One World No Borders ?

„One World! No Borders!”, so lautet bekanntlich das Credo der links-grünen Wokeness heutzutage, und ich muss gestehen, wenn auch ein wenig beschämt ob der eigenen Naivität, dass ich in meiner Jugend ähnlich dachte. Ähnlich aber nicht identisch. Und nicht fordernd hinausbrüllend, sondern vielmehr als eine philosophische Gesellschaftsfrage für die Zukunft. Also eher als eine Idee, die besprochen werden sollte.

Grenzen bedeuteten in den 1960/70er Jahren für uns Deutsche etwas völlig anderes als nur eine Schranke; der Eiserne Vorhang teilte unser Land, noch gab es keinerlei Auflösungserscheinungen. Wenn ich aus dem Fenster des Zuges beim Durchqueren in eben diese DDR sah, so erhaschte ich ein paar flüchtige Blicke in eine mir vollkommen fremde Wirklichkeit, die sich beim näheren Hinsehen aber doch gleich mit der eigenen darstellte: In den frühen Tagesstunden hasteten unter gelben Laternen der Straßenbeleuchtung Menschen zu ihren Zügen und Bussen, unterwegs zur Arbeit, auf Bänken wartend, lesend, vereinzelte Autos waren zu sehen, der morgendliche Verkehr begann – alles ganz normal aber doch so fremd wie von einem anderen Stern, denn kein Wort durfte mit ihnen gewechselt werden; selbst wenn der Zug mal stand und wartete, es war an Aussteigen, um ein Tässchen Kaffee zu trinken oder ein Schwätzchen zu halten, nicht zu denken. An das Gefühl dieser Absurdität erinnere ich mich als sei es gestern erst gewesen; Grenzen bedeuteten damals nicht alleine Staatsgrenzen, sondern Grenzen komplett anderer Gesellschaften. Aber die Menschen, die Deutschen hier und die Deutschen da, sie waren gleich. Was hat der Alltag mit Politik zu tun?, begann ich mich in jener Zeit zu fragen.

Das war allerdings nicht bloß an der DDR-Grenze so:

Die Grenze zu Holland war ähnlich strikt ausgebaut. Keine Selbstschussanlagen natürlich, so aber doch bewachte Zäune sogar entlang der Grünen Grenze. Als ein Junge, der in 5 Kilometer Entfernung von der Grenze aufgewachsen war, bot diese Grenze ein ebenso absurdes Bild: Wolltest du die Grüne Grenze überschreiten, was wir regelmäßig und oft taten, so wussten wir, dass im schlimmsten Fall auch dort mit Schusswaffengebrauch zu rechnen war. Hüben wie drüben gab es aber unsere sozialen Kontakte, es wurde dieselbe Mundart gesprochen, in der eigenen Familie gab es Holländer, doch quasi Mitten auf der Landstraße von einem Ort zum anderen, musste man eine stark bewachte Grenze überschreiten. Junge 18-jährige, die nicht aussahen wie der artige Schwiegersohn, wurden von den deutschen Zöllnern behandelt wie Kriminelle. Was sich diese dummen Menschen alles herausnahmen, herausnehmen durften, war atemberaubend. Sexuelle Übergriffigkeiten bei damaligen nicht volljährigen Mädchen, Freundinnen, die in meinem Auto mitfuhren, waren noch harmlos, im Vergleich zu dem, was meiner „Ente” geschah, denn sie wurde einmal sogar fast komplett zerlegt mit enormen Folgekosten für mich, und das war nur meiner äußeren Hippie-Erscheinung zu verdanken, die die Grenzer nicht leiden konnten. Deutsche Zöllner besaßen noch eine sagenhafte Macht gegenüber den kleinen Leuten, und die wurden von ihnen je nach Lust und Laune drangsaliert. Wie unwürdig eine Leibesvisitation ist, können sich junge Leute heute nicht mehr vorstellen. Wer einmal nackt vor Grenzern stand und diverse Witze ertragen musste, weiß, wovon ich rede. So etwas war an der holländischen Grenze auf deutscher Seite gang und gäbe. Die holländischen Grenzer waren übrigens nie übergriffig, das nur mal so nebenbei erwähnt.

Was ich damit sagen möchte: Zu jener Zeit zerschnitten Grenzen den Alltag der Menschen ohne jeden Sinn und Verstand. Der Gedanke „No Borders!” war daher ganz und gar nicht naiv, sondern er wurde von der Politik aufgegriffen und die europäischen Grenzen in der Folge gottlob abgeschafft. Die Grenzen zerschnitten einen gemeinsamen Kulturraum, das ist so widersinnig, als würden heute an den Bundesländern wieder Grenzkontrollen eingeführt werden.

In jenen Jahren meiner Jugend boomten die Pauschalreisen. Ganze Gruppen Neckermann-Touristen wurden ins Ausland zu allen möglichen Sehenswürdigkeiten gekarrt. Gedankenlos schlenderten sie in Badeschlappen durch Gemäuer und Gebetshäuser, gleich welcher Religion. Halbnackt beobachteten sie das Alltagsleben der Einheimischen auf diversen Märkten oder sie schauten sich von geschützten Terrassen bei einem genüsslichen Cocktail das Strampeln der Einheimischen ums tägliche Überleben an. Das haben die Touristen nicht aus Böswilligkeit so getan, sondern aus kultureller Unwissenheit, denn der gemeine Mitteleuropäer fühlte sich in einem gigantischen Disney-Land. Der deutsche Reisepass galt über Jahrzehnte als Premium-Papier, das alle Türen der Welt öffnete. Damals gab es also trotz der vorhandenen Grenzen für die meisten von uns „No Borders!”, denn, ach, was kostet die Welt? Wie selbstverständlich lag dem zahlungskräftigen Westler eine grenzenlose Welt zu Füßen.

