ADAC mal anders

Auf die Gefahr hin, dass du es nicht mehr hören lesen sehen kannst und Reißaus nehmen möchtest, so muss ich nochmal ein Video aus Asien verlinken. Denn was Frau Huong dort leistet, zieht einem vor Staunen regelrecht die Schuhe aus.

Ein Getriebewechsel ist für jeden Mechaniker mehr oder weniger 0-8-15-Arbeit, dies aber unter solchen Umständen zu tun, da würde wohl so gut wie jeder deutsche Mechaniker scheitern. Neben dem geistigen Knowhow vollbringt Frau Huong hier waghalsige Schwerstarbeit in grenzwertiger Körperhaltung. Ob Lebensgefahr für sie bestand, kann ich nicht beurteilen, ein deutscher Arbeitsschutz untersagt jedenfalls solche Arbeiten. Aber was wäre in Vietnam denn die Alternative? Wie bei uns einen Schwerlastkran anzufordern? So etwas ist in diesem Gelände gar nicht möglich.

Auch faszinierend sind die asiatischen einfachen aber geländegängigen LKWs, oft sind es allradgetriebene Kias oder Hyundais, die hierzulande gar nicht erhältlich sind und die unseren Unimogs der 1950er Jahre ähneln: Äußerst robuste Mechanik und keinerlei Steuergeräte oder sonstiger elektronischer Schnickschnack.

Nur knapp 22 Minuten, die dich staunen lassen:

Ein eigenes kleines Wasserkraftwerk

Dauert nur die ersten knapp 17 Minuten. Die hier in der rechten Spalte verlinkte Universalmechanikerin, Lin Guoer, betreibt noch einen zweiten YouTube-Kanal. Dort zeigt sie ihr Können auch auf anderen Gebieten. Zum Beispiel die Elektrifizierung eines abgelegenen chinesischen Hauses mittels Wasserkraft.

Wenn du diese 17 Minuten anschaust, wird dir erst so richtig bewusst, wie weit wir uns in Deutschland bereits von einem selbstbestimmten Leben entfernt haben, denn kannst du dir vorstellen, wie viele Bau- und Betriebsgenehmigungen hierzulande für ein privates kleines Wasserkraftwerk nötig wären? Niemals bekäme jemand die Genehmigung, einen Bachlauf unwesentlich zu stauen, um etwas Wasser dort abzuzweigen. Hierzulande müssen wir uns also auf dem Sofa sitzend mit dem bloßen Anschauen der Möglichkeiten zufriedengeben. Unwillkürlich fragte ich mich angesichts dieses Videos, ob wir alle nicht bereits in Boxen eines großen Stalls eingepfercht leben – etwas Entertainment, damit’s nicht ganz so trist wirkt, doch in Wahrheit eingezwängt zwischen Vorschriften, Normen, Regeln und Gesetzen, deren einziger Sinn es ist, jedwede Veränderungen zu verhindern und private individuelle Ideen, Innovationen, Kreativität und Schaffenskraft unmöglich zu machen.

Nichtsdestotrotz sehr sehenswerte 17 Minuten:


Übrigens hat das kleine Wasserkraftwerk eine Vorgeschichte, die man sich aber aus den Videos auf ihren Kanälen selber zusammenschustern muss. Ist ziemlich durcheinander dort, auch die Inhaltsbilder als visuelle Überschriften stimmen meistens nicht mit den Videos überein. Ist aber egal. Zuerst baute sie für ihren alleinstehenden Onkel, der auf dem abgelegenen Berghof wohnt und dessen Kinder alle außer Haus leben und arbeiten, einen kleinen Generator, der mit Wasserkraft lief. Danach wurde alles vergrößert. Das Video zeigt nur den letzten Schritt dieser Entwicklung.

Ebenfalls sehenswert und ungeheuer spannend ist der Bau eines Lastenaufzugs in ihrem Zuhause. Dieses Video dauert dann aber selbst im Zusammenschnitt noch eine Stunde.

Hurra! Er ist noch da.

