Nun also doch: Die Charakterschwäche des Erklären-Wollens tritt hervor 🙂
Google mal, was überall geschrieben steht, wenn es um die Frage geht, ob bei Küchengeräten, insbesondere jenen mit Heizelementen, wegen der Sicherheit nach Gebrauch die Netzstecker gezogen werden sollen oder nicht. Die Empfehlungen darf man natürlich nur relativ gewichten, denn es kommt immer darauf an, wie genau die Situation eines Haushalts aussieht. Also eine Küche, in der auch Kinder spielen, Haustiere leben oder eine Single-Küche. Außerdem wie vergesslich jemand ist und so weiter. Und natürlich, ob ein Stecker überhaupt zugänglich ist; bei mir im Küchenerker wurden zwar genug getrennte Steckdosen in der Wand verlegt, doch sie befinden sich alle etwa in Bodenhöhe hinter den Möbeln und oben knapp unter der Decke.
Im Einzelnen (klick aufs Eingangsfoto = größer = Schalter sind erkennbar): Den Toaster besitze ich seit 1995, er geht also ins 30ste Jahr und wird von Anfang an täglich benutzt (sieht nach meiner Reinigung wie neu aus). Für ihn bräuchte ich keinen Extra-Schalter, ebenso wenig für die Mikrowelle, denn beide Geräte besitzen einen mechanischen Schalter, den man nicht aus Versehen einschalten kann.
Anders und schon letzte Tage beschrieben ist es mit den beiden per Touch-Screen schaltbaren Geräten, der Herdplatte und der HLF; bei ihnen würde ich nicht meine Hand ins Feuer legen, ob sie nicht doch versehentlich eingeschaltet werden können. Auch kommt noch ein unnützer Stromverbrauch durch ihren Stand-By-Betrieb hinzu.
Beim Wasserkocher ist es schon wieder etwas anderes, denn trotz seines mechanischen Schalters ist es mir schon mehrmals passiert, dass ich ihn beim Hantieren drumherum unbeabsichtigt eingeschaltet hatte, was durch sein rotes Licht aber sofort bemerkt wurde. Dennoch bewerte ich den jetzt vorgeschalteten Schalter dort als nützlich.
Der große Backofen, den ich wegen der HLF nur noch selten benutze, besitzt einen Kombi-Schalter, ein drehbares Rad mit Ein-Aus-Funktion und einer mechanischen Zeitschaltuhr. Er ist recht leichtgängig, weshalb ich mir schon vorstellen kann, ihn mal aus Versehen zu berühren und damit den Ofen einzuschalten. Auf ein Ablaufen einer mechanischen Uhr kann man sich aber nicht verlassen. Bisher blieben alle jemals besessenen mechanischen Küchenwecker (die kleinen Teile, die man aufzieht) irgendwann einfach stehen. Nichts anderes ist im Backofen verbaut. Also finde ich den blau leuchtenden Fußschalter hier auch sinnvoll.
Weshalb ich nun trotzdem an den Toaster und die Mikrowelle ebenfalls einen solchen Schalter eingesteckt habe, dient eigentlich nur der Gewöhnung: Egal welches der 6 Küchengeräte ich benutzen möchte, zuerst muss ein Mal kurz ein Hauptschalter betätigt werden. Der leuchtet dann blau und schon vergesse ich nicht, ihn anschließend ein weiteres Mal kurz zu drücken.
Mir ist klar, dass ich wegen der 6 Schalter nun ausgelacht werde. Noch bin ich geistig fit und gesund, ich würde nie vergessen, ein Gerät auszuschalten. Doch wie verhält es sich, sollte ich zukünftig tatsächlich geistig abbauen? So etwas geschieht schleichend unbemerkt. Dann wird das unübersehbare blaue Licht mich jedenfalls ans Ausschalten erinnern.
Das Thema des geistigen und körperlichen Verfalls ist sowieso interessant auch bei anderen Dingen wie zum Beispiel dem E-Dampfen. Schon vor rund 10 Jahren schnitt ich dieses Thema in einem Dampfer-Forum an, erntete aber auch damals nur verständnisloses Kopfschütteln. Aber was, wenn aus Altersgründen Körper und/oder Geist das Wickeln und Bewatten der E-Dampfen nicht mehr zulassen? Für meinen Teil habe ich reichlich Verdampfer mit Fertig-Coils bevorratet, die zumindest für eine gewisse Zeit eine einfach zu handhabende Alternative bieten. Gerade vorhin habe ich 4 Verdampfer neu gewickelt; ich kenne ältere Menschen, die die nötige Geschicklichkeit dafür nicht mehr aufbringen. Also kann mir das ebenso jederzeit passieren. Damals im Forum fragte ich, ob und falls ja, wie man das Wickeln in Altenheimen den Leuten abnehmen könnte. Das wurde dann vollends belacht in dem Sinne: „Wenn du schon so alt bist, dann kannste auch einfach rauchen.” Mensch, man braucht doch nur einen kleinen Schlaganfall bekommen und schon ist man motorisch so gehandicapt, dass der Lieblingsgenuss des gesunden E-Dampfens nicht mehr möglich ist. Ist man denn im eingeschränkten Alter dazu verdammt, ungesund oder abstinent von allen Genüssen zu leben?
Als ein jüngerer Mensch siehst du, dass die Fragen des Alters viel weiter reichen als zu blauen Schaltern. Irgendwann wird man für andere Leute so unwichtig, dass man tatsächlich einfach in ein Heim abgeschoben wird. Wer alleine lebt, sollte sich vielleicht besser frühzeitig fragen, wie man mit kleinen Helfern, Tricks und Kniffen so lange wie möglich unauffällig sein Dasein bewältigen und seiner liebgewonnenen Genüsse frönen kann.