Leider wurde mein Kommentar bei „Achgut” über Boris Reitschusters Buch „Meine Vertreibung” oder vielmehr zu den gehässigen Kommentaren, die er sogar aus der „alternativen Medienszene” dafür bekommt, einfach abgeschnitten und zusammengestrichen. Abschneiden und zusammenstreichen sind aber auch eine Art der Zensur, meine lieben Verantwortlichen bei „Achgut”.
Daher folgt zur Dokumentation jetzt der vollständige Kommentar – und eines ist gewiss, ich werde nie mehr bei „Achgut“ kommentieren:
Auch hier in den Kommentaren liest man einige Nachtreter, findet sich Häme und wird Boris Reitschuster wegen seiner persönlichen Meinung, die reichweitenstark nicht zwingend dem „hiesigen Mainstream” entspricht, kritisiert. Und das obwohl sein Bericht der Verbannung überhaupt nichts damit zu tun hat. Auch ihm wird vollumfängliche Solidarität verweigert oder seiner inneren Empörung angesichts der grotesken Erlebnisse, die seit Jahren schon aus jeder zweiten Zeile seiner Artikel dringt, nur mit angezogener Handbremse zugestimmt.
Warum?
Darum: Wie kann ein Boris Reitschuster es wagen, zum Russland-Ukraine-Krieg eine eigenständige Meinung zu vertreten, die der Leserschaft auf „Achgut & Co.” überwiegend nicht in den Kram passt? Es ist dasselbe Verhalten der Ab- und Ausgrenzung des Mainstreams, das auch in den Kreisen der alternativen Medien stattfindet. Es scheint so, als würde heute tatsächlich kaum noch jemand wissen, was Demokratie bedeutet; viele Leute halten andere Meinungen einfach nicht mehr aus. Und dabei spielt das politische Lager überhaupt keine Rolle. Es gibt draußen in der rauen Welt nur noch ein Schwarz-Weiß-Denken, ein Freund-Oder-Feind-Schema.
Die Häme, der derzeit Alice Weidel in den Kommentaren des Mainstreams ausgesetzt ist, findet ihr Pendant im kleineren Ausmaß aber prinzipiell gleich im Umgang mit Boris Reitschuster in den alternativen Medien.
In diesem Umgang mit freien unabhängigen Geistern erkennt man den Entwicklungsstand einer Zivilisation. Was ich heute beobachte, das gleicht einer in Panik verfallenden Herde, die in ihrem Run auseinanderdriftet in mehrere Richtungen. Die Angst vor der eigenen Bedeutungslosigkeit, dem wirtschaftlich persönlichen Ruin und das Erleben der Respektlosigkeit der Medien und der staatlichen Behörden gegenüber den Bürgern, die ihr Leben lang auf eigenen Füßen standen, nun aber gegängelt werden, für Nichtigkeiten bestraft, gecancelt und beschimpft werden, erzeugt seltsamerweise keine Solidarität unter den Gescholtenen, sondern lässt sie mit gleichen Mitteln und Methoden wild um sich schlagen.
Die ersten Opfer sind in der Folge immer die Freigeister, die keinem Club angehören, die Selbstdenker, die sich keiner Partei zugehörig fühlen. Jene Leute zwischen den Stühlen. Von daher ist Boris Reitschuster als Sündenbock bestens geeignet, was mir im Herzen weh tut, denn die Schreihälse („ich bin von Reitschuster zensiert worden”, „Reitschuster, der Putin-Verteufler” usw.) berauben sich nicht allein ihrer eigenen Zukunft – nein, da wir anderen im selben Boot sitzen, gleich unsere mit. Das Land ist nicht gespalten, wie es oft heißt, es ist zersplittert. Die demokratische Kultur des Miteinanders hat sich in eine hysterische Gesellschaft Keulen schwingender Neandertaler entwickelt: und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein.