Luxusproblem besentechnischer Natur – Lösungsansätze

Dank Barbaras Tipp ist das hier nun die Lösung meines Fussel-Problems. Es stimmt zwar, was ich über den schmalen Besen mit normalen Borsten schrieb; in seinen Borsten sammelt sich weniger Staub, doch das Fege-Ergebnis lässt zu wünschen übrig, denn ich musste den Fusseln damit förmlich nachjagen. Die sind nämlich dermaßen freiheitsliebend oder uneinsichtig, dass sie mühelos über oder seitlich neben den Besen sprangen und dann wie kräftig angeschubst erstaunliche Wegstrecken zurücklegten. Man könnte ihr Verhalten schon als eine ordentliche Provokation verstehen, wenn nicht gar als eine delegitimierende Verhöhnung des starken Arms. Wie immer: Auf ein Bild klicken = größere Ansicht.

Nun denn, abgesehen vom vorherigen Lehrgeld, kostet so ein Gummiborstenbesen ohne Stiel bei Rossmann tatsächlich nur 3,99 Euro. Alter Besen abgeschraubt, neuer aufgeschraubt, und siehe da, schon ich bin wieder uneingeschränkter Herr über die vielen Fusselschweine. Klappt ausgezeichnet!

ABER: Bei Rossmann im Laden war ich mal wieder leicht überfordert. Denn neben dem tollen Noppenbesen lag doch tatsächlich ein „Wunderkehrer” aus Schaumstoff. Ehrlich, der nennt sich laut Etikett selber so. Mein leichtgläubiges Herz und mein manipulationsanfälliges Gehirn ließen mich dann unschlüssig im Gang stehen: Der oder der oder beide? Ich tendierte wegen der größtmöglichen Studienobjektivität für die anstehenden Untersuchungen im heimischen Verbraucher-Testlabor ja bereits für beide, benötigte aber noch den winzigen Entscheidungsimpuls von außen. Zufällig hielt sich eine Mitarbeiterin im Gang auf. Ich fragte sie angesichts des Namens, ob man damit beim Fegen denn auch tatsächlich Wunder erleben werde: „Was glauben Sie?” Darauf antwortete sie im ernsten Tonfall: „Oja! Den habe ich auch zu Hause. Da brauchen Sie nur leicht drüberziehen und weg ist der Dreck.” Was hat Rossmann doch für ambitionierte und in der Verkaufsförderung fachlich kompetente Mitarbeiterinnen, ich musste staunen. Also kaufte ich beide, war eh klar. Auch das Schaumstoff-Wunder kostet nur 3,99 Euro. Welcher nun besser ist, das wird sich erst noch erweisen. Ich tendiere aber zum Noppenbesen, weil beim Schaumstoffwunder die Kehrbewegung nach vorne unkomfortabel ist. Das mag er nicht so auf trockenem Boden, nur ziehen, das geht leicht. Beim Noppenbesen hingegen geht beides gleich gut. Das sagt aber noch nichts über das Ergebnis nass-trocken usw. aus. Eine umfängliche Vergleichsstudie beginnt in den nächsten Tagen.

Luxusproblem besentechnischer Natur

Einen neuen Besen wollte ich haben und einen neuen Handfeger samt Kehrblech. Weil, wie du auf dem ersten Bild gut sehen kannst, der rechte alte Besen viel zu breit ist und sich in ihm eine Menge des Staub-, Haar-, Brösel-, Krümel- und Werweißwas-Gemischs ansammelt, was beim nächsten Fegen sich munter wieder auf den Boden verteilt. Die Reinigung nach (eigentlich) jedem Kehrvorgang mit den Händen war mir als fauler rational denkender Mensch viel zu aufwendig. Bei der schmalen Besenfläche des linken Besens ist das alles ratzfatz erledigt. Damit muss ja kein Ballsaal gefegt werden, sondern nur meine kleine Hütte, nicht wahr? Per Amazon ebkes schnell die Bilder angeschaut, den erstbesten Besen ausgewählt und fertig. Klick auf ein Bild = groß.

Dasselbe galt auch fürs Handfeger-Set. Da ich auch hierbei gar nicht erst den Text zum Bild gelesen hatte (schau dir das zweite Bild an, ist doch sonnenklar, was es ist, oder?) und ich das Set also nur aufgrund eines Blickes in den Einkaufskorb gelegt hatte, entpuppte es sich (drittes Bild) eher als Utensil für ein Puppenhäuschen. Es ist ein sogenannter Tischfeger, wie ich jetzt im Nachhinein gelernt habe. Das Wort kannte ich zuvor gar nicht, ich wusste nicht einmal, dass es so etwas gibt.

Tja, vertan, vertan, sprach der Hahn …

Nachtrag: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Von Enten, Spatzen und warmen Federbettchen

So, da isser wieder, der Jeorch. Feiertag ist hier in NRW. Sag das mal den Enten. Als ich gegen 7 Uhr die Jalousien hochgezogen hatte, saßen direkt vor den Fenstern – ich hätte nur den Arm ausstrecken müssen, um sie zu berühren – 9 wunderschöne Enten mit purpurfarbenen Köpfen und Hälsen. Sie warteten auf ihr Frühstück, das sie von meiner netten Nachbarin morgens immer bekommen. Das Bild dieser Enten war deshalb besonders lustig, weil sie alle noch nicht den Schlaf aus hatten. Die einen saßen oder standen auf einem Bein mit den Köpfen nach hinten in den Federn, die anderen reckten Beine und Flügel, wieder andere hypnotisierten konzentriert die Terrassentür der Nachbarin. Zwischen ihnen flatterten hektisch locker zwei Dutzend Spatzen umher. Was taten die? Sie sammelten flauschige kleine Federn ein, die durch das Recken und Strecken der Flügel den Enten aus deren Gefieder fielen. Ziemlich geschäftig flogen sie damit in die Nester der angrenzenden Büsche. Das wird eingebaut in die dann flauschig-wamen Wohnstätten der Spatzenkinder.

Mein „Plümo” besteht ebenfalls aus Federn, also musste ich beim Zuschauen des Treibens vor den Fenstern automatisch gleich zwei Mal nacheinander kräftig gähnen, was mit anderen Worten jetzt heißt: Der (Achtung, Kalauer) Georg-Spatz geht schlafen. Gute Nacht derweil.