So, ich war den ganzen Morgen und Vormittag schon unterwegs. Dinge erledigen, handwerken. Mit Fahrrad, neuem Fahrradhelm (von Aldi, der in Schwarz) und gelbgrüner eher schmaler Sonnenbrille von Rossmann: Ein Bild für die Götter! Muss ich demnächst mal zeigen – wenn ich etwas mutiger bin (sieht verboten aus, ist nach meinen diversen Stürzen aber wohl doch besser so).

Gestern habe ich die gesamte 2. Staffel „Andor” angeschaut. 12 Stunden, rund um die Uhr. Geht so, der Hauptdarsteller erinnert mich an Sean Penn (nicht wegen „Milk”, generell, meine ich). Wenn man einen Tag einfach wegstreichen möchte, ist der Rest der Story dann schon okay.

Gleich 13 Uhr, ich muss noch etwas außer Haus erledigen, bin also wieder weg. Heute ein Eintrag gewissermaßen nur als Lebenszeichen: Hurra, er lebt noch! 🙂

Nachtlicht

In meiner Mini-Diele (ja, sie muss bei Gelegenheit mal gestrichen werden) steht ein Drehhocker auf Rollen. Den brauche ich zum Schuhe-Anziehen. Durch die Rollen steht er aber nie zu 100 Prozent am selben Ort. Noch dazu steht manchmal irgendetwas in der Diele, das, wie zum Beispiel dieser Amazon-Karton, am nächsten Tag erst hinaus gebracht wird. Wenn ich denn des Nachts schlafe, was durchaus vorkommt, oder tagsüber für den Schlaf alles dunkel mache, nach Stunden aber aufwache, weil ich aufs Klo muss, dann bin ich, um den Lichtschalter der Diele zu betätigen, vorher mit den Zehen schon x-mal gegen die Rollen oder den Kram gekracht. Die reinste Fluchorgie ist die Folge.

Somit habe ich mich nach anderthalb Jahren in diesem Zustand endlich entschlossen, ein Nachtlicht in der Diele zu installieren. Irgendwo lag noch eine Klemmleuchte herum. Erinnert und gefunden, so drehte ich einen Adapter hinein und in selbigen eine der kleinen Birnchen, die nur 0,5 Watt an Strom verbrauchen. Ein perfektes Nachtlicht ohne lästigen Batteriewechsel oder Akkutausch.

Trotzdem muss dieses Licht ja nicht 24/7 leuchten. Irgendwo sollte sich noch die Fernbedienung für die Steckdose befinden, die in die normale Steckdose an der Wand gesteckt wird und in die wiederum der Lampenstecker gehört. Ich habe den ganzen Abend mit der Suche nach dieser Fernbedienung verbracht. Stunden! Und sie gottlob am Ende gefunden. Sie klebte ich mit doppelseitigen Klebeband einfach auf die Türzarge zum Schlafzimmer in der Hoffnung, dass sie dort dauerhaft hält. Aber die Sucherei, also so etwas macht mich komplett kirre: Du weißt genau, dass das, was du suchst, da ist, du weißt nur nicht mehr, wo es ist. Furchtbar!

Und fertig 🙂

Musik-Tipp: Sydnie Christmas

Das musst du einfach sehen und vor allen Dingen hören. Sydnie Christmas bei „Britain’s Got Talent”: Eine junge Barbara Streisand mit einem ähnlichen Humor und, wie ich finde, sogar Gesichtszüge, die der jungen Streisand ähneln (besonders beim ersten Lied).

Sydnie Christmas hat auch einen eigenen Kanal. Da gibt es hauptsächlich Musik, kaum Live-Videos. Klar reicht das Zuhören, doch man muss sie unbedingt einmal erleben. Sensationell! Viel Freude dabei:

Dialog mit dem Inneren Ich über das Normalwerden

Inneres Ich: „Wo isser denn heute?”

Arbeit. Ohne Smartphone. Ist dort nicht erlaubt. Was ich übrigens gar nicht schlecht finde. Morgen dasselbe, dann ein paar Tage frei.

Inneres Ich: „Hast du doch längst schon mehrfach im Tagebuch erwähnt. Du wirst langweilig, du mit deinen Bastelvideos.”