Natürlich fanden wir junge Menschen diese Arroganz schlimm. Wir verreisten in unserer begrenzten Urlaubszeit individuell, kleideten uns nach Art der Einheimischen und glaubten, solches Anbiedern an die Lebensumstände und Sitten würde die Kluft zwischen arm und reich überwinden. Doch im Grunde genommen war das ebenfalls ein Abenteuerurlaub, denn unser Pass schützte uns vor allzu großer Willkür staatlicher oder halbstaatlicher Repressionen und das Notfall-Rückfahrtticket war bereits im Pass eingepreist.

Was es wirklich bedeutet, „One World! No Borders!”, davon hatte der Normalbürger West-Europas der 1970er Jahre genauso wenig eine Vorstellung wie die Leute heutzutage. Was wir damals und heute im Urlaub erleben, ist nichts anderes als ein Besuch im Zoo. Es gibt etliche gute Science-Fiction-Filme, die dieses Thema mehr oder minder gelungen beschreiben. Die einzigen Europäer, die kompetent davon berichtet haben, was es bedeutet, in einem fremden fernen Land ein neues Zuhause zu erschaffen, das sind die Auswanderer der vergangenen Jahrhunderte insbesondere der großen Auswanderungswellen ins gelobte Land Amerika. Da gab es weder Bürgergeld, noch Smartphones, ein Zurück war meist nicht möglich. Wie man sich „One World!” heute vorstellt, das ist nach wie vor ein Urlaubsparadies: Wohne eine Zeitlang hier oder dort, wo du gerade möchtest, jette hin und her, oder werde zum Globetrotter mit verkümmerten Wurzeln und ganz ohne Heimat. Wer aber den Ort seiner Sehnsucht liebt, Teil des Landes wird, der möchte es auch bewahren; so verwundert es nicht, dass die Aktion, die Einwanderer in aller Herren Ländern immer zuerst gemacht haben und heute noch machen, das Ziehen von Grenzen ist: Kulturelle Grenzen, familiäre Grenzen, religiöse Grenzen, Besitztumsgrenzen, Landesgrenzen.

„No Borders!” bedeutet eben nicht einfach, alle in ein Land zu lassen; so widersprüchlich es auch klingt, das grün-linke „No Borders!” bedeutet mehr Grenzen als jemals zuvor. Wenn wir weiterhin alle in unser Land einreisen lassen, werden wir uns vor lauter neuer Grenzen nicht mehr frei bewegen können.

Von logischen Kausalketten

Es geht mir ein wenig besser; und das Wenige reicht schon wieder für eine kleine Schimpftirade, ein Mini-Rant sozusagen, ein Räntchen, denn ich sprach gestern kurz mit einem jungen Besserwisser über die Erkältung – nein, ich werte das jetzt gar nicht, mache nur kurz auf einen Logikfehler aufmerksam. Denn im Internet liest man überall genau dasselbe dazu, denselben Fehler.

Und zwar wird rauf und runter gesagt, dass Zugluft gar keine Erkältung verursacht, sondern nur Bakterien und mehr noch Viren dafür verantwortlich seien. JA, NATÜRLICH IST DAS SO. Aber weshalb ein Virus plötzlich seine Chance erhält, guten Tag zu sagen, das fällt dann erklärungstechnisch hinten runter, und das ist eben der Fehler. Ein längerer Aufenthalt im Durchzug ist ungesund, weil er das Immunsystem schwächt. Alles weitere sind nur die Kettenglieder, die logisch daran anschließen.

Nochmal in anderen Worten: Ein Virus muss nicht zwingend von einem unmittelbaren Kontakt mit einem anderen Menschen stammen (in den 2 mal 10 Stunden Zugluft hatte ich keine Menschenseele getroffen), sondern jeder Mensch trägt bereits eine Menge Viren und Bakterien in sich, die aber durch das Immunsystem im Zaum gehalten werden, so dass man gar nichts von ihnen mitbekommt. Es sind Schläfer, terroristische Schläferzellen, wenn man so will. Erst wenn das Immunsystem, aus welchen Gründen auch immer, geschwächt ist, kann sich das unter Umständen jahrelang auf der Lauer liegende Virus durchsetzen und lachend sagen: „Hello, here I am.” Schon hat man die Erkältung. Die direkte Ursache dieser Erkältung ist zwar das Virus, aber dass es sich bemerkbar machen kann, ist der Schwächung des Immunsystems zu verdanken – und das, die Umstände usw., die zu dieser Schwächung führen (Durchzug), sind die eigentlichen Ursachen im Sinne des Anfangs der Kausalkette.

Seit Jahrtausenden wissen Menschen um die Schädlichkeit länger einer Zugluft ausgesetzt zu sein. Das kannten sie schon bevor sie von der Existenz der Viren wussten. Sie beobachteten: Zugluft = krank. Einfach und folgerichtig. Die heutige Darstellung, nur das Virus alleine mache krank, nicht aber die Zugluft, dient dazu, die Ursache unangetastet zu lassen und Medikamente gegen das Virus zu preisen.