Mata Hari und Günter Guillaume

Aaalso, nun habe ich ja schon angedroht, dir mein Missgeschick zu erzählen, dann werde ich das mal tun:

Mitten im vorgestrigen Sturm fuhr ich mit dem Rad in moderater Geschwindigkeit und wollte mal meine Multitasking-Fähigkeiten ausprobieren, indem ich gleichzeitig Mata Hari mit der rechten Hand in die Brusttasche des Parkas stecken und eine Regenkappe aufsetzen wollte. Dabei verfehlte ich die Öffnung der Tasche und das Smartphone rutschte außen entlang des Parkas, eckte am Gestell des fahrenden Rades an, wodurch es einen munteren trudelartigen Impuls bekam und titschte sodann mindestens zwei mal kräftig auf den Asphalt bevor es in einem rutschenden Auslauf endgültig zu liegen kam. Heftig! Zwar ist Mata Hari ein Outdoor-Smartphone, doch durch den großen Akku besitzt es enormes Gewicht. Wäre statt des Smartphones mein Körper dieselbe Strecke gestürzt, dann hätten mich diverse Blessuren sicher wieder tagelang ausgeknockt.

Fluchend hielt ich an, stieg vom Rad und hob Mata Hari vom Boden. Die Lederschutzhülle hatte ein paar kleinere Schrammen abbekommen aber, o Wunder, Mata Hari tanzte und spionierte weiter, als sei nichts geschehen – dachte ich. Zu Hause stellte ich dann aber leider fest, dass sich das Teil nicht mehr nachladen ließ. Statt Strom zu laden, verlor es in den folgenden Stunden an Kapazität.

Jetzt musste ich schnell handeln, denn falls in dieser Art der Akku gen null ginge, hätte ich keinen Zugriff mehr auf meine Bank-Apps und die neue Post-App der Paket-Station, die komfortablerweise nur knapp 100 Meter bei meinem neuen Zuhause gelegen ist. Was also tun? Versetze dich in meine Lage.

Ich startete das Smartphone mehrmals neu, was zu keiner Änderung des Verhaltens führte, doch bevor ich Mata Hari einer genaueren Untersuchung unterzog, musste zuerst einmal eine Datensicherung gemacht werden, die ich dann auf ein neu zu bestellendes billiges Zweithandy aufspielen könnte. Das ging zügig vonstatten. Danach schaltete ich Mata Hari aus zwecks Stromersparnis.

Für nur 56 Euro habe ich ein Mini-Smartphone als Reserve gekauft. Dasselbe Betriebssystem mit einem leichten Miniakku von nur 3.000 mAh. Das wird heute bei mir eintreffen. Über die Qualität eines Smartphones von 56 Euro brauchen wir nicht zu diskutieren, zur Not aber funktionieren diese wichtigen Apps damit gut. Mehr soll es ja gar nicht tun.

Danach widmete ich mich dann in Ruhe wieder Mata Hari. Was ich in der Folge zuerst nicht verstand, war die Tatsache, dass das Laden angezeigt wurde bei abnehmendem Akkufüllstand. Auch die installierte App „Ampere” zeigte detailliert den Stromfluss ins Gerät an. Schlussendlich tat das meine externe zwischengeschaltete Akku-Überwachung ebenfalls. Wie kann das bitteschön möglich sein? Es floss Strom ins Gerät, das Gerät zeigte dies auch an, aber der Füllstand leerte sich dennoch langsam.

Akku kaputt, das wäre die einzige Erklärung, wenn – und jetzt dämmerte es mir, ja, wenn ich nicht einen Magnetadapter dauerhaft in den USB-Anschluss gesteckt hätte. Der schließt einigermaßen bündig mit dem Gehäuse ab und ich habe sein Vorhandensein längst vergessen. Was, wenn er zufällig durch einen direkten Stoß beschädigt worden wäre? Jetzt erst zog ich ihn aus die USB-Buchse und versuchte die Ladung mit dem original USB-Stecker. Du errätst es sicher schon, sonst würde ich ja nicht so ausführlich darüber schreiben, das Laden funktionierte sofort einwandfrei. Ich besaß noch einen 3. Magnetadapter, den ich danach einsteckte, auch er funktionierte. Den beschädigten probierte ich an einem anderen Gerät, er blieb kaputt. Ein solcher Stecker kostet 2 Euro.

Naja, zumindest hat Mata Hari ihre Robustheit eindrucksvoll unter Beweis gestellt, kein Schaden am Gerät. Dass ich nun 56 Euro relativ umsonst bezahlt habe, tja, das bin ich im Grunde natürlich selber Schuld. Wobei wirklich rausgeschmissenes Geld ist ein solches Zweithandy aber eigentlich auch nicht. Sobald die Apps dort installiert sind, ist gegen künftige Malheurs jedenfalls vorgesorgt.

Das war’s auch schon mit meinem Bericht. Multitasking ist oft nicht ganz so leicht – das wusste ich aber schon vorher. Warum ich’s trotzdem immer wieder versuche, ist mir ein Rätsel. Der Mensch wird wohl doch nicht zwingend aus Schaden klug, nicht wahr?

Übrigens wird als einprogrammierter Begrüßungstext das Zweithandy den Namen Guillaume bekommen. Mata Hari und Guillaume, Google kann frohlocken.

Etwas über die eigene Befreiung

Ist es nicht seltsam, wie sich alles hin- und herbewegt im Leben: als junge Menschen wohnten wir in einer Studenten-WG, jeder besaß ein eigenes Reich, das eigene Zimmer, der Rest der Wohnung gehörte allen. Großartig und aufregend empfanden wir das gemeinsame Leben auf dem beengten Raum. Nach ein paar Jahren begannen alle Bewohner sich dennoch nach mehr Platz zu sehnen. Die Flugtation der Bewohner fing an. Irgendwann waren sämtliche Gesichter ausgetauscht, auch das meinige verschwand und ein neuer junger Mann genoss das Reich seines Zimmers. Mit meiner Liebsten wurde eine eigene Wohnung bezogen. Wir besaßen kaum etwas an Möbeln, so dass nach dem Einzug die große Wohnung dennoch leer dastand. In der Folgezeit fing der Konsum an auszuufern, regelrechte Wallfahrten nach Ikea fanden statt, bis dass die Wohnung am Ende wieder genauso vollgestopft mit Möbeln und Kram war, wie seinerzeit das beengte Studentenzimmer. Irgendwann danach begannen die Gespräche über Familie und Haus mit unendlich viel Platz. Auch das wurde später realisiert. Das selbe Spiel begann von Neuem.

