Rentenpolitik

So, dann verabschiede ich mich mal wieder bis Dienstag irgendwann im Laufe des Tages; muss ein wenig für meine Minirente tun. Bei rund 95 Stunden im Monat liegt sie auf Bürgergeld-Niveau, so dass ich in wenigen Jahren Flaschen sammeln gehen muss oder, falls es gut läuft, in derselben Firma bis zum Umfallen „hobbymäig” weiterarbeiten kann.

Weshalb ich nicht mehr bzw. länger arbeite?

Ganz einfach. Erstens wäre die Rente dann nur unwesentlich höher und zweitens, viel wichtiger: die Freizeit wäre seit Jahr und Tag nicht vorhanden gewesen. Sie ist schließlich ebenfalls ein Wert, dem ich wahrscheinlich sogar meine geistige und seelische Gesundheit zu verdanken habe.

Inneres Ich: „Geistige Gesundheit???

Bitte mobbe diese unselige Unke durch Nichtbeachtung.

Drittens besteht ein hohes Risiko, wie bei etlichen anderen auch, die „Rente mit 67” gar nicht mehr zu erleben. In diesem Fall wäre ich zwar von den Grünen und all dem Irrsinn, der uns zweifelsohne noch bevorsteht, für immer befreit, was eine nicht zu unterschätzende Wohltat bedeuten würde, doch wäre ich dann ganz ohne positive Lebenserinnerungen nur als Arbeitssklave vorhanden gewesen, was sich als noch ärmer als mit einer zukünftigen Minirente samt Freizeit-Job darstellen würde, oder wie armselig sich die Leere beim Ausfüllen der Liste des Erlebten bzw. der Taten vor der Himmelspforte anfühlen würde.

Inneres Ich: „Wie? Du gehst nicht arbeiten der persönlichen Erfüllung wegen? Beschäftigung als sinnstiftendes Element deines Daseins? Stichwort: Beruf als Selbstverwirklichung?”

Nun gut, Mobbing liegt mir fern. Ich gehe mal darauf ein. Erfüllung bei der Arbeit? Wer sagt denn so etwas? Ein solcher Beruf müsste für mich erst mal erfunden werden. Ich arbeite, damit ein Grund besteht, die Kloschüssel regelmäßig zu spülen.

Inneres Ich: „Naja, du hast einfach versäumt, für wenige Jahre in die Politik zu gehen. Mit deinem großen Maul wärst du sicher für vielleicht 4 Jahre in irgendeinem regionalen Parlament gelandet und bekämst damit eine Altersversorgung weit, weit oberhalb einer Mini-Rente.”

Aha, Betrug lohnt sich also, möchtest du mir das sagen?

Inneres Ich: „Ach, die Moral. Nimm’s mit Bertolt Brecht. Und außerdem kann Betrug auch Spaß machen. Überhaupt: es ist nie zu spät. Darüber hinaus würde es dir Einblicke in lokale Machtstrukturen ermöglichen und du könntest dich nach Herzenslust schmieren lassen. Wäre das keine super Idee für deine Rente?”

Ein interessanter Gedanke, besser als Flaschensammeln wär’s allemal. Die Rache der Rentner oder so. Was hältst du als Leserin bzw. Leser von dieser Überlegung?

Interview mit Maximilian Krah

Gerade (22:30 Uhr) schaue ich ein sechstündiges Interview auf dem grün-linken Youtube-Kanal „Junge & Naiv” mit Maximilian Krah als Gesprächspartner. Richtig gelesen, sechs Stunden dauert dieses Gespräch! Momentan bin ich erst bei etwas über einer Stunde angelangt aber es ist bereits hochspannend und verspricht, eines der intensivsten und interessantesten Gespräche zu werden, das ich bisher auf YouTube gesehen habe. Somit melde ich mich hierzu erst nach der Datumsgrenze in ca. fünf Stunden mit einem Nachtrag weiter unten in diesem Eintrag. Siehe das Interview, eingebunden und deshalb werbefrei:


Nachtrag:
4:30 Uhr. Zwei Drittel des langen Gesprächs waren „ganz gut”. Fragen, ausführliche Antworten, überwiegend ohne großartige eigene Bewertung des Fragestellers. Dann im letzten Drittel verschwand Thilo Jung und wurde durch den schwurbelnden Hans Jessen ersetzt, der leider Maximilian Krah keinen einzigen Satz mehr aussprechen ließ und nichts anderes als ellenlange eigene Monologe als persönliche Angriffe fabulierte. Trotz dass Krah souverän und respektvoll dies mit sich geschehen ließ, war es ein langweiliges und erwartbares letztes Drittel eines typischen aussichtslosen Redens gegen einen einsichtslosen grün-linken alten Mann ohne weiteren Erkenntnisgewinn. Quintessenz: Die ersten ca. 4 Stunden durchaus sehenswert, auf die letzten beiden Stunden kann man verzichten. Würde ich die Film- und Serienbewertung anwenden, erhielte dieses Gespräch 6 von 9 Georg-Punkte.

Geheimnisvolles

Bin wieder bis Freitag offline. Auf literarischem Abenteuer quasi. Und sogar bezahlt 🙂 Mensch, wenn ich bedenke, dass ich mich vor diesem Job noch vor wenigen Monaten ängstigte. Ist schon manchmal verrückt die Welt oder was man von ihr erwartet oder befürchtet – und überhaupt, nur eines bestätigt sich immer wieder aufs Neue: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Ob etwas gelingt oder ob es in die Hose geht, hängt gar nicht von einem selbstgemachten Plan ab, denn der ist nur eine Illusion, sondern ob ein Plan und somit die Illusion gelingt oder nicht, und das ist letztlich nur Glück, Zufall, Schicksal oder Gottes Wille – wie man es auch ausdrücken mag, es bedeutet alles dasselbe.

Ich weiß noch früher, da hatte ich oft meinen Kopf geschüttelt, als in diversen Interviews alte und sehr erfolgreiche Leute gefragt wurden, was denn ihr Rezept für ihren Erfolg (oder ihr langes Leben und so weiter) sei. Fast immer findet sich in den Antworten neben den Dingen und Entscheidungen, die diese Menschen getroffen hatten, der Hinweis: „und ich hatte großes Glück gehabt”. Diejenigen, die dieselben Entscheidungen getroffen hatten aber Pech dabei erfuhren, wurden natürlich gar nicht erst interviewt. Sie werden nicht einmal wahrgenommen. Und dann eifern die Leute natürlich nur den Erfolgreichen nach, obwohl es völlig unsicher ist, ob das zum eigenen Erfolg führt, da letztlich die Chance stets 50 zu 50 beträgt, ganz gleich, was man selber dafür unternimmt oder ob man überhaupt etwas macht.

Ja, angesichts der individuellen Macht- und Einflusslosigkeit im und aufs Leben können einem schon recht krude Gedanken kommen, nicht wahr?