Genauso denken viele Menschen heute auch in anderen Bereichen. Ein Beispiel: Juristen stehen ganz vorne bei dieser Denkweise. Erinnerst du dich noch an den Mord an der jungen Tuğçe Albayrak, bei dem der Mörder bereits nach kurzer Zeit wieder auf freiem Fuß gelassen wurde? Juristen argumentierten folgendermaßen: Der Tod der jungen Frau sei durch den Aufprall ihres Kopfes auf die Straße verursacht worden, nicht aber durch den Schlag, der sie niederstreckte. Aus Wikipedia: „Die tödliche Verletzung wurde einem gerichtsmedizinischen Gutachten zufolge durch den ungebremsten Aufprall des Kopfes auf den Boden verursacht. Dabei muss Albayrak nach Darstellung von Professor Marcel Verhoff auf einen am Boden liegenden Gegenstand aufgeschlagen sein, bei dem es sich um ihren eigenen Ohrring gehandelt haben könnte.” Der Schlag als solcher sei nicht todesursächlich gewesen. Nunja, ohne den Schlag, wäre ihr Kopf aber erst gar nicht auf den Boden geprallt. Die logische Kausalkette gibt natürlich dem Schlag die Ursache, aber die Juristen nehmen nur einen Teil dieser Kausalkette zur Hand und werten allein den Aufprall des Kopfes als ursächlich. Irre, oder? So wird aus Mord oder Totschlag eine bloße Körperverletzung mit Todesfolge. Das ist exakt dasselbe gedankliche Vorgehen wie von dem Klugscheißer bei meiner Erkältung: Nicht die Zugluft sei dafür verantwortlich, sondern das Virus.

Natürlich kann man beides nicht miteinander vergleichen, ich vergleiche des besseren Verstehens wegen auch nur das verquaste Denken, das zu den irren Denk-Ergebnissen führt.

Indem immer mehr Leute scheinbar fortschrittlich und differenziert argumentieren (was ja grundsätzlich auch gut und richtig ist), findet dieses Denken leider auch in mehr und mehr Bereichen statt, in denen durch eine fehlerhafte Differenzierung von der eigentlichen Ursache abgelenkt wird.

Falls du das alles heute als zu wahnsinnig erachtest, tja, da dient nun die fiebrige Erkältung mit der watteweichen Abwesenheit meines Seins aus der Realität prima als entschuldigende Erklärung. Wobei, wie eingangs erwähnt, es wird besser. Der Hunger stellt sich wieder ein. Also werde ich jetzt gleich einen herbstlichen Spaziergang an der frischen Luft unternehmen, Sparkasse (nur Bares ist Wahres) und Edeka. Bin gespannt, zu was es führen wird, wenn ich hungrig auf den Tiefkühlschrank blicke. Irgendwie steht mir den Sinn nach etwas Kartoffeliges. Und nach Gouda.

Verführt die politisch instrumentalisierte, fachfremde und oft strunzdumme mediale Berichterstattung über Waldbrände erst zu genau diesen Brandstiftungen?

Bin auf dem Weg zum Nachtdienst, doch das folgende Video möchte ich noch kurz mit dir teilen. Die Frage nach möglichen politisch motivierten Brandstiftungen hatte ich mir nämlich schon vor vielen Jahren gestellt. Wer so etwas (z.B. mit den Worten „Terror durch Klimasekte?” oder ähnliches) öffentlich vermutet, wurde und wird viel zu schnell als Schwurbler diffamiert. Carolin Matthie stellt nun auch ganz vorsichtig dieselbe Frage. Niemand behauptet, dass es so ist, doch bei den zunehmenden Bränden sollten alle möglichen Ursachen in Betracht gezogen werden bzw. man muss darüber ernsthaft öffentlich reden können und dahingehend ermitteln – aber man sollte nicht im Vorhinein alles als absurd einfach abtun:

Binge-Watching, Tag 3 und Ende

Nicht ganz fertig werde ich mit der 3. und letzten Staffel, denn heute ruft wieder die Arbeit. Das macht aber nichts. Man soll bekanntlich eh immer aufhören, wenn’s am Schönsten ist. Dann freut man sich aufs nächste Mal. Zumal mein Zeitplan durch ein überraschendes stundenlanges Telefongespräch gesprengt wurde, das ich viel lieber geführt hatte als die Bingerei. Vor allen Dingen, weil ich keinen Unsinn geredet habe.

Es ist nämlich so, dass es leicht passieren kann und man als älterer Mensch einem jüngeren irgendwelche gutgemeinten aber schrecklich sinnlosen Ratschläge glaubt, mit auf den Weg zu geben. Also ich sage es mal abstrakt: Würde ich einem jungen Mann etwas über Frauen, Beziehungen, Ehe- und Familienleben oder weiß der Kuckuck was sonst noch aus dem Bereich des normalen Lebens als vermeintliche Lebensweisheit erzählen, so führte dies garantiert ins Unglück, da gerade ich völlig ungeeignet für solche Ratschläge bin. Und wenn dann ein Gespräch aber trotzdem über diese Themen geführt wird, in dem ich folglich auch meine Ansichten kundtue, so bin ich heute heilfroh, immer wieder kurz aber deutlich die eigene Inkompetenz zu erwähnen und meinem Gegenüber klar zu sagen, dass bloß nichts von meinem Geschwätz zu ernst zu nehmen ist.