Nur leider funktionierte es nicht dauerhaft. Scheidung und Trennung rissen die Lebens-WG entzwei wie zuvor die Enge die Studenten-WG. Bis auf kurze Jahre der Unterbrechung blieb ich alleine für mich. Platznot war im Haus aber kein Thema. In den letzten 30 Jahren sammelte sich dermaßen viel Kram an, dass ich den Überblick verlor. Er störte zwar nicht, da er sich gut verteilte, doch immer öfter nahm ich ihn auch als eine Art Belastung wahr. Was will man zum Beispiel im Internetzeitalter mit Tausenden billigen Taschenbüchern, die, wenn du eines aus dem Regal nimmst, bereits zerbröseln (vor allen Dingen bei Rowohlt-Bücher aus den 70er und 80er Jahren aber auch bei anderen der Billigverlage verwest das Papier schon nach 20, 30 Jahren)? Es ist dasselbe wie bei Schallplatten, CDs oder DVDs. Über ein, zwei Dekaden waren sie das Nonplusultra, bevor die fortschreitende Technik sie ersetzte. Für meinen E-Reader besitze ich eine Bibliothek von derzeit 60.000 E-Books, die den winzigen unsichtbaren Platz benötigen, auf dem Einzeller riesige Veranstaltungen und Feiern organisieren.

Zu den überflüssig gewordenen Büchern kommt die Kleidung hinzu, die ich nicht wegwerfen mochte, unnütze Möbel, nie gebrauchte Küchengerätschaften und ein schieres Sammelsurium von Krimskrams der letzten 50 Jahre. 95 Prozent von all den Dingen blieben Staubfänger und wurden nie mehr benutzt.

Das nur mal grob und ziemlich gerafft erzählt der Vorstellung halber.

Jetzt stehe ich vor all dem Zeug und werde mich locker von ¾ verabschieden. Es ist eine bis jetzt unvorstellbar große Aufgabe, die ich angehe, doch du wirst es vielleicht kaum glauben, ich freue mich riesig auf diese Art einer Entschlackung. Durchweg erlebe ich beim Packen der Kartons aber dem Zurücklassen der meisten Dinge Gefühle einer neugewonnenen Unabhängigkeit. Losgelöst vom Ballast der vergangenen Jahrzehnte wieder aufs Wesentliche reduziert zu sein, das ist ein überwältigendes Gefühl von Freiheit. Die materielle Verkleinerung führt zu einer geistigen Erweiterung ungeahnten Ausmaßes.

Vielleicht fällt mir diese Verjüngungskur auch deshalb so leicht, weil ich schon über 30 Jahre hauptsächlich in der digitalen Welt zu Hause bin. Ein Sammelsurium virtueller Dinge ist nach wie vor vorhanden, doch es nimmt vergleichsweise wenig Raum in Anspruch. Denke an die Film- und Serienarchive. Tausende Stunden Unterhaltung, für die in der analogen Welt ganze Regalwände von CDs und DVDs nötig wären; all das befindet sich auf Datenträgern, die einen Raum von der Größe einer Zigarrenkiste einnehmen.

Sobald der Umzug vollbracht sein wird, bin ich zwar wieder ein, zwei Wochen ohne Internet (mir fehlt die Erfahrung, um sagen zu können, wie lange ein Umzug des Telefonanschlusses letztlich dauert), aber Mata Hari hat ja schon bewiesen, dass damit zumindest teilweise die Offline-Zeit überbrückt werden kann.

Die Zeiten als Jäger und Sammler sind also definitiv vorbei. Es ist sinnlos geworden, Dinge zu horten, wenn Amazon binnen 24 oder oft sogar 12 Stunden selbst benötigte Kleinigkeiten für 2,50 Euro bis an die Haustür liefert. Amazon hat den Versandhandel weltweit revolutioniert. Darüber kann man geteilter Meinung sein, es ist aber heute so, wie es ist. So lange Wirtschaft und Infrastruktur funktionieren, ist eine übertriebene Vorratshaltung unnütz geworden und verschwendet nur den Raum, belegt den Platz zum Ausbreiten der eigenen Flügel. Sollte die Gesellschaft und das Land einmal zusammenbrechen, die Dystopie Wirklichkeit werden, dann hilft dir auch kein Halbjahres-Vorrat mehr, denn dann lernen wahrscheinlich alle Menschen das existenzielle Leben von Grund auf neu. Der Mensch ist anpassungsfähig, und das erstaunlich schnell. „Für schlechte Zeiten”, das galt früher als durchaus berechtigte Devise, trotzdem ist das Gefühl, durch preppern oder ähnliches eine persönliche Unabhängigkeit zu bewahren, ein trügerisches und, wie ich heute glaube, ein falsches Gefühl. Sollte das Land kaputtgehen, hilft es nicht, sich in den eigenen Kaninchenbau zurückzuziehen, sondern dann müssen alle daran mitarbeiten, das Land wieder zu reparieren, es neu aufzubauen. Ein Überleben für Jahre oder Jahrzehnte in einem Atombunker ist kein erstrebenswertes Dasein. Es kann durchaus sein, dass sich deren Überlebende wünschen würden, im Blitz eines Atomschlags gegangen zu sein, als in Depression, Zucht und Ordnung die letzten Jahre verbringen zu müssen.

Natürlich: das ist jetzt ein bisschen weit hergeholt, schon klar. Doch alles beginnt irgendwo im Kleinen; irgendwann kommt immer der Punkt, an dem materieller Reichtum und das Alles-Haben-Wollen ins Gegenteil umschlägt und dich zum Sklaven der Dinge und des Besitzes machen. Dummerweise bemerkt man diesen „Kipppunkt” selten, die materielle Vermüllung schleicht sich förmlich ins Leben unbemerkt ein.

In diesem Sinne der Befreiung demnächst mehr. Gehab dich wohl.