In diesem Sinne bleibt es heute etwas zum Nachdenken. Nachdenken deshalb, denn sollte unser aller Dasein tatsächlich nicht von uns selber, sondern durch irgendetwas gesteuert oder beeinflusst werden, dann wäre es logischerweise ja auch so bei allen Tieren, Insekten, Pflanzen und Einzellern – und das folglich nicht nur in der Gegenwart, im Jetzt, sondern vom Anbeginn der Erde bis zu deren Verglühen in einer kommenden Supernova, ja, die Stringenz würde diese Logik sogar aufs gesamte Universum beziehen. Es wäre ein Beleg für die unvorstellbare Rechenleistung eines „Gottes” oder für den gottlosen Zufall – je nach Sichtweise. Ick sachja: krude Gedanken 😉

Solidarität mit Israel

O wie gut kann ich Rika und Renate verstehen, deren beinahe schon verzweifelte Wut oder ohnmächtige Verzweiflung von Tag zu Tag zu wachsen scheint (das lese zumindest ich aus ihren Einträgen so heraus). Seit dem 7. Oktober schreiben beide sich die Finger wund und klären ihre Leserinnen und Leser bis ins kleinste Detail über die Vorgänge in Israel auf. Jeder, der wissen möchte, was und warum etwas dort geschieht, findet bei ihnen sachliche Antworten. Und doch scheinen ihre Mühen nach knapp einem halben Jahr vergebens zu sein, denn im deutschen und internationalen Politik- und Medienbetrieb hat man sich mal wieder darauf geeinigt: Der Jude ist Schuld. „Ich hab ja nix gegen Juden, ABER …”

Bislang hatte ich mich komplett zurückgehalten, wusste ich doch 1., was geschieht und 2., dass es meiner seelischen Gesundheit (und in der dauerhaften Folge auch meinem körperlichen Wohlergehen) schadet, wenn ich diese Katastrophe, diese unerträglichen Gräuel, die den Menschen in Israel angetan wurden und nach wie vor werden (die Geiseln werden immer noch gequält und niemand auf der internationalen Bühne verlangt von den Verbrechern der HAMAS ihre Freilassung), zu nah an mich heranlasse. So stark bin ich nicht, das dauerhaft aushalten zu können!

So schlimm es klingt, der Alltag geht weiter. Das wissen die Feinde Israels ganz genau. Eine Täter-Opfer-Umkehr fand bereits kurz nach dem Überfall auf Israel statt und der sowieso tiefsitzende deutsche Hass auf Juden (der sich in Taten, nicht in Worten belegen lässt), bricht sich medial geradezu Bahn. Jedes dagegen Anschreiben ist wirkungslos. Der Normalmensch plappert dem ZDF oder der Tagesschau alles nach, statt wenigstens den Mund zu halten, wenn er von etwas keine Ahnung hat, da es ihn auch relativ wenig interessiert. Man muss ja trotzdem unbedingt zu allem und jedem seinen unqualifizierten Senf geben; den „Nahostkonflikt” lösen diese Leute in ein, zwei Sätzen in den sozialen Medien; der Schuldige ist schnell ausgemacht, man ist ja weltoffen, bunt und liberal, da stören die widerspenstigen Juden sowieso mal wieder. Dass dort im Nahen Osten ein Kulturkampf im vollen Gange ist, der uns in ähnlicher Weise ebenfalls erreichen wird, erkennt kaum noch jemand in der Öffentlichkeit.

Es macht tatsächlich keinen Sinn, argumentativ tagtäglich dagegen anzurennen – ABER es ist sinnvoll, die eigene Solidarität mit Israel zu unterstreichen. Dieses Land weiß selber, was das Beste und Richtige für sich ist, es benötigt keinen Rat von der EU oder vom Baerbock-Kind. Aber wie jeder, der sich verzweifelt wehrt, ist die Solidarität der Außenstehenden vielleicht mit das Wichtigste überhaupt. Und deshalb zeige ich sie hier im Tagebuch an prominenter Stelle, selbst falls sie meine restlichen Leser kostet. Schon oft hatte ich erwähnt, in erster Linie für mich selber Tagebuch zu führen. Sogar ohne einen einzigen Leser würde ich das tun – und eben ich (ums Ich geht es nun mal in einem Tagebuch) kann nicht anders, als in dieser schweren Zeit für Israel meine klare und eindeutige Solidarität kundzutun.

So, das dazu. Falls jemand fragt und so.

Mut zum Frieden

Rika hat wunderbare 41 Jahre alte Erinnerungen aus dem Kopf und dem Wäschekorb herausgekramt, die aktueller heute gar nicht sein können: das lilafarbene Halstuch „Umkehr zum Leben” vom evangelischen Kirchentag 1983.

Ja, so war es damals. Ob nun der Frieden eine Utopie ist oder eine Vision (Helmut Schmidt: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen”), ob er eine Illusion ist oder eine Prophezeiung – allein schon, dass seit Menschengedenken um ihn heftig gestritten wird oder dass er als Begründung für die meisten Kriege missbraucht wird, zeigt die absolute Paradoxie des Begriffs Frieden. 1983 war damit im Westen gemeint „Frieden schaffen ohne Waffen” oder als ostdeutsches Pendant „Schwerter zu Pflugscharen”. Heute, 2024, wird er benutzt, um Europa aufzurüsten und gegen Russland immer intensiver Krieg zu führen, was George Orwell bereits in „1984” visionär mit der plakativen Zusammenfassung seiner Thesen als „Krieg ist Frieden” auf den Punkt gebracht hatte. Das Dumme an Sprache und Intelligenz unserer Spezies ist, dass alles jemals Ausgesprochene immer auch ins Gegenteil des Erdachten verwandelt werden kann. So wurde die Sprache als Ausdruck abstrakter Gedanken, die über rein technische oder mathematische Konstrukte hinausreicht, gleichzeitig auch zum Kern der Missverständnisse, denen Abermillionen Menschen seit Beginn der Zivilisation zum Opfer fielen.

Der aktuelle Papst sagt, die Ukraine solle den Mut zu Verhandlungen mit Russland aufbringen. Er sagt, dass derjenige Stärke zeige, der den Mut besitze, die weiße Fahne zu hissen und zu verhandeln. Die Friedensaktivisten von 1983, die später ihren Platz in der pazifistischen Partei „Die Grünen” fanden, hyperventilieren angesichts des Friedensvorschlags von Papst Franziskus gemeinsam mit vielen Vertretern der Partei mit dem großen C im Namen und fordern noch mehr Waffen und mehr Krieg, um den Frieden zu erreichen. Sie verwechseln also begrifflich den Sieg mit Frieden – und kaum jemand merkt es. Schon wieder wird von den Grünen, den Sozialisten und den deutschen Christen der Begriff Frieden für die Rechtfertigung von Krieg missbraucht.

