Falls du eine Raucherin oder ein Raucher sein solltest, bitte ich darum, das Folgende nicht misszuverstehen, denn ich selber war über Jahrzehnte ein starker Kettenraucher. Bis 2002. Es folgten 9 Jahre Abstinenz und seit ungefähr 2011 e-dampfe ich, verbrenne also keinen Tabak mehr.
Mein Geruchssinn hat sich seither extrem verändert. Vor 2002 roch ich aus heutiger Sicht schlicht kaum etwas, denn ich rauchte seit meiner Jugend, seit ich 14 Jahre alt war. Die Pubertät verbrachte ich folglich rauchend und ahnte nicht, dass es über den damaligen äußerst schwach ausgeprägten Geruchssinn hinaus eine gigantische Welt der Gerüche gibt.
Nun stört mich ein jeweils aktueller Tabakrauch eher weniger. Die Betonung liegt hier auf „aktueller”. Im Gegenteil, der aromatisierte Duft von Pfeifentabak ist herrlich – für den Moment. Wie auch der normale Tabakrauch, so verwandelt sich aber der angenehme Geruch sehr schnell in einen fürchterlichen Gestank, der sich als sogenannter „kalter Rauch” auf alle Gegenstände niederlegt und jede Textilie durchdringt. Er setzt sich in Möbel fest, ja, es dauert sogar Jahre, bis er aus dem Putz der Wände verschwunden ist. Diesen ekelhaften kalten Rauch kann ich einfach nicht mehr ertragen. No way! Als Raucher hatte ich ihn eben mangels Geruchssinns nie wahrgenommen, doch je länger ich ein Nichtraucher bin, desto abstoßender empfinde ich ihn. Notabene: Mein E-Dampfen riecht nicht, da ich entsprechend das Liquid selber zusammensetze.
Es gibt manche Raucher, denen merkt man diesen Kalt-Rauch-Geruch nicht an. Ihr Körper scheint ihn geradezu zu absorbieren. Du kannst einen solchen Menschen bedenkenlos küssen – ohne sichtbare Zigarette kämst du nie auf den Gedanken, es könnte sich bei ihm/ihr um eine Raucherin oder einen Raucher handeln. Es gibt aber genauso jene Menschen, die eine Wolke kalten Tabakrauch vor sich hertreiben. Und der stammt nicht unbedingt aus den Kleidern, sondern die Hautporen dieser Zeitgenossen lassen diesen kalten Rauch einfach sehr langsam im Laufe des Tages passieren. Es ist wie bei zu viel Knoblauch oder Zwiebeln. Ihre Haut dünstet kontinuierlich den Geruch aus. Dabei gibt es natürlich verschiedene Typen bzw. Abstufungen, bei dem einen ist es ausgeprägter der Fall, beim anderen weniger oder eben gar nicht.
Nun war ich letztens auf Nachtschicht mit einer Raucherin beisammen, die drinnen in meinem Beisein natürlich nicht rauchte, die aber in einer Wolke kalten Rauchs gehüllt war und mich regelrecht auf Abstand zwang. Und es ist ungelogen, wenn ich sage, dass der komplette Raum kurz nach ihrem Betreten bereits nach kaltem Rauch stank. Die instinktive Abwehrhaltung, das Suchen nach Distanz, verstehen diese Raucher aber oft nicht oder sie interpretieren es falsch als Antipathie. Wer sagt seinem Gegenüber denn schon offen ins Gesicht: „Mensch, du stinkst abscheulich!”? Dabei sollte man genau das machen, denn der Raucher weiß ja nichts von seinem Gestank. Wenn es ihm nicht gesagt wird und er ihn selber nicht riecht, kann er auch nichts dagegen tun. Diese instinktive Abwehr reicht bei mir so weit, dass ich einen solchen Raucher nie zu mir in die Wohnung bitten würde, selbst wenn er oder sie dort nicht raucht, denn nachdem er die Wohnung wieder verlassen hat, müsste ich lange die Fenster sperrangelweit geöffnet halten, um ausreichend zu lüften – wobei ich sogar nach einem Tag immer noch Spuren des kalten Rauchs wahrnehme – wohlgemerkt, selbst dann, wenn ein Kaltrauch-Stinker nichtrauchend nur anwesend war.
Deshalb ist das Rauchen nicht alleine gesundheitsschädlich – was mir eh völlig egal wäre und dem Raucher sowieso, denn jeder Mensch ist schließlich für sich selber verantwortlich, und trotz meines Pädagogikstudiums (oder vielleicht gerade deswegen) bin ich ein absoluter Gegner von jedweder Manipulation fü das vermeintlich Gute oder Richtige – sondern das Rauchen ist vielmehr sozial schädlich, denn es verhindert oder zerstört zwischenmenschliche Beziehungen. Es funktioniert auch nicht, wenn an meine Toleranz appelliert wird, denn sie zeige ich bereits, wenn ich mit einem Kaltrauch-Stinker überhaupt rede; eine Umarmung oder körperliche Nähe kann man nicht aus Toleranzgründen einfordern, das wäre Okkupation und ist genau das, was die Raucher seit über 100 Jahren mit der Welt gemacht hatten.
Also liebe Raucher, denkt einmal nach, es ist nicht so, dass man euch weniger leiden kann als andere, man mag euch einfach nicht mehr riechen! Selbst wenn ihr nicht raucht. Der Verzicht auf euren eigenen Geruchssinn ist hierbei aber keine schicksalhafte Beeinträchtigung, die Inklusion erforderte, sondern er ist ein freiwilliger Verzicht, den ihr für eure Sucht eingeht, obwohl es für sie seit nunmehr 15 Jahren gute Alternativen gibt. Wenn ihr sie nicht nutzt, müsst ihr auch mit den Konsequenzen des Rauchens leben. Da bringen euch patzige Antworten oder ein trotziges Verhalten nicht weiter, man lacht euch nur zusätzlich deswegen aus. Ich für meinen Teil weigere mich das Tabakrauchen durch einen missbräuchlichen Toleranzbegriff auch nur ansatzweise zu unterstützen, denn andernfalls wäre ich nichts weiter als ein Co-Abhängiger, als der Sklave eures Tabakrauchens. Zu einem Sklaven lasse ich mich aber nicht mehr machen, das versteht ihr sicher gut. Und nur so ist meine Zurückhaltung euch Rauchern gegenüber zu verstehen, mehr steckt gar nicht dahinter. Aber auch nicht weniger.