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Nachtrag: Ach, übrigens. Beim Sinnieren über die Vergangenheit flogen die Erinnerungen wieder dicht vor meinem inneren Auge vorüber. Was war eigentlich die glücklichste Zeit in meinem Leben? Eindeutig Mitte der 1990er Jahre. Ich bewohnte eine kleine Dachgeschosswohnung in der Mönchengladbacher Altstadt für 200 Mark Warmmiete. Kein Badezimmer, Außentoilette und eine eigens aufgebaute Duschkabine in der Küche. Der erste Windows-95-Rechner stand in einem mächtigen Turm unterm Schreibtisch und ein 15-Zoll-Röhrenmonitor ließ beim Rattern, Pfeifen und Zischen des Modems meinen Mund vor Faszination offen stehen, als ich die ersten Male in „Broken English” nachts mit jemandem in New York live chattete und wir uns über Star-Trek-Bildchen austauschten. Das erste Handy, ein gigantischer Hundeknochen, und das erste wegen seiner langen Akkulaufzeit wirklich zu gebrauchende Schnurlostelefon eröffneten eine bis dahin unbekannte Welt der zur Realität gewordenen Science Fiction. In der Küche mixte ich Teig und buk Omas Pfannekuchenrezept nach, ein weißer Toaster ohne Glühdrähte, den ich nach wie vor besitze und behalten werde, beeindruckte mich enorm, eine Funk-Küchenuhr, die ich nie mehr nachzustellen brauchte und die bis zum heutigen Tag an der Wand tickt, wobei sie nur alle 8 Jahre eine neue Batterie benötigt, vermittelten das Bild einer vollkommen neuen technischen Zeit. Dazu die neu gewonnene Freiheit wegen des Mauerfalls und der Wiedervereinigung, überall waren die Menschen positiv gestimmt. Frieden und Freiheit schienen plötzlich zum Greifen nah zu sein – all das zusammen ließ den Glauben, nun endlich in einer neuen gerechten Welt zu leben, zur Gewissheit werden. Eine nette hübsche Nachbarin kam bei Abwesenheit ihres Mannes und des Sohnes regelmäßig vormittags zu mir hoch und wir beide genossen das unkomplizierte Vergnügen erotischer Natur, von dem kein Mensch je etwas erfahren hat. Mein Auto war ein ausgedienter Firmenwagen, ein vergammelter VW-T3 Diesel, der mich dennoch nie im Stich ließ. Der ganze Materialismus stand auf Minimum aber trotzdem fühlte ich mich unsagbar reich als Teil einer neuen Welt. Geld besaß ich zu jener Zeit kaum, doch die Lebenshaltungskosten betrugen vielleicht ein Drittel von denen heutzutage. Was ich damit auszudrücken versuche: ich kenne auch die glückliche Welt des Minimalismus – danach schlich sich das „Erwachsenenstreben” mit immer mehr, stets das Neuste und auf Arbeit gefälligst in täglich neuer Kleidung (gesellschaftlicher Zwang) unbemerkt mehr oder weniger ebenfalls in mein Leben.

Traumatisches

„Was machen Sie denn hier?”, lautete meine Frage an die unbekannte junge Frau, die plötzlich am Fußende meines Bettes stand. „Wer sind Sie?” Die Frau war in eine alte braune Wildlederjacke gehüllt, die sie über eine rote Bluse trug. Sie war verantwortlich für mein Erwachen. Stelle dir bitte mal so etwas vor: du liegst im Bett und öffnest deine Augen, da steht an deinem Bett ein fremder Mensch und schaut dich an. Hallo? Ihre dichten langen Haare wurden mehr schlecht als recht von einer Mütze verborgen, das heißt, an mehreren Stellen quollen Haarsträhnen hervor. Die Mütze war ebenfalls aus einem schon abgegriffenen Stoff gefertigt und erschien wie eine alte Arbeiter-Kopfbedeckung aus dem beginnenden 20. Jahrhundert. Das ganze Outfit der Frau tendierte retromäßig in diese Richtung. Eine weite schwarze Hose und braune grobe Ledertiefel rundeten dieses Bild ab.

Frau: „Entschuldigen Sie mein Eindringen. Ich bin Journalistin. Eine alte Frau hat mir Ihre Wohnungstür geöffnet. ‘Treten Sie sorglos ein’ ermunterte sie mich, ‘Georg wird wohl noch im Bett liegen, doch wecken Sie ihn ruhig auf’, meinte sie.”

Ach, sieh an, meine Mutter! Nun liegt sie schon ein halbes Jahr lang unter der Erde aber immer noch erscheinen ihre übergriffigen Unverschämtheiten im Traum. Gerade so, als habe sie diese hier im Leben einfach zurückgelassen wie andere einen alten Koffer oder einen Regenschirm.

„Und was machen Sie hier?”, fragte ich die Frau während sich der aus dem niedrigen Bett ächzende Rest meines Körpers unterhalb des Kopfes gleichsam erhob und meine müden Beinknochen wie automatisiert in eine auf dem Boden vor dem Bett abgelegten ausgeleierten schwarzen Jogginghose schob. „Reichen Sie mir doch bitte mal das T-Shirt”, sagte ich. Die Frau hob es sodann mit spitzen Fingern vom Boden auf. „Das?”, fragte sie mit einer deutlich angewiderten Mimik eines beginnenden Ekels in ihrem jungen Gesicht. „Ja, genau das! Wenn Sie hier schon ungefragt eindringen und mich aufwecken, ist das wohl nicht zu viel verlangt. So dreckig ist das Shirt gar nicht, was Sie sehen sind nur Nutellareste von gestern. Süß und lecker,” gab ich patzig zur Antwort. Fehlte auch noch, mich für einen solchen Übergriff nett anzuziehen. „Also was wollen Sie von mir? Und wer sind sie überhaupt?”

„Mein Name ist Bernadette Luetgel und ich schreibe hauptsächlich für den ‘Rheinischen Traum-Boten’. Der Chef vom Dienst hat mich hierher beordert, um quasi live vor Ort die Auswirkungen Ihrer Durchblutungsstörungen mitzuerleben. Sie glauben sicher, Ihre kalten Füße rührten von einer verrutschten Decke und den frischen herbstlichen Temperaturen, doch sie sind in Wahrheit Folge eines augenblicklichen starken Absackens des Blutdrucks, was in Verbindung mit den altersbedingten Störungen Ihres Kreislaufs jederzeit zu Ihrem Ende führen könnte.”

„Ach?”, stellte ich staunend fest, „woher wollen Sie das denn wissen?”

„Sie waren es doch selber, der durch sein neues Smartphone ‘Mata Hari’ Tür und Tor zum Ausspionieren Ihrer Lebensumstände an völlig fremde Leute freigegeben hat. Nun, ich gehöre zu ihnen, und mein Chef plant eine Reportage über die letzten Minuten im Leben eines Schwurblers und allgemeinen Medikamenten-Kritikers als angsterregendes abschreckendes Beispiel für die Allgemeinheit. Dazu bin ich hier. Dass ich Ihnen jetzt auch noch Ihr verdrecktes T-Shirt reiche, glauben Sie mir, das war nicht vorgesehen. Können Sie nicht einfach ohne viele Worte weitersterben?”

Nachdem ich den zweiten Socken übergestreift hatte und den ebenfalls schlabbrigen Hoodie, schlurfte ich zur im selben Raum befindlichen Küchenzeile und murmelte fragend die Worte „Tee oder Kaffee?”

Die Blicke der jungen Frau folgten meinen Bewegungen. „Tee”, sagte sie.