Früher hatte ich diesen entscheidenden Punkt oft vergessen, denn früher nahm ich mich und mein Denken viel zu ernst. Dabei wollte ich nie so klugscheißend werden wie die Eltern- oder Großelterngeneration. Gottlob bin ich nun auch nicht so geworden. Aber genauso wenig anbiedernd oder „von oben herab”, was ich ähnlich schlimm finde. Jeder Mensch findet sowieso die eigenen Wege, es gibt keinen goldenen einzig wahren Weg. Rede ich heute unter dieser Voraussetzung mit jungen Leuten und nehme mich zurück und akzeptiere mein Gegenüber trotz anderer oder sogar gegensätzlicher Ansichten usw., dann befinden wir uns tatsächlich auf derselben Stufe. Dadurch findet ein Gespräch auf Augenhöhe statt, das wirklich Freude macht und von dem beide Teilnehmer etwas Gutes abgewinnen können.

Okay, das war jetzt wirklich etwas arg abstrakt. Spukte mir halt nur gerade im Kopf herum. Einen angenehmen Start in die neue Woche wünsche ich dir, es soll etwas wärmer werden, vielleicht bekommen wir ja doch noch einen schönen Spätsommer. Wir lesen uns dann am Mittwoch wieder.

Vom Erkennen eigener Grenzen oder von der Sinnhaftigkeit, sich nicht am Sinnlosen zu verzehren

Eigentlich – oh, wie liebe ich diesen Begriff, mit dem man so schön sagen kann, man wollte etwas gut oder richtig oder wie auch immer prima machen, allerdings habe man es dann doch nicht getan. Man war also guten Willens aber aus irgendwelchen Gründen konnte man etwas wider Erwarten nicht tun. Also eigentlich wollte ich über die Gründe des Niedergangs des E-Dampfens schreiben. Daniel fungierte mal wieder als Zündfunke. Triggern sagt man dazu ja heute 🙂 Auch hatte ich bereits mit dem Schreiben begonnen; dann sah ich die Ausweglosigkeit und Sinnlosigkeit dieser Mühe ein, denn es wäre ein sehr, sehr langer Text geworden, pessimistisch und anklagend, frustriert und wütend. Wozu? Am Ende hätte ich sowieso nur wieder Dieter Bohlen zitieren müssen: „Das Problem ist: Mach einem Bekloppten klar, dass er bekloppt ist.”

Nö, diese Arbeit des immer und immer Wiederholens tu ich mir nicht mehr an. Meine aufrichtige Bewunderung gilt Daniel, der sich für das E-Dampfen seit nunmehr weit über 10 Jahren einsetzt, der, so scheint es mir jedenfalls, wie Don Quijote unermüdlich gegen die Windmühlen der Dummheit reitet. Diese Kraft und Ausdauer besitze ich einfach nicht. Charakterlich, wenn man das so bildlich sagen kann, gehöre ich viel eher dem Herbstlaub an, das allein im Wind übers Land fliegt und nirgendwo dauerhaft zu Hause ist – oder musikalisch ausgedrückt entspräche mein Charakter dem in der rechten Blogspalte verlinkten Song von Mitski Miyawaki: „Glide”. Zumal ich mir sowieso mit zunehmendem Alter mehr und mehr die Frage stelle, ob meine Gedanken nicht eher einem Statler-Und-Waldorf-Genöle gleichkommen. Je älter man wird, desto mehr Fehler erkennt man bei den Jüngeren. Und doch dreht sich die Welt selbst mit katastrophalen Fehlern munter weiter. Ja, manchmal glaube ich, dass die einzige Gemeinsamkeit der Menschheit ihre Fehler sind. Man könnte es weiterspinnen, dass die Menschheit selber ein Riesenfehler ist.

Wobei ich wieder beim Begriff „eigentlich” angekommen bin: Eigentlich bräuchten die Menschen und die Welt bloß auf mich zu hören, und schon würde alles prächtig blühen und gedeihen. Na klar, wer von uns Älteren denkt nicht hin und wieder ähnlich, hmm? Es gehört aber grundsätzlich zur Weisheit dazu, die eigene Unzulänglichkeit zu erkennen, sowie die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass auch vermeintliche Fehler Anderer zu einer Lösung führen, ja, dass sie sich sogar am Ende als gar keine Fehler erweisen, sondern dann, im Nachhinein betrachtet, als einzige richtige Möglichkeit einer Entwicklung darstellen.

„Ich weiß, dass ich nichts weiß”, so hört es sich klug an; „macht euren Scheiß doch alleine”, das wäre recht derb. Irgendwo dazwischen stehe ich – nein flattere, fliege, schwebe – gleite ich dahin. Das hatte tatsächlich bereits mein Kindskopf geahnt und wurde später aufgeschrieben (eher schlecht geschrieben, heute würde ich den geschilderten Traum viel besser ausdrücken): Flügge.

In diesem Sinne, es muss auch mal etwas Selbstkritik und Selbstreflexion erlaubt sein, nicht wahr?

Interview mit Michael Stürzenberger

Dieses Interview sollte massenweise geteilt werden, finde ich, damit wirklich jeder versteht, was der politische Islam überhaupt ist und dass ein Unterschied besteht zwischen dem rein spirituellen Glauben und den politischen Zielen. Wer dann immer noch nicht erkennen will, um was es eigentlich geht, wer weiterhin wegschaut oder verharmlost und wer nach wie vor links-grüne Ampel-Parteien wählt, der macht sich mitschuldig an dem, was alles noch passiert:

Land der Freiheit

Weshalb siehst du hier, wie „Monomond” in sternklarer Nacht sein Pfeifchen genießt – wohlgemerkt er dampft, oder siehst du irgendwo Rauch? Dazu später mehr.

