Filmtipp: “Land” und Musiktipp: “The Staves”

Wieder was entdeckt. Erstmal den wunderbaren Spielfilm “Abseits des Lebens“. Der Originaltitel lautet “Land”; warum müssen immer so verquere deutsche Titel erfunden werden? Es ist ein aus jeder Pore lebensbejahender Film. Ich meine, da ich schon letzte Nacht über die krankmachende Angst der Leute im Lande schrieb, geht es in diesem Film um ganz andere Schicksale mit wirklich auch nachvollziehbaren Gründen für Depressionen. Robin Wright kämpft sich in der Rolle der Edee zurück ins Leben, was ihr nur knapp mit Hilfe von Demián Bichir als Miguel gelingt, der seinerseits einen ebensolchen schweren Rucksack der Vergangenheit trägt. Per Zufall kreuzen sich ihre beiden Lebenswege. Wer nun glaubt, hieraus entstünde ein kitschiges Melodram, der wird allerdings bitter enttäuscht, denn Robin Wright, die ebenfalls Regie in diesem Spielfilm führt, zieht um jedes Klischee einen weiten Bogen. Der durch und durch ruhige Film ist nicht für jeden gleichsam geeignet. Menschen, die (noch) keinen Verlust erleiden mussten, die jung und munter ihr Leben erst entdecken, werden wohl eher weniger nachvollziehen können, was in Edee vorgeht und warum sie ihren Weg haarscharf am Abgrund entlang in der Wildnis und alleine auf sich gestellt wählt. Sie hat abgeschlossen mit dem Leben, ihr Rucksack war zu schwer geworden, sie möchte weg von Menschen, sie lässt sich fallen. Es bewahrt sie der Wunsch ihrer Schwester, “Tu dir nichts an, bitte. Für mich!” letztlich vor Schlimmeres (oh, wie ich mich gefreut hatte, Kim Dickens in dieser kleinen Nebenrolle zu sehen, denn sie ist einfach die absolut perfekte Darstellerin dafür).

Zu viel möchte ich auch bei diesem Film nicht verraten. Von mir bekommt er 10 Bewertungspunkte. Aber ich kann durchaus verstehen, wenn andere deshalb vielleicht ihren Kopf schütteln, denn wie gesagt, der Film ist sicher nicht jedermanns Sache.

Anschließend googelte ich nach der Filmmusik, die ebenfalls außergewöhnlich ist und wunderbar zum Film passt. Ich fand sie und auch das folgende Video, das die Musik der drei Schwestern von “The Staves” bestens erklingen lässt. Diese Zustände kannte ich ebenfalls noch nicht, doch habe schon ein paar Songs in MP3-Dateien umgewandelt und sie dem MP3-Player für die Arbeitsnächte hinzugefügt (ja, ich benutze tatsächlich draußen noch einen MP3-Player. Er hat nie Akku-Probleme).

[youtube https://www.youtube.com/watch?v=tCwDzyLidAw]

Serientipp: “Bless This Mess”

Habe mir die ersten beiden Staffeln “Bless This Mess” angeschaut, eine Comedyserie mit halbstündigen Episoden, die größtenteils nicht ganz so platt wie übliche US-Comedys daherkommt. Okay, es sind auch ein paar sehr alberne Folgen darunter, bei denen ich mich fragte, “Georg, was tust du hier?”, doch der sprühende Wortwitz anderer Episoden machen diesen Nachteil schnell wieder wett und lassen ein Schmunzeln als Antwort zurück.