Wir schwiegen und ich öffnete die Augen. Meine kalten Füße hatten mich gerade geweckt. Oder war es etwas anderes? Der Raum war dunkel, kein Wasser brodelte, und ich lag noch im Bett. Woher stammte das Traumbild dieser Frau, fragte ich mich, alles andere konnte ich mir zusammenreimen. Als ich später am Rechner saß und über diese Zeilen nachdachte, da erst sah ich sie. Sie ist auf zwei Ölgemälden meiner Mutter abgebildet, die seit 24 Jahren in der Wohnung hängen aber schon so lange von mir dermaßen unbeachtet werden, wie ein einfaches Tapetenmuster an der Wand. Dennoch scheinen beide ihren Weg in mein Unterbewusstsein gefunden zu haben. War es nun eine mystische Rettung in letzter Sekunde oder hat einfach nur das Gehirn den Körper mit sicherem Gespür für die richtigen Bilder aufwachen lassen, um den Blutdruck wieder in Gang zu setzen?

Geheimnisse des Alltags sozusagen. Und bis morgen in diesem Theater. Noch ist die woke Welt mich nicht ganz los.

Fehler – gute und weniger gute

Es gibt Fehler, die sind so wunderbar, wenn man sie begeht – und rechtzeitig bemerkt, lässt sich die spontane Freude darüber kaum in Worte fassen.

Inneres Ich: „Wie? Was? Bist du jetzt endgültig übergeschnappt?”

Ernsthaft. Die ganze letzte Nacht verbrachte ich im Bewusstsein der Deadline heute um 10 Uhr, der späteste Zeitpunkt, um zu Bett zu gehen, damit die folgende Dienstnacht nicht zum unerträglichen Horror im Kampf gegen die Müdigkeit wird. 10 Uhr war schon vorüber aber ich hatte so überhaupt keine Lust aufs Bettchen. Trotzdem zwang ich mich, die Monitore auszuschalten und mich so langsam schleppend bzw. schlurfend bettfertig zu machen. Wat mutt, dat mutt. Ein wenig wunderte ich mich zwar über die draußen herrschende Stille, da fiel es mir auch schon wie Schuppen von den Augen: wir haben Sonntag! Meine nächsten Schichten beginnen aber erst Montagabend. Welch eine innere Freude in mir emporstieg, eben sie ist kaum in Worte zu kleiden. So, so, schön!

Jetzt gucke ich noch in aller Ruhe und Gemütlichkeit einen Spielfilm. „Miss Viborg”, ein dänischer Film mit guten Kritiken, der mich dann mal überraschen soll. Falls er nicht gefallen sollte, trübt das die Freude kein Stück.

Apropos nicht gefallen: Letzte Nacht habe ich „Oppenheimer” angeschaut. Eine im Kino abgefilmte Version, also kein gutes Bild aber guter Ton. Ich kann die vielen enthusiastischen Filmkritiken absolut nicht nachvollziehen. Zwar beinhaltet der Film ein tolles aktuelles Thema, auch spielen in ihm erstklassige Schauspieler mit außergewöhnlich guten Leistungen, aber die grottenschlechte Regie, ein wie wahnsinnig gewordener Schnitt und eine noch schlimmere Kameraführung zerstören eigentlich alles. Darüber hinaus zerrte über die gesamte Länge die Musik kräftig an meinen Nerven. Von dem Versuch, unbedingt modern wirken zu wollen, bleibt eigentlich nur eine unerträgliche Hektik, eine Art Bild-Collage übrig. Schwarz-Weiß-Szenen (der Authentizität wegen) und Kameraperspektiven, die aber nur gekünstelt wie ein auf alt getrimmtes Möbelstück aus Sperrholz wirken, bringen aneinendergestückelt gemeinsam mit den stets an falscher Stelle eingefügten Rückblenden den Filmfluss immer wieder ins Stocken. Sämtliche Figuren, wichtige Menschen des damaligen Zeitgeschehens, erstklassige Wissenschaftler und die schreckliche Mc.Carty-Ära in den USA bleiben blass oder sogar gänzlich unerwähnt. Das Filmthema besitzt solch ein riesiges Potential – doch was bleibt, ist leider die vertane Chance, dem kriegslüsternen Zeitgeist etwas Großes entgegenzustellen. 3 von 10 Bewertungs-Punkte. Entschuldigung, falls du den Film mögen solltest, just my 2 cent.

Finger

Und das kam so … Vorletzte Nacht surfte ich, wie schon erwähnt, mit Mata Hari im Internet und sah im eigenen Tagebuch einen Fehler im aktuellen Eintrag. Es stand dort: „da kann es regen, was das Zeug hält” – es fehlte bei „regen” das N. Das ist ja praktisch, dachte ich, weil ich jetzt mit Mata Hari quasi blitzschnell das fehlende N einfach hinzutippen kann. Man ist ja pingelig bei solchen Sachen, gell?

Kurzerhand meldete ich mich in der Verwaltung des Tagebuchs an, wählte den Eintrag aus – und dann ging’s los: Wie triffst du mit solchen ungeschickten Fingern wie meinen diese winzige Lücke im angezeigten winzigen Text? Also über die Zeile getippt, darunter getippt, daneben, die grüne Textmarkierung wer weiß wohin verschoben und plötzlich kam ich auch noch mit dem Ringfinger an ein Formatierungssymbol. Der Text wurde zentriert, danach seltsam verschoben, am Ende war der gesamte Eintrag zerschossen. Eine volle Stunde verbrachte ich mit Geschicklichkeitsübungen für meine Finger, bis dass schlussendlich das N eingetippt war. Zwischenzeitlich versuchte ich im Dashboard, der Steuerzentrale des Tagebuchs, irgendwie die fehlerhaften Versuche rückgängig zu machen. Das einzige, das mir gelang: ich zerschoss ebenso sämtliche individuellen eingerichteten Einstellungen im Dashboard. Das sieht man aber wenigstens nicht öffentlich und ich korrigierte es nach der Arbeit zu Hause am Desktop-Rechner. Jaja, genau so war’s.

Damit wollte ich mich aber nicht abfinden. Da ich weiß, wie solch ein Tablet- oder Smartphone-Display arbeitet, suchte ich anschließend bei Amazon dieses Gadget (Foto oben, drauf klicken = groß), den Eingabestift (3 Stück mit ein paar Ersatzgummis), der frappierend an einen Bleistift mit aufgesetztem Radiergummi erinnert. Soeben eingetroffen, ausprobiert und für exzellent befunden. Jawohl, damit wird mir so etwas kein zweites Mal passieren.

Morgennachmittag geht’s weiter mit Adapter-Übungen. Bis dahin, Fingere dich geduldig durch den Tag.

