Dienstag, gleich 7 Uhr. Und schon wieder ein Tag verschütt gegangen. Um dich nicht zu langweilen, verzichte ich besser mal auf die Beschreibung dessen, was ich gestern den lieben langen Tag gemacht habe. Nur so viel dazu: Die 4. im Bunde, „Timea fährt LKWs”, findest du in der rechten Blogspalte des nunmehr vorhandenen Quartetts schuftender Menschen mit interessanten Tätigkeiten 🙂
Die Politik interessiert mich vorerst nicht mehr, denn ich kann nicht ändern, was und wen die Mehrheit der Bevölkerung als ihre Vertretung bzw. Regierung ins Amt gewählt hat. Als Demokrat akzeptiere ich diesen Mehrheitswillen, ja, als Demokrat muss ich sogar den Untergang hinnehmen, wenn die Mehrheit ihn unbedingt erleben möchte. Es kommt am Ende sowieso anders, denn die Welt und Europa verändern sich gerade in Riesenschritten und die deutsche Politik wird dem irgendwann ebenfalls entsprechen. Als Teil des Westens hinken wir den USA immer schon ein paar Jahre hinterher.
Im persönlichen Leben findet momentan ein Umbruch statt. Der Biorhythmus wird langsam aber sicher umgestellt von Nacht zu Tag, denn meine Nachtarbeit findet ab Ende nächsten Monats ihr Ende. Endgültig. Die Firma hat ihre Aufträge verloren und stolpert gen Exit. Die Mitarbeiter wurden ordentlich gekündigt. Was mit mir danach geschieht, steht gegenwärtig noch in den Sternen. Ehrlich gesagt habe ich absolut keine Lust mehr. Mein ganzes Leben wurde mir versprochen, mit 65 ist Schluss, dann gehste in die Rente. Nun, da es fast soweit ist, heißt es: „Ätschibätschi, Rente erst mit 67”. Ich wurde also betrogen. Daher überlege ich, ob ich nicht genauso auf die Politik antworten soll wie sie mit mir umgeht, und ob ich mit zwei Jahren Arbeitslosigkeit nicht vielleicht auch über die Runden kommen kann.
Deshalb ist jetzt, also heute, auch wieder keine Zeit fürs Tagebuch, denn nachher muss ich zum Arzt. Mal schauen, ob ich eine Art Attest bekommen kann, das mich davor bewahrt, 90 % der typischen Hilfsarbeiten angeboten zu bekommen. Denn tatsächlich leide ich an altersbedingten und familiär vererbten Rücken und Schulterproblemen (Arthrose). Um das zu diagnostizieren, braucht es eigentlich keinen Arzt, doch fürs Amt muss es natürlich ärztlich attestiert werden. Dass ich überhaupt vor Ort einen Arzt gefunden habe, grenzt schon an ein kleines Wunder, denn da ich mit einer einzigen Ausnahme in den letzten 30 oder 40 Jahre zu keinem Arzt ging, ist es heutzutage hier im Umkreis fast unmöglich, einen Hausarzt zu finden. Sie schließen fast alle ohne Nachfolger altersbedingt ihre Praxen, und die der wenigen übriggebliebenen Ärzte sind überfüllt und nehmen keine neuen Patienten mehr an. Die erwähnte einzige Ausnahme bei mir war 2012. Vielleicht erinnerst du dich an die drei Tage meines Gichtanfalls. Danach hatte ich 35 Kilo Gewicht abgenommen und eben eine umfangreiche ärztliche Untersuchung machen lassen. Durch sie befand ich mich in der Kartei des Arztes und befinde mich dort glücklicherweise immer noch. 13 Jahre als Karteileiche zahlen sich gewissermaßen aus: Der Termin ist gegen Mittag.
So, das also als Begründung für die biorhythmischen Umstellungen nach den Diensteinsätzen sowie als Erklärung für die paar fehlenden Einträge pro Woche in diesem Tagebuch. Ich bin ja lieb und artig, nicht wahr? Und rechtfertige bis zum Nichtmehrhörenkönnen mein Tun und Handeln.