Daniel hat mich unbeabsichtigt dazu gebracht, mir mal wieder über das Thema Auswanderung so meine Gedanken zu machen. Was würde sie für mich bedeuten, beinhalten oder was könnte ich von ihr erhoffen? Bin ich vielleicht schon ausgewandert? Ist so etwas überhaupt heutzutage noch möglich? Oder anders gefragt: Was würde eine heutige Auswanderung morgen bedeuten?

Verlust der Heimat?

Für eine Auswanderung bin ich zu alt. Mein Lebensweg ist heute die Zielgerade, die keine Windungen oder Abzweigungen mehr kennt; ein Auslauf in gewisser Weise. Wäre ich aber 40 Jahre alt oder jünger, so würde ich sofort und spontan auswandern, ohne auch nur einen Augenblick wirtschaftliche Sorgen zu befürchten. Es blieben nach 40 Jahren in der Heimat und der Sprache noch knapp 40 Jahre, um eine zweite Heimat in einer zweiten Sprache zu erschaffen. Für mich ist allerdings dieser Zug abgefahren. Denn würde ich in ein Land fremder Sprache auswandern, bliebe nach der Eingewöhnung in die nunmehr neue Heimat und während der Beherrschung einer zweiten Sprache keine Zeit mehr, die neue Heimat zu genießen.

Andererseits wird das sogar in der alten Heimat immer unmöglicher, da die deutsche Sprache mit großen Schritten dabei ist, zu verschwinden. Sie löst sich gegenwärtig auf. Schon heute sind Beschreibungen der Realität kaum noch möglich, da täglich mehr Worte, Bezeichnungen und Redewendungen tabuisiert werden. Das Volk wird stummgeschaltet. Was genau ich meine, das kannst du hier in einem einstündigen Vortrag nachhören, in dem Peter J. Brenner die Auflösung der Sprache in einer sich auflösenden Gesellschaft verständlich beschreibt.

Für mich wäre das Bewahren der alte Sprache aber nicht der Grund, die Heimat durch Auswanderung zu verlassen. Wäre es der Fall, müsste ich geradezu sogar zwingend auswandern, denn in der Diaspora könnte die Heimatsprache eine Nische fürs Überleben finden. Es ist aber die neue Sprache, für deren Erlernen und Beherrschen mir keine Zeit bleibt.

Ähnlich verhält es sich mit der geografischen Heimat. Bis auf 4 Jahre in Berlin verbrachte ich mein Leben im Großen und Ganzen am Niederrhein. Diese Landschaft hat mich seelisch geprägt, sie ist meine geliebte Heimat. Aber sie hat nichts mit politischen Grenzen oder Sprachgrenzen zu tun, da sich der Niederrhein gleichfalls durch Belgien und Holland zieht. Also bereits gestern und heute war und ist meine Heimat nicht allein deutsch. Auch hat der Niederrhein nichts einmalig Besonderes an sich, ähnliche Landschaften gibt es wahrscheinlich tausendfach auf der Erde. Eine neue geografische Umgebung in Anlehnung an den Niederrhein könnte zudem sogar ein viel innigeres Heimatgefühl erzeugen. Zusammengefasst lässt sich somit sagen, dass die Landschaft für mich als Heimat nicht entscheidend ist, denn überall dort, wo man die Freiheit schätzt, wo ich sie fühle, da ist mein zu Hause, und wo zu Hause ist, ist Heimat.

Warum denn auswandern?

Fortlaufen, um den politischen und gesellschaftlichen Veränderungen zu entfliehen? Den hohen Steuern und Lebenshaltungskosten? Flucht wegen des Verlustes der Freiheit? Wegen der vielen Verbote? Wegen der Islamisierung Deutschlands? Das wären für mich recht armselige Gründe, denn ich würde nur dann auswandern, wenn die neue Heimat mir gewinnbringende persönliche Vorteile der Entfaltung böte, nicht aber wegen Einschränkungen der eigenen Unabhängigkeit, denn noch fühle ich mich geistig flexibel genug, sie zu umgehen. Noch kommt keiner für die Sehnsucht nach Freiheit ins Gefängnis. Wenn das der Fall wäre, würde ich natürlich sofort auswandern, aber die neue Heimat wäre dann nicht ein endgültiges Sehnsuchtsland der Freiheit, sondern ich würde sie als Diaspora betrachten, in der Hoffnung, irgendwann wieder zurück in die alte Heimat zu gelangen. So lange ich für mein Leben also nicht ins Gefängnis geworfen werde, macht es für mich mehr Sinn, für den Erhalt der alten Heimat zu kämpfen. Man kann doch nicht sagen, man überlässt kampflos die Heimat einfach den Irrsinnigen oder den religiösen Fanatikern. Ist denn der Kulturkampf bereits entschieden? Nein.

Kulturelles Asyl in Ungarn?