Mehr fällt mir dazu nicht ein. Außer dass ich mangels eines lila Halstuchs meinen blauen Friedens-Sticker mit weißer Taube und der Aufschrift „Raus aus der NATO” an meinen Rucksack gepinnt habe, auf dass ich nachher auf dem Weg zur Arbeit böse Blicke einfange – denn – wer Frieden möchte, sollte sich bewusst und bereit dazu sein, sich den Kriegstreibern wehrlos aber konsequent entgegenzustellen.

Wieder Kriegslust in steigender Intensität

Fernsehen gucke ich bekanntlich nicht mehr. Seit 2017/18 übrigens. Als begeisterter Radiohörer und Internet-News-Konsument bekomme ich aber schon mit, was in den Hauptmedien insbesondere der „Tagesschau” gesendet wird. Es fällt seit diesem Jahr, seit 2024 also, auf, wie extrem sich die Hauptmedien verändert haben. Die Veränderung wurde durch den Hyper-Moralismus seit 2015 langsam spürbar, aufgefallen war sie mir aber schon vorher, nämlich seit der Finanzkrise 2007, als Steinbrück und Merkel in der Tagesschau durch einen gemeinsamen Auftritt die Bürger beruhigten. Ihre Angst, dass am nächsten Tag die Leute ihre Sparguthaben von der Bank abholen würden, was den Zusammenbruch des Bankenwesens auch hierzulande zur Folge gehabt hätte, war so gewaltig, dass sie nicht um die Vergabe von medialen Beruhigungspillen umhin kamen.

Danach gaben sich die Flüchtlingskrise, Coronakrise, Klimakrise, Energiekrise, Wirtschaftskrise – und seit diesem Jahr eine seltsame Kriegslust ein Stelldichein. Noch 2012 schrieb ich hier ins Tagebuch, ein europäischer Krieg sei heutzutage nicht mehr möglich, wenn, dann bräche ein 3. Weltkrieg in Asien aus und wir drohten höchstens durch eine Verstrickung daran teilzunehmen. An einen konventionellen Krieg mit all seiner Zerstörung mitten in Europa glaubte zu diesem Zeitpunkt niemand. So etwas war schlicht nicht vorstellbar. Genau das hat sich überraschenderweise in einer ungeahnten Geschwindigkeit verändert.

Überall wird zunehmend völlig offen von der Notwendigkeit eben eines solchen Krieges in Europa geredet. Wir rüsten auf, was das Zeug hält. Auf der Münchener Sicherheitskonferenz wurde erstmalig davon gesprochen, ein Atomkrieg sei durchaus möglich, wenn er nur mit kleineren Atombomben geführt werde, und es wurde von mehreren Vortragenden sogar behauptet, ein solcher Krieg sei gar nicht schlimm, lediglich unsere Angst davor sei irrational groß. Vor wenigen Jahren galten solche Meinungen in der Politik als absolutes Ausschlusskriterium für die vortragenden Politiker und Wissenschaftler; es hätte als Skandal deren berufliches Ende bedeutet – heute werden diese Leute gefeiert.

Die Hauptmedien bereiten den Boden vor, indem sie die Bevölkerung für die Notwendigkeit eines Krieges mental vorbereiten. Die Kriegsbegeisterung wird sich also in der nächsten Zeit noch steigern. Wenn man die Hysterien der vergangenen Krisen dabei zu Grunde legt, kann man sich leicht ausmalen, welche Kriegsbegeisterung die Folge sein könnte. Persönlich hoffe ich auf die rechtzeitige Abwahl unserer Regierung und auf korrigierende Eingriffe in den Hauptmedien, damit diese neuerliche Krise, die Kriegslüsternheit, noch abgewendet werden kann. Das wäre aber nicht vor 2025 möglich und bis dahin fließt eine Menge Wasser den Rhein herunter, wie man so schön sagt. Ich darf gar nicht daran denken, was noch alles geschehen kann, um die Opposition mundtot zu machen. Wer weiß heute mit Sicherheit, ob es überhaupt im nächsten Jahr eine demokratische Bundestagswahl geben wird?

In gewisser Hinsicht sehe ich beinahe täglich mehr Parallelen zum Jahrzehnt vor dem 1. Weltkrieg – mit dem Unterschied, dass heute alles erheblich schneller abläuft: Entwicklungen, die früher ein Jahr brauchten, geschehen jetzt in Wochen. Alles hat sich ungeheuer beschleunigt, was eine gesicherte Zukunftsprognose unmöglich macht.

Wir sind es, die Bürger dieses Landes und des Kontinents, die entscheiden, wie wir in Zukunft leben wollen. Wir haben es in der Hand, welche Regierung uns führt. Wieso lassen wir uns in der aufgeklärtesten Epoche aller Zeiten von den dummen Medien dermaßen beeinflussen und sogar wieder und wieder in Hysterie versetzen? Die Bilder, die wir alle in der Schule sahen, als Soldaten begeistert in die Züge stiegen, die Waggons beschriftet mit „Auf nach Paris!” und dergleichen, diese Bilder waren den nachfolgenden Generationen angesichts des folgenden Gemetzels unbegreiflich fremd. Man schüttelte die Köpfe und konnte die außer Rand und Band geratene Kriegshysterie nicht mehr verstehen. Und heute erleben wir das Anbahnen gerade dieser Dinge erneut. Mehr und mehr Menschen sehnen sich regelrecht wieder nach Krieg. Was ist bloß los mit den Leuten?

Krieg? | Soundsystem

Unser Verteidigungsminister möchte Deutschland endlich kriegstauglich machen. Viele Politiker aller Parteien stimmen ihm bei seinen Aufrüstungsplänen zu. Ja, sogar innerhalb der AfD gibt es solche Krieger. Allen voran natürlich Die Grünen. Einmal abgesehen von dem fehlenden Geld (es würde zu immensen neuen Schulden, noch höheren Steuern und zu Kürzungen der Sozialausgaben führen), stellt sich mir die Frage, wer denn der Feind sein soll, gegen den dann eine kriegstaugliche deutsche Armee ins Feld zieht. Russland etwa? Da muss man ja schon lachen: schon wieder wollen Deutsche gegen dieses Riesenreich, gegen eine Atommacht, marschieren? Mit welchem Ergebnis denn? Ich meine, wer gegen ein anderes Land Krieg führt, muss es besiegen können. Glauben diese Damen und Herren Politiker tatsächlich, gegen Russland oder gegen China auch nur den Hauch einer Chance zu besitzen? Das wäre deutscher Größenwahn 2.0 – und Wahn ist eine psychische Krankheit, wie wir alle wissen. Also ich halte die meisten Politiker für gesund und intelligent genug, um zu wissen, dass dieses Ziel nicht erreicht werden kann. Wieso dann trotzdem diese immer lauter werdenden Forderungen nach Aufrüstung, nach einer schlagkräftigen Armee?

