4:30 Uhr. „Horizon, Teil 1”, das lange angekündigte Drei-Stunden-Epos von und mit Kevin Costner läuft in den Kinos und nun endlich auch bei mir. Und obwohl ich mich darauf sehr gefreut hatte, war es eine große Enttäuschung. Es ist ein Film, der vor Albernheit und schlechter Filmmusik kaum auszuhalten ist. Nun, was genau meine ich?
Gelungene Filmmusik nimmt sich während ihrer dramaturgischen Unterstützung der Handlung zurück und darf nur zum Finale in den Vordergrund treten. Die Musik des Films hält sich aber nicht an diese Regel. Darüber hinaus verrät sie ungefragt und in einer beinahe schon pädagogischen Art und Weise den Zuschauern, was jeweils geschehen wird. So sagt sie bereits zu Beginn einer Szene, wie die jeweis folgende Sequenz nun einzuordnen ist. Schwer in Worte zu fassen; zum Beispiel ob etwas Lustiges oder Dramatisches folgt, die Musik begleitet die Szenen nicht, sondern sie kündigt sie inhaltlich an und glaubt darüber hinaus, sie auch noch bis ins Unermessliche verstärken zu müssen. Filmmusik ist wichtig, kann aber auch einen Film komplett ruinieren, was bei „Horizon” meiner Meinung nach geschehen ist.
Belanglose Episoden dienen dazu, den Charakter eines Darstellers dem Publikum nahezubringen. Also nehmen wir an, etwas Lustiges soll zum Beispiel die kompromisslose Charakterstärke eines jugendlichen Menschens darstellen. Da kann sich jetzt der Drehbuchautor wirklich gelungene Geschichten ausdenken oder, wie in deutschen TV-Filmen üblich, völlig alberne nichtssagende Ideen, von denen die Drehbuchautoren glauben, altbackene Erwachsene (die Zielgruppe für ARD und ZDF) würden so etwas mögen. So sieht die Qualität von „Horizon” durchgehend aus.
Die Auswahl der Schauspieler ist ein weiterer Kritikpunkt meinerseits. Nicht allein, dass die meisten Darsteller unglaubwürdig in ihren Rollen wirken, viele, besonders die bekannten Schauspieler, scheinen geradezu lustlos ihre Dialoge abzuspulen. Zu den aktuell modernen schneeweiß gebleichten Zähnen z.B. eines alten Apachenhäuptlings oder bei sämtlichen Siedlern, Verbrechern und eigentlich bei fast 90 % der Darsteller, ob alt oder jung und in einer Welt ohne Zahnärzte oder Zahnhygiene, spare ich mir jeden weiteren Kommentar. Es wirkt auffallend lächerlich. Berühmte Schauspieler wälzen sich in Staub und Dreck, zeigen uns Zuseher aber in Nahaufnahme ihr makellos frisch gewaschenes Gesicht und Haare aus der Shampoo-Werbung. Wie kann man solche Anfängerfehler begehen? Gab es niemanden, der auf solche Dinge achtete?
Die schlechten schauspielerischen Darbietungen liegen zum größten Teil aber am Drehbuch und an der – es tut mir leid, wenn ich das jetzt so sage: an der miserablen Regie. Kevin Costner ist ein exzellenter Schauspieler aber er ist nun mal kein guter Regisseur und ein noch schlechterer Drehbuchautor. „Yellowstone” z.B. ist weniger wegen Costner als vielmehr wegen Taylor Sheridan zum Erfolg geworden, der zusammen mit Stephen Kay bei fast allen Episoden die Spielleitung übernommen hatte und beinahe alle Drehbücher im Alleingang schrieb. Bei „Horizon” war es in beiden Fällen Costner – der Unterschied ist so klar und deutlich sichtbar wie zwischen Tag und Nacht.
„Horizon” ist dermaßen langweilig und kitschig, dass ich froh bin, während der drei Stunden diesen Tagebucheintrag schreiben zu können. Im Kino wäre ich weit vor dem Ende rausgegangen oder eingeschlafen. Zwei Bewertungspunkte.