Höcksken, Stöcksken und so weiter

Das wird nur ein Versuch. Versuch macht kluch. Schau dir das kurze Video am Ende dieses Eintrags Absatzes an, was es alles für unterschiedliche Möglichkeiten der Direktverbindung von externen Geräten zum Smartphone gibt. So weit, so gut, das kannte ich prinzipiell schon von meinem 2011er Tablet, das ich seinerzeit geschrottet hatte (nicht wirklich, aber nichts geht mehr so richtig an dem Teil, es bräuchte mal meine innige Aufmerksamkeit, die ich aber nicht bereit bin, ihm zu gewähren – was will man mit einem uralten Tablet anfangen?*). Nun denn, der Versuch, den ich morgen oder übermorgen unternehme ist etwas anders, nämlich inwieweit sich ein Hub, an dem gleich mehrere Geräte angeschlossen sind, an den Megnetadapter des Smartphones anschließen lässt. Dazu benötige ich eine Kupplung von USB-Buchse auf USB-Buchse oder zumindest von USB-Buchse auf den richtigen Mini-USB-Stecker für den Hub. Stecker-Adapter habe ich reichlich in meiner Kramkiste gefunden, doch Buchsen-Adapter leider nicht. Somit muss ich jetzt erst auf ein Sortiment unterschiedlicher Adapter warten, das von Amazon morgen und übermorgen geliefert wird.

Zu uninteressant für dich? ‘s Gibt nix anderes heute. Man nimmt, was man kriegt 🙂


* Ich hatte das Tablet mal eine Zeitlang an die Wand gehängt und dann von „Wetter Online” die lokale Wetterkarte mitsamt des Regenradars im Browser aufgerufen und so belassen. Dergestalt war es eine kleine Wetterstation. Grundsätzlich fand ich das gar nicht schlecht (es ginge übrigens immer noch, so arg zerschossen ist das Tablet gar nicht), doch es benötigt dann natürlich auch durchgehend Strom und WLAN. Da ich das Wetter aber an den Desktoprechnern eh nachschaue oder gegenüber aus dem Fenster sehe, und da draußen sowieso ein Thermometer hängt, kam ich mir nach kurzer Zeit doch ziemlich schräg vor, wenn ich beispielsweise wissen wollte, wie kalt oder warm es draußen ist, oder ob’s regnet, schneit oder die Sonne scheint.

Zumindest für mich macht eine Wetterstation, die nur mit dem Internet verbunden ist, keinen Sinn. Etwas anderes wäre eine Station, die von einigen draußen vor Ort aufgestellten Messgeräten die Werte innen auf dem Tablet anzeigen würde.

Als ich noch vermehrt Baustellenbewachungen durchgeführt hatte oder in diversen Firmen temporär herumlümmelte, war das Tablet auch oft sehr praktisch, da ich auf einem USB-Stick Filme mitnehmen konnte, die ich mir dort ansah. Ein Laptop hätte zu viel Kabelgedöns benötigt. Das hatte ich zwar auch gemacht, also per Laptop, aber nur wenn ich zeitweilig ein Büro mit eigenem Schrank benutzen konnte, in dem der ganze Kram tagsüber aufbewahrt werden konnte. Überwiegend allerdings saß ich bei meiner Tätigkeit im eigenen Auto oder hielt mich in Fabrikhallen auf, und dafür war das Tablet geradezu ideal.

Wie dem auch sei, heute finde ich für das alte Tablet keine sinnvolle Verwendung mehr. Deshalb bleibt es im Kramkarton und wird nur alle paar Monate mal nachgeladen. Technisch ist es sowieso von Vorgestern – aber wegwerfen? Da sträubt sich sämtliche Messi-Gen-Behaarung. Und für ein paar wenige Euro würde ich’s auch nicht abgeben wollen.

Das übrigens hatte ich mit meiner Uralt-Nintendo-Spielkonsole getan. Da war ein Junge, der sie laut seiner Mutter gerne gehabt hätte (bei dem sich später herausstellte, dass die Mutter das aber nur glaubte). Es ist nun auch schon wieder über 10 Jahre her. Die Konsole lag seinerzeit schon 15 Jahre lang im Kramkarton. Also hatte ich sie ihm geschenkt. Keine Woche später erfuhr ich so nebenbei, dass er sie verkauft hatte und sich über den überraschend hohen Verkaufserlös wahnsinnig gefreut hatte. Da war ich regelrecht enttäuscht, denn diese Konsole samt ihrer locker 20 Spiele war mir ziemlich ans Herz gewachsen. So etwas mache ich nie wieder. Wenn, dann würde ich dem Jungen eher das Geld schenken oder die ex-eigene Konsole selber zurückkaufen. Oder vorher solche Dinge nur auf unbegrenzte Zeit verleihen mit dem ausdrücklichen Verbot des Weiterverkaufs. Deshalb macht es für mich keinen Sinn, das Tablet für ein paar Euro abzugeben – selbst dann nicht, wenn es ebenso sinnlos jahrelang in einer Kiste liegt. Messi halt. Wenn ich wüsste, dass jemand es für irgendwelche Zwecke auch benutzen würde, wäre es etwas anderes, dann würde ich es sogar sehr gerne verschenken.

Jetzt bin ich schon wieder schreibmäßig vonet Höcksken aufs Stöcksken gekommen. Lustig, was? Das hältst du aus. Viel lesen schärft die Sinne.

Ein aufregendes virtuelles Abenteuer

Meine Güte, das darf ich gar nicht erzählen, da spottet Dominik gleich los, Wasser auf die Mühlen meiner liebgewonnenen Kritiker 🙂

Gestern hatte ich ein bisschen rumgehackt am Smartphone. Genau wie man das aus alten Zeiten von Windows noch kennt: wenn man überhaupt nicht weiß, was man tut, lässt sich dergestalt enorm viel Unheil anrichten (andererseits lernt man ohne auch nichts). So war es auch gestern. Wäre ich nicht so geschockt-aufgeregt gewesen, hätte ich wohl daran gedacht, ein Foto zu machen, denn es erschien am Ende ein lustiger knall-oranger Kreis, sonst nichts, der „atmend” ein wenig größer und kleiner wurde. Er war mit Warnhinweisen (dass es solche waren, war angesichts des Designs unmissverständlich) in chinesischen Schriftzeichen versehen. Nichts ging mehr, das Smartphone ließ sich nicht mehr einschalten, es bootete nicht, immer erschien dieser orange Warnkreis.