Überdies kann ich mir nicht vorstellen, dass eine einzelne europäische Nation sich dauerhaft der schleichenden Islamisierung wird entziehen können. Auch die Wokeness verbreitet sich in allen Demokratien des Westens epidemisch aus. Beides mag an manchen Orten langsamer vonstatten gehen als an anderen, doch die globale „Transformation” schreitet unaufhörlich fort. Sie breitet sich wie eine seltsame Krankheit aus. Wie eine Art moderner Pest des Mittelalters; es ist die Sehnsucht nach Selbstzerstörung, nach der Apokalypse, und zwar weniger von außen gesteuert, als viel mehr angelegt in jedem einzelnen Kopf. Dabei fortschreitend und somit kollektiv wirksam. Man wird sich dem nicht innerhalb eines europäischen Landes entziehen können. Vorübergehend, das mag sein, doch dauerhaft, das glaube ich nicht.

Was ist, wenn Victor Orban nicht mehr da ist? Was, wenn die USA als weltweite Leitkultur ethisch und wirtschaftlich zerfällt? Welche globale Identität wird an ihrer Stelle treten? Eine als Sozialismus getarnte Diktatur nach chinesischem Vorbild? Oder werden wir doch einen weltweiten Bürgerkrieg erleben?

Zwar denke ich nicht, dass die EU im Spiel um das Neue, das zweifelsohne kommen wird, irgendwelche ernstzunehmenden Chancen hat, sich durchzusetzen, aber kleine Zufluchtsländer, Orte der Restfreiheit, werden erst recht im weltweiten Netz der Abhängigkeiten zum Widerstand außerstande sein. Wir sehen diesen Trend ja bereits heute: Polen und Tschechien haben bereits vor der EU kapituliert. Die Frage steht im Raum, vor wem die EU kapitulieren wird. Nationale Eigenheiten verschwimmen im Pool des weltweiten Agierens von Wirtschaft und Kommunikation. Alles verwischt sich. Wenn dann eine grassierende moderne Pest, wie eingangs erwähnt, hinzu kommt, beginnt ein Krieg. Anfangs nur in den Köpfen, am Ende real ausgefochten mit schrecklichen Waffen. Danach erst sind alle Karten neu gemischt, und es wird sich zeigen, wer welches Blatt im neuen Spiel bekommt und wer dann dominiert.

Jene Mehrheit junger Leute, die sich heute nach der Apokalypse sehnt, wird sie schlussendlich auch bekommen, das ist doch klar. Dagegen helfen leider keine Ländergrenzen, denn die Pandemie der Selbstzerstörung frisst sich langsam aber unaufhaltsam auch in ungarische Köpfe.

Evolution als Veränderung?

Seit geraumer Zeit hege ich den Verdacht, dass dies vielleicht sogar eine Art evolutionärer Entwicklungsprozess sein könnte. Ich behaupte nicht, dass es an einer Überbevölkerung liegt, sie mag ein Mosaiksteinchen sein, aber – jetzt kannst du mich ruhig auslachen – die Entwicklung lässt sich mit einer Fischpopulation am besten bildhaft erklären: Bei ungünstigen Bedingungen schrumpft diese Fischpopulation. Kein einzelner Fisch versteht, was da geschieht, doch das Schrumpfen hilft, zu überleben. Sind die Gegebenheiten wieder günstig, wächst die Population erneut. Wir Menschen sind klug, wir wissen um die Gründe, die so etwas hervorrufen, doch wir wissen nach wie vor nicht, wie das konkret biologisch funktioniert. Genauso wenig können wir das Schwarmverhalten der Vögel erklären: Auch hier wissen wir um die Gründe, doch wie es funktioniert, dass simultan jede Bewegung des Schwarms in jeden einzelnen Vogelkopf gerät und sein individueller Flug im Bruchteil einer Sekunde sich dem des Schwarms anpasst, das ist nach wie vor ein Rätsel. In dieser Weise meine ich es auch beim Menschen: Würdest du von außerhalb auf die Menschheit schauen, wie z.B. in einen Fischteich, und würdest du den Faktor Zeit dabei anders wahrnehmen können, dann sähest du in einer Art Zeitraffer Zivilisationen entstehen, wachsen und wieder vergehen. Und das über Jahrtausende hinweg, ständig und an verschiedenen Orten: Entstehen, wachsen und vergehen. Man kann die Gründe erklären – besonders im Nachhinein -, doch wie die „Mechanik” dessen, wie die augenscheinlich automatischen Prozesse dabei zusammenwirken, wie sie rein technisch funktionieren, das weiß kein Mensch, darüber wird nur spekuliert.

Die Welt, wie wir sie heute kennen, gibt es erst wenige Jahre. Diese paar Jahre sind kein Garant, dass es immer so bleibt. Wenn Putin vom Ende der bipolaren Weltordnung hin zu einer multipolaren spricht, so sind dies weise Worte. Innerhalb des größten Vielvölkerlandes haben die Russen sicher die größte Erfahrung, was den Zusammenhalt vieler unterschiedlicher Kulturen betrifft. Daher wundern mich seine Erkenntnisse auch nicht. Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, Russland ist uns in dieser Hinsicht weit voraus. Trotzdem bleibt der Ausgang ebenfalls für Russland ungewiss, denn auch dieses Land ist vor der „modernen Pest” nicht endgültig gefeit. Die Wokeness ist dabei nur ein Bruchstück unter vielen, ein Ausdruck oder ein erster Schritt zu eben dieser Selbstzerstörung. Auch ohne die Wokeness schreitet die Auflösung der Gesellschaften voran. Ob sie überhaupt irgendwo lokal aufzuhalten ist, bleibt in einer bis ins Kleinste globalisierten Welt fraglich.