Eine Abschreckung kann es sicher nicht sein, denn dazu befinden sich genug US-Atomraketen und Soldaten bereits im Land.

Um durch Rüstung einen wirtschaftlichen Aufschwung zu erzeugen? Ziemlich einseitig und sicher nicht nachhaltig. Außerdem müssten die neu produzierten Waffen ja irgendwann eingesetzt werden, bevor sie wieder veralten. Für den Schrottplatz zu produzieren, so etwas führt schließlich geradeaus in den Ruin.

Also wenn nicht gegen Russland oder China, gegen wen sollte Deutschland dann sonst Krieg führen? Da wir leider noch Teil der NATO sind, existiert somit schon eine große Verteidigungsarmee. Warum dann noch eine weitere deutsche? Kolonien in Afrika erobern (das war ein Scherz)?

Oder dienen die immer lauter vorgebrachten Forderungen nach Aufrüstung lediglich der thematischen Ablenkung vom Niedergang der deutschen Wirtschaftsstärke? Das scheint mir doch der wahrscheinlichste Grund zu sein. Ob es wirklich so der Fall ist, werden wir alle leicht erkennen können, wenn demnächst sämtliche Hauptmedien neue Ängste vor imaginären Kriegsgegnern schüren sollten. Einen Vorteil hat die Medienkonzentration als Regierungspropaganda nämlich: man wird prima die Vorbereitungen erkennen können, das Volk zu manipulieren, um es gefügig und willig zu machen. Also Augen und Ohren aufhalten, ob, was, wie und von wem uns demnächst wieder neue Angst macht.

Ansonsten: Montag ist ein Schontag. Ich mach’s Internet wieder aus. Bin gerade wieder etwas am – na, wie sag ich’s am Besten? – am neu einrichten. Ich habe ja 5 Soundsysteme. Einfache, keine HighEnd-Systeme, doch gute von Logitech. 3 sind an den 3 Rechnern angeschlossen und 2 standen im Keller. Eines habe ich nun hinter den Vorhand des Wohnzimmers platziert, denn ich fand in einem Kabelkram-Karton auch meinen alten Bluetooth-Nur-Empfänger, der nicht über Akku, sondern über Netzstrom läuft. Den habe ich nun an die Soundanlage hinterm Vorhang angeschlossen und kann beides, die Logitech-Boxen und den neuen Bluetooth-Lautsprecher abwechselnd oder sogar gleichzeitig einschalten. Das hat etwas 🙂 Klar, hauptsächlich, um dem Sound des Internet-Radios außerhalb des Küchenerkers noch eine Schippe draufzulegen. Lässt sich allerdings nicht fotografieren, denn 1. ist es ja versteckt und 2. hört man nix auf einem Bild.

Also dann bis morgen, mach’s gut. Heute bin ich nur noch akustisch „unterwegs”.

Macht kaputt, was euch kaputt macht?

Achherrje, wegen des gestrigen Eintrags wurde ich mal wieder kritisiert. Leider nicht öffentlich. Das will ich – zwar übertrieben, so doch dem Tenor nach – zusammenfassen: Ich sei ein verbitterter, depressiver alter Mann, der mit den Veränderungen der Moderne nicht mehr zurechtkommt und nun die Apokalypse an die Wand male. Wir leben auf Kosten der Natur, zerstören die Erde, und wenn ich das nicht begreife, so müsse meinesgleichen halt dazu gezwungen werden. Die Welt gehe nicht unter, wenn wir gefälligst in weniger Wohlstand und klimaneutral leben würden. Und so weiter und so fort.

Also: Zum einen ist mir ja egal, was ich in den Augen anderer Leute bin oder nicht bin, zum anderen aber stört es mich schon, wenn meine Worte komplett missverstanden werden, wenn etwas verstanden wird, was nirgendwo geschrieben steht. Wenn ich von Zerstörung (also dem Kaputtmachen) schreibe, dann meine ich sicher nicht den Weltuntergang. Natürlich geht der Lebensalltag aller Menschen weiter, auch wenn um sie herum die Dinge sich verändern. Sogar in einem vollkommen zerstörten Land gibt es so etwas wie die tägliche Routine des Daseins. Sie gab es im Nachkriegsdeutschland, sie gibt es in der Ukraine oder in Syrien oder wo auch immer. In einer Diktatur leben die meisten Leute ihren Alltag nicht wesentlich unglücklicher als in einer Demokratie. Selbst staatliche Eingriffe in das private Leben werden hingenommen und man gewöhnt sich an sie. Das hat übrigens die Corona-Zeit anschaulich gezeigt: die meisten Leute ließen sich impfen, nicht der Gesundheit wegen, sondern um nach wie vor am beruflichen und öffentlichen Leben weiter teilhaben zu können. Ein Vorzeigen des Impfpasses z.B. beim Besuch einer Gaststätte, eines Kinos usw. wurde schlichtweg als neue Normalität verstanden. Ausgangssperren wurden murrend befolgt, der neue Alltag um diese Regeln herum eingerichtet. Wenn ich also schreibe, die Demokratie oder die Wirtschaft des Landes würden zerstört werden, so ist damit nicht gemeint, dass wir Morgen alle in einer Trümmerlandschaft leben und unter freiem Himmel oder in Höhlen von Ruinen hausen müssen – und sogar falls es so wäre, gäbe es auch dort eine tägliche Lebensroutine. Menschen sind gerade in schlimmen Notzeiten erfinderisch und solidarisch. Es gibt immer und unter beinahe allen Umständen Lachen und Weinen, Freude und Leid. Kinder werden erzogen, Bedürfnisse gestillt, Witze gerissen, sogar Kunst- und Kulturereignisse finden statt. Alles natürlich an die neuen Gegebenheiten in veränderter Form angepasst. Will sagen: es gibt Morgen kein Ende der Welt, egal, was wir tun oder lassen!

Ohne Rechtssicherheit erschaffen sich Menschen eigene neue Regeln. Sollte – rein theoretisch – ein staatliches Gebilde tatsächlich einmal verschwinden, ersatzlos, und ein Chaos bräche aus, dann würden wir binnen kürzester Zeit wieder zu Stämmen oder Gruppen werden, die ihre eigenen kleinen Staaten bilden inklusive aller erforderlichen Strukturen wie Richter und Polizisten, Helfer, Krankenfürsorge usw.. Das Ende der Welt a la Hollywood ist eine Fantasie, die mit der Realität des Lebens nichts zu tun hat. Darf ich hier noch einmal den Film empfehlen „Am Anfang war das Feuer”? Ein gerade für Theoretiker und Ideologen hochspannendes 10-Punkte-Highlight, bei dem sie erstaunt feststellen werden, wie ein Film ohne ein einziges Wort gesprochener Sprache die Zuschauer dennoch geradezu gefesselt vor dem Bildschirm gefangen hält.

