9 Uhr, guten Morgen. Aaalso: Natürlich hatte ich gestern vor der Arbeit 2 Stunden am Rechner rumgehackt. Es wurmt mich, ein Problem nicht sofort lösen zu können. Die Erklärung ist so einfach und typisch wie immer: Geld, lautet der Kern dahinter.
Wie das?
Ich versuche mich kurz zu fassen. „NoScript” ist eine Software, die von allen kommerziellen Akteuren im Internet nicht gerne gesehen wird. Browser-Hersteller sind kommerzielle Akteure, ganz gleich, ob dir jemand das Gegenteil erzählt. Im Internet gab es immer die zwei Fraktionen: Zum einen den Kommerz, die Leute, die reich werden wollen; und zum anderen die Ideologen, jene, die glauben, alles im Internet habe kostenlos zum Wohle aller zu sein. Dazwischen tummeln sich eine Menge anderer.
Mit „NoScript” wird der User ermächtigt, die alleinige Kontrolle zu besitzen; darüber was er im Internet sehen möchte und was nicht; wie er das Internet verwenden möchte und wie nicht. Es lässt sich, verallgemeinert ausgedrückt, jede Komponente einer Webseite ein- und ausschalten. „NoScript” ist dabei also viel, viel mehr als bloß ein Adblocker. Selbst die Adblocker lassen gekaufte Werbung erscheinen, genauso wie die Webbrowser.
Google hat sich vom OpenSource-Projekt „Chromium” bedient und dort seine Technik für den aus lauter Kommerz und Spionagezeug bestehenden Browser „Chrome” zu eigen gemacht. Von Anfang an wurden dem Projekt „NoScript” Steine in den Weg gelegt. Es ist ähnlich, wie Google auch mit „NetGuard” für das Betriebssystem Android umgeht.
„Google Chrome” wird für Windows 7 (mein Hauptrechner) nicht mehr unterstützt, deswegen lassen sich Erweiterungen nicht mehr installieren bzw. aktualisieren. Das ist die Erklärung, weshalb „NoScript” nun gar nicht mehr funktioniert.
„Atom” (mein verwendeter Chrom-Browser) ist im Grunde nur ein Klon des Google-Browsers. Die Russen hatten ihn schlichtweg kopiert. Sämtliche Daten, die Google durch seinen original Spionage-Browser sammelt, gehen beim Klon „Atom” allerdings nach Russland. Deshalb ist der Browser kein 100prozentiger technischer Klon, eben die Richtung des Informationsflusses wurde geändert. Mir persönlich ist es lieber, dass meine Daten nach Russland wandern als in die USA. Das hat verschiedene Gründe, auf die ich jetzt nicht eingehe, da es dann ein noch viel längerer Blogeintrag werden würde. Die jeweils aktuelle Version des Atom-Browsers läuft daher der des originalen Google-Chrom-Browsers immer etwas hinterher. Plötzlich also streikten auch dort manche Erweiterungen wie eben „NoScript”.
Mein Nebenrechner benutzt Windows 10; darauf läuft alles problemlos, weil Windows 10 noch von den Browsern unterstützt wird. So einfach ist die Erklärung.
Was tun?
Zwei Dinge: Zuerst einmal habe ich den Firefox-Browser, den ich schon lange nicht mehr benutzt hatte, auf Vordermann gebracht. Das war einiges an Einrichtungsarbeit. Dort läuft „NoScript” hervorragend. Der Firefox war und ist unbestritten einer der besten Browser, und ich habe noch nicht gelesen, dass beabsichtigt sei, ihn für alte Betriebssysteme abzuspecken.
Als Alternative habe ich nach etlichen Jahren wieder den Opera-Browser probiert. Warum? Denn es handelt es sich bei ihm doch ebenfalls um eine auf Chromium basierende Technik. Erstens wird Win7 unterstützt, aber zweitens haben chinesische Firmen Opera gekauft. Das heißt, sämtliche Daten gehen nach China, nicht in die USA. Doch auch auf Opera läuft „NoScript” nicht, sondern nur eine Light-Version, auf die man dann eh ganz verzichten kann. Durch den nicht durch Kommerz verseuchten Adstopper „uBlock Orgin” lassen sich zumindest fast alle Werbescripte blockieren, was den Browser im täglichen Umgang in nichts dem Firefox nachstehen lässt. Zudem funktioniert das eingebaute VPN-Modul mittlerweile hervorragend, was ein leichtes hin- und herschalten nach Wunsch ermöglicht (VPN ist nützlich, um z.B. Videos, die in einigen Ländern aus welchen Gründen auch immer gesperrt sind, anschauen zu können, und es ist wichtig für anonymes Surfen – wenn, so wie es bei Atom und Opera der Fall ist, die Daten nach Russland bzw. China gehen, beim Google-Chrom-Browser erfährt Google-USA trotzdem dein anonymes Surfen, solltest du eine VPN-Technik benutzen).
Es gibt noch andere Webbrowser, bei denen es sich allerdings ähnlich verhält. Der Chinesische Opera-Browser verdient genauso sein Geld von Google, indem seine Standardsuchmaschine Google ist. Google bezahlt also alles, bezahlt jeden Browser und setzt sich, selbst wenn es Jahre dauert, bisher immer durch. Google setzt Standards in OpenSource-Projekten genauso wie bei HTML-Konferenzen – überall ist heute Google bzw. sind Googles Interessen drin. Google hat Teile des Internets für die eigenen Interessen neu definiert, indem es mit seinem Geld (Macht) den HTTPS-Standard durchgesetzt hat (in westlichen Ländern, weltweit noch lange nicht). Keiner kann sich mehr Google vollständig entziehen. Über Lizenzen für Anbieter im Netz will ich gar nicht erst anfangen. All das heißt aber nicht, dass man wie ein Mitglied einer Herde Rinder alles mitmachen muss, denn noch gibt es Alternativen.