E-Dampfen in Filmen und Serien

Jetzt steht hier oben links schon wieder Dienstag, dabei istꞌs erst Montag für mich. Noch nicht mal Abend. In meinem Lebensrhythmus müsste das Datum sich halt um 12 Uhr mittags des Realtages ändern. Schon klar, dass das allgemein nicht geht, aber wenigstens für einen persönlichen Kalender wäre so etwas nicht schlecht. Würde dann aber auch nichts beim Tagebuch nutzen, da dieses ja die echte Zeit abbildet. Wozu dann das ganze Geschreibe darüber? *hüstel*, na, ich wollte halt nur meinem Erstaunen Ausdruck verleihen, dass es zwar für dich so aussieht, als ob ich am Montag nichts geschrieben hätte, in Wahrheit aber justamente, also jetzt, da ich hier mit meinen liquidfettigen Fingern auf der Tastatur umherhusche, für mich ebendieser Montag ist.
Verwirrend? Nein, nicht wirklich, oder?
Die geneigte Leserin und jene des männlichen Geschlechts wissen bereits, dass ich die “Monomond-Listen” locker weiter führe. Eigentlich interessant ist dabei nur die Liste, in der ich Filme und Serien aufführe, in denen das elektrische Dampfen vorkommt. Als Zeiterscheinung gibt es eine Menge Dinge, die in Filmen aussterben und durch andere Moden ersetzt werden. Wobei ich nicht sagen möchte, dass E-Dampfen eine Mode ist. Es ist schon beständig. Doch konkret lässt sich das E-Dampfen in 20 Jahren heute nicht beschreiben. Eines ist dabei aber sicher, es hat das Rauchen in Filmen schon enorm abgelöst – wenngleich ich subjektiv momentan den Eindruck habe, dass Rauchen als Modeerscheinung wieder vermehrt angesagt ist – jedenfalls kommt E-Dampfen trotzdem mehr und mehr in Filmen und Serien vor. Aber kaum in einer neutralen Gewichtung, sondern es ist schon auffallend, wie sehr es negativ konnotiert wird, meist um damit Drogenkonsum und dergleichen zu suggerieren.
Als das E-Dampfen noch neu war, wurde es gerne in Filmen und Serien als Gag-Faktor genommen oder als Mode. Dadurch konnte sich dann jeder davon überzeugen, wie up-to-date sich doch Regie und Produktion am Nabel der Zeit befanden. Je mehr sich das E-Dampfen aber im Alltag der Menschen durchsetzte, um so größer wurde der Einfluss seiner Gegner. Da die meisten Leute, die nicht dampfen, diese schillernde und grandios vielfältige Welt des E-Dampfens sowieso nicht verstehen, war es auch kein Wunder, dass diese Materie schnell ins Drogenmilieu oder in die Subkultur verschoben wurde – abgeschoben wurde, muss ich hier richtigerweise eigentlich sagen. Vor dem, was man nicht kennt, hat man Angst oder es lässt sich leicht Angst davor machen. Tod und Teufel, laut Kinderschutz rufen = ein Selbstläufer, der dann sein Übriges tut. All das ist aber ein weites Feld, über das man lange schreibtechnisch ackern könnte. Bis hierher also nur ganz stark komprimiert.

 

