Wie schreibt man …

Ach, es ist ein Kreuz mit der Rechtschreibung. Nun bin ich ja schon recht alt, doch manche Dinge wollen sich einfach nicht in meinem Kopf verankern. Gerade eben korrigierte ich in meinem letzten Kommentar „Freitag Abend” zu „Freitagabend”. Genau das ist so ein Fall: Laut Duden heißt es zum Beispiel „Freitagfrüh”, obwohl mein Rechtschreibprogramm dies als Fehler markiert und die Getrenntschreibung vorschlägt. Der Duden sagt dazu, dies sei ein „indeklinables Substantiv ohne Artikel” [Link]. Schreibe ich statt Wochentagen aber heute, morgen oder gestern, so muss es heißen „heute Abend”, „gestern Morgen” aber „morgen früh”= hier wird beim „früh” die Groß- oder Kleinschreibung zur Wahl gestellt (nur bei “früh”, nicht aber bei “mittag”, “abend” usw.), und es wird die Kleinschreibung empfohlen [Link]. Welchen Sinn macht diese Ausnahme? Und generell: Warum werden Wochentage großgeschrieben, doch gestern, heute, morgen klein? Meint man hingegen die Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, so wird wiederum Gestern, Heute oder Morgen großgeschrieben, also das Gestern, das Heute und das Morgen. Wie soll ich mir diese Regeln merken, wenn die Regeln m.E. bereits inkonsistent sind? Logisch wäre für mich: Montag Abend, Dienstag Morgen oder Freitag Mittag, genauso wie Heute Abend, Morgen Früh oder Gestern Mittag. Aber nein, das wäre falsch. Und das bekomme ich partout nicht in mein Hirn. Bin doch ein wenig beschränkt, nicht wahr?

Übrigens habe ich letzte Nacht den begonnenen Mittelalter-Roman doch hintenan gestellt und mit einem Thriller von Don Winslow begonnen. Es ist nämlich einfach so, dass damit die Nacht wie im Fluge vergeht und ich sogar oft morgens zum Feierabend über die Zeit hinaus lese und selbst nach 9 Stunden des ununterbrochenen Lesens die Spannung kaum aushalte; sie zwingt mich förmlich, noch „ebkes schnell” eine geschilderte Szene unbedingt zu Ende zu lesen. Aber das wollte ich jetzt gar nicht betonen, sondern eigentlich nur feststellend bemerken, dass ich noch nie in meinem Leben auch nur eines von den Tausenden Büchern in meinen Händen ohne Fehler erlebt habe. Es sind meist nur Druckfehler aber nicht selten auch klare Rechtschreib- und Grammatikfehler. Wiederum meistens aufgrund einer überholten Rechtschreibregel (es war also seinerzeit noch richtig), trotzdem auch öfter komplett falsch, also im Gestern und Heute und auch gestern Nacht 🙂

So, finde die Fehler, ich habe keine Zeit diesen Eintrag jetzt noch nachzulesen und ggf. zu korrigieren, muss gleich schon wieder los zur „Arbeit”. Machs gut und bis morgen.

Krank

Weil ich die letzten beiden Schichten komplett an einem Tisch im Durchzug verbracht habe, schlug vorhin beim Wachwerden der Hammer zu: Gliederschmerzen, die bei sowieso vorhandenen Rückenschmerzen als Top obendrauf einfach nur phänomenal sind. Dann ein wie in Watte gepacktes Bewusstsein, was dazu führt, wie bei einer Droge, der Realität zu entfliehen, quasi als eine Art Drogenersatztherapie, die mich die Umgebung nicht mehr mitbekommen lässt. Fieber? Natürlich, merkt man selber ja gut, mein Thermometer liegt hingegen irgendwo verborgen und lacht mich aus: „Finde mich!” Husten? Geht so, bisher nur wenig und leicht. Genau wie Kopfschmerzen, bisher auch nur leicht. Magen/Darm? Gottlob gar nicht.