Warum siehst du eingangs das Bild von „Monomond”?

Auswandern auf den Mars oder den Mond, eigentlich noch weiter weg, wo keine Kommunikation mit der Erde mehr möglich ist – das wäre tatsächlich die einzige sichere Möglichkeit, eine bestehende Kultur dauerhaft zu bewahren, würde ich sagen. Deshalb lautet ja auch seit nunmehr Jahrzehnten als Ausdruck meiner inneren Emigration in die virtuelle Welt, die ich ab Mitte der 1990er Jahre noch suchend als „Capt.GB” in seinem „Shipodrom” (Raumschiff) pflegte (Asche auf mein Haupt, das war 1995! Und funktioniert nur noch vereinzelt). Wenig später etablierte ich dann mein Internet-Pseudonym „Monomond” als ein in Gedanken, Gefühlen und mit all meiner Fantasie versehener quasi-virtueller Mensch, angekommen im Exil der Sterne oder: Längst ausgewandert zu den Sternen ins Land of the Freedom.

Noch Fragen? 🙂

Ja. Was ist mit der Liebe?

Hinzugefügt als Nachtrag vom Inneren Ich. Es sagt: „Den besten Grund für eine Auswanderung überhaupt hast du, Herr Monomond, noch gar nicht erwähnt. Nämlich die Auswanderung der Liebe wegen. Der Liebe zu einer Person oder der Liebe zu Land und Leuten.”

Stimmt!

Kognitive Dissonanz

Eine Quizfrage: Mal angenommen, ein vehementer Befürworter vom Krieg in der Ukraine betreibt an einem Wahlkampfstand Werbung für seine Kriegs-Ideen. Frieden, so argumentiert er, werde nur durch Krieg erreicht. Ein Zuhörer mit einer gegenteiligen Meinung schimpft und schlägt anschließend diesen Kriegsbefürworter – sagen wir mal, er ohrfeigt ihn, um damit zum Ausdruck zu bringen, was er von der Idee „Frieden durch Krieg” hält. Der Kriegsbefürworter wird daraufhin wütend und zetert voller Empörung, Gewalt sei in einer zivilisierten Auseinandersetzung unzulässig; er sagt, Argumente hart in der Sache seien in Ordnung aber körperliche Gewalt ginge ja nun mal gar nicht.

Wo bzw. bei wem der beiden Streithähne liegt jetzt eine kognitive Dissonanz vor?

Zynismus, Ironie, Sarkasmus – Provozierendes Grölen im Suff als Ventil in einer Verbotskultur

Die mediale Blase läuft gerade mal wieder über. Keine Sorge, ich schreibe zu den Besoffskis auf Sylt nichts weiter, denn so etwas wäre mir dann in der Tat verschwendete Mühe, auch wenn das Weblog „Kraftvergeudung” heißt. Über ein Nichts sich aufzuregen, das wäre etwas ganz anderes als Kraftvergeudung, es wäre nämlich einfach nur krank.

Warum die Hysterie um ein Nichts seit Sylt aber so explodiert, das ist eine viel interessantere Fragestellung. Geschieht dies wirklich öfter als früher oder gibt es heute einfach nur bei jeder Gelegenheit Handykameras mit hervorragender Auflösung? War da nicht auch ein Prinz Harry auf einer Party in Naziuniform? Wie dem auch sei, über den Grund solcher Späße sollte man sich vielleicht schon mal Gedanken machen. Die einzige, die genau das getan hat – und ich habe viel zu den „Vorfällen” in den letzten Tagen gelesen – ist Carolin Mathie, die diesen Grund in nur 12 Minuten mit ihrer lockeren Art frei Schnauze auf den Punkt bringt:

Frohe Pfingsten

Grundsätzlich, also eher „philosophisch betrachtet” und hip und modern sowieso, bezeichne ich meine Wenigkeit als Agnostiker, da ich meinen Atheismus letztlich nicht beweisen kann. Mir ist es egal, ob es einen Gott gibt oder nicht. Falls es einen gibt, so hätte ich ihm eine Menge zu sagen, ich meine vorzuwerfen. Falls es keinen gibt, so wäre belegt, dass die gesamte Theologie aller Religionen der Welt nur ein verzweifeltes Gestammel ist, um das Zusammenleben der Menschen mehr oder weniger gerecht zu regeln.

Ideologien und Religionen sind für mich vom Wesen her identisch. Zu grauer Vorzeit konnte man Ideologien noch nicht verbreiten und münzte sie als Religionen, als etwas Gottgegebenes um. Heute, seit der ach so beschworenen Aufklärung, wird einfach das Etikett getauscht und an Stelle von Gott tritt der genauso nebulöse Begriff „die Wissenschaft”. Für den Nicht-Wissenschaftler Otto oder Lisa Normalverbraucher ändert sich dadurch aber nichts, denn von ihnen wird gleichermaßen gefordert, sie sollen gefälligst daran glauben. GLAUBEN! Wer es nicht tut, wird wie eh und je sanktioniert.

