Gestern hatte ich Wäsche in der Maschine schwarz gefärbt. Zwei Jogginghosen, zwei T-Shirts und meine geliebte „MilTech”-Anglerweste mit den vielen Taschen. Die Jogginghosen hatte ich in der Vergangenheit beim Putzen mit Chlorreiniger getragen. Jeder Spritzer Putzwasser führte zu roten (ausgewaschenen) Sprenkeln. Die T-Shirts waren einfach nur alt und ausgewaschen und die Weste war ebenfalls altersbedingt mehr grau als schwarz.
Bei Rossmann kostet schwarzes Färbemittel rund 4 Euro für 300 Gramm Wäsche. Mal 3 = 12 Euro. Plus Fixierer für knapp 5 Euro = 17 Euro total.
Das Ergebnis war leider ziemlich enttäuschend. Bei den Hosen hat es fast gar nichts gebracht, die roten Flecken sind jetzt hellgrau. Bei den verwaschenen T-Shirts ist es ebenfalls unbefriedigend, die werden nun ausgemustert. Nur die Weste wurde wieder tief schwarz, da ist das Färben sogar sehr gelungen. Wahrscheinlich liegt’s am Mischgewebe der Hosen und der T-Shirts – wobei das aber auch nicht sein kann, da die Weste zu 80 % aus Polyester und nur zu 20 % aus Baumwolle besteht.
Lohnt sich das Färben allein der Weste wegen?
30 Euro kostet eine neue Weste, umgerechnet 9 bis 12 Euro ihr einmaliges Färben. Also lautet die rationale Antwort „Jain”. Wenn ich aber die Zeit berücksichtige, die ich die Weste beinahe täglich außer Haus getragen habe – ich besitze mehrere solcher Westen in verschiedenen Größen, je nachdem, was ich darunter trage (Winter, Sommer usw.) – dann komme ich auf knapp 15 Jahre. Nichts an ihr ist kaputt, sie ist nicht verschlissen, die Gebrauchsspuren sind durchs Färben jetzt völlig verschwunden – also unter diesem Aspekt betrachtet, lohnt sich ganz klar das Färben. Und wenn ich dann auch noch die Emotionen mit ins Spiel bringe (eine alte Jacke wird zu einer zweiten Haut, es täte mir in der Seele weh, sie wegzuwerfen), dann betrachte ich das gestrige Färben sogar als einen absoluten Glücksfall.
Mit Chlorreinigerspritzern habe ich auch Erfahrung. Mit der Hose einiges versucht, am Ende weggeschmissen. Jetzt würde ich vorher immer Perplexity befragen, bevor ich Geld ausgebe und Arbeit damit habe.
Die KI hätte natürlich geholfen, doch ich bin ja ein Freund des Selber-Tuns, der eigenen Erfahrungen, des Herum-Experimentierens, auch wenn es nun zwei Jogginghosen Lehrgeld gekostet hat. Wobei ich zukünftig trotzdem nicht auf die hervorragenden Eigenschaften des Chlorreinigers verzichten werde, sondern mir vielmehr beim Putzen vorher eine Art Berufsbekleidung anziehe, die ich jetzt, Dank meines Experimentierens, nicht extra kaufen muss, da sie durch meinen Fehler quasi automatisch in Form einer rot-gesprenkelten Jogginghose entstanden ist.
Die Nicht-Beachtung einer möglichen KI-Warnung hat mir also sogar Geld für neue Arbeitskleidung gespart. Ich könnte (wenn ich denn nicht zu faul dazu wäre) nun eine Schablone aus Papier ausschneiden, etwa die Buchstaben „PUTZEN”, sie in großen Lettern untereinander schreiben/anlegen, auf ein Hosenbein halten und mit einem breiten Pinsel getränkt mit Chlorreiniger bestreichen – schon besäße ich eine explizit rot gekennzeichnete Arbeitshose, die ohne Verwechslungsgefahr aus den Schrank genommen werden könnte 😉