Tja, perfekt getimt, würde ich mal sagen, denn nun werden die vier Tage Freizeit prima für die Genesung draufgehen. Arzt? Ist das eine ernstgemeinte Frage? 🙂

Sofaliegen, jammern, sich selbst bemitleiden und sich von der Welt der Realität verabschieden, das ist angesagt.

Warten auf Gemütsverbesserung

Gleich um 8 Uhr muss ich routinemäßig zum Zahnarzt (alle 6 Monate zum Nachschauen). Auch wenn ich aller Voraussicht bereits nach 3 Minuten schon wieder entlassen werde (okay, „wir” wollen mal nichts beschreien), so habe ich bis dahin irgendwie keine Lust aufs Tagebuch. Schon seltsam, nicht wahr?, wie doch solch ein Popels-Termin einem (mir!) irgendwie das Gemüt verdunkeln kann.

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Nachtrag, 8:45 Uhr: So, allet erledigt, das Dunkel im Gemüt ist fortgeweht 🙂

Broken Things

So ein Mist! Letzte Nacht ist der Film-Rechner (mit externem Netzteil) abgekackt. Einfach mitten im Film, ohne Vorwarnung, Bluescreen oder so etwas und komplett. Als hätte man den Netzstecker gezogen. Er lässt sich nicht mehr einschalten. Zwei andere Netzteile ausprobiert = er will nicht mehr. Sein Problem ist, dass es sich um einen 10 Jahre alten Tischrechner handelt, dessen Komponenten auf dem Board festgelötet sind; CPU, Grafikkarte und Speicher lassen sich nicht einzeln entfernen bzw. sind nicht eingesteckt. Ich habe ihn aufgeschraubt, doch alles sieht normal aus und ist sogar erstaunlich sauber. Keine Schmauchspuren, Gerüche und fast kein Staub. Die rote Diode, die anzeigt, dass Strom anliegt, leuchtet auch, doch nach Drücken des danebenliegenden Startschalters wechselt sie nicht mit dem grünen Betriebs-Licht. Der Schalter ist in Ordnung.

Board kaputt? Oder CPU oder Grafikchip? Hardware-mäßig bin ich ein Laie, wüsste nicht, wie ich die genaue Ursache herausfinden könnte. Erst recht, da sich ja nichts austauschen lässt. Der Rechner lag vor 10 Jahren in der 500-Euro-Preisklasse. Nur seine Festplatte ist wechselbar, sie hatte ich vor 3 Jahren durch eine Samsung-SSD ersetzt.

Provisorisch habe ich nun eine winzige Linux-Box ans Serien- und Filmarchiv angeschlossen (bzw. umgekehrt). Das funktioniert auch soweit. Allerdings bekomme ich trotz Freigaben die Netzwerkverbindung mit dem Windows7-Hauptrechner nicht hin. Mit dem Linux-Netzerkrechner hingegen funktioniert sie, sogar seine 5 angeschlossenen externen Festplatten werden prima von der Box freigegeben bzw. erkannt (also wechselseitig). Woran, verflucht, liegt das nun wieder? Der Netzwerkrechner kommuniziert auch mit Win7 normal. Nur die Box halt nicht mit Win7. Würde ich nun – theoretisch – einen Film von Win7 zur Box ins angeschlossene Archiv schicken wollen, müsste ich den Umweg über den Linux-Netzwerkrechner einschlagen und von dort den Film dann ein zweites Mal ins angeschlossene Archiv der Box verschieben. Himmel!

Und dann kaufe mal einen neuen Tischrechner; abgesehen vom Geld, das ich sowieso nicht habe, werde ich von den Angeboten schlicht erschlagen. Es reicht nur ein schwacher Office-Rechner; keine Spiele, keine Filmbearbeitung usw., aber ich brauche keine neue Festplatte oder ein neues Betriebssystem. Naja, ich werde mal schauen. Jedenfalls stehe ich nun da wie der sprichwörtliche Ochse vorm Berg 🙂 Bis auf Hobby-Bastler kenne ich niemanden vor Ort, der wirklich Ahnung von Hardware hat. Alles ist hier wie in den Internetforen: Das reinste Geschwurbel, man kennt das ja. Sollte ich einen neuen Rechner selber zusammenstellen und die Komponenten in ein neues Gehäuse verbauen, so glaube ich kaum, dass dies auffallend günstiger wäre als ein fertiger Rechner irgendwo im Angebot. Was tun? Fragen über Fragen 🙂

Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort

Schier am Verzweifeln bin ich. Jawohl. Denn nachdem ich gestern zum ersten Mal seit 3 Jahren (!) meine schwarze Dockers-Cap aus Baumwolle per Hand gewaschen habe (die glänzte schon und fühlte sich an, als sei sie wie ein Toastbrot mit Margarine bestrichen worden), verwandelte sich ihre Farbe in ein geschecktes fieses Braun. Jaja, ich weiß, selber Schuld, denn neben Spüli (weil fettlösend), konnte ich’s nicht lassen, auch einen großen Schluck Chlorreiniger dafür zu verwenden. Normalerweise erledigt der jeden noch so hartnäckigen Schmutz – tja, tat er auch, aber leider verwechselte er die Farbpigmente mit allgemeinen Gebrauchsspuren. Nun denn, etwas Verlust ist immer, das weiß man, schließlich besitze ich 3 dieser Kappen und 2 Lederkappen. Also wollte ich eine von ihnen mal eben schnell aus den Schrank nehmen und schon mal an den Haken der Garderobe hängen. Jetzt kommt die Verzweiflung ins Spiel: Wo sind die?

Mit 100-prozentiger Sicherheit weiß ich, dass sie beim Umzug letzten November in einen Karton gepackt wurden. Nur finde ich sie partout nicht mehr. Kann so etwas möglich sein? So groß ist meine kleine Hütte ja nun nicht. Selbst wenn ich 4 Mal hintereinander sämtliche Schubladen, Kommoden, Regale und Restkartons durchstöbere, die Kappen sind nicht mehr auffindbar. Wie verhext ist das.

Also habe ich bei Amazon schon mal vorsorglich neue bestellt, die aber erst vom 8. bis 14. August geliefert werden (kommen direkt aus China). Bis dahin muss ich dann die vergammelte tragen? Ehrlich?

Inneres Ich: „Lass sie doch ganz weg.”

Keinesfalls! Mein blanker Schädel ist leider nicht wie bei anderen Zeitgenossen wohlgeformt. Ohne Kappe sieht meinereiner schlichtweg verboten aus. Und Assi-Kappen mit Schirm setze ich ganz bestimmt nicht auf, eher würde ich ein Trockentuch mit 4 Knoten an den Enden tragen.

Jetzt kannst du, liebe Leserin und lieber Leser, natürlich sagen: „Du hast vielleicht Probleme! Wenn solche Nichtigkeiten meine einzigen Sorgen wären, wäre ich ein glücklicher Mensch.” Der Schein trügt allerdings, denn mein ganzes Selbstwertgefühl hängt an einer solchen Kappe, jawohl!

Inneres Ich: „Wenn dem so ist, dann kann es mit dem Begriff ‘Wert’ in deinem Selbstgefühl aber nicht so weit her sein, nicht wahr?”

Auch das stimmt nur bedingt. So etwas ist nämlich immer nur dann leicht gesagt, wenn man selber nicht davon betroffen ist. Es gibt Frauen, die können nicht ungeschminkt in die Öffentlichkeit gehen. Werden sie dazu aus irgendwelchen Gründen mal gezwungen, dann verstecken sie sich wie ein Häufchen Elend. So ähnlich ist das auch bei mir mit der Kappe, weshalb ich diese Frauen sehr gut verstehen kann.

Nichtsdestotrotz hatte ich genau für einen solchen Fall in weiser Voraussicht schon seit 10 Jahren vorgesorgt. Dass mir nicht mehr einfällt, wo sich die Reserve-Kappen befinden, das bin ich im Grunde auch selber Schuld. Denn exakt das kommt davon, weil ich mich innerlich ständig über Joe Bidens Demenz lustig mache; so etwas geschieht dann immer, ich hätte es wissen können, ja, wissen müssen; denn kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort. Umgehend. Stante pede. Nu’ hab ich den Salat.

Rest In Peace

Och, wie schade. Ein emotionales Tränchen verklärter Vergangenheit trübt meine Sicht und lässt mich kurz übers Auge wischen: Meine uralte externe Festplatte, ein für heutige Verhältnisse riesiger schwerer Klotz in der Größe einer flachen Zigarrenkiste, hat ihren Geist aufgegeben. Rest In Peace! Sie benutzte ich bis jetzt immer noch für die Datensicherung diverser eher kleiner Dateien, also keine Filme usw., wozu sie am Linux-Netzwerkrechner quasi so nebenher angeschlossen war. 750 GB, betrieben mit einem separaten schon vor Jahren durch ein neues ausgetauschtes 12-Volt-Netzteil, das war im Jahre 2000 eine kaum vorstellbare Größe für einen Wechseldatenträger. Sogar mehr passt heute bereits auf eine recht billige Mini-SD-Karte. Daran sieht man die wahnsinnige Geschwindigkeit der technischen Entwicklung. Nun gut, 24 Jahre ist auch schon eine gewaltige Zeit. Es spricht gleichsam für die hervorragende Qualität zumindest damaliger Produkte von „Western Digital”.

Inneres Ich: „Was ist denn kaputt an ihr?”

Sie startet nicht mehr. Es hat sich in den letzten beiden Wochen bereits angekündigt, da lief sie manchmal an und ein andermal eben nicht. Es wurde zur Glückssache. Seit gestern bewegt sich endgültig nichts mehr. Auch mit einem alternativen Netzteil nicht und auch ohne irgendwo angeschlossen zu sein nicht. Strom hat sie (Leuchtdiode), allein es fehlt der entscheidende Schubs, damit sich die innere Platte dreht. Das dauerte übrigens immer knapp 3 Sekunden, bevor sie aus ihrem Ruhemodus erwachte. Auch das ist für heutige Verhältnisse natürlich viel zu lange, hat mir aber nie etwas ausgemacht, im Gegenteil, denn im Geiste munterte ich sie bei Bedarf stets mit freundschaftlichen Worten auf: „Nun komm schon, altes Haus, ein klein wenig Bewegung tut dir bestimmt gut.” Man ist ja manchmal arg bescheuert, wie leicht technischen Geräten eine Seele eingehaucht wird, nicht wahr?

Jetzt ist also ihr Ende gekommen – und nein, mir kam nicht der Gedanke, sie draußen unter einem Strauch zu beerdigen.

Inneres Ich: „Was machst du denn mit ihr, mit der Leiche eines ehemaligen HighTech-Gerätes? Entsorgen?”

Nein, das nu’ auch wieder nicht. „Erst mal” kommt sie in einen Kramkarton, vielleicht baue ich sie ja irgendwann auseinander und schaue, ob sich damit noch spiel- und lerntechnisch etwas anfangen lässt. Falls nicht, zerstöre ich dann mechanisch die metallene Platte rabiat und für immer.

Tja, so ist es, alles vergeht, nichts bleibt ewig. – Bis auf die Küchenuhr 🙂

Perlatoren

Also erst mal habe ich den Tagebucheintrag von letzter Woche, den mit dem Wasserhahn, durch einen Nachtrag „leicht verändert”, und dann staune justamente mal über diesen. Bei Aldi gilt nämlich ab heute (!) ein Angebot für Perlatoren, und rein zufällig hatte ich die Teile vorhin entdeckt. Das nenne ich dann mal Schicksal. Für 2,X Euro gibt es gleich 4 Stück (Badezimmer, einfache) und ebenso für ca. 3 Euro 2 Stück mit Gelenk für die Küche. Das Gelenk (360°) finde ich klasse und überaus praktisch.