So, das heute mal wieder viel Schwurbelei, weil sehr grob umrissen, und ohne weiterführende Links. Ist mir zu viel Arbeit, sie rauszusuchen. Wenn du dich im Thema vertiefen möchtest, musst du dich selber informieren – selber googeln 😉
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Nachtrag, 12.12.’24: Und es geht doch! „NoScript läuft wieder mit Win7 und mit Opera.
@Daniel: Wahrscheinlich liest du diesen späten Kommentar gar nicht mehr, doch ich möchte für jeden, der eventuell später auf den Eintrag und auf die Kommentare stößt, die Geschichte zu Ende erzählen.
Daniel (PepeCyB) hat ins Schwarze getroffen und ich mit meiner Vermutung unrecht, dass der Fehler an der nicht mehr vorhandenen Unterstützung von Win7 liegt. Denn kaum 48 Stunden später zeigte der russische „Atom-Browser” auf dem Windows10-Betriebssystem das identische Bild: NoScript eingeschaltet = kein Seiteninhalt des Browsers; NoScript ausgeschaltet = alles normal. Es hatte sich der Browser (weil er auf einem seltener benutzten Nebenrechner läuft) erst am nächsten Tag aktualisiert. Und da, wie gesagt, Atom im Kern nur eine Kopie von Google-Chrome ist, wurde das Google-Chrom-Update halt verspätet im Kern von „Atom” übernommen, das nunmehr die Eingriffe ins System durch NoScript einfach dreist untersagt.
Ebenso verwehrt der Chromium-Browser „Opera” jede Zusammenarbeit mit NoScript. Damit wurde das Ende von NoScript auf allen Chromium-Browsern besiegelt. Mit diesen Browsern kann der Benutzer nicht mehr selbstständig entscheiden, wie er sich im Internet bewegt. Jetzt kann man nur hoffen, dass dieses Nanny-Verhalten nicht bei Firefox & Co. Schule machen wird.
Leider muss ich Dich enttäuschen, was Opera betrifft. Und was alle anderen chromium-basierten Browser anbelangt. No-Script wird da früher oder später nicht mehr laufen. Und auch uBlock Origin nicht mehr (auch da gibt es ein nicht wirklich gute abgespeckte Variante).
Alle, wirklich alle Browser, die auf Chromium basieren, werden diese Addons herauswerfen. Das liegt an einer Entscheidung von Google. Der Zwangs-Wechsel von Manifest 2 auf Manifest 3. Mit Manifest 3 können Erweiterungen nicht mehr an der Stelle eingreifen, welche für die Funktionalität notwendig ist.
Bei Firefox und den Derivaten bleibt es bei der bisherigen Möglichkeit.
Und zum Ad-Blocking: Hast Du schon einmal über Pi-Hole nachgedacht? Das läuft geschneidig auf einem Raspi3, 4 oder 5… aber auch auf anderen Rechnern (am besten lüfterlose mit wenig Stromverbrauch, damit man ihn dauerhaft laufen lassen kann). Die Einrichtung ist wirklich nicht kompliziert. Er ersetzt den DNS-Server Deines Providers oder den, welchen Du selbst eingestellt hast und filtert alles direkt raus. Wenn Dein Router es erlaubt, den DNS-Server einzustellen, dann ist auch gleich Dein gesamtes Heim-Netz werbeblockiert. Also auch Deine Mata Hari und alle Rechner, die über den Router laufen. Erlaubt er es nicht, musst Du halt an jedem Endgerät den DNS-Server auf das Pi-Hole umstellen.
Schöner Nebeneffekt: Wenn Du im Pi-Hole den richtigen DNS-Server einstellst (also derjenige, von dem sich das Pi-Hole die IPs holt), dann befreist Du Dich auch gleich von allen Zensurmaßnahmen der EU. Die meisten gesperrten Seiten kannst Du dann wieder erreichen.
Ja, Daniel, danke für den Tipp. Es ist wirklich ein guter Tipp – und „eigentlich” kein Hexenwerk. Mein Netzwerkrechner für das Film- und Serienarchiv ist so ein lüfterloser Linux-Rechner, der 24/7 eingeschaltet ist und so gut wie gar kein Strom frisst. Selbst bei Volllast unter 20 Watt. Auch die Fritzbox 7590 erlaubt es (ich hatte das mal in den Einstellungen gesehen bzw. überflogen) – also alles in allem „eigentlich” hier leicht möglich, wenn man sich denn endlich mal dransetzt. Meine Wenigkeit hat 10 Jahre gebraucht, um WordPress auf dem eigenen Server laufen zu lassen! 🙂 Es ist immer die Scheu des Anfangs (oder die Faulheit?), ich meine, so lange noch alles einigermaßen zur Zufriedenheit läuft, sagt das „rationale Engelchen” in mir: „Warum bewegen, so lange du nicht unbedingt musst …?” 😉
Es ist auf jeden Fall schon mal im Hinterkopf vermerkt.
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PS, übrigens: Genau das, was du schreibst, hatte ich erlebt. Man kann Erweiterungen ja auch aus einer auf den eigenen Rechner heruntergeladenen Datei installieren. Immer, wenn ich das versuchte, wurde die Unvereinbarkeit mit dem Manifest angekreidet und das explizit gemeldet. Als ich die Datei mit manuellen Tricks dennoch installieren konnte, startete „NoScript” aber nicht und in den Einstellungen der Erweiterungen erschien bei „NoScript” in roter Schrift „Fehler!” Daher hat man gar keine Chance mehr, über Umwege, wie man es früher konnte, bestimmte gesperrte Erweiterungen dennoch zu installieren. Aus die Maus.