Schon öfter schrieb ich, dass Lob oder nette Dinge, die über mich gesagt werden, nicht gerade einen routinierten Umgang von mir hervorrufen, sondern vielmehr ein Schweigen vor lauter Sprachlosigkeit zur Folge haben. Jemand, der als Waldschrat sich eher in einer Art Inneren Emigration befindet und sich von der Mehrheit der Menschen abwendet, wird von Jahr zu Jahr sozial inkompatibler und inkompetenter, was ein „normales” Verhalten anbelangt. Man möge mich gerne ausschimpfen, kritisieren, wo’s nur geht, doch nette Dinge zu mir sagen? Dem habe ich nichts entgegenzusetzen.
Danke Mira (und Barbara) für die netten Worte, sie wärmen mein Herz (natürlich, denn auch ein Waldschrat ist, solange er noch nicht auf allen Vieren bellend, maunzend, brummend oder surrend durch seine heiligen Hallen krabbelt oder sich womöglich im Vorstadium einer Verpuppung zu einem Rieseninsekt befindet, nach wie vor ein Mensch). Mein kommentarloses Schweigen ist also alles andere als despektierlich gemeint, es zeigt allein die Sprachlosigkeit eines ungewohnten, überraschend ereilten Lobs.
Das ist ja sowieso auch eine grundsätzliche Angelegenheit. Lob oder Positives beruhigt die Seele. Je aufgewühlter, hektischer und hysterischer das Stechen und Schlagen um einen herum stattfindet, desto ruhiger, geerdeter und gelassener lässt Positives die guten Seiten im Menschen glänzen, die melodischen Saiten erklingen. Wenn wir doch nur wieder lernen würden, dem Gegenüber positiv zu begegnen, dann besäßen wir ruckzuck ein positives Virus, das in seiner Ansteckung gleichsam eine Heilung massenhaft verbreitet. Es führte zu einer Herdenimmunität gegen das Negative unserer Zeit. Stattdessen hacken Viele immerzu auf andere herum, oft auf schwächere, meist auf die Kinder. Wie soll ein Kind, das die Ungebundenheit eigener körperlicher sowie geistiger Bewegungen gar nicht kennt, da es immerzu für alles und jedes Kritik erfährt, gemaßregelt und gegängelt wird, je die eigene Freiheit verstehen? Man gibt weiter, was man selber bekommen hat. Man grenzt lieber andere aus, statt die eigene Blase über den anderen auszudehnen, den anderen quasi einzufangen in die wabernde Hülle des eigenen Zuhauses. Wie Seifenblasen, die, treffen sie auf andere Blasen, sich mit ihnen vereinen und dadurch größer werden und alle schillernden bunten Farben immer sichtbarer präsentieren. Man stelle sich nur mal vor, die Medien würden fortan auch über Positives berichten (nicht Positives erfinden, sondern nach dem Positiven recherchieren und es dann verbreiten) – wie schnell würde eine kränkelnde Gemeinschaft daran gesunden.
Nun, das ist leider nicht so. Medial besteht kein Interesse an einer glücklichen und zufriedenen Gesellschaft, Aufreger machen Quote, machen Geld. Deshalb bleibt denjenigen, die sich dem Negativen nicht ständig aussetzen wollen, nur die Innere Emigration als Schutzraum übrig. Verbringt man zu lange Zeit dort, verliert sich leicht das Wissen, was man tut, wenn einem etwas Nettes, Gutes oder Positives berührt. Das macht dann sprachlos – aber eben nicht gefühllos.
Natürlich ist Kritik genauso wichtig. In einer Welt eines wahnsinnigen Liebhabens würde ich ebenso wenig leben wollen. Man denke nur an die Eloi aus Herbert G. Wells „Die Zeitmaschine”. Die Waage sollte einigermaßen ausgewogen bleiben, dabei ruhig von einer Seite zur anderen hin und her schwanken, das ist schließlich Sinn und Zweck ihres Daseins, doch eine Waagschale dauerhaft mit einem viel zu schweren Bleigewicht unten zu halten, das zerstört am Ende die gesamte Waage.
In diesem Sinne: ein wenig kryptisch heute, jaja. Ein ungelenkes Dankeschön für das wenige Positive, das mich die Tage erreichte. Das ist gut, denn dadurch kann ich selber wieder aus dem Vollen schöpfen und wünsche dir, liebe Leserin und lieber Leser, mit aller Kraft und innerer Ehrlichkeit ein freundliches positives Wochenende.