Die “Monomond-Listen” sollen jene Filme und Serien aufführen, die irgendwo in der Handlung dem E-Dampfen seinen Platz als gesellschaftliche Erscheinungsform eines relativ neuen Genussmittels Rechnung tragen. In Großbritannien herrscht zum Thema E-Dampfen eine diametral unterschiedliche Herangehensweise als in der übrigen Welt, da das Gesundheitswesen dort staatlich finanziert ist und die Behörden sehr schnell festgestellt hatten, wie enorm sich die Raucherzahlen durchs E-Dampfen verringerten und entsprechend die Folgekosten der Raucherkrankheiten ausblieben. In unserem Gesundheitssystem ist es genau umgekehrt: je kranker ein Mensch ist, desto mehr Geld lässt sich an/mit ihm verdienen. Da in GB das E-Dampfen also diesen stark positiven Stellenwert für die Gesundheit in der gesamten Gesellschaft inne hat, und da GB als film- und serienproduzierendes Land der US-Filmindustrie als einziges Land der Erde Beinahe-Konkurrenz macht, ist dieser Unterschied in der Bewertung des E-Dampfens auch in vielen Filmen und Serien zu beobachten. In fast allen britischen Werken, in denen das Dampfen vorkommt, wird es neutral oder positiv bewertet. Bei neueren US-Produktionen hingegen istꞌs genau andersherum: E-Dampfen wird als negativ dargestellt. Diesen Umstand soll die Liste untersuchen, indem die Produktionen aus verschiedenen Ländern sowie aus verschiedenen Zeiten miteinander verglichen werden können. Dabei führe ich die Liste nur nebenher mit mehr sporadischer Aktualisierungslust. Wenn einmal genug Filme und Serien vorhanden sein werden, erstelle ich eine Exel-Tabelle daraus, in der man per Klick die Angaben der Spalten sortieren kann. Ich weiß zwar nicht, wie das geht, wenn es der Fall ist, werde ich aber auch das schnell lernen, da habe ich keine Bange.
Guck mal, welch eine gigantische Erklär-Einleitung hier nun wieder steht. Dabei wollte ich nur die letzte in die Liste aufgenommenen Serie und den letzten Film erwähnen, die du hier per “Aufs-Bild-Klicken = Großansicht” sehen kannst. Nein, nicht den Film sehen, sondern nur Screenshots der Szenen, in denen gedampft wird. Wobei für den Film “Der Hund bleibt” ich mir sogar die Mühe gemacht habe, jene 15-sekündige Filmszene aufzunehmen, die, ohne dass gedampft wird, auch als Stillleben eines guten Genusses durchaus positiv wirkt. Diskutiert wird über die Produktionen übrigens immer im “Vapoo-Dampferforum” in einem eigenen Thread.
So, und das allein ist der Grund, also die Listen, weshalb ich die Datumsgrenze heute Mittag übersehen habe. Man könnte auch sagen, ich habe von gestern bis heute an einem Stück geschrieben. Es ist nämlich halb eins gleich, mein Mittagessen wartet in der Küche während draußen die Geisterstunde begonnen hat und der lebhafte Wind schon allerhand spukige Geräusche zu mir ins Dachgeschosszimmer trägt.
Ach, auch folgendes hat seine Wirkung auf den Tageskalender: von 0:30 bis 1:30 Uhr gab es hier einen DSL-Ausfall. So gesehen ließe sich (beinahe) sagen, der verlorene Montag ging auf Kosten höherer Gewalt 🙂

Dampf-Design

Klick = groß
Die meisten Verdampfer heute besitzen zu viele Designelemente (Schnörkel, martialisches Aussehen oder Science-Fiction-Design), so dass sie auf vielen Akkuträgern einfach nicht gut aussehen. Da ich mich bekanntlich derzeit auf dem Dvarw-Trip befinde, stellte ich vorhin fest, dass sein schlichtes Aussehen nun aber wieder perfekt auf diese alte “P80-Box” passt, die bestimmt schon drei Jahre lang unbeachtet in der Schublade lag. Und da das Auge bekanntlich immer mit dampft, schmecktꞌs mir jetzt zum Ausklang des Tages um so besser.

Film-Tipp: “Zeit der Geheimnisse”

Zeit der Geheimnisse” ist ein richtig guter deutscher Dreiteiler auf NETFLIX. Mensch, wer hätte das gedacht? Keine seichte Alte-Leute-Unterhaltung wie bei den öffentlich-rechtlichen Sendern und keine kitschige “Kein-Ohr-Albernheit” für die junge Unterschicht wie bei den üblichen deutschen Privatsendern, sondern eine intelligente, komische, ernsthafte aber zugleich äußerst humorvolle Miniserie. Sensationell gut gespielt. Die Freude oder der Spaß der Darstellerinnen und Darsteller an ihrem Tun springt sofort auf die Zuschauer über, finde ich. Bei mir war das jedenfalls so. Etwas in mir grinste durchgängig im Hintergrund. Persönliche Bewertung: 8 von 10 Punkte = sehr gut. Wird archiviert und irgendwann ein weiteres Mal angesehen.
So, ich geh jetzt prima unterhalten und prächtig gelaunt schlafen. Gute Nacht.