Das sind keine „Bastelvideos”, sondern interessante Kurzfilme, für die ich so manchen Spielfilm oder so manche Serie links liegen lasse. Kulturelle Bereicherungen abseits der woken Blase. Lebenswirklichkeiten der Menschen außerhalb unseres Mini-Staates Deutschland. Und außerdem sage ich nur für jene Leute, die sich hierher zum ersten Mal verirren, weshalb morgen zeitbedingt kein Tagebucheintrag erscheint.

Inneres Ich: „Ist das so? Verirrt sich jemand in dieses Tagebuch?”

Tatsächlich lassen sich an den Besuchszahlen der vergangenen Jahre die Wellen erkennen. Insgesamt befand sich das Blog seit ungefähr 2015 auf einem absteigenden Ast. Bei jeder Krise, deren Hysterie ich nicht mitgemacht hatte (Klima, Migration, Corona und heute die Wokeness), sanken die Besuchszahlen. Am stärksten in der Corona-Zeit. Aber: Nach jeder Krise stieg die Besucherzahl auch wieder. Seit vielleicht 4 bis 6 Monaten steigt sie sogar deutlich.

Wenn ich diese Schwankungen als Indikator für einen jeweiligen allgemeinen Meinungsumschwung betrachte (was sollte es denn sonst sein?), befinden wir uns gerade in einem ziemlich starken Wandel. Und zwar weg von – ich sag’s mal so: Von Links-Grün-Woke.

Inneres Ich: „Ach?”

Tja, hier mag es langweilig sein, unmodern, hier ändert sich nichts großartig; dafür weiß man, was man hier bekommt: Eine Beständigkeit des ganz normalen Daseins.

Liebe Leserin, lieber Leser, in diesem Sinne: Bleibe normal, bleibe wie du bist, egal, ob du deshalb zeitweilig alleine dastehst, irgendwann ändert sich die Welt und beginnt wie in einem Kreislauf erneut langsam ganz normal zu werden. Es ist so weit. Wobei: Was ist schon normal? 😉

YouTube-Tipp: Mend It Mark

Inneres Ich: „17 Uhr schon durch. Wo war er denn heute?”

Das wage ich ja kaum zu sagen, denn schon wieder habe ich mich über Stunden bei YouTube festgeschaut. Morgen beginnen ja erst die nächsten Nachtschichten, heute brauche ich nicht auf die Uhr zu gucken.

Inneres Ich: „Was haste denn gesehen?”

Abermals ein technisches Genie. Diesmal ein sympathischer Mann, ein Brite, und diesmal geht’s um filigrane Technik, um Elektrotechnik: Mark vom YouTube-Kanal „Mend It Mark” restauriert alte Unterhaltungselektronik aber auch alte Computer und mehr. Allein wie er ein „Technics” TapeDeck aus den 70ern auseinandernimmt, reinigt, durchmisst und defekte Teile ersetzt – dann, das ist noch viel faszinierender für mich, alles wieder korrekt zusammenbaut – an solchen Videos kann ich mich einfach nicht satt sehen, keine Ahnung, warum das so ist (hier der Link). Mir selber fehlen neben den Kenntnissen eine Menge Intelligenz und noch viel mehr Geschicklichkeit.

Wolltest du nicht immer schon mal wissen, wie so eine alte Musikbox von innen aussieht und funktioniert? Dann gehen dir hier vor Staunen die Augen über, wie es so schön heißt.

Mark restauriert mesit nicht in den originalgetreuen Zustand, weil es manche benötigten Teile schlichtweg nicht mehr gibt. Es sind also eher Instandsetzungen als Restaurierungen. So ersetzt er diese fehlenden Bauteile (Röhren, Widerstände, Transistoren etc.) durch modernere oder, wie im Beispiel des eingangs verlinkten TapeDecks zu sehen, Mark bastelt sich manche Teile z.B. eine Andruckrolle selber. Der absolute Oberhammer aber ist die Instandsetzung eines Telefunken Röhrenradios der 1950er Jahre, in das er eine Platine, die er kurz zuvor selber bestückt hat, einbaut und die nun Bluetooth ermöglicht; mit ihr kann er z.B. Musik vom Smartphone auf dem alten Telefunken-Apparat abspielen. Ein faszinierendes Treffen alter und neuer Technik. Star Trek „Treffen der Generationen”. Schau’s dir an:

4-Punkte-Eintrag

1.