Für Opportunisten sind Zeitenwenden sowieso kein bisschen schlimm. Jeder ist in seinem individuellen Maß ein Opportunist. Mehr oder weniger. Darüber hinaus bieten diese Veränderungen, je nach Ausmaß, allen bisher Zukurzgekommenen ungeheure Chancen, endlich groß heraus zu kommen. Würde beispielsweise mir morgen verboten werden, zu schreiben, was ich denke, dann würde ich’s einfach sein lassen und kein öffentliches Tagebuch mehr führen – mein normales Leben im Alltag wäre davon kaum betroffen. Es steht nur die Frage im Raum: Will ich so etwas? Oder: Will ich mir in einem wirtschaftlich zerstörten Land immerzu Gedanken machen müssen, wie ich den nächsten Tag meine Wohnung heize, wie ich übers normale Maß hinaus etwas zu Essen auftreibe, wie ich mich fortbewege, oder wie ich an Konsumgüter gelange, für die bisher ein Mausklick bei Amazon & Co. genügt? Man kann auch ohne Entertainment leben, wird genauso fleischlos oder fleischarm satt, stirbt nicht im Winter bei durchgehend 15 Grad in der Hütte, nur möchte ich das? Wir seien alle wohlstandsverwöhnt, wurde mir gesagt, dann bitte, es wird doch niemand gezwungen, so zu leben. Ich finde es arg merkwürdig, dass die Propagandisten eines Zurück zur Einfachheit allen anderen Menschen ihre Philosophie aufzwingen möchten.

Wenn mich nicht alles täuscht, dann entspringt der Trieb derjenigen, die alles Vorhandene zerstören wollen, einzig dem Neid – nicht allein dem Neid auf Materielles, ich selber bin sogar arm, da gibt’s nichts Beneidenswertes, sondern viel mehr noch dem Neid auf die Zufriedenheit oder das Glücklich-Sein anderer. Weil sie es selber nicht sind, ertragen sie es nicht bei anderen und wollen es ihnen wegnehmen oder kaputtmachen. Wie der Sandkasten im Kindergarten, in dem das eine Kind dem glücklich glucksenden anderen Kind seine Förmchen zerschlägt. Wie der mühsam errichtete Lego-Bau, den ein anderes Kind zerschlägt und sich am Weinen des kleinen Ingenieurs erfreut. So einfach ist das eigentlich; das ist das ganze Wesen sogenannter Weltverbesserer und deren Ideologien und Theorien.

Kleine Schwurbelei

Das gegenwärtige Verschwinden unserer Demokratie wird von einer Menge kluger Leute beschrieben. Detailliert und ausführlich mit sehr viel Text oder kurz und prägnant quasi als Resümee. Kommt es in der Bevölkerung an? Leider nein. Erstens da die links-grüne Medienmacht zu überwältigend ist, um sich dem immer und immer wieder entgegen zu stemmen; zweitens weil die Perfektion des Kopierens und des Ausbaus des stasi-technischen Manipulationsapparats gleich in mehrere gesellschaftliche Bereiche hinein geradezu in Vollendung gelungen ist. Deutschland mal wieder: wenn Deutsche etwas machen, dann aber gründlich.

Gerade heute schreibt Boris Reitschuster ein kurzes treffendes Resümee, genauso wie Rika sich seit Monaten die Finger wundschreibt, um die Widersprüche, die historischen Zusammenhänge aber auch die Doppelmoral der deutschen Politik insbesondere im Umgang mit Israel und unserem vermeintlichen „Kampf gegen Rechts” aufzuzeigen. Wie gesagt, es gibt noch etliche andere Beispiele, in denen unverzagte Autorinnen und Autoren versuchen, die Augen der Mitmenschen zu öffnen, die Leute zu sensibilisieren für objektive historische Wahrheiten (selbstverständlich sind Geschehnisse und Ereignisse objektiv erfassbar, allein ihre Interpretationen sind relativ). Doch beim Blick in die Medien muss man feststellen, dass all die Bemühungen der Aufklärung ins Leere laufen. Wie kann so etwas sein?, frage ich mich, warum rasen, wie zur Corona-Zeit, mittlerweile halbjährlich solche hysterische Monsterwellen durchs Land bzw. durch die Köpfe der Bevölkerung?

Ehrlich gesagt lässt mich diese Frage ziemlich ratlos zurück. Man fasst sich innerlich an den Kopf, denn das ständige Aufpoppen unsagbar beschränkter Parolen oder Slogans in der Bevölkerung ist eigentlich rational nicht wirklich erklärbar. Von Beispielen sehe ich jetzt ab, denn es bedarf nur eines Blickes in die täglichen Mainstreamnachrichten, um gleich dutzendweise solche wie Werbesprüche aufbereitete Strategien zu erfassen. In sämtlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens kommen sie heute vor und man kann sich ihnen gar nicht mehr entziehen. So wie in der Werbung mit den dümmsten Sprüchen und Aussagen Verkaufserfolge erzielt werden, funktioniert es heute auch in der Politik und bei den Medien. Der Unterschied zur Werbung besteht allerdings in den Auswirkungen und Konsequenzen. Über eine Überschuldung der Kunden hinaus, schadet die konsumorientierte manipulierende Werbung nicht sehr – wenn man von psychologischen Schäden einmal absieht -, hingegen wird von der politischen Werbung (für Krieg oder die Energiewende, für den Umbau der Gesellschaft etc.) das gesamte Land wirtschaftlich zerstört und Menschen anderswo leiden und sterben in von uns geschürten Kriegen. Am Ende muss zwangsläufig die Demokratie von oben abgebaut werden und die Grundrechte müssen genommen werden – danach dann wird bis auf eine wohlhabende Elite das gesamte Land zusammenbrechen. Übrig bleibt nur noch ein Chaos in persönlich brandgefährlichen oder sogar lebensbedrohlichen Zeiten.

Jaja, das ist wieder meine Spökenkiekerei, schon klar. Zu den Ursachen, die zu den Entwicklungen führen, kann ich nichts schreiben, da ich, wie gesagt, keine überzeugende Erklärung für die freiwillige Verdummung und Selbstentmündigung finde, doch zu den Auswirkungen lässt sich sogar allerhand schreiben, da sie logisch sind. Von der Mathematik verstehe ich nichts, woher die Zahlen 1 und 1 kommen, weiß ich nicht, doch wenn vor mit ein Apfel liegt und einer kommt hinzu, dann weiß ich, dass nun der Genuss gleich zweier Äpfeln ansteht. So ähnlich ist es auch beim Erfassen von gesellschaftlichen Entwicklungen.

Eine Reform dieser Verhältnisse scheint mir unmöglich, zumal sie nicht national erreicht werden kann, sondern mindestens europaweit in Angriff genommen werden müsste. Zuerst werden sich aber die machtpolitischen Kräfte aufsplittern, danach bekriegen – und ganz, ganz zum Schluss, wenn Europa völlig darnieder liegt, kann überhaupt erst mit einem Neuaufbau begonnen werden.

