Kritik an der Kritik der olympischen Eröffnungsfeier

Ist schon komisch: Die einen regen sich kolossal über die Eröffnungsfeier des Olympischen Spiele auf, die anderen fanden sie gut; die einen interpretieren darin den Untergang christlich-abendländischer Kultur, die anderen haben die Bilder gar nicht bewusst wahrgenommen oder mussten sogar schmunzeln. Vielleicht mache ich es mir jetzt ein wenig einfach, wenn ich finde, beide Seiten haben recht und unrecht zugleich.

Natürlich hatte die gigantische Show mit Sport nichts zu tun, diese Kritik ist sicher berechtigt. So etwas gehört eher zum ESC als zu Olympia. Doch den Vorwurf, die Aufführungen seien „geschmacklos” gewesen oder gar „beleidigend”, den lasse ich nicht gelten. Denn 1. lässt sich „Geschmack” nicht objektiv messen und 2. kann nur beleidigt werden, wer offen für Beleidigungen ist. Erinnern wir uns noch an die Mohammed-Karikaturen? Sofort hieß es bei uns, dies sei Satire, sie dürfe das, sie sei nicht als Beleidigung gemeint. Wer damals arrogant so daher plapperte, muss dann dasselbe in Richtung Christentum tun und den gleichen Maßstab dafür anwenden. Über Blasphemie zu streiten, sie beurteilen zu wollen ist schlicht Unsinn, ist dasselbe wie über Majestätsbeleidigung zu schwadronieren, da beides nie zu einem zufriedenstellenden Ergebnis für alle führt – im Gegenteil, der Vorwurf der Blasphemie wird benötigt, um Mauern hochzuziehen, Vorurteile und Aggressionen zu schüren und für die Einstimmung auf Kriege.

Wem darüber hinaus etwas nicht gefällt, ist nicht gezwungen, zuzusehen. Werbetreibende ziehen schon ihr Sponsor-Geld zurück, das finde ich wiederum völlig legitim. Wenn eine Mehrheit sich beleidigt fühlt, wird dem Olympia-Spektakel das Geld und die Zuschauer ausgehen. Dann wird so etwas auch nicht mehr vorkommen. So lange dafür aber reichlich Geld freiwillig bezahlt wird und Milliarden Zuschauer von den Aufführungen begeistert sind, müssen die Kritiker akzeptieren, dass sie mit ihrer Meinung/Kritik deutlich in der Minderheit sind und sie der Mehrheit nicht vorschreiben können, was sie zu sehen oder nicht zu sehen hat. Ihre Kritik ist eine Meinungsäußerung, mehr aber nicht. Der Rest ist Demokratie.

Klar, ich weiß, dass das für manche Leute eine unbequeme Einstellung ist. Man darf mich auch ruhig dafür beschimpfen. Besser finde ich allerdings, von Zeit zu Zeit mal den Schröder zu machen: „Wir müssen die Kirche doch mal im Dorf lassen.” Denn das christliche Europa wird durch die Wokeness, die ich ebenso hasse wie die Pest, sicher nicht untergehen; sie ist als Zeiterscheinung einer Generation überdies bereits dabei, sich selber wieder abzuschaffen. Im deutschen Alltag bemerkt man solche Entwicklungen allerdings immer mit einer gewissen Verzögerung.

In diesem Sinne wünsche ich einen unaufgeregten Start in die neue Woche.

5 Kommentare
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Barbara
Gast
Barbara
2 Monate zuvor

Die Doku in der ARD Mediathek ist sehenswert.
Man wünscht ihn sich zurück. Alleine, wie er in China empfangen und geliebt wird.
Da kann die AM Darstellerin einpacken.

Barbara
Gast
Barbara
2 Monate zuvor

Der Mann hat sich die gesamte Show angeschaut, ich bin mit einer Schlaftablette ins Bett gegangen. So hatte jeder seins.
Einzig Lady Gaga habe ich kurz gehört. Schade, dass sie ihre Stimme live fast nie im Griff hat und völlig unnatürlich, fast affektiert ihre Songs vorträgt.

Das Gemeckere finde ich auch doof. Auf X drehen sie ja bei jedem Thema frei.

Rika
Gast
2 Monate zuvor
Reply to  Georg

Stimmt, Schröder war ein guter Kanzler, ich habe in seinem, sprich auch meinem Wahlkreis damals Werbung für ihn gemacht.Merkel hat zu keiner Zeit “Basta!” gesagt, was man Schröder gerne vorwarf, aber was sie nicht wollte, wurde auch nicht gemacht und wenn doch, ließ sie es rückgängig machen. Mit ihr hat die Demokratie ihre Kraft verloren. Das wirkt leider immer noch nach.