Jaja, ich selber finde es schon ein kleines bisschen seltsam, morgens um 6:30 Uhr lecker Pommes mit Mayo zu essen. Aber 7 Stunden nach dem Aufstehen tun andere das mitunter auch, nicht wahr? Schön, dass meine Kantine hier im Küchenerker steht.

2.

Erst spät hatte ich die Nachricht über die Wahl des neuen Papstes mitbekommen. Leo XIV. Wenn er in der Tradition von Leo XIII steht, dürfte endlich Schluss mit dem Anbiedern der Kirche an den woken Zeitgeist sein und dafür der Glaube, die Spiritualität sowie die Verortung an der Seite der Leidenden, der Ohnmächtigen der Welt, wieder im Mittelpunkt der katholischen Kirche stehen. Und die (natürlich gewaltfreie) Mission dürfte wieder wichtiger werden als das unsägliche interreligiöse Gedöns, das die Kirche fast schon in die eigene Verleugnung getrieben hat. Also mir ist vom ersten Eindruck Papst Leo absolut sympathisch.

3.

Dem aufmerksamen Besucher meines Weblogs wird sicher aufgefallen sein, dass in der rechten Linkspalte ein dritter Link zu besonderen Frauen eingefügt wurde. Lin Guoer aus China restauriert (Funktionsrestauration) extrem vergammelte alte Maschinen mit einem erstaunlichen Geschick. Motoren, Generatoren aber auch Trecker, Motorräder und Autos. Und sie ist dabei sehr kreativ zugange: Sie hat zum Beispiel einen Eisendrachen zusammengeschweißt. So etwas verschlägt mir beinahe die Sprache; großartig! Mit dem Anschauen ihrer Videos war ich bis jetzt schon wieder stundenlang beschäftigt. Hier das ohne Werbung von dem Eisendrachen:

 

4.

Achja, Schlussbemerkung: Die AfD ist nun doch nicht „gesichert rechtsextrem”. Der Verfassungsschutz hat seine Einschätzung zurückgenommen. Das hatte ich auch nicht mitbekommen. Welch eine Blamage für diese fast schon wie eine abhängige NGO agierende Behörde.

Wenn sich die Liebe mit dem Nutzen vermischt

Wachgeworden gegen 23 Uhr, und schon wieder ist die Datumsgrenze an mir und am Tagebuch vorbeigerauscht. Gestern war ich den ganzen Tag lang der Überzeugung, es sei Mittwoch, bevor ich von meiner Begleitung auf unserem täglichen Bewegungs-Spaziergang korrigiert wurde: „Georg, was redest du? Wir haben längst Donnerstag.”

Vorhin habe ich beim Frühstück im „Kontrafunk” ein Interview mit Susanne Dagen gehört, in dem sie sehr schlecht über E-Books sprach. Das hatte mich anfangs ziemlich geärgert, weil ich ansonsten diese Frau und was sie sagt schätze aber dieses Thema von vorne bis hinten bei ihr absolut nicht stimmte. Ja, es war zu erkennen, dass sie nicht einmal wusste, wovon sie genau sprach, erwähnte sie doch immer wieder ein „auf dem Smartphone lesen” oder „am Rechner lesen”. Das Lesen mit dem E-Reader hat damit rein gar nichts zu tun, auch ich könnte niemals auf dem Smartphone einen Roman lesen. Aber dann fiel mir ein, dass die Frau schließlich eine Buchhändlerin aus Leidenschaft ist, die ihr Leben den gedruckten Büchern gewidmet hat. Natürlich fasst sie daher einen E-Reader nur mit, wenn überhaupt, Widerwillen an. Es klang bei ihr ähnlich wie bei den Schallplatten-Fans, deren Liebe zu Vinyl weit über den eigentlichen Hörgenuss hinausreicht, feiern sie doch sogar das Knistern und Knacken der Platten während der Musik als besonderes Hörerlebnis.