Es ist ja ein „Google-Stock-Handy”, ein nicht gerootetes Smartphone, dessen Android-Version von einer Google-Software gesteuert wird (soweit ich das verstehe, könnte auch sein, ich schreibe jetzt Quatsch). Mich störte aber die ungeheure Einmischung und Überwachung von Google in allem, was ich damit tat. Also wie ich in der Vergangenheit schon mit Firewalls diverse Windowsrechner demoliert hatte, so nun auch das Smartphone: ich benutzte den „NetGuard”, um Google auszuschalten. Und sagte ja jüngst, dass diese Firewall ein starkes geniales Instrument sei, mit dem man allerhand Unsinn treiben kann. Ende vom Lied: ich hatte es wirklich geschafft, Google abzuschalten – nur leider wollte das Smartphone nicht mehr angehen 🙂

Jetzt wusste ich, dass es bei Geräten ohne Tastatur- oder Maussteuerung immer Klick-Kombinationen der mechanischen Schalter gibt, um irgendwie etwas zu unternehmen. Eine Stunde lang habe ich munter drauflosgeklickt, immer erschien der orangene Kreis mit den fremdartigen Schriftzeichen. Aber einmal, ich weiß leider nicht mehr, was genau ich gemacht hatte, verschwand der Kreis, das Handy bootete und etwas, das mich an den abgesicherten Modus eines Windowsrechners erinnerte, erschien. Die SD-Karte, auf der das halbe Android-Betriebssystem ausgelagert liegt (diese Option bekommt man seitens des Herstellers, nachdem eine SD-Karte eingesteckt wird, um damit noch mehr Speicherplatz auf dem fest eingebauten Speicher zu erzeugen), war weg bzw. eine Meldung verkündete, dass die SD-Karte unauffindbar sei. Locker die Hälfte der App-Shortcuts (der Widgets), die auf den einzelnen Startbildschirmen abgelegt sind, war ausgegraut und nicht mehr antippbar. Auch die Firewall „NetGuard” funktionierte nicht. ABER in der normalen App-Verwaltung des Handys ließ sich Google tatsächlich deaktivieren, was vorher nie möglich gewesen war. Ich meine nicht den Launcher und die anderen Google-Dienste, sondern nur den unter „Google” aufgeführten Hauptdienst. Danach ein Neustart und das Smartphone startete anstandslos und schnell inklusive der SD-Karte und wie am ersten Tag. Schwein gehabt, nicht wahr?

Besonders gefällt mir daran, dass ich anschließend ohne Konsequenzen diesen nun nicht mehr aktivierten Google-Dienst auch noch per Firewall zur quasi doppelten Untätigkeit verdammen konnte, denn ich habe Google dort nun alles verboten, was man verbieten kann. Sämtliche anderen Google-Dienste funktionieren nach wie vor reibungslos, sie werden schließlich benötigt (telefonieren Dank der Firewall aber “fast alle” nicht mehr nach Hause). Mata Hari lebt also noch, allerdings steht sie nun unter strengem Hausarrest, und ich bin während der Benutzung nicht mehr ständig mit meinem Konto bei Google angemeldet, was mir außerordentlich gut gefällt.

Tja, da ich nicht genau weiß, was ich veranstaltet hatte, lässt es sich auch nicht reproduzieren. Dabei hätte ich den orangen Kreis mit der chinesischen Warnung gerne fotografiert. Dass ich in eine Art „Factory-Mode” geraten war, weiß ich mittlerweile, aber weshalb sich Google dann anstandslos deaktivieren ließ, was vorher zig Mal vergeblich versucht wurde, das weiß ich nicht.

Oben das Bild ist ein Versuch, aus der Erinnerung zu zeigen, wie der Kreis ausgesehen hatte. Musst du dir wabernd in leichter Bewegung vorstellen. Ob – und das finde ich jetzt lustig – die Schrift weiß oder schwarz war, daran kann ich mich partout nicht mehr erinnern. Polizei-zeugenaussagen-mäßig: „Da war ein rotes Auto”, dabei war’s blau.

Inneres Ich: “Was hast du denn in deinen Kreis der Erinnerung eingetragen?”

„Warnung! Achtung, Achtung! / Ich weiß nicht, was hier geschrieben steht, aber es sah so aus”.

Neue heile Welt der grünen Ideologie

Neulich erst traf ich einen Menschen, der mir sagte, wir müssen, um zu überleben, etwas gegen die Umweltgifte unternehmen, insbesondere gegen das CO2. Ziemlich konsterniert wusste ich zuerst gar nicht, was oder wie ich diesem Menschen antworten sollte.

Also versuchte ich es ruhig und erst mal mit einem Vergleich. Er würde doch niemals auf die Idee kommen, den Sauerstoff als Umweltgift zu bezeichnen. Genauso verhält es sich mit dem CO2: ohne gibt es kein Pflanzenwachstum, die Erde sähe aus wie der Mars. Ohne Pflanzen keine Tiere und keine Menschen. CO2 ist ein gesundheitlich unbedenkliches Gas, das wir zum Überleben sogar dringend brauchen.

„Ja aber”, begann er und erzählte etwas über das Treibhausgas CO2 und wie ein Zuviel davon die Erde verbrennen würde.

Auch hier war es schwierig, ihm wieder zu antworten. Zuerst skizzierte ich ganz kurz die natürlichen Prozesse, die dafür sorgen, dass stets genug CO2 von der Natur gebunden werde, so dass dieses Gas nicht in einem solchen schädlichen Übermaß auftreten würde. Zudem ist eine CO2-Erhöhung nicht die Ursache eines Temperaturanstiegs, sondern dessen Folge. Ozeane etc. geben bei erhöhten Temperaturen mehr gebundenes CO2 wieder als Gas ab.

Damit war er aber nicht einverstanden und beharrte darauf, dass der Treibhauseffekt, der eben verursacht wird durch zu viel CO2 in der Atmosphäre, Ursache und Wirkung der Temperaturerwärmung zugleich sei. Nun, da war ich argumentativ schon wieder ziemlich platt, mein Gegenüber sprach nämlich von einer Art eines negativen Perpetuum Mobiles.