TV-Serien, die neuen Spielfilme unserer Zeit?

Es gibt eine Menge neuer Serien zu schauen, ist richtig was los in der Serienwelt. Alte Serien werden fortgesetzt und gute neue gesellen sich zu ihnen. Zu viele jedenfalls, um sie jetzt und hier einzeln ausführlich zu besprechen. Spielfilme sehe ich seit geraumer Zeit keine, es gibt schlichtweg keine guten neuen mehr. Kann es sein, dass die TV-Serie in der kulturellen Bedeutung den Spielfilm ablöst bzw. bereits abgelöst hat?

Welche Serien habe ich allein schon in den ersten 8 Tagen des neuen Jahres gesehen? Den Inhalt der Serien verlinke ich, man muss ihn ja nicht doppelt und dreifach lesen. Beginne ich mal mit dem Besten:

10 Punkte = genial und nur selten von mir vergeben: sie erhält die schon ältere aber gerade durch eine 3. Staffel (nur 4 Episoden) abschließende Serie “Fortitude“.

9 Punkte = herausragend gut, quasi am Zustand der Genialität grenzend: das bekommt “Escape at Dannemora“.

8 Punkte = immer noch sehr, sehr gut: sie vergebe ich der tollen Psycho-Serie “You – Du wirst mich lieben“, und ebenfalls 8 Punkte erhält von mir die Serie “Travelers“.

Alle 4 Serien besitzen neben ihrem spannenden Unterhaltungswert auch eine gehörige Portion intelligenten Humor.

In meinem Köcher für die nächsten Tage und Wochen befindet sich noch “Unit 42“, “Hackerville” und “SMILF“. Über sie kann ich somit noch nichts sagen. Gerade habe ich mit der Uralt-Serie “Shameless” begonnen, die ich wirklich bisher nicht gesehen hatte, die aber eine neue 9. Staffel bekommen hat – um mir diese nun anzuschauen, muss ich mich zuerst durch die vorherigen 8 Staffeln “kämpfen”. Das dauert, was ich allerdings ganz hervorragend finde. Also die nächste Zeit gibt es reichlich serientechnische Unterhaltung für jede freie Minute. “The Orville“, eine weitere 10-Punkte-Serie, steht mit Staffel 2 auch bereits in den Startlöchern.

Bis morgen, genieße einen angenehmen Tag möglichst im Trockenen. Wegen Klimawandel, “Schnee-Chaos” versus “Dürre” und so.

Filmtipp: “Maudie”

Wo “wir” schon mal bei Schauspielerinnen und Schauspielern mit ihren außergewöhnlichen Darbietungen angelangt sind, Sally Hawkins und Ethan Hawke sind zwei von ihnen, die in dem kleinen aber feinen Film “Maudie” brillieren (!) wie selten gesehen. Es handelt sich hierbei um eine Filmbiografie über die Malerin Maud Lewis und ihren Mann Everett.

Maud litt an Arthritis und war daher körperlich ziemlich gezeichnet. Das wird von der Schauspielerin Sally Hawkins beeindruckend real umgesetzt. Ebenso gelingt Ethan Hawke hervorragend die schwierige Darstellung ihres Mannes. Mut zur Hässlichkeit sowie das Können, Menschen mit eingeschränkten Fähigkeiten glaubhaft zu verkörpern, so etwas macht gutes Schauspiel aus. Mimik, Gestik, Bewegung – famos.

“Maudie” ist ein liebenswerter melancholischer Film, den ich ebenfalls letzten Abend / letzte Nacht noch gesehen habe und der mich jetzt mit der Welt und meiner verschwendeten Aufmerksamkeit für den vorangegangenen Film versöhnt. Obwohl “Maudie” um etliche Klassen besser und künstlerisch bedeutend wertvoller ist als der Hollywood-Promi-Streifen, wird er wohl nie einen Oskar gewinnen können, denn dazu fehlt ihm einfach das Geld, das für die notwendige Aufmerksamkeit bzw. Vermarktung nötig wäre.
So, auch wenn die Nacht für gewöhnlich meinen Tag bedeutet, gehe ich heute im Dunklen zu Bett. Mal schaun, ob es sich dann anders schläft oder träumt. Einen freundlichen und wie Maudies Bilder farbenfrohen Start ins Winterwochenende wünsche ich dir.

