Das eigene Geld

Sie wollen es nicht anders. Einen Monat mit Merz als Kanzler und statt einer Zerreißprobe innerhalb der CDU, steigt die Wählergunst für die CDU sogar auf nunmehr 27 %, die der AfD sinkt um 1 %. Dagegen sinken die Zustimmungswerte für den Kanzler. Absurd, nicht wahr? Man findet Merz mehrheitlich schlimm aber wählt die CDU: Was, bis auf Wählerbeschimpfung (dumm, dümmer, deutsch), kann man dazu noch sagen? Eine Erklärung hätte ich vielleicht:

Wenn man davon ausgeht, dass all jene Zeitgenossen, die direkt oder indirekt von öffentlichen Geldern leben, ein Interesse an einem grundlegenden Weiter-So haben, dann wird das Ergebnis natürlich verständlich. Wer wählt denn bitteschön eine Regierung, deren Ziel es ist, Reformen oder Sparmaßnahmen (abschaffen oder kürzen) am eigenen Gehalt durchzuführen? Das wären rund 12 Millionen Menschen im Lande, die direkt oder indirekt vom Steuergeld leben (Beamte, Öffentlicher Dienst, Bürgergeldempfänger). Bei rund 50 Millionen Wahlberechtigten sind das alleine bereits 24 %. Dabei sind die Beschäftigten des ÖRR, der Kirchen und der mittlerweile rund 650.000 NGOs (!) noch nicht eingerechnet.

Ob das für eine Erklärung des ansonsten absurden Wahlverhaltens taugt, ist nicht sicher, denn öffentlich zugeben würde kaum jemand, dass für seine Wahl nur das Fließen des eigenen monatlichen Gehalts verantwortlich ist. Plausibel und nachvollziehbar wäre es hingegen schon.

Würde diese meine Annahme wenigstens zum größten Teil tatsächlich zutreffen, so wird es auch vorerst zu keiner grundlegenden Änderung unserer Politik kommen. Denn man könnte zwar annehmen, dass ein wirtschaftlich bankrottes Land kein staatliches Geld in dem Ausmaß mehr bezahlen kann und somit spätestens im Ruin eine politische Änderung unvermeidbar wäre, doch dagegen sprechen die Verschuldungen Deutschlands und der EU. Mit Schulden leben, das macht nicht nur die Merz-CDU gerade vor, nein, Frankreich, Griechenland, Italien oder Spanien leben so seit Jahrzehnten. Einige osteuropäische Länder haben sich diesem Lebensstil bereits angeglichen. Alle leben vom Geld der EU, das ihren nationalen Staatsbankrott bis heute verhindert. Wenn sie das können und sogar prima, schließlich zahlt die EU die französischen Renten, kann Deutschland sich bei ihnen locker einige Jahrzehnte lang einreihen, ohne dass etwas Schlimmes für die Staatskohleempfänger geschieht. Denn die EU kann nicht pleite gehen im Sinne eines Zusammenbruchs und ihrer anschließenden Auflösung oder Neugründung, zu viel hängt global von ihr ab. Dass die Billionen EU-Schulden nicht erwirtschaftet werden und niemals zurückbezahlt werden können, ist dabei völlig unerheblich, Hauptsache der Geldfluss kommt nicht zum Versiegen. Derzeit liegt die Verschuldung der EU bei ca. 81 % des Bruttoinlandsproduktes aller Mitgliedsländer; das ist „nichts”, es sind „Peanuts”, denn da ist noch gewaltig Luft nach oben vorhanden. Die griechische Staatspleite, die bekanntlich verhindert wurde, begann erst bei rund 120 % Verschuldung und liegt gegenwärtig bei über 150 % des griechischen BIPs.

Wenn also erst die tatsächliche Ebbe im eigenen Portemonnaie zu grundlegenden politischen Veränderungen führt, können wir noch lange warten. Für unsere Kinder und Enkel mag es schwierig werden, auch für einen großen Teil der zukünftig Entlassenen, doch für die vom Steuergeld bezahlten Leute nicht – und wenn sie insgesamt rund 1/3 oder mehr der Wähler ausmachen, gibt es auch keine wesentliche Veränderung. Jedenfalls wäre damit das heutige absurde Wahlverhalten erklärbar, finde ich. Ganz oben steht und am Wichtigsten ist für die Leute das Geld in der eigenen Tasche.