Achja, und falls du über den Schmutz auch staunst, der ist eigentlich gar nicht vorhanden, denn ich wische den Hahn täglich ab und erkenne la suciedad tatsächlich nur auf dem Foto aber nicht in Echt 🙂

Putztag

Das Dumme an dem Bodenbelag in Parkett-Optik ist, wenn ich kräftig unter Zuhilfenahme von Chlorreiniger, sagen wir mal, zwei Quadratmeter vom tief eingewachsenen Schmutz wunderbar befreit habe, sieht die vormals als sauber beurteilte Umgebung ihrerseits dreckig schmutzgescheckt aus, denn dann sieht man erst so richtig, wie viel Schmutz sich im Laufe der Jahrzehnte dort angesammelt hat. Wischen allein reicht da nicht. Ein Rattenschwanz tut sich also auf. Schweißtreibend und prima als „Home-Sporting” geeignet. Die Vormieterin, Gott hab sie selig, war Kettenraucherin und eine Wutz sondergleichen. Obwohl ich seit meinem Wohnungseinzug schon mehrfach geschrubbt habe, entstehen nach wie vor neue Unterschiede zwischen sauber hellen und solchen dunkleren Bereichen, die eben nicht den ersten Eindruck untermauern, sie gehörten zur Fake-Holzmaserung. Bestünde der Boden allerdings aus echtem Holz, bekäme ich den Schmutz nie mehr weg bzw. müsste den gesamten Boden abschleifen und neu versiegeln.

Inneres Ich: „Sei der Vormieterin doch dankbar, denn sie sorgt postum für eine regelmäßige Verringerung deines Bewegungsdefizits. Noch dazu erfährst du durch sie hinterher, also wenn, wie jetzt, alles fertig ist, solche wunderbaren und echten Glücksmomente, die ansonsten nur der gemeinen Hausfrau vorbehalten blieben.”

Stimmt! Danke, liebe Wutz Vormieterin, für den nachhaltigen Umgang mit dem Wischwasser und für deine vorausschauende Weisheit, deinen Nachmieter anhaltend gesundheitsfördernde sportliche Ertüchtigungen zu ermöglichen.

Apropos: Nass Schrubben geht immer noch am Effektivsten mit einem herkömmlichen Schrubber und anschließend mit einem Wischer, dessen Fleace mit einer Klick-Und-In-Die-Enden-Steck-Mechanik versehen ist (keine Ahnung, wie die Teile fachsprachig heißen).

Nu’ werde ich noch zwei Stündchen auf dem Sofa liegen, bevor es dann wieder zwei Nächte zur Arbeit geht. Bis Samstag also, halt dich nicht nur sauber, sondern schrubb dich rein 🙂

Wartemodus

Gerade 9:00 Uhr: Der DHL-Zustelltermin für das Küchenwunder stand gestern Abend noch auf heute, dem 7. Mai, nun lautet der Termin morgen, 8. Mai. Wat willste machen? Nix. Schimpfen lohnt nicht, dadurch ändert sich nichts. Die Christkindwarterei geht also noch etwas weiter …

Rentenpolitik

So, dann verabschiede ich mich mal wieder bis Dienstag irgendwann im Laufe des Tages; muss ein wenig für meine Minirente tun. Bei rund 95 Stunden im Monat liegt sie auf Bürgergeld-Niveau, so dass ich in wenigen Jahren Flaschen sammeln gehen muss oder, falls es gut läuft, in derselben Firma bis zum Umfallen „hobbymäig” weiterarbeiten kann.

Weshalb ich nicht mehr bzw. länger arbeite?

Ganz einfach. Erstens wäre die Rente dann nur unwesentlich höher und zweitens, viel wichtiger: die Freizeit wäre seit Jahr und Tag nicht vorhanden gewesen. Sie ist schließlich ebenfalls ein Wert, dem ich wahrscheinlich sogar meine geistige und seelische Gesundheit zu verdanken habe.

Inneres Ich: „Geistige Gesundheit???

Bitte mobbe diese unselige Unke durch Nichtbeachtung.