Filmkritik: “Die Verlegerin”

Letzten Abend hatte ich mir im Fernsehsessel “Die Verlegerin” angesehen. Nun ja, was sollte ich kleiner Georg nun zu einem Film sagen, der bereits heute als Oskarpreisträger im Grunde fest steht – allein schon die Reihe der Prominenz, die den Film gedreht hat, ist ein Garant fürs Überschütten von allerlei Auszeichnungen. Hinzu kommt das Thema: die freie Presse als leuchtende Fackel der Demokratie, die edel nur den Menschen und der Wahrheit dient. Himmel!
Es ist der verklärte Blick in eine Vergangenheit, wie wir ihn bei alten Menschen oft beobachten: “Früher, als die Welt noch in Ordnung war, als wir Helden waren, als wir die Pressefreiheit gerettet hatten … vor dem bösen Nixon”, und da merkt der politisch interessierte Zuschauer bereits auf: weshalb gerade jetzt ein solcher Film? Es lautet nämlich die eigentliche Aussage dieser Alt-Herren-Mit-Dame-Runde: Nixon = Trump und Trump = Nixon.
“Die Verlegerin” ist ein Abgesang auf eine alte Welt, gespielt und inszeniert von beinahe senilen Millionären. Bereits die Eingangsszene verrät all den Kitsch, den wir auch später beim vermeintlichen Einblick ins Verlagshaus präsentiert bekommen, indem zum Song “Green River” von CCR jene kultigen Bilder eines Vietnamkriegs gezeigt werden, die ich als Pop-Art bezeichnen möchte, die aber mit Krieg rein gar nichts zu tun haben. “Apocalypse Now” und Hubschrauber-Geschrabbel. Das soll wohl das Lebensgefühl der “68er Generation” widerspiegeln. Seit Jahrzehnten dieselben Szenen, wie peinlich im Jahre 2018.

“Die Zeit” schreibt von einer “brillanten Charakterstudie” die Maryl Streep abliefert – was bitteschön? Ihr Schauspiel hat nun definitiv nichts mit einer Charakterstudie zu tun, da gibt es andere Filme, andere Schauspielrinnen und Schauspieler, die wirklich gefordert werden, Maryl Streep bewegt sich so routiniert wie eh und je. Ihrer Mimik sind weder Zweifel noch überhaupt seelisch tiefere Emotionen anzusehen. Zumindest ich erkenne sie nicht, und ihr gutes aber normales Schauspiel ist nicht automatisch brillant, sondern schlicht und ergreifend eben normal und gut, was man von einer Darstellerin auch erwarten darf.

Tom Hanks als zynischer Zeitungs-Chef spielt mehr oder weniger sich selbst. Aus dem Klischee-Bilderbuch runden Negativ-Gestalten für die knochigen Konservativen jener Zeit als Unsympathen das Gesamtbild ab und natürlich der Teufel in Menschengestalt, Richard Nixon, darf nicht fehlen; von ihm werden zwei, drei fiese Sätze rezitiert, die wir als Zuschauer hinter den Gardinen des Weißen Hauses aus seinen Telefonaten – na, was wohl? – genau, abhören dürfen. OMG!

Es ist schon eigenartig: je länger eine Epoche zu Ende ist, desto verklärter wird sie von den noch Lebenden kitschig weichgezeichnet oder sie dient als Mittel zum gesellschaftspolitischen Zweck einer Zeigefinger-Pädagogik, und manchmal, so wie in “Die Verlegerin”, ist es sogar beides.