Okay, das ist meine schon mehrfach vorgebrachte pessimistische Weltsicht. Wobei ich sie eigentlich als pessimistischen Optimismus bezeichne, da meine Wenigkeit immer von einem guten Ende ausgeht, egal, wie lange es dauert und wie viele Opfer dieser Weg erfordert. Es muss aber nicht zwingend gut ausgehen.

Nun, wir alle werden davon nichts mehr mitbekommen. Trotz dass sich Entwicklungen oder gesellschaftliche Strömungen immer mehr beschleunigen, so wird wohl das gesamte 21. Jahrhundert weltweit einen Wandel der Gesellschaften erleben, wie es heute kaum vorstellbar ist. Die Demokratie, die wir aus Westdeutschland kennen und die ebenfalls für unsere Eltern und von den meisten sogar für die Großeltern galt, die somit wegen unserer geringen Lebensspanne von +/- 80 Jahren für jeden einzelnen Menschen als „schon immer so gewesen” verstanden oder erfühlt wird, ist in Wirklichkeit ein winziger Punkt auf der Zeitlinie der menschlichen Zivilisation. Man kann sie im zeitlich größeren Blickfeld auch nur als eine Art Atempause nach dem bereits schlimmen 20. Jahrhundert verstehen. Das ganze Leben eines Individuums wäre demnach nur ein Sandkorn der Zivilisationsgeschichte. Wohin die sich entwickelt, ist nicht vorhersehbar, allerdings sind immer wiederkehrende Komponenten der gesamten Menschheitsgeschichte die Zerstörung und der Wiederaufbau. Weshalb sollte diese logische Kette, die Hundetausende Jahre stets gleich funktionierte – und hier kann man tatsächlich von „bisher immer” sprechen – ausgerechnet heute durchbrochen werden? Von wem denn, von Scholz, Baerock, Habeck, Trump, Putin oder Biden? Sicher nicht, da braucht man ja nu‘ keine besondere Gabe, um das zu erkennen.

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Nachtrag bzw. Ergänzung

Fortschritt, Glück

Aha, jetzt ist die Geschwindigkeit sogar zu schnell fürs Internet, denn die Übertragung (siehe gestern) wurde nicht durch die Software gedrosselt, sondern durch etliche Server, von denen die Daten abgerufen wurden. Tatsächlich schwankt deren Bandbreite zwischen 30.000 und 120.000 Mbit/s. Schnelleres habe ich bisher nicht angetroffen. Und genau das hatte auch der Techniker gestern auf meine Frage, weshalb es diesen großen Unterschied zwischen Download- und Uploadgeschwindigkeit gibt, geantwortet: Weil die meisten Server eine solch hohe Geschwindigkeit nicht schaffen. Sinn macht diese rasante Datenübertragungsrate also vielmehr für parallel laufende Prozesse und Anwendungen. Also beispielsweise für Familien ist das perfekt, wenn gleichzeitig alle die unterschiedlichsten Dinge im Netz tun. Oder falls einer alleine irgendetwas streamt und gleichzeitig mit mehreren Leuten verbunden ist, etwa bei Live-Spiele-HangOuts oder dergleichen.

Abgesehen von der Übertragungsrate des Telekom-Tarifs zeigt der neue Router offline in meinem eigenen Netzwerk auch erstaunliche Fähigkeiten, denn die vom Linux-Rechner gesteuerte Kommunikation mit den vielen Wechseldatenträgern ist nicht mehr auf 10 Mbit/s begrenzt, sondern rödelt bei den neuen Samsung-Datenträgern mit um die 300 Mbit/s und schafft sogar mit der uralten (fast 20 Jahre alten) Toshiba-Platte eine 5-mal schnellere Datenübertragung als bisher mit der 8 Jahre alten Fritzbox. Wir alle befinden uns demnach mitten in einem Prozess der Beschleunigung. Das ist schon faszinierend, finde ich. Der einzige Nachteil, den ich daran erkenne, ist der: hat man sich an das unglaubliche Tempo erst einmal gewöhnt, wirkt ein Zurück zur alten Geschwindigkeit, die man vor wenigen Jahren noch als berauschend schnell empfunden hatte, wie das Schleichen einer Schnecke.

Nun gut, das alles mag dich vielleicht gar nicht interessieren (ich könnte dich ja mit aufregenden Themen rund ums Wickeln von E-Dampfen in diesem Tagebuch fesseln *kleinerScherz*), doch heute finde ich diese noch relativ neue Technik einfach nur faszinierend. Da musst du halt jetzt durch 😉

Auch könnte ich berichten von der neuen wunderbaren Aussicht der Küchenerkerfenster – wenn, ja, wenn das Wetter besonders vorgestern nicht dermaßen unansehnlich wäre, dass ich auf seine Ausblendung in meiner neuen Höhle verzichten würde: Wie? Ja, denn beim Anblick von 24 Stunden Regenprasseln hatte ich die Rollos schlichtweg zugezogen. Das muss man nicht unbedingt sehen. Erst recht nicht nach einer Nacht im selbigen draußen im Gelände. Damit ist aber sowieso in wenigen Wochen Schuss. Was dann kommt, ist nach wie vor unsicher. Sich über Unsicheres den Kopf zu zerbrechen, führt aber zu nichts, was schließlich die ganze schicksalhafte Wohnungs-Umzugsgeschichte hätte deutlicher kaum unter Beweis stellen können. Heute ist heute und jetzt ist jetzt – so wohl wie in der wunderbaren neuen Wohnung habe ich mich selten in meinem Leben gefühlt.

Fürwahr habe ich wirklich schon überlegt, ob jemand mir wohlgesinntes, von dem ich lange nichts mehr gehört und gesehen habe, eventuell gestorben sein könnte (Bekannte und Freunde sterben sukzessive einfach weg) und mir nun aus dem Himmelreich der unbegrenzten Möglichkeiten Schutzengel gleich das schicksalhafte Glück gewissermaßen zugeschanzt hat. Allerdings fällt mir keiner ein – also sollte ich mich vielleicht endlich mal bei uralten Freunden spontan wieder melden, dann würde ich ja sehen, wer noch da ist und wer wann schon gegangen ist.

Naja, in diesem Sinne bestaunen wir die Geheimnisse hinter unserem Dasein. Sollte ich selber das Zeitliche segnen, so werde ich alles daran setzen, dir nur das Allerbeste zukommen zu lassen. Übrigens finde ich nach wie vor sensationell, dass in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 als unveräußerliche Rechte jenes auf Leben, Freiheit und gleichrangig auch das Streben nach Glück ihren Platz fanden. Nur mal so nebenbei erwähnt, falls jemand glaubt, allein die Gegenwart sei fortschrittlich.

Etwas über die eigene Befreiung

Ist es nicht seltsam, wie sich alles hin- und herbewegt im Leben: als junge Menschen wohnten wir in einer Studenten-WG, jeder besaß ein eigenes Reich, das eigene Zimmer, der Rest der Wohnung gehörte allen. Großartig und aufregend empfanden wir das gemeinsame Leben auf dem beengten Raum. Nach ein paar Jahren begannen alle Bewohner sich dennoch nach mehr Platz zu sehnen. Die Flugtation der Bewohner fing an. Irgendwann waren sämtliche Gesichter ausgetauscht, auch das meinige verschwand und ein neuer junger Mann genoss das Reich seines Zimmers. Mit meiner Liebsten wurde eine eigene Wohnung bezogen. Wir besaßen kaum etwas an Möbeln, so dass nach dem Einzug die große Wohnung dennoch leer dastand. In der Folgezeit fing der Konsum an auszuufern, regelrechte Wallfahrten nach Ikea fanden statt, bis dass die Wohnung am Ende wieder genauso vollgestopft mit Möbeln und Kram war, wie seinerzeit das beengte Studentenzimmer. Irgendwann danach begannen die Gespräche über Familie und Haus mit unendlich viel Platz. Auch das wurde später realisiert. Das selbe Spiel begann von Neuem.

Nur leider funktionierte es nicht dauerhaft. Scheidung und Trennung rissen die Lebens-WG entzwei wie zuvor die Enge die Studenten-WG. Bis auf kurze Jahre der Unterbrechung blieb ich alleine für mich. Platznot war im Haus aber kein Thema. In den letzten 30 Jahren sammelte sich dermaßen viel Kram an, dass ich den Überblick verlor. Er störte zwar nicht, da er sich gut verteilte, doch immer öfter nahm ich ihn auch als eine Art Belastung wahr. Was will man zum Beispiel im Internetzeitalter mit Tausenden billigen Taschenbüchern, die, wenn du eines aus dem Regal nimmst, bereits zerbröseln (vor allen Dingen bei Rowohlt-Bücher aus den 70er und 80er Jahren aber auch bei anderen der Billigverlage verwest das Papier schon nach 20, 30 Jahren)? Es ist dasselbe wie bei Schallplatten, CDs oder DVDs. Über ein, zwei Dekaden waren sie das Nonplusultra, bevor die fortschreitende Technik sie ersetzte. Für meinen E-Reader besitze ich eine Bibliothek von derzeit 60.000 E-Books, die den winzigen unsichtbaren Platz benötigen, auf dem Einzeller riesige Veranstaltungen und Feiern organisieren.

Zu den überflüssig gewordenen Büchern kommt die Kleidung hinzu, die ich nicht wegwerfen mochte, unnütze Möbel, nie gebrauchte Küchengerätschaften und ein schieres Sammelsurium von Krimskrams der letzten 50 Jahre. 95 Prozent von all den Dingen blieben Staubfänger und wurden nie mehr benutzt.

Das nur mal grob und ziemlich gerafft erzählt der Vorstellung halber.

Jetzt stehe ich vor all dem Zeug und werde mich locker von ¾ verabschieden. Es ist eine bis jetzt unvorstellbar große Aufgabe, die ich angehe, doch du wirst es vielleicht kaum glauben, ich freue mich riesig auf diese Art einer Entschlackung. Durchweg erlebe ich beim Packen der Kartons aber dem Zurücklassen der meisten Dinge Gefühle einer neugewonnenen Unabhängigkeit. Losgelöst vom Ballast der vergangenen Jahrzehnte wieder aufs Wesentliche reduziert zu sein, das ist ein überwältigendes Gefühl von Freiheit. Die materielle Verkleinerung führt zu einer geistigen Erweiterung ungeahnten Ausmaßes.

Vielleicht fällt mir diese Verjüngungskur auch deshalb so leicht, weil ich schon über 30 Jahre hauptsächlich in der digitalen Welt zu Hause bin. Ein Sammelsurium virtueller Dinge ist nach wie vor vorhanden, doch es nimmt vergleichsweise wenig Raum in Anspruch. Denke an die Film- und Serienarchive. Tausende Stunden Unterhaltung, für die in der analogen Welt ganze Regalwände von CDs und DVDs nötig wären; all das befindet sich auf Datenträgern, die einen Raum von der Größe einer Zigarrenkiste einnehmen.

Sobald der Umzug vollbracht sein wird, bin ich zwar wieder ein, zwei Wochen ohne Internet (mir fehlt die Erfahrung, um sagen zu können, wie lange ein Umzug des Telefonanschlusses letztlich dauert), aber Mata Hari hat ja schon bewiesen, dass damit zumindest teilweise die Offline-Zeit überbrückt werden kann.

Die Zeiten als Jäger und Sammler sind also definitiv vorbei. Es ist sinnlos geworden, Dinge zu horten, wenn Amazon binnen 24 oder oft sogar 12 Stunden selbst benötigte Kleinigkeiten für 2,50 Euro bis an die Haustür liefert. Amazon hat den Versandhandel weltweit revolutioniert. Darüber kann man geteilter Meinung sein, es ist aber heute so, wie es ist. So lange Wirtschaft und Infrastruktur funktionieren, ist eine übertriebene Vorratshaltung unnütz geworden und verschwendet nur den Raum, belegt den Platz zum Ausbreiten der eigenen Flügel. Sollte die Gesellschaft und das Land einmal zusammenbrechen, die Dystopie Wirklichkeit werden, dann hilft dir auch kein Halbjahres-Vorrat mehr, denn dann lernen wahrscheinlich alle Menschen das existenzielle Leben von Grund auf neu. Der Mensch ist anpassungsfähig, und das erstaunlich schnell. „Für schlechte Zeiten”, das galt früher als durchaus berechtigte Devise, trotzdem ist das Gefühl, durch preppern oder ähnliches eine persönliche Unabhängigkeit zu bewahren, ein trügerisches und, wie ich heute glaube, ein falsches Gefühl. Sollte das Land kaputtgehen, hilft es nicht, sich in den eigenen Kaninchenbau zurückzuziehen, sondern dann müssen alle daran mitarbeiten, das Land wieder zu reparieren, es neu aufzubauen. Ein Überleben für Jahre oder Jahrzehnte in einem Atombunker ist kein erstrebenswertes Dasein. Es kann durchaus sein, dass sich deren Überlebende wünschen würden, im Blitz eines Atomschlags gegangen zu sein, als in Depression, Zucht und Ordnung die letzten Jahre verbringen zu müssen.