Drittens besteht ein hohes Risiko, wie bei etlichen anderen auch, die „Rente mit 67” gar nicht mehr zu erleben. In diesem Fall wäre ich zwar von den Grünen und all dem Irrsinn, der uns zweifelsohne noch bevorsteht, für immer befreit, was eine nicht zu unterschätzende Wohltat bedeuten würde, doch wäre ich dann ganz ohne positive Lebenserinnerungen nur als Arbeitssklave vorhanden gewesen, was sich als noch ärmer als mit einer zukünftigen Minirente samt Freizeit-Job darstellen würde, oder wie armselig sich die Leere beim Ausfüllen der Liste des Erlebten bzw. der Taten vor der Himmelspforte anfühlen würde.

Inneres Ich: „Wie? Du gehst nicht arbeiten der persönlichen Erfüllung wegen? Beschäftigung als sinnstiftendes Element deines Daseins? Stichwort: Beruf als Selbstverwirklichung?”

Nun gut, Mobbing liegt mir fern. Ich gehe mal darauf ein. Erfüllung bei der Arbeit? Wer sagt denn so etwas? Ein solcher Beruf müsste für mich erst mal erfunden werden. Ich arbeite, damit ein Grund besteht, die Kloschüssel regelmäßig zu spülen.

Inneres Ich: „Naja, du hast einfach versäumt, für wenige Jahre in die Politik zu gehen. Mit deinem großen Maul wärst du sicher für vielleicht 4 Jahre in irgendeinem regionalen Parlament gelandet und bekämst damit eine Altersversorgung weit, weit oberhalb einer Mini-Rente.”

Aha, Betrug lohnt sich also, möchtest du mir das sagen?

Inneres Ich: „Ach, die Moral. Nimm’s mit Bertolt Brecht. Und außerdem kann Betrug auch Spaß machen. Überhaupt: es ist nie zu spät. Darüber hinaus würde es dir Einblicke in lokale Machtstrukturen ermöglichen und du könntest dich nach Herzenslust schmieren lassen. Wäre das keine super Idee für deine Rente?”

Ein interessanter Gedanke, besser als Flaschensammeln wär’s allemal. Die Rache der Rentner oder so. Was hältst du als Leserin bzw. Leser von dieser Überlegung?

Der ewige Zwiespalt

Eine knappe Woche +X Galgenfrist bleibt, dann beginnt die neue Arbeit. Sie empfinde ich jetzt, obwohl ich noch keine einzige Nacht dort war, als den größtmöglichen Horror, den ich mir vorstellen könnte. Niemals hätte ich freiwillig so etwas ausgesucht. Es ist aber gerade keine andere Arbeit da und ohne hätte ich kein Geld mehr. Noch dazu kommt eine strikte Geheimhaltungspflicht. Falls ich hierüber im Tagebuch etwas schreibe und es sollte gelesen werden, wovon auszugehen ist, bedeutet das meine sofortige Kündigung. Es gäbe da nicht einmal eine Abmahnung zuvor, weil ich per Subunternehmen beschäftigt bin. Daher kann ich nichts weiter dazu schreiben und ebenfalls nicht erklären, weshalb die Arbeit denn Horror für mich ist.

Allerdings bestehen auch einige Vorteile: Erstens das Arbeitszeitmodell. Da habe ich eine Halbtagsbeschäftigung ausgewählt. Tatsächlich hatte ich die Wahl zwischen Vollzeit und Teilzeit. Um die 80, 90 Stunden werden es. Eine einzelne Schicht bleibt dennoch bei knapp 9,5 Stunden. Mit dem Lohn ließen sich gerade so – aber immerhin – meine Lebenskosten komplett bestreiten. Zweitens der Arbeitsweg; ich kann dorthin sogar binnen weniger Minuten zu Fuß gehen, die Stelle liegt tatsächlich vor der Tür.

Trotzdem ist’s schon Jahrzehnte her, dass mir eine berufliche Tätigkeit in vielerlei Hinsicht derart Bauchschmerzen verursacht. Es zieht sich wirklich alles in der Bauchgegend zusammen, ist also nicht nur sprichwörtlich gemeint. Andererseits schreibe ich seit Monaten von meinem Glück, den schicksalhaften und nie für möglich gehaltenen Geschehnissen, die eines unübersehbar zeigten: erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Was also, wenn diese neue Arbeit sich am Ende als eine Fortsetzung der Glückssträhne erweist, als Glied einer Kette, die logisch erst im Nachhinein verständlich wird? Damit meine ich, wenn alles wie in einem riesigen Puzzle-Theater jeweils nur einen Teil eines Gesamtbildes zeigt?