ABER:

Nun ist nicht alles Religiöse oder Ideologische schlecht. Eine Gemeinschaft braucht für ihr Zusammenleben Regeln und Normen. Und hier kommt Pfingsten ins Spiel: Wie man den Geist, den Hauch Gottes, der auf die Menschen niederkam, auch beschreibt, der Ursprung dessen sind die 10 Gebote, die Gott dem guten Moses mitgegeben hat. Sie sind im Grunde eine erste Sammlung fundamentaler Regeln, die aus den Erfahrungen verschiedenster Kulturen seit Anbeginn der Menschheit entstanden. Sie bereiten dem anarchistischen Recht des Stärkeren ein Ende, indem die wichtigsten Regeln als Gesetze festgelegt wurden, an die sich jeder zu halten hat. Durch sie kann also eine zivile Gesellschaft in Rechtssicherheit gedeihen. Es sind in Wahrheit keine religiösen Regeln, es sind schlicht und ergreifend die Erfahrungen eines gedeihlichen Zusammenlebens, die aus ihnen sprechen, und zwar über den Familienverband, den Clan, hinaus. Damit sich auch alle, besonders die Stärksten und machtbesessenen Egoisten an sie halten, brauchte es den allmächtigen Überbau eines Gottes, der als ein aller-aller-mächtigster Richter fungiert und selbstredend bei Nichtbefolgung mit Strafe droht. Da sich diese Gebote supergut bewährt haben und in verschiedenen Formen in allen erfolgreichen Gesellschaften so oder so ähnlich präsent sind, kann ich sie sogar als Nichtgläubiger annehmen und feiern. Denn man sollte die eigenen Werte wertschätzen, daher ist Pfingsten auch für mich als Heide etwas Besonderes.

In diesem Sinne: Frohe Pfingsten.

Mafia Kirche

Bis Montag bin ich mal wieder verschollen. Für die Zeit meiner ehrwürdigen Klausur kannst du aber einen netten Podcast hören, der dich schwindelig macht: In der Reihe „Zaster und Desaster” des Kontrafunks erzählt dir René Zeyer ein wenig über die wirtschaftlichen, finanziellen und strukturellen Verflechtungen der katholischen Kirche. Gar nicht dargeboten als trockene Materie, sondern, wie ich es empfand, durchaus mit der Prise eines hintergründigen sarkastischen Humors versehen. Und mehrmals daran erinnernd: nicht die Kirche besitzt mafiöse Strukturen, sondern umgekehrt wird ein Schuh daraus, die Mafia wurde nach dem Vorbild der Kirche gegründet. Höllisch interessant.

Rentenpolitik

So, dann verabschiede ich mich mal wieder bis Dienstag irgendwann im Laufe des Tages; muss ein wenig für meine Minirente tun. Bei rund 95 Stunden im Monat liegt sie auf Bürgergeld-Niveau, so dass ich in wenigen Jahren Flaschen sammeln gehen muss oder, falls es gut läuft, in derselben Firma bis zum Umfallen „hobbymäig” weiterarbeiten kann.

Weshalb ich nicht mehr bzw. länger arbeite?

Ganz einfach. Erstens wäre die Rente dann nur unwesentlich höher und zweitens, viel wichtiger: die Freizeit wäre seit Jahr und Tag nicht vorhanden gewesen. Sie ist schließlich ebenfalls ein Wert, dem ich wahrscheinlich sogar meine geistige und seelische Gesundheit zu verdanken habe.

Inneres Ich: „Geistige Gesundheit???

Bitte mobbe diese unselige Unke durch Nichtbeachtung.

Drittens besteht ein hohes Risiko, wie bei etlichen anderen auch, die „Rente mit 67” gar nicht mehr zu erleben. In diesem Fall wäre ich zwar von den Grünen und all dem Irrsinn, der uns zweifelsohne noch bevorsteht, für immer befreit, was eine nicht zu unterschätzende Wohltat bedeuten würde, doch wäre ich dann ganz ohne positive Lebenserinnerungen nur als Arbeitssklave vorhanden gewesen, was sich als noch ärmer als mit einer zukünftigen Minirente samt Freizeit-Job darstellen würde, oder wie armselig sich die Leere beim Ausfüllen der Liste des Erlebten bzw. der Taten vor der Himmelspforte anfühlen würde.

Inneres Ich: „Wie? Du gehst nicht arbeiten der persönlichen Erfüllung wegen? Beschäftigung als sinnstiftendes Element deines Daseins? Stichwort: Beruf als Selbstverwirklichung?”

Nun gut, Mobbing liegt mir fern. Ich gehe mal darauf ein. Erfüllung bei der Arbeit? Wer sagt denn so etwas? Ein solcher Beruf müsste für mich erst mal erfunden werden. Ich arbeite, damit ein Grund besteht, die Kloschüssel regelmäßig zu spülen.

Inneres Ich: „Naja, du hast einfach versäumt, für wenige Jahre in die Politik zu gehen. Mit deinem großen Maul wärst du sicher für vielleicht 4 Jahre in irgendeinem regionalen Parlament gelandet und bekämst damit eine Altersversorgung weit, weit oberhalb einer Mini-Rente.”

Aha, Betrug lohnt sich also, möchtest du mir das sagen?

Inneres Ich: „Ach, die Moral. Nimm’s mit Bertolt Brecht. Und außerdem kann Betrug auch Spaß machen. Überhaupt: es ist nie zu spät. Darüber hinaus würde es dir Einblicke in lokale Machtstrukturen ermöglichen und du könntest dich nach Herzenslust schmieren lassen. Wäre das keine super Idee für deine Rente?”

Ein interessanter Gedanke, besser als Flaschensammeln wär’s allemal. Die Rache der Rentner oder so. Was hältst du als Leserin bzw. Leser von dieser Überlegung?