Mit den anderen Themen, die in dem Radio-Interview besprochen wurden, stimmte ich Frau Dagen wieder zu. Aber ich verstehe wirklich nicht, woher bei so erstaunlich vielen Menschen die Abneigung gegen E-Books herrührt. Für mich gibt es nichts Besseres, ich liebe meine E-Books und meinen E-Reader mitsamt dem haptischen Gebrauch des Geräts. Dieses Thema habe ich hier im Tagebuch allerdings schon etliche Male ausführlich geschildert und möchte auch nichts gegen die Liebe zum gedruckten Buch sagen, doch wenn jemand „von oben herab” sich negativ zu E-Büchern äußert und dabei Dinge sagt, die definitiv nicht stimmen, dann reagiere ich ein bisschen empört, denn dadurch fühle mich und meine Art zu lesen abgewertet. Schließlich schreibe ich auch nichts gegen Papierbücher, um E-Books anzupreisen oder zu loben. Wer also Papierbücher schätzt, muss doch nicht, um sie hervorzuheben, E-Books schlechtreden. So etwas ist mir fremd, das mag ich einfach nicht. Es wäre ähnlich, als wenn ich öffentlich die Wertschätzung zu meiner Partnerin besonders herausstellen würde, indem ich betonte, wie hässlich, schlimm oder negativ andere Frauen seien. Das wäre dann aber keine Liebe zu meiner Frau, die dort herauszuhören ist, sondern allein der persönliche Nutzen, den sie mir bringt bzw. den ich durch sie erfahre. Wie schon gesagt, danach wurde mir halt klar, dass Frau Dagen eine Buchhändlerin ist, da verschwimmt die Liebe mit dem Nutzen verständlicherweise. Trotzdem: Etwas wird nicht gut, indem ich anderes schlecht mache. Das hatte mich schon ein wenig überrascht.

In diesem Sinne: Schauen wir mal, was der heutige Tag noch so bringt. Bis später also. Es ist gerade erst 1:30 Uhr, dein Morgen wird meine Mittagszeit sein 🙂

Auf Stühlen sitzen

Eines der Dinge fasziniert mich an den Videos von Frau Huong besonders, nämlich dass sie viele ihrer Tätigkeiten mit bescheidenen Mitteln im Sitzen bzw. in der Hocke ausführt. Ohne Hebebühne schlängelt sie sich geradezu durch manch einen Motorenaufbau und löst die Verbindungen zum Getriebe unter dem LKW hockend. Nachdem diese Arbeiten erfolgreich ausgeführt wurden, sitzt oder hockt sie neben dem LKW und nimmt dort auf dem bloßen Boden die vielen Zahnräder auseinander, reinigt sie und tauscht defekte Bestandteile aus. Ein Stuhl mit Tisch oder eine Arbeitsbank ist weit und breit nicht vorhanden.

Nun könnte man sagen, dieses Hocken sei eine kulturbedingte Eigenschaft der Asiaten, sind sie doch in der Regel körperlich kleiner und erheblich gelenkiger gebaut als Europäer. Das wäre in unserer heutigen Gesellschaft allerdings schon eine recht problematische Aussage, denn hier würde der ein oder andere woke Zeitgenosse schnell den Begriff des Rassismus ins Spiel bringen.

Also habe ich mal nach der „Kulturgeschichte des Stuhls” gegoogelt und bin z.B. auf diese kurze Zusammenfassung gestoßen, die zumindest zeigt, dass unser Sitzen auf Stühlen kulturgeschichtlich eher als neu zu betrachten ist und vor dem Mittelalter unüblich bis unbekannt war. Dauerhaftes Sitzen ist sicherlich keine optimale Körperhaltung, das ist mittlerweile Konsens. Andererseits, so überlege ich gerade, würde ich selber alles oder vieles, was ich im Laufe des Tages so tu und mache, im Hocken oder auf maximal japanischen Sitzmöbeln ausführen, so käme ich kaum mehr hoch auf meine Beine. „Reine Übungssache”, wirft mein Inneres Ich ein. Ja? Ist das wirklich so?

Wenn man Kinder betrachtet, so ist ihr Spiel auf dem Boden die Normalität. Ihr ganzes Dasein fände problemlos dort statt. In der Schule zwingen wir sie auf Stühle und an Tische. Ist das dann in gewisser Weise eine Zwangsentwöhnung ihrer natürlichen Körperhaltung oder eine Zwangsgewöhnung ans Sitzen? Wenn ich an meine eigene Kindheit und Jugend denke, so war das stundenlange Sitzen in der Schule das größte Hemmnis meiner Konzentration und es stand dem Lernen eigentlich diametral entgegen. Die Schulordnung verhindert das Lernen, wenn man es mal so weit herunterbricht. Ginge es ums Lernen allein, so wäre eine Schulklasse ohne jede Sitzmöbel doch geradezu ideal. Also warum zwingen wir uns und unsere Kinder dann auf Sitzmöbel?