Natürlich: das ist jetzt ein bisschen weit hergeholt, schon klar. Doch alles beginnt irgendwo im Kleinen; irgendwann kommt immer der Punkt, an dem materieller Reichtum und das Alles-Haben-Wollen ins Gegenteil umschlägt und dich zum Sklaven der Dinge und des Besitzes machen. Dummerweise bemerkt man diesen „Kipppunkt” selten, die materielle Vermüllung schleicht sich förmlich ins Leben unbemerkt ein.

In diesem Sinne der Befreiung demnächst mehr. Gehab dich wohl.

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Nachtrag: Ach, übrigens. Beim Sinnieren über die Vergangenheit flogen die Erinnerungen wieder dicht vor meinem inneren Auge vorüber. Was war eigentlich die glücklichste Zeit in meinem Leben? Eindeutig Mitte der 1990er Jahre. Ich bewohnte eine kleine Dachgeschosswohnung in der Mönchengladbacher Altstadt für 200 Mark Warmmiete. Kein Badezimmer, Außentoilette und eine eigens aufgebaute Duschkabine in der Küche. Der erste Windows-95-Rechner stand in einem mächtigen Turm unterm Schreibtisch und ein 15-Zoll-Röhrenmonitor ließ beim Rattern, Pfeifen und Zischen des Modems meinen Mund vor Faszination offen stehen, als ich die ersten Male in „Broken English” nachts mit jemandem in New York live chattete und wir uns über Star-Trek-Bildchen austauschten. Das erste Handy, ein gigantischer Hundeknochen, und das erste wegen seiner langen Akkulaufzeit wirklich zu gebrauchende Schnurlostelefon eröffneten eine bis dahin unbekannte Welt der zur Realität gewordenen Science Fiction. In der Küche mixte ich Teig und buk Omas Pfannekuchenrezept nach, ein weißer Toaster ohne Glühdrähte, den ich nach wie vor besitze und behalten werde, beeindruckte mich enorm, eine Funk-Küchenuhr, die ich nie mehr nachzustellen brauchte und die bis zum heutigen Tag an der Wand tickt, wobei sie nur alle 8 Jahre eine neue Batterie benötigt, vermittelten das Bild einer vollkommen neuen technischen Zeit. Dazu die neu gewonnene Freiheit wegen des Mauerfalls und der Wiedervereinigung, überall waren die Menschen positiv gestimmt. Frieden und Freiheit schienen plötzlich zum Greifen nah zu sein – all das zusammen ließ den Glauben, nun endlich in einer neuen gerechten Welt zu leben, zur Gewissheit werden. Eine nette hübsche Nachbarin kam bei Abwesenheit ihres Mannes und des Sohnes regelmäßig vormittags zu mir hoch und wir beide genossen das unkomplizierte Vergnügen erotischer Natur, von dem kein Mensch je etwas erfahren hat. Mein Auto war ein ausgedienter Firmenwagen, ein vergammelter VW-T3 Diesel, der mich dennoch nie im Stich ließ. Der ganze Materialismus stand auf Minimum aber trotzdem fühlte ich mich unsagbar reich als Teil einer neuen Welt. Geld besaß ich zu jener Zeit kaum, doch die Lebenshaltungskosten betrugen vielleicht ein Drittel von denen heutzutage. Was ich damit auszudrücken versuche: ich kenne auch die glückliche Welt des Minimalismus – danach schlich sich das „Erwachsenenstreben” mit immer mehr, stets das Neuste und auf Arbeit gefälligst in täglich neuer Kleidung (gesellschaftlicher Zwang) unbemerkt mehr oder weniger ebenfalls in mein Leben.

Vom Alltag trotz größter Pein

Es ist schon eine verzwickte Sache, wenn ich in solch schrecklichen Zeiten wie gerade heute mit alltäglichen Banalitäten, Vergnügen oder persönlichen Dingen und Befindlichkeiten daherkomme. Die einen werfen mir dann eine mangelnde Empathiefähigkeit vor, die anderen unterstellen mir gar mögliche Ablenkungsmanöver, um den Terror und die Probleme der Welt unter den Teppich zu kehren. Dass beides nicht der Fall ist, weißt du als regelmäßiger Besucher dieses Tagebuchs.

So brutal es sich auch anhört, das Leben verläuft seinen gewohnten Gang. Ist man selber vom Leid betroffen, kann man diese Teilnahmslosigkeit nicht verstehen: Wie kann die Sonne jeden Morgen aufs Neue über die wunderschönen herbstlich-nebligen Felder unberührt vom Elend der Welt so zauberhaft aufgehen? Wie kann man sein Frühstück genießen, in den Gleichklang lauten Kinderlachens einstimmen oder interessiert einen komödiantischen Film anschauen? Warum steht die Erde nicht still, raubt einem doch das pure Entsetzen darüber, was Menschen anderen antun, den Atem und nimmt einem alle Lebensfreude?

Die Erde saugt jedes vergossene Blut auf und irgendwann wird nichts mehr daran erinnern. Das ist aber nicht böse, es ist der Lauf allen Seins. Der Alltag schiebt jede Trauer von uns persönlich nicht Betroffenen beiseite. Die Bilder mögen in den Träumen aufblitzen, sich mit anderen Bildern vermischen und im schlimmsten Fall bei einigen Seelen zu psychologischen Krankheitserscheinungen führen, doch für die Mehrheit, im Allgemeinen, dreht sich die Welt als sei nichts geschehen.

Kann man (kann ich) das fürs eigene Leben akzeptieren? Ganz abgesehen davon, dass man keine andere Wahl hat, um nicht im Alltag „unterzugehen”, so gehört die Erkenntnis um das Wesen des Menschen zu den fundamentalen Dingen, die man im Laufe seines Daseins erlernt. Der Mensch kann so wunderbare Dinge tun, voller Liebe und Mitgefühl seinen Mitmenschen und allen Geschöpfen dieser Erde gegenüber, und er kann so unsagbar grausam und brutal handeln in einer Person. Dem Leben auf der Erde aber ist das egal. Wir als Menschheit sind nur ein winziger Teil all dessen und unbedeutend wie ein Sandkorn am Strand. Der einkehrende Alltag nach einer Katastrophe ist weder gut noch böse. Und auch wenn es kitschig und albern klingen mag, so möchte ich mit der erzählten Weisheit aus der Westernserie „1883” heute schließen, denn in ihr liegt all das verborgen, was ich mit dem größten Buchstabengestammel nicht zuwege bringen könnte:

„Die Welt schert es nicht, ob du stirbst. Sie will deine Schreie nicht hören. Wenn du auf die Erde blutest, saugt sie das Blut auf. Es kümmert sie nicht, dass du verletzt bist. Ich sagte mir, wenn ich Gott treffe, wird meine erste Frage an ihn sein: warum eine Welt voller Wunder erschaffen und sie mit Monstern bevölkern? Warum Blumen erschaffen und dazu Schlangen, die darunter lauern? Welchen Zweck erfüllt ein Wirbelsturm? Dann ging es mir auf: Er schuf das alles nicht für uns.”