Schwamm drüber. Ich versuchte einen neuen Ansatz: Um die CO2-Erzeugung zu verringern, sagte ich mit Bestimmtheit, genüge es ja wohl nicht, einfach deren Produktion zu besteuern. Denn dadurch generiere man zwar einen Haufen Geld aber verringere schließlich kein CO2. Weshalb, so fragte ich ihn, würden wir nicht einfach der Natur nacheifern und künstlich CO2 aus seinem gasförmigen Zustand in einen unschädlichen festen Zustand umwandeln, der in dieser Form keinerlei Auswirkung mehr auf den Treibhauseffekt habe? Deutschland ist (war bis vor kurzem) eine der führenden Nationen der Technologie der CO2-Abscheidung. Wenn wir also aus ideologischen Gründen schon keine CO2-freien Kernkraftwerke bauen wollen und stattdessen schmutzige Kohlekraftwerke wieder vermehrt benutzen, weshalb dürfen wir die dann nicht sauber betreiben, nämlich mit der Spitzentechnologie der CO2-Abscheidung? Weshalb verbietet der Staat die Anwendung eben dieser Technologie? Das gebundene CO2 würde wie vormals die Kohle ins Gestein gepresst und könne so Millionen Jahre gelagert werden. Im Übrigen ließe sich CO2 in viele andere Baustoffe binden. Diese führend von Deutschland entwickelte Technologie wäre noch dazu der Exportschlager schlechthin und könne unser Land wieder reich machen.

„Du mit deinem Kapitalismus”, antwortete mein Gesprächspartner und fügte hinzu, dass diese Technologie viel zu unsicher sei. Unsere Welt müsse sich zurück in eine Agrar-Gesellschaft verwandeln und überhaupt: bei einem Erdbeben könne sich das gebundene Gas sowieso wieder freisetzen. Erneut war ich argumentativ einen Moment lang perplex. „Wie bei einem deutschland-typischen Vulkanausbruch?”, fragte ich noch, aber das hörte er schon nicht mehr, denn da hatte er sich bereits von mir und unserer kurzen Unterhaltung abgewandt.

Das Gespräch fand vor wenigen Monaten statt, verweilt aber bis heute in meinem Hinterkopf. Immerhin erkannte ich daran, wie sinnlos es geworden ist, mit Argumenten der rückständigen grünen Ideologie zu begegnen. Diese Leute träumen von Windmühlen und Handwerksmärkten im Mittelalter. Nicht wenige von ihnen glauben, die Welt wie mit einer Smartphone-App steuern zu können. Sie wünschen sich ein Zurück-Zur-Natur. Das taten auch die Sekten der 1920er Jahre, die damals in Deutschland wie Pilze aus dem Boden schossen. Dass genau ein solches (Nicht-) Denken sie anfällig macht für autoritäre Regierungen mit einfachen Rezepten für eine vermeintliche heile Welt der Vergangenheit, das können sie schon nicht mehr erkennen.

Was tut man da? Wie begegnet man diesen Menschen? Wenn ihnen die heutige Welt zu kompliziert und modern geworden ist, dann kann man auch mit Bildung nichts mehr erreichen. Und wenn sie die Mehrheit im demokratischen Land werden, dann bekommen sie die Macht, die zivilisatorischen Errungenschaften kaputt zu machen. Sie erscheinen resistent auf allen Ebenen zu sein. Für meinen Teil weiß ich echt nicht mehr weiter, bleibe also stumm und schaue in gewisser Weise von außen zu. Ich meine bzw. frage: Was machst du? Wie gehst du damit um? Was antwortest du diesen Leuten?

Süße Sache, süßes Kerlchen

Ohne Foto, nur mit Symbolbild. Nein, es gibt kein eigenes Bild davon. Wäre zwar machbar gewesen, das willst du aber nicht sehen.

Inneres Ich: „Was war denn?”

Tu nicht so, als ob du’s nicht wüsstest.

Inneres Ich: „Ich frage stellvertretend für die Leserin und den Leser.”

Für beide?

Inneres Ich: „Politisch korrekt halt, wie ich nun mal bin.”

Für das Lesende 🙂 Okay, okay, lassen wir die Genderstichelei.

Aaalso: zum Abendessen gab’s vorhin vier Weizenbrötchen zum Fertigbacken. Dann sind sie warme Brötchen wie frisch vom Bäcker. Richtig lecker. Gestern Abend wurde nämlich ein Vorrats-Karton mit einem Dutzend 450-Gramm-Gläser Nutella geliefert. 2,80 Euro pro Glas und überraschenderweise alle noch über ein Jahr lang haltbar. Für den Preis hatte ich eher Ware kurz vorm Ablaufdatum erwartet. Aber egal. Um auszuprobieren, ob es auch Original-Nutella ist, wollte ich das heute unbedingt probieren. Und sowieso weil ich Lust darauf hatte, sonst hätte ich ja keinen Karton davon gekauft.

Inneres Ich: „Komme auf den Punkt!”

Während ich mich also über die frischen Brötchen hermachte, schaute ich gleichzeitig mit herabgelassenen Jalousien ein Video. Der Raum war also dunkel bis auf den schwachen Schein des Monitors. Die Fenster in der gesamten Wohnung blieben über Nacht geschlossen, weil ich mich ja auf Arbeit aufhielt und nicht sicher abschätzen konnte, ob es nicht vielleicht doch regnet und gewittert. Somit war es noch sehr warm inner Hütte unterm Dach. Ich saß also am Schreibtisch nur im T-Shirt und in Boxershorts. Das Nutella stellte sich geschmacklich als Originalware dar. Sehr, sehr lecker.

Inneres Ich: „Der Punkt!”

Nunja. Weil ich auch Lust auf Schokolade hatte, bestrich ich die aufgeschnittenen Brötchen sehr dick. „Bestrich ich die Brötchen” ist hier eigentlich begrifflich falsch, denn es war eher umgekehrt der Fall: das dicke Nutella wurde leicht mit Brötchen bedeckt. Weil letztere eben noch sehr warm waren, schmolz die Schokocreme, so dass ich mir nach jedem Bissen ordentlich die Finger mit den Lippen und der Zunge abschlecken musste. Die Zunge, die sich gerade ebenfalls noch zwischen den mahlenden Zähnen voller klebriger Creme befand. Wirklich sehen konnte ich in dem schummrigen Licht nichts. Irgendwann schaute ich aber so an mir herunter und erschrak dann doch, denn überall an mir nahm ich so seltsame gefleckte Schatten wahr. Huch, Augen kaputt?, fragte ich mich, Grauer Star? Licht angeknipst – und wenn ich’s nicht besser gewusst hätte, sah mein Körper wie nach einem schweren Verdauungs-Malheur aus: ich war von oben bis unten voller Nutella beschmiert. Aufgestanden, in den großen Spiegel der Diele geschaut: Finger, Hände, Gesicht, Arme, beide Beine, Unterhose und T-Shirt, alles über und über mit verschmiertem Nutella. Potztausend!

Ich wollt’s nur kurz erwähnt haben, so etwas passiert schon mal. Süße Sache das, nicht wahr?