Wo ich ja gestern schon beim Rant war, will ich mal etwas ähnliches zur jüngeren Generation loswerden. In erster Linie zu deren weiblichen Vertreter. Mit „jung” meine ich die 20 bis 40-jährigen – und eigentlich auch nur die Frauen. Also schreibe ich hier und jetzt in erster Linie von der neuen Verblödung der Frauen, tarne diesen Sexismus lediglich damit, dass ich von der „jungen Generation” schreibe. Das ist fies geschickt, nicht wahr?
Natürlich schimpfen die Alten seit allen Zeiten über die vermeintliche Blödheit der Jungen und die Frauen schimpfen über die blöden Männer oder eben die Männer über die Blödheit der Frauen, ich meine, Blondinenwitze finden ja nicht von ungefähr seit Generationen immer neuen Anklang, gell? Aber es stimmt nicht, ob junge Leute, Frauen oder Männer, sie sind meines Erachtens gar nicht verblödeter als früher, nein, absolut nicht!
Und da widerspreche ich sogar dem einen alten (!) Kollegen, der letztens lauthals über die neue Verblödung schimpfte, da er als zwangsweises temporäres Mitglied eines jungen weiblichen Teams eine komplette Nacht lang deren dienstliche Bereitschaftsaktivität auf einem Großbildschirm ertragen musste, die in mehreren Stunden (Staffeln, sagt man ja heute dazu) als Streaming stattfand.
Hier und jetzt kenne ich den Namen/Titel dieser Shows nicht, es handelt sich dabei um eine Mischung aus „Big Brother” und „Ich bin ein Star, holt mich hier raus”, also Sendungen, in denen C-Promis mit der Kamera bis ins Schlafzimmer verfolgt werden, was anschließend von der Regie nach einem losen Drehbuch szenisch entsprechend zu einer Geschichte zusammengeschnitten wird. Das fast die ganze Nacht mitansehen und die Kommentare der Kolleginnen ertragen zu müssen, weil man sich beruflich bedingt leider im selben Raum aufhalten muss, also das ist in der Tat eine Qual, die mitunter sogar an Folter erinnert, da stimme ich aus eigener leidvoller Erfahrung dem Kollegen vollends zu, aber neu ist das nicht.
Auch wenn das Streaming als solches noch relativ neu ist (gibt’s erst seit knapp 20 Jahren) und man den Konsum daher in erster Linie den 20 bis 40-jährigen verordnen kann, steckt dahinter nichts anderes als das, was seit dem Buchdruck ohne Ende boomt, nämlich das förmliche Suchten von Liebes- und Skandalromanen aller Couleur. Gut, das geschah früher eher still: Jemand saß lesend in einem Sessel und allenthalben war im Raum vielleicht ein Seufzen oder ein leises Stöhnen zu vernehmen. Da die „jungen Leute” (Frauen) heute nicht mehr lange Texte lesen können, hat sich das Angebot solcher Romane in den visuell-akustischen Bereich verlagert. Oder es wurde andersherum ein Schuh daraus und durch das visuell-akustische Angebot der Streamingdienste die Lesefaulheit erst derart unterstützt, dass heute kaum mehr gelesen wird. Wie herum man es auch betrachtet: Es ist jene uralte Sucht im modernen Gewand, die sich heute halt vor den Großbildschirmen Bahn bricht.
Demnach sind die Konsumentinnen der Gegenwart nicht dümmer oder blöder als jene der Vergangenheit, nein, beide Generationen sind identisch, sie sind, mit Verlaub, genauso dumm und blöd, wie sie schon immer waren.
Um gerecht zu sein, erwähne ich jetzt auch die Fortsetzung meines kurzen Gesprächs mit dem Kollegen und erinnere dich, liebe Leserin, lieber Leser, zur Erklärung nur noch schnell daran, dass sich beim männlichen Teil der 20 bis 40-jährigen ebenfalls nichts zu früher verändert hat. Wenn du das Pech hast, heute als Teil eines männlichen Teams eine Nacht lang in einem Raum verbringen zu müssen, dann bleibst du zwar von der Folter des „Reality-TVs” verschont, musst dir dafür aber das beinahe unerträgliche Gedudel und Gedaddel diverser Sport-Videospiele anhören. Der Mann als solcher konsumiert eben kein Programm, der Mann macht Programm.
Also erinnerte ich den Kollegen dann auch: „Sag mal, letzte Woche warst du doch so begeistert davon, dass man dich hat mitspielen lassen, und die langweilige Nacht, wie du meintest, sei wie im Flug vergangen. Ist das denn nicht genauso bescheuert?” Mit einem Gesichtsausdruck des puren Unverständnisses kam wie aus der Pistole geschossen die empörte Antwort, dies sei doch etwas völlig anderes, es sei aktive Unterhaltung, damit man nicht während des Dienstes einschläft. „Und wenn mich die Geräuschkulisse genauso nervt, wie du dich von den Soaps genervt fühlst?”, wandte ich ein. Wenn alle bis auf einen das so wollten, meinte er, müsse ich mich nun mal fügen. So etwas sei schließlich Demokratie, ergänzte er. Aha, er glaubte also, es sei clever, die Politik ins Spiel zu bringen. Ich fragte ihn, mit wem er als Team diese Nacht denn teile. Er überlegte kurz, dann verzog sich sein Gesicht zu einem grinsenden sarkastisch-leidenden Ausdruck: „Mit Mia, Lena, Petra, Laura und ich glaube Lukas.” Beim Namen Lukas hob er seine Stimme künstlich an. „Na, dann sei mal ein guter Demokrat”, lachte ich.