Manchmal helfen bei der Beantwortung solcher Fragen die spontanen Bilder, die einen sofort vor dem inneren Auge erscheinen. Was sehe ich zuerst, wenn ich ans Sitzen denke? Zum Beispiel die Fabrikhalle, in der hunderte Tische und Stühle aufgereiht stehen, an denen Näherinnen gebückt sitzen und arbeiten. Oder ich sehe Bilder von Fließbandarbeit. Also könnte es sein, dass die kulturelle Eigenart des Sitzens vornehmlich einer ausbeuterischen Natur des Großkapitals entspringt, wenn ich das mal so drastisch ausdrücken darf?

Weiterhin erscheinen Bilder einer Sitzordnung im sogenannten Bildungsbürgertum vor meinen Augen. Dieses Bürgertum war letztendlich nichts anderes als eine billige Kopie der Hofetikette des Adels. Denke an die Stühle der Esszimmertische jener Zeit, die mit hohen Rückenlehnen unbequem an kleine Throne erinnern. Oder an den Katzentisch, dem Kindertisch, der getrennt von der gemeinsamen Tafel abseits steht und dem erst der beginnende erwachsene Mensch entkommt, der dann unter ständiger Ermahnung „sitz gerade!” erstmalig am Tisch der Erwachsenen Platz nehmen darf.

Gesellschaften in der Vergangenheit, denen die europäischen Höfe, deren Etikette usw. unbekannt waren, hatten sich anders entwickelt. Hat deshalb das Sitzen auf Stühlen in Asien zumindest auf dem Lande eine andere Entwicklung genommen? Entsprechen zum Beispiel die berühmten niedrigen japanischen Sitzmöbel eher einer biologischen Notwendigkeit bzw. Bequemlichkeit?

Zu einer endgültigen Erkenntnis darüber bin ich noch nicht gelangt. Trotzdem finde ich das Thema „Stuhl und Sitzen” ziemlich interessant. Da werde ich also noch weiter googeln.

Sitze auch du den heutigen Werktag gewissermaßen aus, denn ab Übermorgen beginnt schon wieder das Wochenende. Wenn man an Entspannung und ans Wohlfühlen denkt, erscheinen ja schließlich auch hauptsächlich Bilder des Liegens, von Hängematten bis zu Massageliegen, vor dem inneren Auge – sicher aber weniger vom Sitzen an Schreibtischen, auf Kirchenbänken oder an Arbeitstischen. Also in diesem Sinne: Liege dich wohl.

Mit großen Schritten in die Unberechenbarkeit

Was wird Friedrich Merz den Linken und den Grünen für ihre Zustimmung zu seiner Kanzlerwahl wohl versprochen haben? Hilfe bei der Ausbeutung des Landes? Da man auf seine Versprechen aber bekanntlich keinen Cent setzen sollte, werden sich entweder die Konservativen über ihren linken Kanzler wundern oder die Linken über das Brechen all seiner Versprechen. Wer so viel von Vertrauen spricht wie Merz, wird durch Misstrauen gestürzt. So oder so. Allerdings solltest du mir als nachweislich gescheiterte Unke mit einem Lügen-Kristall fürderhin eh kein Wort mehr glauben 🙂

310

Ja! 310 Stimmen, 6 zu wenig, 18 weniger als möglich. Kein 10-Liter-Fässchen saufen heute Abend. Dem Großmaul kam die Realität ziemlich hart entgegen. Große Freude!

Extra dafür war ich übermüdet wach geblieben. Auf der einen Seite „Nius Live”, auf der anderen Seite „Phoenix”. Dann sprach die schöne Julia – und ich jubilierte 🙂

Jetzt wird schnell geschlafen, nett geträumt und dann geht’s wieder zur Arbeit. Guter Tag und gute Nacht.