Trotzdem möchte ich dir den Film ans Herz legen. Schau dir an, wie Hollywoods Prominenz heute politische Filme dreht, es ist ein Lehrstück der Belanglosigkeit, Ignoranz und der Durchsichtigkeit – während rings herum die Armen immer ärmer werden, die Welt schier aus ihren Fugen gerät, beweihräuchern sich die alten ausschließlich weißen Reichen als die einzigen und wahren Hüter demokratischer Werte und besaufen sich an ihrer Liberalität in einen Rausch aus purer Arroganz.

Ach, Thema politischer Film, Freiheit, 1970er Jahre, die Rolle der Presse – gab es da nicht einen wahrhaftig ausgezeichneten Film, der die Maske der Presse herunter reißt und die Verlogenheit dahinter offenbart? Und der im Gegensatz zu Spielbergs Rache-Antwort auf Trump heute so aktuell wie damals ist? “Die verlorene Ehre der Katharina Blum“. Buch und Film eine völlig andere Liga. Das ist wirklich brillant, liebe Zeit-Redaktion.

Rein persönliches Résumé zu “Babylon Berlin”

Oh, ich bin ja noch das Erlebnis der letzten Folgen von “Babylon Berlin” schuldig: wieder sehr gut. Es ist herrlich zu sehen, wie es bei den Filmemachern (Buch und Regie) förmlich mit den Pferden durchgeht, denn man erkennt ihren Spaß, den sie beim Schreiben und Filmen gehabt haben müssen. Zwar wird’s ziemlich hanebüchen aber gerade deswegen ist es großes Unterhaltungs-Kino. Hallo? Es ist keine Doku oder ähnliches. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, “Babylon Berlin” ist die erste deutsche Serie (langer Kinofilm) überhaupt, in der vor dem Hintergrund der eigenen deutschen Geschichte keinerlei moralische Belehrung stattfindet oder dämliche pädagogische Zeigefinger vorhanden sind; unsere Vergangenheit dient einfach nur als interessante Kulisse für eine großartig inszenierte Kriminalgeschichte.
Nun also kurz zusammengefasst: Teile 1 bis 6 finde ich genial. Bisher unerreicht. Und schwer in Worte zu fassen. Neben all der Perfektion ist dort eine einzigartige Atmosphäre vorhanden, die in der Musik, vor allen Dingen im Titelsong, ihre Entsprechung findet. Wirklich (rein subjektiv, na, was auch sonst?), ich habe bisher noch nicht so etwas Geniales gesehen.
Teile 7 und 8: Schrott. Wurde schon beschrieben und soll jetzt hier nicht wiederholt werden, Überschrift: Derrick- oder Tatort-Müll, sie sind aber als “Ausrutscher” zu verkraften.
Teile 9 bis 16 (also die komplette 2. Staffel) wieder außerordentlich gelungen. Zwar wird hier die Genialität der ersten Folgen nicht mehr erreicht, doch bleibt es m.E. eine der besten je erschaffenen deutschen TV-Serien. Insgesamt kann es “Babylon Berlin” locker mit großen Hollywood-Produktionen aufnehmen.
Eine kleine Randbemerkung, die ich mir partout nicht verkneifen kann: Wenn ich das Gesicht von Hannah Herzsprung schon sehe und sie auch noch reden höre, dann erliege ich beinahe einem innerlichen Drang, schreiend fortzulaufen. Sie kann weder besonders schauspielern noch zwei, drei intelligente zusammenhängende Sätze reden (kenne ich aus einer Theater-Doku und diversen Talkshow-Auftritten), sie besitzt aber einen ewig leidenden Gesichtsausdruck, der zielmlich einzigartig ist. Die Rolle nun, die sie in “Babylon Berlin” einnimmt, ist ihr perfekt auf den Leib geschrieben. Es handelt sich dabei um eine recht kleine Nebenrolle als bloße Stichwortgeberin für den Hauptdarsteller und für ein paar kleinere Bettszenchen. Ein Mal darf sie auch ein wenig hüpfen (tanzen, heißt das), um zu zeigen, dass sie’s drauf hat (ist eine super gelungene kuriose Filmszene übrigens, ein echtes Highlight der Serie), doch alles andere, was von ihr zu sehen und zu hören ist, könnte auch eine geschminkte Schaufensterpuppe erledigen – man hat ihr also die Rolle einer Schaufensterpuppe gegeben, ist das nicht klasse! Relativ bedeutungslos für die Serie und: hier ließe sich sogar prima unken, nämlich dass sie, wenn sie schon unbedingt dabei sein muss, genau die Rolle bekommen hat, die ihr zusteht bzw. die ihrem Talent würdigend entspricht.
Ja, das ist fies, ich weiß. Und blöd, denn so viele Sätze für eine negative Schauspielkritik rückt alle anderen Darstellerinnen und Darsteller, die so grandios in “Babylon Berlin” spielen, automatisch in den Hintergrund. Aber kompetentes Positives über sämtliche Mimen dieser Serie wird derzeit reichlich im Internet geschrieben (auch gutes über Hannah Herzsprung, dessen bin ich mir sicher), hier liest du schließlich nur ein unbedeutendes persönliches Tagebuch und keine journalistische Filmkritik, da “darf” ich das dann, hier darf ich genüsslich fies sein.
Schönen Sonntag und freue dich auf die Ausstrahlung der Serie in der ARD.

