die eigene Unzulänglichkeit zu erkennen, sowie die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass auch vermeintliche Fehler Anderer zu einer Lösung führen, ja, dass sie sich sogar am Ende als gar keine Fehler erweisen, sondern dann, im Nachhinein betrachtet, als einzige richtige Möglichkeit einer Entwicklung darstellen.

„Ich weiß, dass ich nichts weiß”, so hört es sich klug an; „macht euren Scheiß doch alleine”, das wäre recht derb. Irgendwo dazwischen stehe ich – nein flattere, fliege, schwebe – gleite ich dahin. Das hatte tatsächlich bereits mein Kindskopf geahnt und wurde später aufgeschrieben (eher schlecht geschrieben, heute würde ich den geschilderten Traum viel besser ausdrücken): Flügge.

In diesem Sinne, es muss auch mal etwas Selbstkritik und Selbstreflexion erlaubt sein, nicht wahr?