Wieder mal wird die Ansichtssache, also der persönliche Charakter und das Gottvertrauen, zum ausschlaggebenden Moment. Kinderleicht, alles negativ zu sehen, mit ein wenig von einer „alternativen Sichtweise” lässt sich dasselbe aber durchaus auch positiv sehen. In mir findet nun ein paar Wochen lang ein kleiner Wettstreit zwischen meinen Mitbewohnern statt, dem verschlagenen Teufelchen und dem um so mehr energischen Engelchen. Wer wird die Oberhand erhalten? Wer setzt sich am Ende durch?

Novembersturm

90 Prozent der Dinge, die ich in die neue Wohnung mitnehmen wollte, wurden heute rübergekarrt. Mein unendlicher Dank gilt den Helfern (B., S., A. und R.), ohne die ich tatsächlich komplett aufgeschmissen gewesen wäre. Es kam am Rande noch zu unschönen Begebenheiten, die um ein Haar den Umzug verhindert hätten, der aber ebenfalls durch die tatkräftige Unterstützung von B. und S. allen Widrigkeiten zum Trotz geradeaus und konsequent zu Ende geführt werden konnte. Danke! Danke! Danke! Die bloßen Worte bringen nicht ansatzweise das tiefe Gefühl meiner Dankbarkeit zum Ausdruck. Wäre ich reich, ein Millionär, so würde ich die Helfer mit Gold und Geschmeide überhäufen. Man hat ja manchmal den Wunsch, jemandem, der einen „komplett aus der Scheiße gehauen hat” (ich finde, das ist trotz derber Sprache die treffendste Bezeichnung für so manche Rettungsaktion durch anderen Zeitgenossen), eine Badewanne voller Glück zu schenken – wenn man denn Herr über das Schicksal wäre oder darauf wenigstens Einfluss besäße.

Wie dicht beieinander das Schicksal oft ganz willkürlich Positives sowie Negatives verteilt, erfuhr eine weitere Helferin, die mitten im Umzug erfahren musste, dass ihre Schwester an Lungenkrebs erkrankt ist. Für sie brach heute die Welt zusammen – für mich war derselbe Tag von Erfolg gekrönt. Wie ungerecht das Schicksal seine Gaben verteilt, darüber kann man, kann ich, nur fuchsteufelswütend werden.

Deshalb möchte ich jetzt auch nicht zu sehr auf mein unverdientes Glück eingehen, es gar in allen Einzelheiten hier zelebrieren. Der Umzug ist fast zu Ende, alles, was jetzt noch folgt (ein bisschen Packerei in aller Ruhe mitsamt einer einmaligen Fuhre nächste Woche), sind Kleinigkeiten im Vergleich zu dem Berg der Herausforderung, der sich noch heute Morgen vor meinen Augen auftürmte.

Bis hierher soweit vielleicht ein wenig kryptisch die Zusammenfassung des heutigen Tages. Jetzt gehe ich zur Arbeit, radle in den Sturm der Nacht. Ungemütlich? Ja, schon, aber als vorübergehendes Naturspektakel live draußen miterlebt, das hat schon einen mächtigen Reiz. Slalom fahren und gehen zwischen den herabregnenden Baumästen. Sorge oder Angst, davon in Mitleidenschaft gezogen zu werden? Nicht die Bohne! Meine Seele liebt den Sturm, kehrt er doch das Innerste nach außen und ist zudem das Spiegelbild des heutigen wie wahnsinnig gewordenen Schicksals.

Sei gut behütet und genieße jeden Tag, als sei’s dein letzter. Die ganze Strampelei des Lebens ist vollkommen unwichtig und wertlos, was zählt, ist alleine der Moment. Auch dieser Satz klingt furchtbar kitschig, wie dieser Tage schon einmal, doch genau das ist es, was ich dir von Herzen wünsche: einen glücklichen Tag.