Serienkritik “The Punisher”

13 Folgen “The Punisher” liegen im Köcher, nach der 3. Folge breche ich die Serie definitiv ab und lösche alle Folgen. Warum?

Zelebrierte Brutalität, unerträgliches Machogehabe und ein Frauenbild, wie es aus Porno-Clips bekannt ist, bestimmen diese Serie. Noch dazu verfestigt sich mein Eindruck, dass “The Punisher” hauptsächlich für arabische Einwanderer in die USA gedreht worden ist: Stereotypen, in ihrer Darstellung beinahe schon rassistisch ausgewählt, schwarz-weiß in ihren Handlungen und archaisch in den männlichen Gewaltfantasien. Sie lassen dabei keinen Raum für Kommunikation oder Konfliktlösung außerhalb der Orgien der Gewalt. All das wird cineastisch zu einem Brei für den klassischen Unterschichten-Zuschauer gerührt. Die rauschhafte Begeisterung, mit der die Serie dennoch im Netz gehypt wird, verstehe ich nicht. Es muss wohl so sein, dass eine beträchtliche Anzahl junger Männer hierzulande existiert, die sich dermaßen minderwertig, minderbemittelt, unverstanden und unfähig für den eigenen Ausdruck sieht, dass sie solch eine Art tumber Brutalität allein ihrer selbst willen feiert – und damit meine ich beide Typen gleichermaßen, Einheimische sowie jene mit Migrationshintergrund, die gemeinsam in der westlichen Kultur leben aber nichts mit ihr anzufangen wissen.

Natürlich ist klar, diese jungen Männer sind allesamt auch Marktanteile der Wirtschaft; sie werden benutzt, ohne es überhaupt zu bemerken, denn die Produzenten haben “The Punisher” nicht der Kultur wegen erschaffen oder weil sie eine gesellschaftliche Diskussion anstoßen wollen (so etwas wird oft im Nachhinein als Alibi geäußert), sondern sie wollen damit Geld verdienen. Und dass sie es mit diesem obsessiven Götzen Brutalität machen, zeigt, dass ihre Marktforschung von einem ausreichend großen Potential unzufriedener, sich von der Gesellschaft ausgestoßen fühlender und von der Gewalt faszinierter Menschen ausgeht. “The Punisher” ist also zwar einerseits Serienschrott, einer B-Serie wahrhaftig würdig, sie ist andererseits aber ein beängstigendes Spiegelbild unserer insgesamt zunehmend verrohenden Gesellschaft. Wer damit klarkommt, bitteschön, angenehme Unterhaltung wünsche ich. Meine Welt ist das jedenfalls nicht, war es nie und wird es auch niemals werden.